Icarus Illumina HD

Mit Blättertasten, Audiofunktion und Beleuchtung nimmt es der Illumina HD mit der Mainstream-Konkurrenz auf.

Steckbrief

Mit dem Icarus Illumina HD schickt das niederländische Unternehmen einen weiteren beleuchteten eBook Reader in den Kampf um Anteile in einen bereits sehr hart umkämpften Markt. Dabei setzt man neben bewährter E-Ink Pearl Technik, auf besondere Merkmale wie die Blättertasten neben dem Bildschirm und die Audioausgabe.

Aber auch die Software ist zum Großteil gut umgesetzt, d.h. es gibt viele Schriftbildoptionen und eine tolle PDF-Anzeige. Allerdings ist an einigen Stellen noch Feinschliff nötig – allen voran bei den Wörterbuch- und Notizfunktionen. Beides ist zwar nutzbar, aber im Vergleich zu anderen Geräten zu umständlich geraten.

Mit gemischten Gefühlen hinterlässt uns der Bildschirm. Einerseits ist das E-Ink Pearl Display mit der hohen Auflösung, den hervorragenden Schwarzwerten und dem hellen Hintergrund wirklich ausgezeichnet ablesbar, andererseits ist die Beleuchtung mit den leichten Verfärbungen aber verbesserungswürdig. Das Problem gab’s auch bei der ersten Generation des Kindle Paperwhite.

Unterm Strich kann der Icarus Illumina HD aber trotzdem überzeugen und ist ein würdiger Nachfolger für den Icarus Pocket. Der Illumina HD verdient sich daher die Note 1,8 Gut.

Testbericht

Das niederländische Unternehmen Icarus hat bereits seit mehreren Jahren verschiedene eBook Reader am Markt. Dabei bleibt das Unternehmen seiner Linie treu, nur eBook Reader mit Audiounterstützung und Blättertasten auf den Markt zu bringen. Besonderes letztere fehlen bei anderen Herstellern häufig.

Mit dem Icarus Illumina HD bringen die Niederländer nun einen weiteren eBook Reader auf den Markt, der die bisherigen Tugenden mit einem beleuchteten E-Ink Pearl Bildschirm kombiniert und es so zu einer seltenen Zusammensetzung am Markt bringt.

Aber das Datenblatt ist ja bekanntlich nicht alles – auf die Umsetzung kommt es an. Ob der Icarus Illumina HD es mit den prominenteren Vertretern der Branche aufnehmen kann, erfährst du im nachfolgenden Test.

Unboxing

Der Icarus Illumina HD wird in einem hochwertig bedruckten Karton ausgeliefert. Daran erkennt man auch gleich die internationale Ausrichtung der Firma, denn die technischen Angaben sind in acht verschiedenen Sprachen aufgedruckt.

In der Verpackung befindet sich das Übliche: Der eBook Reader, ein Micro-USB-Kabel, eine Schnellstartanleitung (in englischer Sprache) und eine Garantiekarte. Der Lieferumfang entspricht damit den meisten anderen Marktteilnehmern.

Verarbeitung

Der Icarus Illumina HD kann (wieder) mit einer ausgezeichneten Verarbeitung überzeugen. Dieser Umstand hat sich bereits bei den letzten Icarus Geräten, die wir getestet haben, positiv bemerkbar gemacht und setzt sich auch bei diesem eBook Reader konsequent fort. Nichts knarzt oder knackst und die Druckpunkte der Tasten sind gleichmäßig, gut fühlbar aber nicht zu hart. So soll es sein. Da dürfen sich andere Hersteller eine Scheibe abschneiden.

Der Illumina HD verfügt über eine Vielzahl an verschiedenen Tasten: Jeweils zwei Blättertasten auf beiden Seiten des Bildschirms, sowie vier Tasten (Home, Menü, Zurück, Bildschirm aktualisieren) und ein 5-Wege-Steuerkreuz unter dem Display.

Praktische Blättertasten, auf beiden Seiten des Bildschirms

Aufgrund der vielen Tasten ist das Gerät auch etwas größer als die Konkurrenz von Amazon oder Kobo, was aber in einer deutlich besseren Handhabung resultiert. Dank der größeren Gehäuseoberfläche liegt der eBook Reader sehr gut in der Hand, was bei anderen Geräten mit sehr schmalen Geräterändern nicht immer so einfach klappt. Die Blättertasten sind zudem sehr gut positioniert, sodass man sie ohne Probleme erreicht.

