Amazon Bücher Verleih erhitzt die Gemüter … in der Verlagsbranche

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Anfang Oktober hatte Amazon den Verleihservice „Kindle Owners‘ Lending Library“ vorgestellt. Dieser erlaubt es Kindle-Nutzern/innen ein eBook pro Monat ohne Zeitbegrenzung auszuborgen. Aus einem Sortiment von über 5000 Büchern kann aktuell gewählt werden. Schon zum Start des Service hat das Wall Street Journal berichtet, dass Amazon dies ohne Rückendeckung der sechs größten US-Verlage macht. Wie aber Publishers Weelky weiter in Erfahrung bringen konnte, scheint der Buchverleih zu einem Großteil ohne das Einverständnis der inkludierten Verlage gestartet worden sein.

Der Grund dafür, dass keiner der sechs größten Verlage im Programm ist, liegt laut Publishers Weekly daran, dass diese ihre eBooks nach dem Agency-Modell bei Amazon verkaufen und die Bedingungen für den Verkauf selbst bestimmen können. Im Gegensatz dazu befinden sich die anderen Verlage, welche sich nun unfreiwillig im Verleihprogramm befinden, in einem Lizenzierungsmodell, welches es dem Händler – in diesem Fall Amazon – erlaubt die Verkaufsbestimmungen zu bestimmen.

Amazon argumentiert die Ausleihe sei als herkömmlicher Verkauf zu werten, weshalb man auch keine Notwendigkeit dazu sah neue Verträge aufzusetzen. Neben den Büchern solcher Verlage sind auch eBooks von Autoren des Kindle-Direct-Publishings-Programms und des hauseigenen Verlags im Verleih-Angebot.

Jetzt beschäftigt diese Sache die Anwälte der betroffenen Verlage. Es wäre also möglich, dass man sich hier vor Gericht wieder sieht. Auf der anderen Seite könnte Amazons Strategie aber auch aufgehen. Möglicherweise steigen ja die Verkäufe der teilnehmenden Verlage, sodass man sich schnell außergerichtlich einigen könnte. Man wird sehen.

Inzwischen hat sich aber auch die Authors Guild, der Autorenverband in den USA, der anfänglichen Kritik der Verlage angeschlossen. Die Autoren bezeichnen Amazons Standpunkt in dieser Angelegenheit in einer öffentlichen Stellungnahme als Unsinn. Das Lizenzierungsmodell der Verlage sieht ausdrücklich nur den Verkauf von eBooks vor, nicht den Verleih, ein Abo oder Werbegeschenke. Abgesehen davon müssten die Verlage auch noch die Einwilligung der Autoren einholen.

Amazon habe hier schlichtweg Vertragsbruch begangen, was man sich in der aktuellen Situation aufgrund der schieren Marktmacht offenbar erlauben kann. Amazon wusste auch, dass sich kleinere Verlage nicht so einfach gegen eine solche Vorgehensweise wehren können – im Gegensatz zu den sechs Großen.

Der Autorenverband rät den Autoren Kontakt mit ihrem Verlag aufzunehmen und der Aufnahme in Amazons Verleihprogramm zu widersprechen. Darüber hinaus bietet der Autorenverband auch direkten Kontakt zu deren Anwälten.

Man darf gespannt sein wann Amazon mit einer ähnlichen Vorgehensweise den deutschsprachigen Markt aufmischt. Auf Nachfrage von Buchreport.de steht bei Libreka ein Verleihservice ebenfalls auf der Wunschliste, doch auf Verlagsseite gebe es keinen Konsens über ein einheitliches Geschäftsmodell. Weiter heißt es: „Und solange es kein einheitliches Meinungsbild gibt, gehen wir davon aus, dass das erstmal kein Thema sein wird“. Da darf die deutsche Verlagslandschaft hoffen, dass Amazon einen Gang zurückschaltet und die Expansion in deren Tempo fortsetzt …

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Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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