Bookeen Muse Frontlight

Mit ausgezeichneten Kontrastwerten kann es der Muse Frontlight mit den Marktführern aufnehmen.

Steckbrief

Der Bookeen Muse Frontlight ist das jüngste Modell des französischen eBook Reader Spezialisten. Zunächst sah es bei der Ankündigung des Geräts so aus, als ob es sich um eine kaum veränderte Cybook-Neuauflage handeln würde. Das bestätigt sich in unserem Test allerdings nicht (zum Glück!).

Der eReader zeichnet sich durch ein hervorragendes E-Ink Carta Display mit einer Auflösung von 1024x758 Pixel aus. Die Kontrastwerte des Bildschirms sind sehr gut und brauchen sich vor dem Kindle Paperwhite nicht zu verstecken. Die Hintergrundhelligkeit des Displays ist sogar noch ein wenig besser als beim Amazon Konkurrenten.

Gleiches gilt für die eingebaute Beleuchtung die den Bildschirm ausgesprochen angenehm ausleuchtet. Die Gleichmäßigkeit ist sehr gut – bis auf den unseren Rand. Hier ist eine deutliche Schattenbildung sichtbar, die den Lesebetrieb aufgrund der geringen Höhe allerdings nicht stört. Die Kontrastwerte verbessern sich mit Beleuchtung nochmals drastisch, sodass kaum ein anderes Gerät der Mittelklasse hier mithalten kann.

Tolle Beleuchtung mit einem Nachteil

Bedauerlicherweise gibt’s allerdings auch einen potentiell großen Nachteil: Die Beleuchtungshelligkeit ist selbst bei niedrigster Stufe noch vergleichsweise hoch. Lichtempfindliche Personen können bei Dunkelheit so durchaus geblendet werden, was den Nutzen des Geräts natürlich schmälert. Der Muse Frontlight strahlt bei niedrigster Stufe etwa so hell wie der Paperwhite bei mittlerer Einstellung.

Abgesehen davon ist die Software grundsätzlich eine positive Erwähnung wert. Sie ist einfach zu bedienen und übersichtlich. Es gibt eine Reihe unterschiedlicher Anpassungsoptionen und auch die wichtigsten Grundfunktionen sind mit dabei. Unterm Strich ist der Funktionsumfang aber geringer als beim Amazon-Konkurrenten.

Zusammenfassung

Der Bookeen Muse Frontlight entpuppt sich als überraschend, denn die hervorragende Ablesbarkeit kam völlig unerwartet und ist ein deutlicher Schritt vorwärts im Vergleich zu den bisherigen Geräten des Unternehmens. Zum Preis von rund 110 Euro ist der eReader noch dazu ausgesprochen preiswert. Wäre die Grundhelligkeit nicht ganz so hoch, gäbe es kaum etwas zu bemängeln.

Video


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Testbericht

Bookeen ist bereits ein alter Hase am eBook Reader Markt – seit vielen Jahren stellt das französische Unternehmen dedizierte Lesegeräte her. Einige Zeit waren diese sogar über  Thalia einem großen deutschen Publikum zugänglich, mittlerweile bekommt man die Geräte hierzulande aber (fast) nur noch über das Internet.

Zwischenzeitlich sah es auch ansonsten nicht besonders rosig aus, was die eReader von Bookeen angeht, denn das Unternehmen konnte den angekündigten Start des 8 Zoll Modells Cybook Ocean erst mit einem Jahr Verspätung nachkommen. Abgesehen von dem lange erwarteten Gerät war es zudem lange Zeit ruhig um andere Modelle des Herstellers.

Schließlich klappte es doch und zum verspäteten Marktstart bot Bookeen auch gleich ein weiteres Gerät an, das wir uns heute ansehen: Den Cybook Muse Frontlight. Es handelt sich um einen kompakten 6 Zöller mit E-Ink Carta Display und planer Gehäusefront. Damit verspricht der eReader eine gute Ablesbarkeit – aber reicht das um gegen die deutsche Konkurrenz zu bestehen? Nachfolgend beantworten wir diese und weitere Fragen.