Die Gehäuseoberfläche besteht aus schwarzem mattierten Plastik und ist relativ unempfindlich gegen Fingerabdrücke. Lichtreflexionen braucht man gar nicht zu fürchten, denn einfallendes Licht wird vom Gehäuse einfach geschluckt. Gleiches gilt für die Rückseite, die aus dem gleichen Material besteht.

Auch unter dem Bildschirms gibt’s ein paar Tasten

Am oberen Geräterand befinden sich der Ein- und Ausschaltknopf (bzw. Standby-Knopf), der Micro-USB-Anschluss und der 3,5 mm Klinkenanschluss für die Audioausgabe über Kopfhörer oder externe Lautsprecher. Der MicroSD-Karteneinschub befindet sich auf der Rückseite des Illumina HD und ist mit einer Schutzkappe versehen.

Ausstattung

Bei der Austattung hebt sich der Icarus Illumina HD einerseits durch die bereits erwähnten Tasten ab, andererseits durch die Audiofunktion. Die findet man ansonsten kaum noch und erlaubt es auch Hörbücher oder Musik (über Kopfhörer oder angeschlossene Lautsprecher) anzuhören.

Der interne Speicher beträgt 4GB, wovon 3,18 GB zur Verfügung stehen. Außerdem kann man den Speicher mit einer MicroSD-Karte erweitern. WLan steht als Drahtlosverbindung zur Verfügung, um auf’s Internet zugreifen zu können.

Display & Beleuchtung

Der Icarus Illumina HD nutzt ein E-Ink Pearl Display mit einer Diagonale von 6 Zoll. Die Auflösung beträgt – dem HD-Kürzel Rechnung tragend – 1024×758 Pixel. Wie üblich kann der Bildschirm 16 Graustufen darstellen. Die Bedienung des Geräts erfolgt über einen kapazitiven Touchscreen, der tadellos reagiert.

Mit zum guten Ton gehört die eingebaute Beleuchtung, die heutzutage ebenfalls nicht mehr fehlen darf. Der Icarus Illumina HD wird mit Hilfe einer Lichtträgerfolie von LEDs beleuchtet. Die Anzahl der LEDs lässt sich nicht feststellen ohne das Gerät auseinander zu nehmen. Vermutlich sind es branchenüblich aber vier oder fünf Stück.

Kontrastverhältnis und Ablesbarkeit

Der Bildschirm des Icarus Illumina HD hinterlässt einen gemischten Eindruck. Aber der Reihe nach.

Sehr gute Ablesbarkeit, dank hellem Bildschirmhintergrund und toller Schwarzwerte; Tolino Shine (links) vs. Icarus Illumina HD (rechts)

Das Display bietet dank guter Schwarzwerte und einem hellen Bildschirmhintergrund, hervorragende Kontrastwerte. Im Durchschnitt messen wir ein Kontrastverhältnis von 12,5:1. Damit übertrifft der Icarus eReader viele andere Geräte.

Kontrastverhältnis ohne Beleuchtung (höher ist besser)

* Aufgrund der E-Ink Carta Technik bietet der Kindle Paperwhite 2 die beste Ablesbarkeit.

Sehr gute Schwarzwerte beim Icarus Illumina HD (rechts)

Die Intensität des Ghosting Effekts liegt am Niveau anderer E-Ink Pearl eBook Reader ohne Regal Technik (z.B. Kobo Glo, Sony PRS-T2, etc.). Die Häufigkeit der vollständigen Bildaktualisierung kann man dazu passenderweise auch selbst einstellen und somit das Beste rausholen, was für die eigene Ghosting-Empfindlichkeit noch akzeptabel ist. Passiert es aber doch mal, dass der Ghosting-Effekt zu stark ist und man sich daran stört, genügt ein Druck auf die „Aktualisieren“-Taste und die Seite wird neu aufgebaut.

