Adobe Digital Editions 4 wird mit Bloatware ausgeliefert

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In den vergangenen Jahren hat sich Adobe nicht besonders viele Freunde gemacht. Das Unternehmen lässt sich trotz der Negativschlagzeilen und -Stimmung aber nicht beirren und sorgt im Moment neuerlich für Stirnrunzeln. Die Einzelheiten findest du weiter unten – zuvor schauen wir uns noch kurz den (katastrophalen) Werdegang seit 2013 an: Die Stimmung hat sich auch abseits des eBook-Marktes langsam begonnen zu drehen, als Adobe 2013 angekündigt hat, die Creative Suite Programme nicht mehr zum einmaligen Kauf anbieten zu wollen, sondern im Abomodell.

Kurz darauf wurde Adobe gehacked und aus den anfänglich kolportierten 2,9 Millionen betroffenen Nutzern wurden im Endeffekt 150 Millionen gestohlene Nutzerdaten, was möglicherweise allen Adobe-Kunden entspricht. Autsch.

Wenige Monate später kündigte Adobe eine geplante Umstellung des DRM-Systems für eBooks an. Der Kopierschutz sollte dann nicht mehr zu knacken sein, die Umstellung wollte man zwingend bis Mitte 2014 erledigt haben. Das hätte bedeutet, dass alte eReader-Modelle Dateien mit dem neuen DRM-System ohne entsprechendes Softwareupdate nicht mehr hätten öffnen können. Nach zahlreichen Protesten und Negativschlagzeilen zog Adobe die Notbremse und rückte vom Plan der Zwangsumstellung ab.

Das nächste Problem lauerte aber schon und hat wieder Millionen Nutzer betroffen: Das neue Herzstück des Unternehmens – die Cloud-Dienste – ist Mitte 2014 für über 24 Stunden ausgefallen. Dadurch konnten Creative Cloud Nutzer weder die dazugehören Programme verwenden, noch konnten eBook-Leser DRM-geschützte eBooks herunterladen.

Und schließlich wurde dann auch noch bekannt, dass Adobe Daten aus Digital Editions im Klartext an die eigenen Server schickt, sodass diese mit entsprechenden Methoden von Dritten ausgelesen werden konnten. Mittlerweile nutzt man eine SSL-Verbindung, sodass die Daten nur verschlüsselt übertragen werden.

Norton-Bündelung für ADE-Nutzer

Nach fast einem Jahr ohne besondere Negativschlagzeilen war es wohl wieder an der Zeit in den Blickpunkt zu rücken: Wie The Digital Reader berichtet, wird Adobe Digital Editions 4 ab sofort mit Norton Security Scan gebündelt.

Das habe ich natürlich sofort ausprobiert, doch die ADE-Installation lief bei mir ohne das entsprechende Norton-Popup normal durch und das Programm ließ sich wie gewohnt starten. Vielleicht eine länderabhängige Sache?

US-Nutzer ärgern sich über das Norton-Popup

Und tatsächlich bestätigte der nächste Versuch diese Vermutung: Nachdem die Windows Systemeinstellungen entsprechend des US-Marktes (Standort und Sprache) geändert wurden, erschien bei der Installation von Digital Editions 4 das Norton-Fenster in dem man den Security Scan aus- oder abwählen konnte.

Nun ist das für sich genommen eigentlich keine große Sache, denn einerseits nutzt Adobe eine ähnliche Strategie bereits bei der Flash-Player-Installation, die ebenfalls mit einem Norton Programm gebündelt ist und andererseits ist sogenannte Bloatware für viele Programmentwickler eine wichtige Einnahmequelle um die Geschäftstätigkeit zu unterstützen bzw. zu finanzieren.

Im Fall von Adobe und Digital Editions ist der Schritt aber dennoch nicht legitim, denn das Unternehmen wird für die Nutzung der DRM-Dienste bereits bezahlt: Für die Shops fallen sowohl Lizenzgebühren, als auch Kosten für jeden einzelnen DRM-eBook-Kauf an. Dass Adobe nun auch auf Nutzerseite Geld mit dem unbeliebten Kopierschutzsystem machen will, stößt jedenfalls sauer auf.

Adobe verliert bei eBooks an Wichtigkeit

Ein Trost für deutsche Nutzer ist zumindest, dass diese Norton-Bündelung hierzulande (aktuell noch) entfällt. Die Frage ist natürlich: Wie lange hält dieser Zustand an? Möglich, dass Adobe die Distribution im Moment am US-Markt austestet und später auch international ausweiten möchte. Man darf gespannt sein.

Glücklicherweise kehren immer mehr deutsche Verlage Adobe DRM den Rücken und setzen stattdessen auf weiches DRM bzw. digitale Wasserzeichen. Wenn der Trend anhält, dann wird sich das ganze Adobe-Dilemma über kurz oder lang (hoffentlich) von selbst erledigt haben.

Im Moment kommen die meisten eBook-Leser abseits des Kindle-Systems aber nicht an der Nutzung einer Adobe ID herum.

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Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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