Verarbeitung & Austattung

Der Bookeen Cybook Muse Frontlight ist seit langer Zeit der erste eReader des Unternehmens, der ein völlig neues Design mitbringt. Die vorangegangenen Modelle waren optisch und technisch sehr nahe Verwandte des auch bei Thalia erhältlichen Cybook Odyssey (aus dem Jahr 2011!). Der Designwechsel ist somit ein durchaus großer Schritt.

Neues Design mit einigen alten Elementen. Links: Bookeen Cybook Odyssey HD Frontlight, rechts: Muse Frontlight, beide ohne Beleuchtung

Allerdings hat man sich in einigen Bereichen durchaus weiter an die alte Designsprache gehalten: Der Muse Frontlight besitzt ebenfalls zwei Blättertasten neben dem Display, sowie eine Menü-Taste darunter. Außerdem ist die Displayfront plan – wobei die gesamte Vorderseite dieses Mal aus einem Bauteil besteht, während die Front bei den älteren Modellen zweiteilig war.

Plane Front mit ausgezeichneten Blättertasten

Der Muse Frontlight folgt damit dem Trend des Kindle Voyage und Tolino Vision 2, was nicht nur schick anzusehen, sondern auch haptisch sehr ansprechend ist. Im Gegensatz zum Voyage (druckempfindliche Sensoren) sind die Tasten beim Bookeen Modell reguläre Druckknöpfe, d.h. sie unterbrechen die plane Front. Die Druckpunkte der Knöpfe sind klar fühlbar und gleichmäßig über die gesamte Tastengröße – sehr gut!

Die Verarbeitung des schwarzen Gehäuses ist auf den ersten Blick ebenfalls hervorragend – nichts knarzt oder knackst, alles sitzt fest an seinem Platz. Wenn man allerdings die Beleuchtung aktiviert, dann scheint das Licht an der oberen Gehäusekante und an den Blättertasten leicht durch. Dadurch, dass dieses „Light Bleeding“ gleichmäßig (d.h. symmetrisch) erfolgt und nicht zu hell ist, wirkt es im laufenden Betrieb aber nicht wirklich störend (besser wäre aber natürlich dennoch, wenn es gar nicht erst auftritt).

Lichtaustritt rund um die Außenseite der Front (Display ist abgedeckt)

Weniger schön ist hingegen die Kratzempfindlichkeit der Vorderseite. Wie schon bei anderen Geräten mit planer Front (siehe hier) wird offensichtlich auch beim Muse Frontlight ein relativ weiches Plastik genutzt.

Der eBook Reader war bei mir mehrere Wochen in Verwendung und hat sich dabei (wenige) extrem feine Kratzer zugezogen. Besitzer des Geräts sind daher gut beraten, es mit einer passenden Hülle zu transportieren und nicht am Display abzulegen.

Immerhin ist die schwarze Front relativ unempfindlich gegen Fingerabdrücke, sodass man das Gerät zumindest in dieser Hinsicht entspannt handhaben kann.

Mittig oben hat sich bei unserem Testmodell bei alltäglicher Handhabung ein langer, feiner Kratzer gebildet. Zum Glück ist dieser nicht immer sichtbar.

Am unteren Geräterand sitzen der Micro-USB-Anschluss, sowie der MicroSD-Kartenslot und der Einschaltknopf. Der interne Speicher ist 4 GB groß (2,64 GB nutzbar). Die Rückseite ist frei von Anschlüssen oder Knöpfen.

Das Gewicht des Geräts wird von Bookeen mit 190 Gramm angegeben, tatsächlich ergibt meine Messung aber nur 177 Gramm. Es ist nicht das erste Mal, das die Gewichtsangabe eines Bookeen-eReaders falsch ist – schon beim Odyssey Frontlight war die Angabe nicht korrekt. Damals allerdings zum Nachteil des Nutzers (d.h. das Gerät war schwerer als angegeben). Auch wenn ich mich immer wieder wundere, wie es zu solchen Unstimmigkeiten kommt (Bookeen ist nicht der einzige Hersteller bei dem es soetwas gibt), nehme ich die Gewichtsreduktion dennoch gerne an, denn der Muse Frontlight liegt wunderbar angenehm in der Hand. Die sehr kompakten Abmessungen von 155 x 116 x 8 mm setzten ebenfalls positive haptische Akzente.