Beleuchtung und Bildschirmhelligkeit

Auch mit Beleuchtung setzt sich das gute Bild beim Kontrastverhältnis fort. Mit einem Wert von 13:1 liegt der Icarus Illumina HD ganz weit vorne im Rennen. Einzig dem Kindle Paperwhite 2 muss sich der eBook Reader dahingehend geschlagen geben – das gilt aber für die anderen Mitbewerber genauso, weshalb das in Ordnung geht.

Kontrastverhältnis mit Beleuchtung (höher ist besser)

  • Kindle Paperwhite 2 15:1
  • PocketBook Touch Lux13:1
  • Icarus Illumina HD 13:1
  • Kobo Aura HD 12,5:1
  • Tolino Shine 12:1
  • Kobo Glo 11,5:1
  • Kobo Aura 11:1

Die Farbtemperatur der Beleuchtung ist zwar bläulich, allerdings weniger als bei der Konkurrenz von Tolino oder PocketBook. Das ist als klarer Pluspunkt zu werten, da ein kalter Farbton von vielen Personen als unangenehm wahrgenommen wird.

Kritik muss man an dieser Stelle aber leider auch üben, denn der Icarus Illumina HD hat ein ähnliches Problem wie die erste Generation des Kindle Paperwhite. Die Beleuchtung des Geräts weist leichte Verfärbungen in Form von Farbwolken auf, die je nach eingestellter Lichtstärke und einfallenden Lichts unterschiedlich stark sichtbar sind. Der Effekt ist zum Glück aber etwas weniger stark ausgeprägt als früher bei Amazon und wie auch dort, ist das hier nicht immer ein Problem und wird auch nicht von allen Personen wahrgenommen. Wenn man allerdings empfindlich auf solche Unregelmäßigkeiten reagiert, dann kann das durchaus problematisch sein.

Neutral-gelbliche Farbtemperatur der Beleuchtung als Pluspunkt, leichte Farbwolken als Minuspunkt; Tolino Shine (links) vs. Icarus Illumina HD (rechts)

Wir können nicht abschätzen, ob dies ein generelles Problem der Gerätereihe ist, oder einfach nur an unserem Testgerät auftritt. Beim Kindle Paperwhite waren die Farbwolken nicht immer vorhanden, weshalb wir mal hoffen, dass dies auch beim Icarus Illumina HD so ist. Ein betroffenes Gerät sollte man also bei Nichtgefallen am besten umtauschen.

Die maximale Helligkeit des Icarus Illumina HD liegt etwa am Niveau des PocketBook Touch Lux und misst 36 cd/m². Damit ist dieser zwar dunkler als die meisten anderen beleuchteten eBook Reader, aber im Alltag weiterhin wunderbar nutzbar. Die niedrigste Helligkeitsstufe liegt mit 3,2 cd/m² zwischen Tolino Shine und Kobo Glo.

Maximale Bildschirmhelligkeit in cd/m² (höher ist besser)

  • Kobo Glo 121
  • Kobo Aura 112
  • Kindle Paperwhite 2 91
  • Tolino Shine 41
  • PocketBook Touch Lux 38
  • Icarus Illumina HD 36
  • PocketBook Color Lux 34

Minimale Bildschirmhelligkeit in cd/m² (niedriger ist besser)

  • Kobo Glo 4
  • Icarus Illumina HD 3.2
  • Tolino Shine 2.4
  • PocketBook Color Lux 2
  • PocketBook Touch Lux 1.2
  • Kobo Aura 1.2
  • Kindle Paperwhite (2013) 0.2

Die Lichtstärke lässt sich in 8 Stufen regulieren, wobei die Steuerung hauptsächlich über eine Tastenkombination erfolgt, d.h. im normale Lesemodus gibt es (abgesehen vom Einstellungsmenü) keine Möglichkeit die Helligkeit mit Onscreen-Menüs zu kontrollieren. Das ist aber in erster Linie nur dann ein Problem, wenn man die Bedienungsanleitung nicht gelesen hat, denn im weiteren Verlauf erweist sich die Regulierung per Tasten als komfortabler als der extra Aufruf eines Menüs, wie es bei anderen Geräten nötig ist. Um die Beleuchtung einzustellen muss man die Aktualisieren-Taste gedrückt halten und kann dann mit dem Steuerkreuz die Helligkeit regulieren.

Am Ende lässt uns der Bildschirm mit gemischten Gefühlen zurück. Einerseits bietet das E-Ink Pearl Display eine ausgezeichnete Ablesbarkeit, andererseits sind die Farbwolken der Beleuchtung ärgerlich. Letzten Endes überwiegt aber der positive Eindruck und wir hoffen, dass die Farbwolkenproblematik nur ein Einzelfall ist.

Lesen & Benutzerfreundlichkeit

Die erste Inbetriebnahme des Icarus Illumina HD gestaltet sich denkbar einfach: Man schaltet das Gerät ein und kann auch schon loslegen. Man muss sich nirgendwo registrieren. Ein Nachteil dieses Blitzstarts ist allerdings die fehlende Aufforderung zur Einstellung der Sprache, denn der Illumina HD startet zunächst auf Englisch. Erst wenn man die Sprache in den Einstellungen umgestellt hat, kann man den eBook Reader in deutscher Sprache nutzen. Mit minimalen Englischkentnissen ist das zwar problemlos möglich, aber eine Sprachauswahl zum ersten Start wäre doch besser.

Startbildschirm

Als ehemaliger Icarus-Nutzer wird man sich am Startbilderschirm sofort hemisch fühlen, denn der hat sich im Vergleich zum Icarus Pocket nicht verändert. Am oberen Bildschirmrand werden Uhrzeit und Datum, sowie Akkustand und WLan-Status angezeigt. Direkt darunter befindet sich das zuletzt gelesene eBook und darunter die acht Hauptmenüpunkte:

  • Kürzlich (gelesen)
  • Bücher
  • Bilder
  • Musik
  • Datei-Manager
  • Browser
  • Einstellungen
  • Handbuch

Die Funktionalität des Startbildschirms ist selbsterklärend. Man findet sich hier ohne Probleme zurecht und weiß was hinter jedem Punkt steckt.

Der aufgeräumte Startbildschirm sorgt für eine einfache Bedienung

Im Einstellungsmenü kann man neben der Sprache auch ein paar weitere Veränderungen vornehmen, z.B. die Uhrzeit und das Datum einstellen, das bevorzugte Leseprogramm wählen (AdobeReader oder FBReader), den Bildschirmschoner einstellen oder auch die bevorzugte Schriftart des Systems ändern.

Die größte Besonderheit des Icarus Illumina HD ist vermutlich die Möglichkeit, das Gerät sowohl via Touchscreen als auch mit den Tasten zu bedienen. Allerdings gilt es anzumerken, dass  man den Illumina HD nicht ausschließlich mit einer Variante bedienen kann. Zum Startbildschirm kommt man z.B. nur zurück, wenn man die Home-Taste benutzt und das Lesemenü in einem Buch kann man wiederum nicht ohne den Touchscreen bedienen.

Bibliothek und Sammlungen

Die Bibliothek erreicht man über den Menüpunkt Bücher. Die Bücher sind zunächst in Ordnern sortiert, die im internen Speicher angelegt wurden. Diese Anordnung lässt sich nicht verändern, d.h. die Ordner werden immer alphabetisch geordnet. Die Optik kann man allerdings zwischen einer Cover- und einer Listenansicht umschalten.

Hat man einen Ordner geöffnet, bleibt die zuvor gewählte Ansicht erhalten. Hier gibt es dann auch weitere Optionen um die darin enthaltenen Bücher nach Name, Zeit, Format, Schriftsteller oder Größe zu sortieren.

Schlicht und Funktional: Die Coveransicht erinnert an den Kindle

Außerdem steht eine Suchfunktion zur Verfügung, mit der man Bücher ordnerübergreifend finden kann. Die Eingabe des Buchtitels oder Autors erfolgt über die virtuelle QWERTY-Tastatur mit Hilfe des Touchscreens. Die Tastatur ist übersichtlich und reagiert meist schnell auf Eingaben. Gelegentlich muss man aber einen kurzen Moment warten, bis eine Eingabe erkannt wird. Ungewohnt ist zudem, dass die zuletzt gedrückte Taste markiert bleibt. Dies ist allerdings wegen der optionalen Bedienung mit dem Steuerkreuz nötig und auch sinnvoll. Kritisieren muss man allerdings die fehlende Lokalisation, denn Umlaute kennt die Tastatur nicht.

Buchoptionen

Hat man das gewünschte eBook gefunden, öffnet man es wie gewohnt mit einem einfachen Antippen auf das Cover bzw. den Buchtitel.

Um weiterzublättern kann man entweder in das linke oder rechte Drittel des Bildschirms tippen, oder die bekannte horizontale Wischgeste benutzen. Alternativ kann man natürlich auch die Blättertasten seitlich des Bildschirms benutzen. Das Steuerkreuz kann hingegen nicht zum Blättern verwendet werden.

Am unteren Bildschirmrand befindet sich eine Leiste, die den Lesefortschritt anzeigt. Diese lässt sich auf Wunsch ausgeblenden.

In den Geräteeinstellungen kann man die Häufigkeit mit der das Display vollständig aktualisiert wird anpassen, sodass der Flackereffekt nicht allzu oft auftritt. Mit der Aktualisieren-Taste unter dem Bildschirm kann man die vollständige Seitenaktualisierung auch je nach Bedarf auslösen.

Der Optionsmenü in einem Buch

Tippt man in die Mitte des Displays oder betätigt die Menü-Taste, wird das Lesemenü am unteren Bildschirmrand geöffnet. Außerdem wird am oberen Rand der Buchtitel, der Akkustand und die Uhrzeit angezeigt. Das Lesemenü beinhaltet folgende Punkte:

  • Gehe zur Seite
  • Suchen
  • Seite Einstellungen
  • Lesezeichen hinzufügen
  • Inhaltsverzeichnis
  • Bildschirmorientierung
  • Automatisch umblättern ein/aus
  • Automatisch umblättern Einstellungen
  • Buchinformationen
  • Musik-Player
  • Verlassen

Mit dem Punkt „Gehe zur Seite“ kann man die Seite mit einer Eingabe der Seitennummer schnell wechseln. Mit der Suchfunktion kann man nach Vorkomnissen eines (oder mehrerer) Wörter suchen, die man mit Hilfe der QWERTY-Tastatur eingegeben hat. Die Ergebnisse werden durchlaufend angezeigt, d.h. im Text hellgrau hinterlegt. Von hier aus springt man von Fundstelle zu Fundstelle, wie das bei vielen anderen Geräten auch der Fall ist.

Die Bildschirmorientierung lässt sich in 90 Grad Schritten in 360 Grad drehen. Etwas kompliziert ist die Aktivierung der automatischen Blätterfunktion geraten, denn wie oben schon angeführt, sind die Einstellungen und die Aktivierung in zwei verschiedenen Menüpunkten untergebracht (siehe Bild oben). Auf den ersten Blick ist nicht klar, welcher der beiden Punkte wofür verantwortlich ist, da der Text aus Platzgründen abgekürzt ist (Automatisch umblät…). In den Einstellungen kann man das automatische Umblättern in 10 Sekunden Schritten zwischen 10 und 60 Sekunden anpassen. Die Funktion ist hingegen tadellos.

Schriftbildanpassungen

Die Schriftbildoptionen finden sich im Punkt „Seite Einstellungen“ und sind wieder sehr umfangreich ausgefallen. D.h. auch beim Icarus Pocket kann man die Schriftgröße in 20 Stufen anpassen, den Zeilenabstand in 15 Stufen und für die Seitenränder gibt es drei Einstellungsmöglichkeiten. Dabei werden auch nicht nur die Ränder links und rechts angepasst, sondern auch oben und unten. Das geschieht bei anderen Geräten oftmals nicht, was dann gelegentlich zu einer inhomogenen Darstellung führt. Beim Icarus Illumina HD ist das jedenfalls kein Problem.

Umfangreiche Anpassungsmöglichkeiten bei der Schrift

Außerdem kann man die Schriftart ändern, wobei vier Schriftarten vorinstalliert sind. Auf Wunsch kann man diese erweitern, indem man die Font-Datei in den passenden „Fonts“-Ordner kopiert und das Gerät neu startet. Beim AdobeReader gibt’s leider keine Silbentrennung, lediglich beim FBReader ist diese vorhanden und voreingestellt.

Hat man die passenden Einstellungen gefunden, kann man diese wahlweise auch für alle anderen Bücher als Standardeinstellungen verwenden.

Wörterbuch und Notizen

Der Icarus Illumina HD verfügt auch über eine Wörterbuchfunktion – die allerdings gut versteckt und eher umständlich zu bedienen ist. Um diese nutzen zu können, muss man die passenden Wörterbücher im StarDict-Format zunächst auf das Gerät kopieren. Ist das erledigt, wählt man den FBReader als Standardprogramm für ePub-eBooks aus.

Wenn man nun ein Buch öffnet, kann man mit dem Steuerkreuz das zu übersetzende Wort auswählen und mit einem Klick das Optionsmenü öffnen. Ist das geschehen, öffnet sich ein Optionsmenü am unteren Bildschirmrand, woraus man die Wortübersetzung auswählen kann. Daraufhin öffnet sich ein Fenster in dem sich die Worterklärung befindet. Das nachgeschlagene Wort lässt sich per Eingabefeld und QWERTY-Tastatur auch direkt nachkorrigieren.

Auch eine Wörterbuchfunktion gibt’s beim Icarus Illumina HD

Die Wörterbuchfunktion ist mit dieser Vorgehensweise offensichtlich nicht für die Touchscreenbedienung angepasst worden und erinnert stärker an die Nutzung am Amazon Kindle NT. Das ginge mit einer vernünftigen Touchscreen-Umsetzung jedenfalls deutlich besser. Als zweiter Nachteil ist zu nennen, dass der FBReader keine DRM-geschützten eBooks öffnen kann, was bedeutet, dass man die Wörterbuchfunktion nur mit DRM-befreiten bzw. -freien eBooks nutzen kann.

Während es zwar zu begrüßen ist, dass die Wörterbuchfunktion vorhanden und erweiterbar ist, gibt es hier auf jeden Fall noch viel Verbesserungspotential. In erster Linie sind die Wörterbücher daher im Moment nur als Bonus zu sehen und nicht als Kernfunktion auf die man sich für die häufige Nutzung verlassen sollte.

Gleiches gilt für die Notizfunktion, die beim FBReader ebenfalls vorhanden ist und im Grunde gleich funktioniert, wie die Wörterbuchfunktion. Auch hier muss man die Auswahl mit dem Steuerkreuz treffen und kann dann mittels QWERTY-Tastatur (und Touchscreen) die Notiz eingeben.

PDF-Funktion

Bei der PDF-Funktionalität gibt sich der Icarus Illumina HD wieder versöhnlich, denn die ist ganz ordentlich umgesetzt.

In den Seiteneinstellungen kann man zwischen 20 unterschiedlichen Vergrößerungsstufen und fünf Anzeigemodi wählen. Besonders praktisch ist hierbei die Möglichkeit mit dem Steuerkreuz zu navigieren, denn das erweist sich als sehr komfortabel. Auf Wunsch kann man aber auch mit einem Wischen über das Display zwischen den vergrößerten Bildausschnitten wechseln.

Beim Wechsel des Bildausschnitts wird eine horizontale oder vertikale strichlierte Linie eingeblendet, die anzeigt wo der andere Bildausschnitt aufgehört hat. Das erleichtert die Orientierung ungemein. Die Vergrößerungsstufe bleibt auch bei einem Seitenwechsel vorhanden.

Stufenloses Zoomen oder Scrollen ist allerdings nicht möglich. Das entpuppt sich in der Nutzung aber als kein echtes Problem, da die Bedienung mit dem Steuerkreuz und der zuvor richtig gewählten Zoomstufe bestens funktioniert.

Als weiteren Pluspunkt muss man hier das Vorhandensein der Aktualisieren-Taste nennen. Bei PDF-Dateien passiert es auf eBook Readern oft, dass der Ghosting-Effekt aufgrund des häufigen hin- und herscrollens besonders stark auftritt. Davor sind selbst neue eBook Reader mit Regal-Displaytechnik nicht gefeit. Mit einem Druck auf die Aktualisieren Taste lässt sich der Bildschirm des Illumina HD schnell und einfach aktualisieren, womit Ghosting völlig verschwindet. Sehr praktisch.

Außerdem ist eine Text-Reflow-Funktion vorhanden, die ebenfalls wunderbar (und schnell!) funktioniert. Aktiviert man diese, wird das fixe PDF-Format ignoriert und der vorhandene Text in einen Fließtext umgewandelt. Auch hier stehen wieder 20 Schriftgrößen zur Auswahl. Allerdings gibt’s keine Optionen für die Zeilen- oder Randabstände.

Unterm Strich weiß die PDF-Funktion jedenfalls zu gefallen und bietet dank flotter Tastenbedienung und schneller Reaktionszeiten mehr als die meisten teureren Geräte.

Musik und Browser

Als Extras stehen beim Icarus Illumina HD ein Internet-Browser und der Musikplayer zur Verfügung. Der Browser bietet klassiche Linux-Funktionalität, die auf den E-Ink Bildschirm angepasst wurde. Das umfasst Lesezeichen, eine einstellbare Startseite und verschiedene Zoom-Stufen. Außerdem kann man in eine Vollbild-Anzeige wechseln, in der die oberen Bedienelemente ausgeblendet werden.

Der Browser funktioniert zwar soweit tadellos, ist aber relativ langsam, weshalb es auch keinen Spaß macht schnell mal etwas bei Wikipedia oä. nachzuschlagen. Positiv hervorheben kann man hingegen, dass der Browser das Herunterladen der verschiedensten Dateiformate zulässt, sodass man ePub, PDFs & Co. auch ohne PC auf das Gerät bekommt. Dummerweise werden ACSM-Dateien (Adobe DRM) nicht weiterverarbeitet, d.h. diese lassen sich nicht direkt am Gerät öffnen. Um DRM-geschützte eBooks zu lesen, muss man in dem Fall also weiterhin den Umweg über den PC gehen und die eBooks über USB auf das Gerät kopieren.

Der Browser ist zwar etwas langsam, aber funktioniert ansonsten problemlos

Der Musik-Player macht da schon einen besseren Eindruck. Die Ausgabe erfolgt über angeschlossene Kopfhörer oder externe Lautsprecher. Musik-Dateien die in den „Music“-Ordner kopiert wurden, werden automatisch erkannt und im gleichen Format wie die Bücherübersicht angezeigt. D.h. man kann die Dateien sortieren und in einer Cover- oder Listenansicht anzeigen lassen. Es ist ebenso möglich Ordner mit Unterordnern zu erstellen, d.h. man kann die Musiksammlung oder Hörbücher gut sortieren. Die Ordner werden beim Abspielen dann ebenfalls berücksichtigt.

Die Lautstärke und Songauswahl wird über das Steuerkreuz reguliert, wobei man auch eine zufällige oder wiederholte Wiedergabe einstellen kann. Die Musikwiedergabe läuft im Hintergrund weiter, d.h. man kann während des Lesens Musik hören. Zum Musikplayer kommt man dabei auf jedem Bildschirm immer bequem aus dem Optionsmenü. Dabei wird der Musikplayer in einem kleinen Fenster am unteren Bildschirmrand eingeblendet.

Kompatibilität

Ein großer Vorteil des Icarus Illumina HD ist die breite Formatkompatibilität. Er unterstützt im Grunde alle gängigen eBook Formate, sowie Bild- und Audioformate: PDF, FB2, EPUB, RTF, MOBI, TXT, HTM, CHM, PDB, DJVU, DJV, DOC, ZIP, RAR, JPG, BMP, GIF, PNG, TIFF, MP3, WMA, WAV, FLAC, AAC, OGG.

Der Icarus Illumina HD unterstützt viele verschiedene Dateiformate

Akkulaufzeit

Die Akkulaufzeit des Icarus Illumina HD ist etwas besser als bei den meisten anderen beleuchteten eBook Readern, sodass wir im mehrwöchigen Testzeitraum nur einmal nachladen mussten. Je nachdem wie oft man die Beleuchtung benutzt, wird man also bei Bedarf problemlos mehrere Wochen mit einer Akkuladung auskommen. Dafür sorgt der 1.500 mAh starke Akku, der um rund 50 Prozent größer ist als bei vielen anderen Lesegeräten.

eBook-Kauf

Der Icarus Illumina HD lässt sich grundsätzlich auf vier Arten mit eBooks befüllen. Über die SD-Karte kann man die Bücher extern auf den eBook Reader kopieren. Alternativ kann man eBooks über das mitgelieferte Micro-USB-Kabel mit dem Dateiexplorer (als Massenspeicher) oder Adobe Digital Editions auf das Gerät bringen.

Als vierte Option gibt’s die Möglichkeit per WLan mit dem Browser eBooks herunterzuladen. Wie aber schon zuvor erwähnt, klappt das nur bei DRM-freien eBooks, was den Kauf bei diversen Online-Shops direkt am Illumina HD erschwert.

Die Ordnerstruktur des Speichers wird auch bei der Anzeige der Bibliothek berücksichtigt (siehe oben), was man sowohl als Vor- wie auch als Nachteil sehen kann. Der Vorteil besteht darin, dass man sich ohne zusätzliche Programme unkompliziert Ordnung bewahren kann, die auf jedem PC gleich aussieht. Der Nachteil ist hingegen, dass man ein eBook nicht mehreren Sammlungen hinzufügen kann, ohne es zu duplizieren, was wiederum mehr Speicherplatz benötigt.

Fazit

Mit dem Icarus Illumina HD schickt das niederlädnische Unternehmen einen weiteren beleuchteten eBook Reader in den Kampf um Anteile in einen bereits sehr hart umkämpften Markt. Dabei setzt man neben bewährter E-Ink Pearl Technik, die auch bei den meisten anderen Geräten zum Einsatz kommt, auf besondere Merkmale wie die Blättertasten neben dem Bildschirm und die Audioausgabe. Diese Kombination bietet sonst aktuell niemand.

Aber auch die Software ist zum Großteil gut umgesetzt, d.h. es gibt viele Schriftbildoptionen und eine tolle PDF-Anzeige. Allerdings ist an einigen Stellen noch Feinschliff nötig – allen voran bei der Wörterbuch- und Notizfunktion. Beides ist zwar nutzbar, aber im Vergleich zu anderen Geräten etwas zu umständlich geraten. Daran ändert auch die Erweiterungsmöglichkeit mit StarDict-Wörterbüchern nichts.

Abschließendes Urteil: Ein gutes Gerät, mit Spielraum für Verbesserungen

Mit gemischten Gefühlen hinterlässt uns der Bildschirm. Einerseits ist das E-Ink Pearl Display mit der hohen Auflösung, den hervorragenden Schwarzwerten und dem hellen Hintergrund wirklich ausgezeichnet ablesbar, andererseits ist die Beleuchtung mit den leichten Verfärbungen aber verbesserungswürdig. Das Problem gab’s auch bei der ersten Generation des Kindle Paperwhite. Erfahrungsgemäß lässt sich sagen, dass die Verfärbung nicht allen Personen auffällt und damit im Praxisbetrieb nicht immer so problematisch ist, wie sich das jetzt anhört – ganz ohne wär’s aber natürlich dennoch besser.

Unterm Strich kann der Icarus Illumina HD aber trotzdem überzeugen und ist ein würdiger Nachfolger für den Icarus Pocket. Der Illumina HD verdient sich daher die Note 1,8 Gut.

Fotos

Datenblatt

Technische Daten: Icarus Illumina HD
AllgemeinHerstellerIcarus
Markteinführung2013
Verfügbare FarbenSchwarz
Wassergeschütztnein
GrößeMaße180 x 125 x 10 mm
Gewicht229 g
DisplayDisplaytechnologieE-Ink Pearl
Displaygröße6 Zoll
Displayauflösung1024x768 Pixel
Pixeldichte212 ppi
Farbtiefe16 Graustufen
Touchscreenja, kapazitiv
Eingebaute Beleuchtungja
Blaulichtreduktionnein
Plane Frontnein
VerbindungenUSBja, USB 2.0 (Micro USB)
Bluetoothnein
WLanja, 802.11 b/g/n
GSM / UMTSnein
SpeicherInterner Speicher4GB
Speicherkartenerweiterungja, MicroSD-Karte
FunktionenBetriebssystemLinux
Lautsprechernein
Text-to-Speechnein
Blättertastenja
Unterstützte Dateiformate

PDF, FB2, EPUB, RTF, MOBI, TXT, HTM, MP3, WMA, WAV, FLAC, AAC, OGG, JPG, BMP

Unterstützte DRM-Dateiformate

Adobe DRM (ePub, PDF)

SonstigesAkkulaufzeit / Akkukapazität6000 Blättervorgänge
Lagesensornein
Integrierter eBook Storenein
Sonstiges

3,5 mm Klinkenanschluss

Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren