Liquavista Webseite ist offline – kommt da noch was?

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Es ist schon einige Jahre her, da hat Amazon das niederländische Unternehmen Liquavista übernommen. Die Firma hatte sich auf die Erforschung der massentauglichen Herstellung von Elektrowetting-Displays für Unterhaltungselektronikgeräte spezialisiert – ein Endprodukt bekamen wir aber nie zu sehen. Jetzt ist die Liquavista-Webseite offline.

Die Elektrowetting-Technik versprach einen niedrigeren Stromverbrauch (als LCD), gepaart mit problemloser Ablesbarkeit bei Sonnenlichteinstrahlung. Dabei wandelte man auf den Spuren von E-Ink, deren Displays in jedem modernen eBook Reader zum Einsatz kommen. Der Fokus lag allerdings stärker auf der Nische mehrfärbiger E-Paper-Displays, denn die haben ihren Durchbruch mangels Kontrast und Helligkeit bis heute nicht geschafft.

Amazon-Übernahme (bisher) ohne Erfolge

Nachdem Amazon die Displayfirma übernommen hatte, wurde es jedoch ruhig um Liquavista. Es gab zwischenzeitlich zwar ein Update des Logos und der Webseite, gefolgt von einigen (z.T. kryptischen) Stellenausschreibungen, was die Vermutung aufkommen ließ, dass bald ein massentaugliches Elektrowetting-Display auf den Markt kommen könnte. Letztendlich passiert allerdings nichts.

Ob die Liquavista Webseite endgültig vom Netz genommen wurde, oder eine Störung für die mehrtägige Nichterreichbarkeit verantwortlich ist, bleibt aktuell noch offen. Der angezeigte 503-Serverstatus spricht zwar meist für einen temporären Ausfall, wenn man allerdings ein paar Monate zurückblickt, dann dürfte wohl Ersteres der Fall sein. Im März 2018 berichtete die niederländische Webseite Bits&Chips, dass Liquavista geschlossen wurde.

Update 30.09.2018: Mittlerweile liefert der Aufruf der Liquavista-Domain einen 404-Status zurück, weshalb man davon ausgehen kann, dass die Seite nicht mehr zurückkommen wird.

Offen bleibt dabei, ob dieser Schritt vollzogen wurde, weil die Technik nicht massentauglich herzustellen war, oder weil die Entwicklung in Amazons hausinternes Lab126 verlagert wurde. Von dort kommen alle bisherigen Amazon-Endgeräte – von Kindle, über Fire Tables und Fire Phone bis hin zu Echos mit Alexa.

Elektrowetting-Zukunft

Amazon plant laut CNBC in diesem Jahr noch mindestens 8 neue Alexa-Geräte vorzustellen. Dass neben den Alexa-Gadgets auch ein Kindle eBook Reader dabei sein wird, ist zwar unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. Vielleicht konnte Amazon die Liquavista-Technik in den vergangenen Jahren ja zur Marktfreife bringen und überrascht uns bald mit einer neuen, revolutionären Farb-Kindle-Generation.

Vielleicht reicht die Liquavista-Technik aber auch nur für eine Smartwatch. Das ist ein Segment, das Amazon bisher nicht erschlossen hat und ebenfalls ein denkbarer Einsatzzweck für Alexa wäre.

Ob Amazon die Forschung und Entwicklung an der Elektrowettingtechnik aufgegeben hat, wird sich mit der Zeit zeigen. An anderer Stelle wurde die Technik (wieder) vom jungen niederländischen Unternehmen Etulipa in anderer Form zur Marktreife gebracht. Die Gründer stammen mitunter von Liquavista.

Die Firma berichtete im März von einer ersten Produktionslinie für Elektrowetting-Displays. Der Fokus liegt allerdings nicht auf Unterhaltungselektronik, sondern auf digitalen Plakatwänden. Der Herstellungsvorteil liegt dabei auf den mehreren Zentimeter großen Pixeln.

Im nachfolgenden Demo-Video kann man in der Nahaufnahme sehr klar die Tintenpartikel erkennen. Solche deutlich sichtbaren Bildstörungen wären in Lesegeräten kaum denkbar, dürften sich bei großflächigen Plakatwänden und typischerweise großen Betrachtungsabständen aber nicht negativ bemerkbar machen.


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Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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