Die abgeschrägte Ecke sorgt für eine gute Handhabung

In dem Zusammenhang ist auch die abgeschrägte linke untere Ecke erwähnenswert, die in erster Linie wohl auf eine Designentscheidung zurückzuführen sein dürfte. Tatsächlich sorgt die Kante aber dafür, dass man den eBook Reader angenehm in der linken Hand platzieren kann. Das wäre für die rechte Seite ebenfalls nett gewesen.

Unterm Strich kann die Verarbeitung zwar überzeugen, allerdings muss sich das Gerät zwei Kritikpunkte (Light Bleeding und kratzempfindliche Front) gefallen lassen.

Display & Beleuchtung

Der Bookeen Muse Frontlight besitzt – wie eingangs erwähnt – ein 6 Zoll großes E-Ink Carta Display mit einer Auflösung von 1024x758 Pixel. Damit verfügt das Gerät über eine Pixeldichte von 212 ppi. Es handelt sich somit (zumindest am Papier) um den gleichen Bildschirm wie im Tolino Vision 2 oder Kindle Paperwhite 2.

Tatsächlich präsentiert sich der Muse Frontlight in einigen Aspekten aber sichtbar besser als die bekannte Konkurrenz. Das wird im Grunde schon auf den ersten Blick beim Auspacken des eReader ersichtlich: Der Kontrast ohne Beleuchtung ist hervorragend. Die Schrift ist kräftig schwarz und auch der Hintergrund besitzt eine gute Grundhelligkeit. Damit übertrifft das Modell die beiden genannten Konkurrenten sichtbar und schafft es in unserer praxisnahen, standardisierten Messung auf ein Kontrastverhältnis von 8,25:1.

Damit liegt der Bookeen Muse Frontlight näher am Kindle Voyage als am Paperwhite 2.

Der Muse Frontlight (rechts) bietet sehr gute Kontrastwerte

Anmerkung: Um die Unterschiede zwischen den einzelnen Modellen noch besser sichtbar zu machen, wurde das Messverfahren erneut angepasst, sowie eine andere Lichtquelle verwendet. Die nachfolgenden Zahlen wurden neu ermittelt und sind nicht direkt mit den alten (aus früheren Tests) vergleichbar. Es handelt sich um eine praxisnahe Messung, nicht um das maximale Kontrastverhältnis.

Kontrastverhältnis ohne Beleuchtung (höher ist besser)

Aber das ist längst nicht alles. Wirklich beeindrucktend wird es, wenn man die Beleuchtung aktiviert. Sobald das integrierte Licht eingeschaltet wird, erhellt sich der Hintergrund deutlich, die Schrift bleibt jedoch weiterhin sehr dunkel, was in einem ausgezeichneten Kontrastverhältnis von 10,78:1 resultiert. Damit übertrumpft der Muse Frontlight selbst den teuren Kindle Voyage von Amazon – und nebenbei bemerkt auch alle anderen bisher getesteten eReader.

Kontrastverhältnis X:1, mit voller Helligkeit (höher ist besser)

  • Bookeen Muse Frontlight 10.78
  • Kindle Voyage 10.5
  • Kobo Aura H2O 10.0
  • PocketBook Touch Lux 3 9.54
  • PocketBook Touch Lux 2 9.4
  • Kobo Glo HD 9.21
  • Kindle Paperwhite 2 9.0
  • Icarus Illumina 2015 7.4
  • Tolino Vision 2 7.4
  • Tolino Vision 1 6.5
  • PocketBook Ultra 4.9

Beleuchtungshelligkeit und -Qualität

Auch wenn die Kontrastwerte des Geräts wirklich hervorragend sind, perfekt ist das Display des Muse Frontlight leider dennoch nicht. Der größte Kritikpunkte ist in diesem Zusammenhang auf jeden Fall die hohe Minimalhelligkeit des integrierten Lichts.

Mit 9,9 cd/m² ist die Beleuchtung selbst auf der ersten Stufe sehr hoch, was im abgedunkelten Schlafzimmer selbst Personen die ansonsten eigentlich nicht besonders lichtempfindlich sind, stören könnte.

Ebenfalls sehr hell leuchtete der eReader mit der höchsten Einstellung – in dem Fall ist eine hohe Helligkeit allerdings erwünscht. Mit 146 cd/m² übertrifft der Muse Frontlight im Grunde jeden anderen modernen Mainstream-eReader.

Maximale Bildschirmhelligkeit in cd/m² (höher ist besser)

  • Bookeen Muse Frontlight 146
  • Kindle Voyage 122
  • Kobo Glo 121
  • Kobo Aura 112
  • Kobo Aura H2O 99
  • PocketBook Touch Lux 2 96
  • Kindle Paperwhite 2 91
  • PocketBook Sense 70
  • Tolino Vision 2 53
  • Tolino Shine 41
  • PocketBook Ultra 40

Minimale Bildschirmhelligkeit in cd/m² (niedriger ist besser)

  • Bookeen Muse Frontlight 9.9
  • Kobo Glo 4
  • Tolino Shine 2.4
  • PocketBook Sense 2.4
  • Tolino Vision 2 2.2
  • PocketBook Ultra 2
  • Kobo Aura H2O 1.2
  • Kobo Aura 1.2
  • PocketBook Touch Lux 2 1.1
  • Kindle Voyage 0.2
  • Kindle Paperwhite (2013) 0.2

Der vertikale Farbverlauf stört nicht allzu stark, ist aber eben doch sichtbar

Über den gesamten Bildschirm ist ein schwacher Helligkeitsverlauf sichtbar, der den Lesebetrieb dank homogener Farbtemperatur aber nicht stört. Etwas störender ist da unter Umständen die recht deutliche Schattenbildung am unteren Displayrand, die auch schon beim Odyssey Frontlight zu sehen war. Sinnvollerweise lässt man aus diesem Grund die Fußzeile innerhalb eines eBooks eingeblendet, denn dann reichen die Schatten nicht bis zum Text.

Die Farbtemperatur der Beleuchtung ist sehr kühl und sichtbar ins Bläuliche gehend, womit der Muse Frontlight in dieser Hinsicht stark an den Vorgänger erinnert.

PocketBook Touch Lux 3 (links) und Muse Frontlight (rechts) im Vergleich

Ebenfalls kein Grund zur Freude ist der kapazitive Touchscreen. Dieser reagiert zwar grundsätzlich sehr sensibel auf Berührungen, allerdings scheint die Empfindlichkeit an den Rändern abzunehmen, weshalb man dann gelegentlich mehrmals oder generell fester drücken muss, bevor die gewünschte Aktion durchgeführt wird. Das kann mitunter durchaus nervig sein.

Unterm Strich kann der Muse Frontlight besonders mit den wirklich hervorragenden Kontrastwerten überraschen und überzeugen. Mit einer solch kräftigen Textdarstellung hätte ich bei einem Gerät in der 100 Euro Preisklasse nicht gerechnet. Bedauerlicherweise ist das Display aber trotzdem nicht perfekt, denn insbesondere die hohe Grundhelligkeit der Beleuchtung macht diese Vorteile je nach Empfindlichkeit des Nutzers möglicherweise zunichte.

Lesen & Benutzerfreundlichkeit

Die Ersteinrichtung des Bookeen Muse Frontlight gestaltet sich besonders einfach: Man drückt den Power-Knopf und landet nach der Sprachwahl schon am Startbildschirm. Uhrzeit und Datum müssen nicht eingestellt werden, denn die werden ohnehin nirgendwo (!) angezeigt. Auch eine Registrierung ist nicht notwendig.

Der Startbildschirm präsentiert sich für bestehende Bookeen Nutzer mit bekannter dreifacher Aufteilung, aber modernisierter Optik. im oberen Drittel des Homescreens wird das zuletzt gelesene eBook angezeigt, in der Mitte die vier zuletzt hinzugefügten oder gelesenen Titel (mit Schieber bis zu 20 eBooks) und am unteren Rand ist die Verknüpfung zum Bookeen eBook-Shop prominent platziert.

Startbildschirm

Die Bedienoberfläche erinnert ingesamt sehr stark an das alte Bookeen-System, das man bereits bei den Thalia-Geräten gesehen hat. Allerdings hat das französische Unternehmen in einigen Bereichen Änderungen vorgenommen, die in erster Linie darauf abzielen, die Übersicht zu verbessern. Viele Eingaben werden in neuen, bildschirmfüllenden Fenstern gemacht und die alte, schiebelastige Menüführung ist (glücklicherweise) weitestgehend verschwunden.

Auch wenn das System jetzt aufgeräumter und intuitiver wirkt, an einigen Stellen (z.B. bei Pop-Up-Fenstern) wirkt die Optik aber zumindest ein wenig altbacken. Das tut der Nutzbarkeit zwar keinen Abbruch, ist aber nicht ganz so hübsch anzusehen, wie die aufpolierten User Interfaces der Konkurrenz.

Bibliothek und Lesebetrieb

Ein wenig ungewöhnlich präsentiert sich die Bibliotheksfunktion, denn anstatt direkt in der virtuellen Bibliothek zu landen, wie das üblicherweise der Fall ist, wechselt man in eine Listenansicht, die folgende Punkte beinhaltet:

  • Meine Sammlungen
  • Neu
  • Jetzt lesen
  • Beendet
  • Alle Bücher
  • Alle Bücher (Bilddateien)
  • Ordner

Im Gegensatz zu den meisten anderen Systemen wird hier also schon vor der eigentlichen Buchansicht ein Filter gesetzt. Auch wenn man einen Klick mehr benötigt, um bei den eBooks zu landen, ist das letztendlich nicht wirklich besser oder schlechter – nur eben ungewohnt.

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Sammlungen lassen sich direkt am Gerät erstellen und anpassen. Einzelne Titel können mehreren Sammlungen zugeordnet werden – bedauerlicherweise ohne Calibre Schlagwort-Unterstützung. Es handelt sich um eine proprietäre Funktion.

Dennoch darf man sich über die kombinierte Unterstützung für Sammlungen und Datei-Ordner freuen. Über den entsprechenden Menüpunkt lässt sich die Verzeichnisstruktur bequem nutzen, was immer eine willkommene Alternative ist.

Die eBook-Übersicht kann schließlich in Listen- oder Coveransicht angezeigt, sowie nach Titel, Autor und Dateiname sortiert werden. Auch eine gut und schnell funktionierende Suchfunktion ist mit dabei. Die Suchworte werden mit Hilfe der virtuellen QWERTZ-Tastatur eingegeben, die zwar nicht ganz so schnell reagiert wie bei Amazon oder Tolino, aber dennoch ausreichend flott ist. Das Tastenlayout ist grundsätzlich gut (inkl. Umlauten und Zahlen), für Satzzeichen muss man allerdings in ein Sonderzeichenmenü wechseln (was bei Notizen unpraktisch sein kann).

Mit einem Antippen öffnet man das gewünschte eBook. Standardmäßig wird dabei die Kopfzeile mit dem Titel des Buches, sowie die Fußzeile mit der Seitennummer angezeigt. Beides lässt sich auf Wunsch ausblenden.

Geblättert wird mit einem Wischen, Antippen oder den Blättertasten (deren Belegung sich auch vertauschen lässt – praktisch für Linkshänder).

Schriftbildoptionen

Als Texteinstellungen stehen Schriftgrößen zwischen 17 und 106 Punkt zur Auswahl, sowie acht Schriftarten (eigene Fonts können nachinstalliert werden), jeweils drei Stufen zur Einstellung der Zeilenhöhe und des Randabstands, sowie die Ausrichtung (linksbündig und Blocksatz). Unter den fortgeschrittenen Einstellungen gibt’s zudem die Option die Silbentrennung zu aktivieren und die Schriftdicke zu verstärken.

Ein willkommener Bonus ist außerdem der Nachtmodus, mit welchem der Bildschirm innerhalb eines Buches invertiert wird, sodass der Hintergrund schwarz und der Text weiß ist. Bei Nutzung des Nachtmodus empfiehlt es sich die vollständige Seitenaktualisierung nach jedem Blättervorgang vornehmen zu lassen, andernfalls ist der ansonsten unauffällige Ghosting-Effekt gut sichtbar.

Nachtmodus mit invertierter Ansicht (nur im Lesebetrieb, nicht in den Menüs)

Markierungen, Notizen & Wörterbuch

Die Wörterbuchfunktion gehörte schon bei den älteren Modellen nicht zur Stärke von Bookeen und das hat sich trotz einiger sinnvoller Anpassungen bedauerlicherweise nur unwesentlich geändert. Mit einem langen Antippen kann man ein Wort nachschlagen, woraufhin ein bildschirmfüllendes Fenster geöffnet wird. Darin werden zunächst ähnliche Suchbegriffe aufgelistet und man kann eine Auswahl treffen, welche Worterklärung man nachschlagen möchte.

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Ist das erledigt, wird der Eintrag aus dem Wiktionary angezeigt. Bookeen nutzt somit die gleiche Quelle wie die Tolino-Allianz, was weiterhin nicht die beste Wahl ist und jedenfalls nicht mit redaktionell gepflegten Wörterbüchern mithalten kann.

Drei Wörterbücher sind vorinstalliert (Deutsch, Französisch, Italienisch), weitere lassen sich grundsätzlich nachinstallieren, allerdings stellt Bookeen nicht allzu viele zur Verfügung. Fortgeschrittene Nutzer können StarDict-Wörterbücher auch selbst ins passende Format konvertieren.

Die Notiz- und Markierungsfunktion lässt sich auf zwei Arten nutzen: Entweder man tippt mit zwei Fingern gleichzeitig auf den Anfang und das Ende des Textabschnitts, woraufhin ein Kontextmenü erscheint, oder man öffnet die Leseoptionen, wechselt in das Anmerkungen-Untermenü, öffnet die Anmerkungseinstellungen und hat dann die Auswahl ein Lesezeichen, ein Highlight (Markierung) oder eine Notiz hinzuzufügen.

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Die erste Methode funktioniert nach kurzer Eingewöhnung zwar grundsätzlich ganz gut, dennoch vermisst man als Nutzer anderer eReader die Möglichkeit mit einem einfachen Wort-Antippen das entsprechende Kontextmenü aufzurufen. Die zweite Variante ist selbstverständlich zu langwierig bei wiederholter Notiznehmung.

Lesezeichen können auch mit einem Klick in die rechte obere Ecke gesetzt werden.

PDF-Anzeige

Die PDF-Funktionalität des Bookeen Muse Frontlight ist solide und bietet einige gute, sinnvolle Anzeigeoptionen. Dazu gehört die Vergrößerung der Seite auf bis zu 150 Prozent der Originalgröße, sowie Anpassung an die Bildschirmgröße (und -Breite und -Höhe). Die Bildschirmausrichtung kann um 90 oder 180 Grad gedreht werden und auch ein automatischer Randbeschnitt ist einstellbar.

Zusätzlich steht eine PDF-Reflow Funktion zur Verfügung, die im Rahmen der üblichen Einschränkungen (Textformatierung, Bilder, Tabellen, etc.) gute Dienste leistet.

PDF-Anzeigeoptionen

Nicht ganz so gut ist das Fehlen der Pinch-To-Zoom-Option, d.h. Multi-Touch bietet die PDF-Anzeige nicht. Für jeden Vergrößerungsschritt muss man ins Menü wechseln, was mühsam sein kann.

Die Reaktionsfreudigkeit variiert je nach PDF-Datei ein wenig. Manchmal wird flott umgeblättert bzw. der Bildschirmausschnitt weitergeschaltet, andere Male dauert es eine Gedenksekunde.

Sonstiges

Im gesamten Testverlauf ist die ausgesprochen lange Akkulaufzeit des Bookeen Muse Frontlight positiv aufgefallen. Das Gerät musste in mehreren Wochen nur einmal an den Strom, trotz z.T. häufiger Nutzung. Der Stromverbrauch im Standby-Modus ist sehr gering.

Der Internet-Browser des Geräts sieht optisch zwar altbacken aus, ist für kurze Recherchen dennoch brauchbar. Mit moderneren Browsern von Tolino oder Amazon kann er aber bei weitem nicht mithalten. Abseits der Lesezeichenfunktion gibt’s keinerlei Einstellungsmöglichkeiten (Login-Daten werden ebenfalls nicht gespeichert) und im Gegensatz zu früheren Bookeen eReadern kann man den Browser auch nicht nutzen um ACSM-Dateien herunterzuladen. Ein entsprechender Versuch wird mit einer Fehlermeldung quittiert.

Das gleiche gilt auch für das Firmwareupdate, das bei jeder Verbindung zum eingebauten (französischen) eBook-Store angezeigt wird. Dieses ließ sich während des gesamten Testzeitraums nicht OTA (Over-The-Air) herunterladen und auf der Bookeen Homepage wird es nicht zum manuellen Download angeboten.

Fazit

Es hat erstaunlich lange gedauert bis Bookeen einen neuen, modernen 6 Zöller auf den Markt gebracht hat. Einige Marktbeobachter haben schon vermutet, dass sich das fanzösische Unternehmen nach den schier endlosen Verschiebungen des Cybook Ocean letztendlich aus dem Markt zurückziehen oder zumindest keine eigenen Geräte mehr herstellen wird.

Falsch gedacht: Mit dem Cybook Muse Frontlight melden sich die Franzosen zurück und können dabei gleich in einigen Bereichen überraschen.

Der wichtigste Pluspunkt des jüngsten Bookeen 6 Zöllers ist ohne Zweifel das hervorragende E-Ink Carta Display, das zwar nicht so hoch auflöst wie der Bildschirm des Kindle Voyage, aber ebenfalls ausgezeichnete Kontrastwerte bietet. Aktiviert man die Beleuchtung kann der Muse Frontlight in Hinblick auf den Kontrast quasi jeden Konkurrenten hinter sich lassen.

Der Bookeen Cybook Muse Frontlight ist ein gutes Lesegerät mit hervorragenden Kontrastwerten, hat in einigen Bereichen aber weiterhin Verbesserungspotential.

Wie üblich gilt aber auch hier: Wo Licht ist, ist auch Schatten. Während das Kontrastverhältnis sehr gut ist, muss sich der eReader wegen der sehr hohen Minimalhelligkeit der Beleuchtung Kritik gefallen lassen. Diese sorgt dafür, dass man im vollständig abgedunkelten Raum unter Umständen geblendet wird. Auch die bläuliche Farbtemperatur wird wohl nicht jedermanns Geschmack treffen.

Die Software des Bookeen Muse Frontlight kann unterm Strich dank des weitestgehend übersichtlichen Aufbaus zwar überzeugen, allerdings sind die überschaubaren Neuerungen (seit der Thalia-Zeit) letztendlich doch ein wenig enttäuschend. Insbesondere Wörterbuch- und Notizfunktion hätte man deutlich verbessern können.

Unterm Strich hinterlässt der eBook Reader dennoch einen guten Eindruck und kann sich dementsprechend auch die Note 1,9 holen. Für Personen die gerne abseits des Mainstreams auch anderen Herstellern eine Chance geben möchten und ein presiwertes E-Ink Carta Modell mit hervorragenden Kontrastwerten suchen, ist der Muse Frontlight jedenfalls einen Blick wert.

Fotos

Datenblatt

Technische Daten: Bookeen Muse Frontlight
AllgemeinHerstellerBookeen
Markteinführung2014
Verfügbare FarbenSchwarz
Wassergeschütztnein
GrößeMaße155 x 116 x 8 mm
Gewicht190 g
DisplayDisplaytechnologieE-Ink Carta
Displaygröße6 Zoll
Displayauflösung1024x758 Pixel
Pixeldichte212 ppi
Farbtiefe16 Graustufen
Touchscreenja, kapazitiv
Eingebaute Beleuchtungja
Blaulichtreduktionnein
Plane Frontja
VerbindungenUSBja, USB 2.0 (Micro USB)
Bluetoothnein
WLanja, 802.11b/g
GSM / UMTSnein
SpeicherInterner Speicher4 GB
Speicherkartenerweiterungja, MicroSD-Karte
FunktionenBetriebssystemLinux
Lautsprechernein
Text-to-Speechnein
Blättertastenja
Unterstützte Dateiformate

EPUB, PDF, HTML, TXT, FB2, DJVU, JPEG, PNG, GIF, BMP, ICO, TIF, PSD

Unterstützte DRM-Dateiformate

Adobe DRM

SonstigesAkkulaufzeit / Akkukapazität1 Monat
Lagesensornein
Integrierter eBook Storeja
Sonstiges
Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren