Kindle Colorsoft im Test: Amazon bekennt Farbe

Geschätzte Lesezeit: 19:02 min.

Nach jahrelangem Spekulieren und Warten hat Amazon, wie berichtet, mit dem Kindle Colorsoft endlich Farbe in seine Kindle-Reihe gebracht. Doch wird das neue Lesegerät dem Hype gerecht?

Amazon verspricht, dass der Kindle Colorsoft alles bietet, was Kindle-Fans lieben: gestochen scharfen, kontrastreichen Text, wochenlange Akkulaufzeit und ein blendfreies Display. Mit der bereits von anderen Herstellern bekannten E-Ink Kaleido 3 Farbtechnologie soll er Buchcover, Markierungen, Anmerkungen, Grafiken und Bilder ansprechender darstellen, ohne das Leseerlebnis zu beeinträchtigen. Dafür will Amazon mit zusätzlichen Verbesserungen bei den LEDs und der Lichtträgerfolie sorgen.

Aufbauend auf dem Kindle Paperwhite Signature Edition bietet der Colorsoft außerdem mehr Speicher (32 GB), ein automatisch anpassbares Frontlicht und kabelloses Laden. Außerdem verfügt er über IPX8-Wasserschutz und ein integriertes Frontlicht, das sich in der Farbtemperatur anpassen lässt.

Aber die entscheidende Frage ist: Verbessern diese Funktionen und der Zusatz von Farbe tatsächlich das Leseerlebnis, oder ist es mehr Schein als Sein?

Video-Test (Englisch)

Nachfolgend der Testbericht als englischsprachiges Video:


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7 Zoll Farb-E-Ink-Display

Das 7-Zoll-Farb-Display ist ohne Zweifel das Herzstück des Kindle Colorsoft. Es nutzt E-Ink Kaleido 3 Technologie, die bereits seit geraumer Zeit auch beim Mitbewerb zum Einsatz kommt, z.B. im Tolino Vision Color oder PocketBook InkPad Color 3.

Bibliothek, jetzt in Farbe

Dabei versucht Amazon bereits mit dem Namen des eBook Readers die Erwartungshaltung ein wenig in die richtige Richtung zu lenken: Colorsoft. Was sich in etwa wie „Farbsanft“ übersetzen lässt. Und das trifft den Nagel auf den Kopf, denn sanfte Farben sind ein Kennzeichen von Farb-E-Ink Technik. D.h. man darf sich nicht die gleiche hochgesättigte Farbdarstellung erwarten wie bei einem Smartphone oder Tablet.

Was aus meiner Sicht aber völlig in Ordnung ist und eigentlich nur im direkten Vergleich eine Rolle spielt. Denn diesen Direktvergleich stellt man sowieso nur unmittelbar nach dem Erwerb an und im täglichen Betrieb gewöhnt man sich sehr schnell an die eher pastellartigen Farben.

Ein LCD Tablet wir das iPad Mini (links) hat kräftigere Farben als der Colorsoft (rechts), aber nichtsdestrotrotz bietet der Kindle Colorsoft für sich genommen ein tolles Leseerlebnis

Und so funktioniert’s: Ebenso wie beim Kindle Paperwhite verwendet das E-Ink-Display im Kindle Colorsoft schwarze und weiße E-Ink-Partikel – winzige Teilchen in Mikrokapseln, die im Display auf- und ab bewegt werden, um das papierähnliche Leseerlebnis zu erzeugen, das an E-Ink so geschätzt wird.

RGB-Farbfilter unter dem Mikroskop

Was Kaleido 3 besonders macht, ist der Farbfilter auf dem E-Ink-Display. Dieser besteht aus halb-transparenten roten, grünen und blauen (RGB) Subpixeln, die für die Farbdarstellung verantwortlich sind. Diese RGB-Schicht ist passiv und kann nicht deaktiviert werden, was im Vergleich zu Schwarz-Weiß-Modellen zu einem etwas dunkleren Bildschirmhintergrund und einer leicht körnigen Darstellung führt (siehe nachfolgend) wenn man das integrierte Frontlicht nicht verwendet.

Körnigkeit und Bildschirmdunkelheit

Die Körnigkeit fällt besonders auf, wenn man den Colorsoft neben einen Kindle Paperwhite legt. Während der Paperwhite ein sehr klar anmutendes Display besitzt, weist der Colorsoft eine geringfügige Unschärfe auf. Diese Merkmal teilt sich der Colorsoft mit den Mitbewerbern.

Kindle Paperwhite (links) mit deaktiviertem Frontlicht vs. Kindle Colorsoft (rechts) mit aktiviertem Frontlicht

Der Effekt ist im direkten Vergleich jedoch etwas weniger auffällig als bei den Konkurrenzgeräten. Bei anderen eBook Readern mit Kaleido-3-Technik hat diese Körnigkeit oft einen leichten Schimmereffekt, der beim Kindle Colorsoft fast nicht vorhanden ist. Dadurch wirkt das Display des Kindle im Vergleich zu anderen Geräten papierähnlicher.

Vermutlich trägt die zuvor erwähnte neue Lichtträgerschicht für das Frontlicht zu dieser Verbesserung bei. Sie soll das Licht direkter auf den Bildschirm lenken, was sich in diesem Zusammenhang durchaus bemerkbar macht.

Auflösungsunterschiede

Durch den dualen Rendering-Ansatz mit dem Farbfilter gibt es zwei verschiedene Auflösungen im Kindle Colorsoft. Schwarz-weiße Inhalte werden mit 300 ppi dargestellt und sind so scharf wie auf anderen Kindles; farbige Inhalte werden mit 150 ppi wesentlich niedriger aufgelöst dargestellt.

Die 150 ppi Farb-Auflösung fällt meist kaum ins Gewicht

Obwohl das nach einem großen Unterschied klingt, fällt es im täglichen Gebrauch bei den meisten Inhalten aber kaum auf. Comics haben oft schwarze Umrisse, die mit der höheren Auflösung dargestellt werden und so die niedrigere Farbauflösung kaschieren. Die 150 ppi fallen am ehesten bei sehr kleinem farbigem Text auf, der pixelig wirken kann.

Es scheint allerdings so, als ob Amazon im Detail eben diese Darstellungen optimiert hat, denn beim Vergleich derselben Bilder auf dem Colorsoft mit den Mitbewerbern wirkt die Darstellungsqualität auf dem Kindle besser – insbesondere was die Farbverläufe betrifft. Die Verläufe sind am Kindle Colorsoft sehr weich, während sie bei den Konkurrenten mehr oder weniger auffälliges Farbbanding besitzen.

Farbmodus-Optionen

Eine durchaus überraschende Funktion des Kindle Colorsoft ist die Möglichkeit, den Farbmodus von „Standard“ auf „Leuchtend“ zu wechseln. Überraschend, weil weder Tolino noch PocketBook* eine solch einfache Option bieten, obwohl beide Unternehmen davon profitieren könnten. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Amazon eine zusätzliche Anpassungsoption wie diese anbietet?

*PocketBook bietet im Gegensatz zu Amazon keinen einfachen Umschalter, sondern erlaubt die Anpassung verschiedener Parameter mit Slidern. Das ist zwar nützlich, allerdings nicht so benutzerfreundlich und lässt sich derzeit nur innerhalb einzelner Bücher und nicht systemweit anpassen.

Farbmodus Standard (links) vs. Leuchtend (rechts)

Der Wechsel zum „Leuchtend“-Modus geht zwar auf Kosten von etwas Detailgenauigkeit und Farbtreue, aber ich vermute, dass die meisten Nutzer diesen Modus bevorzugen werden, da die Farben einen Tick lebendiger wirken.

Vergleich mit anderen Geräten

Vergleicht man den Kindle Colorsoft mit dem Kobo Libra Colour (Tolino Vision Color Schwestermodell), PocketBook InkPad Color 3 und dem Boox Tab Mini C – alle mit E-Ink Kaleido 3 Displays – sind Colorsoft, InkPad und das Tab Mini C in der Farbsättigung ähnlich (bei Verwendung des „Leuchtend-Modus“ am Colorsoft).

Allerdings wirken einige Farben am Colorsoft etwas dunkler aber insgesamt dennoch kontrastreicher, wodurch insbesondere in helleren Bildbereichen mehr Details erhalten bleiben als bei den anderen. Bei sehr dunklen Szenen kann die dunklere Farbdarstellung aber auch dazu führen, dass Details verloren gehen.

(Für E-Ink) Kräftige Farben, sehr gute Kontraste und beste Farbtreue am Kindle Colorsoft (Modus: Leuchtend). V.l.n.r.: Onyx Boox Tab Mini C, PocketBook InkPad Color 3, Kindle Colorsoft, Kobo Libra Colour (Blaugleiches Schwestermodell zu Tolino Vision Color).

Im Standard-Farbmodus nähert sich der Colorsoft in Bezug auf die Farbsättigung dem Kobo Libra Colour (Tolino Vision Color) an.

Generell hat Amazon eine gute Balance aus Farbtreue, Kontrast und Farbsättigung gefunden, die zusammen mit der hellen Frontbeleuchtung für eine angenehme Farbdarstellung führt.

Hinweis: Beim direkten Übertragen von PDFs via USB auf das Gerät wurden bei den Dateien keine Farben angezeigt. Erst nachdem sie über „Send-to-Kindle“ gesendet wurden, erschienen die Farben. Offenbar verarbeitet Amazon diese PDFs, damit die Farben angezeigt werden, ähnlich wie bei der Handschriftfunktion auf dem Kindle Scribe.

Neues Frontlicht

Aufgrund der erwähnten Dunkelheit der Kaleido 3 Bildschirmtechnologie ist die Verwendung des Frontlichts aus meiner Sicht im Grunde ein Muss – nicht nur beim Kindle Colorsoft, sondern bei jedem Gerät mit dieser Technologie.

Ohne Frontbeleuchtung wird es in Innenräumen oft schwierig. Kindle Paperwhite (links) vs. Kindle Colorsoft (rechts)

Helligkeitsstufen

Amazon hat bei der Frontbeleuchtung aber wieder hervorragende Arbeit geleistet. Das Unternehmen verspricht eine Helligkeit von mindestens 94 cd/m² für jedes der neu vorgestellten Kindle-Modelle, aber meine Messungen zeigen mit beeindruckenden 150 cd/m² maximaler Helligkeit beim Colorsoft wesentlich mehr.

Sehr helle Frontbeleuchtung mit bis zu 150 cd/m²

Damit besitzt das Amazon-Farb-Modell den bislang hellsten Kaleido 3 Bildschirm. Die Kombination aus maximaler Bildschirmhelligkeit und dem Leuchtend-Farb-Modus sorgt dann auch für eine für E-Ink durchaus beeindruckende Farbintensität. Die ist zwar natürlich weiterhin nicht so satt wie auf einem LCD-Bildschirm, aber schon sehr ordentlich.

Aber natürlich nutzt man das Frontlicht nicht ständig auf voller Helligkeit, denn ein wesentlicher Punkt von E-Ink ist, dass man den Bildschirm primär mit der Umgebungshelligkeit betreibt um augenschonend zu lesen. Dennoch ist die Möglichkeit die Beleuchtung so hell zu stellen eine durchaus willkommene Option die durchaus nützlich ist.

100% Warm-orange Frontlicht-Einstellung

Und natürlich lässt sich das Frontlicht auch in der Farbtemperatur zwischen kalt-weiß und warm-orange anpassen.

Qualität des Frontlichts

Die Qualität des Frontlichts ist gut, mit nur sehr leichten Helligkeitsunterschieden über den Bildschirm.

Frontlicht 0% warm: Kaum Unregelmäßigkeiten, aber am unteren Rand ein leicht gelblicher Schein.

Den einzigen Punktabzug bei der Frontbeleuchtung handelt sich der Colorsoft wegen des merklich gelblichen Farbtons am unteren Bildschirmrand ein. Kein Beinbruch, denn der Effekt reicht nur bis zur ersten Textzeile und darüber hinaus ist der Bildschirm sehr gleichmäßig. Wenn man allerdings empfindlich auf solche Unregelmäßigkeiten ist, dann kann der Farbunterschied dennoch ablenkend sein.

Update 05.11.2024: Amazon ließ mich heute wissen, dass man an der Behebung des Problems bzgl. des geblichen Farbtons am unteren Bildschirmrand arbeitet. Das offizielle Statement dazu:

„Uns hat eine geringe Anzahl an Rückmeldungen von Kund:innen erreicht, die einen gelben Streifen am unteren Rand des Displays sehen. Wir nehmen die Qualität unserer Produkte sehr ernst. Betroffene Kund:innen können sich an unseren Service wenden, um ein Ersatzgerät zu erhalten oder eine Rückerstattung einzuleiten. Wir nehmen entsprechende Anpassungen vor, um sicherzustellen, dass dieses Problem bei neuen Geräten in Zukunft nicht mehr auftritt.

Wenn du also an einem Kindle Colorsoft interessiert bist und dich die Meldungen zum gelblichen Streifen am unteren Bildschirmrand bisher abgeschreckt haben, dann lohnt es sich noch ein wenig auf die Problemlösung zu warten. Besitzt du bereits einen Colorsoft mit dem Problem, kannst du das Gerät weiterverwenden, bis ein Ersatz zur Verfügung steht (Kundensupport kontaktieren).

Ich werde den Testbericht, sobald es weitere Neuigkeiten zu dem Thema gibt, an dieser Stelle aktualisieren. Bis wann das der Fall sein wird, ist aktuell jedoch noch nicht bekannt. Ich gehe aber stark davon aus, dass Amazon mit Hochdruck daran arbeitet, die Sache in den kommenden Wochen – noch innerhalb des laufenden Weihnachtsgeschäfts – in den Griff zu bekommen.

Frontlicht 50% warm

Frontlicht 100% warm

Automatische Anpassung

Über dem Display befindet sich ein Lichtsensor, der die Frontlichthelligkeit automatisch an die Umgebungsbedingungen anpasst.

Lichtsensor oberhalb des Displays

Diese Funktion reduziert die Frontlichthelligkeit auf ein Minimum, während der Lesekomfort erhalten bleibt. Obwohl die Funktion problemlos funktioniert und durchaus praktisch ist, habe ich mich dabei ertappt, dass ich die Helligkeit generell eher etwas höher einstelle und die automatische Anpassung am Ende des Tages nicht wirklich benötigt habe. Man hat also die Wahl, ob man die Funktion nutzen möchte oder die Helligkeit doch lieber manuell anpasst.

Verarbeitungsqualität und Design

Der Colorsoft folgt dem bewährten Kindle-Design, das sich über Jahre etabliert hat – mit all seinen Vorzügen und Nachteilen.

Bekanntes Kindle Design mit planer Displayfront

Der eBook Reader verwendet dasselbe Gehäuse wie der neue Kindle Paperwhite (2024), fühlt sich also identisch an. Die Kunststoffrückseite hat eine angenehme Haptik, und die plane Displayfront verleiht dem Gerät ein modernes Aussehen. An der Verarbeitung gibt es somit nichts auszusetzen.

Die abgerundeten Ecken liegen gut in der Hand

Die Ecken sind im Vergleich zur vorherigen Paperwhite-Generation etwas stärker abgerundet, was das Stützen in der Handfläche noch etwas komfortabler macht.

Während das Design grundsätzlich stimmig ist, ist es trotzdem etwas enttäuschend, dass Amazon bei dieser neuen Kindle-Generation komplett auf Umblättertasten verzichtet hat. Besonders, da bisher kein anderes Unternehmen die perfekten Druckpunkte des kürzlich eingestellten Kindle Oasis nachbilden konnte.

Farbig glänzendes Amazon/Kindle Logo auf der Rückseite

Software-Funktionen

Mit dem Hinzufügen von Farbe wirkt die Software generell plötzlich viel ansprechender – weniger eintönig. Auch wenn allein die farbigen Buchcover das Upgrade vielleicht nicht rechtfertigen, tragen sie doch zu einem angenehmeren Nutzererlebnis bei. Man merkt erst, wie sehr Farben auf schwarz-weißen E-Ink-Geräten fehlen, wenn man den Wechsel vollzieht.

Farben machen das Nutzungserlebnis wesentlich besser

Ansonsten bleibt hinsichtlich der Benutzeroberfläche im Wesentlichen alles gleich. Der Startbildschirm zeigt Empfehlungen, und mit einer Wischgeste nach unten können die wichtigsten Einstellungen aufgerufen werden, insbesondere für das Frontlicht, den Farbmodus und Bluetooth. Die Bibliothek bietet weiterhin die gewohnten Filter- und Sortieroptionen.

Amazon hat die bisherigen Kindle-Schlafmodus-Bilder durch farbenfrohere Varianten ersetzt, und man kann auch das Buchcover als Schlafbild einstellen. Dies ist bei Kindle eBook Readern bereits seit 2021 möglich, nun aber eben auch in Farbe.

Standby mit Buchcover

Lese-Funktionen

Der eReader verfügt über die gleichen umfangreichen Lese-Features wie die vorherigen Kindle-Modelle. So lässt sich der Textstil mit verschiedenen Optionen für Schriftart, Fettdruck, Größe, Ränder und Zeilenabstand anpassen. Diese Einstellungen können als benutzerdefiniertes Thema gespeichert werden, um schnell zwischen verschiedenen Textstilen zu wechseln.

Schriftanpassung

Wörter kann man im integrierten Wörterbuch nachgeschlagen, auf Wikipedia recherchieren oder direkt über einen Online-Übersetzungsdienst übersetzen.

Ein großer Vorteil jedes Kindle – und der Colorsoft ist da keine Ausnahme – ist die generell hohe Reaktionsgeschwindigkeit. Trotz E-Ink-Technologie arbeitet der Farb-eBook-Reader flott und ohne auffällige Verzögerungen.

Flotte Bedienung auch bei Texteingabe für Notizen

Der Kindle Colorsoft besitzt außerdem

  • einen Vokabeltrainer, um nachgeschlagene Wörter zu sammeln und testen zu können,
  • X-Ray für zusätzliche Informationen über wichtige Charaktere und Orte sowie,
  • Word Wise um Erklärungen für schwierige Wörter direkt auf der Seite anzuzeigen, was beim Lernen einer neuen Sprache oder beim Lesen komplexer Texte hilfreich sein kann. Diese Funktion muss jedoch für bestimmte Titel aktiviert sein und ist nicht für jedes Buch verfügbar.

Es ist außerdem möglich die Seitenfarbe zu ändern. Interessanterweise hat diese Seitenfarbeneinstellung den systemweiten Dunkelmodus abgelöst, der auf anderen Kindles verfügbar ist. Das bedeutet, dass innerhalb eines Buches oder Comics die Seitenfarbe und die Kontext-Menüs zwar dunkel gefärbt sind, die generelle Benutzeroberfläche aber weiterhin hell bleibt.

Die Seitenfarbe lässt sich zwischen weiß und schwarz umschalten

Erwähnenswert ist dabei, dass Ghosting bei dunkler Seitenfarbe wesentlich weniger ausgeprägt ist, als bei den meisten anderen eBook Readern. Nach einem Seitenwechsel verschwinden die geisterhaften Buchstabenfragmente der vorigen Seite nämlich innerhalb weniger Sekunden von selbst, ohne dass ein vollständiger Seitenaufbau nötig ist. Das macht die Verwendung des Seitenmodus deutlich besser als beim Mitbewerb.

Notizen und Markierungen in Farbe

Ein wesentlicher Vorteil des Kindle Colorsoft gegenüber den schwarz-weißen Kindle Modellen ist die nun mögliche Farbkodierung zur Notiznehmung.

Text-Markierung jetzt in Farbe

Dabei geht das Markieren von Text zum Hervorheben oder Erstellen von Notizen sehr effizient von der Hand und bedarf nur ausgesprochen selten einer Nachbesserung. Die zuvor erähnte hohe Reaktionsfreudigkeit des Kindle Colorsoft macht sich hier ebenfalls positiv bemerkbar.

Farben lassen sich in der Notizübersicht auch filtern

Man kann aus vier Markierungsfarben im Kontextmenü wählen (Gelb, Rosa, Blau, Orange), was farbcodierte Anmerkungen ermöglicht, die in der Übersicht auch gefiltert werden können.

Comics und das Kindle-Ökosystem

Die Farbdarstellung ist ebenfalls eine wichtige Ergänzung für Comic-Leser. Das Leseerlebnis ist damit schlichtweg deutlich besser, was ein Vergleich zwischen Paperwhite und Colorsoft sehr deutlich zeigt.

Kindle Paperwhite (links) mit Schwarz-Weiß-Darstellung vs. Kindle Colorsoft (rechts) mit Farbdarstellung

Die größte Stärke des Kindle Colorsoft ist allerdings das Kindle-Ökosystem. Vor etwa zehn Jahren hat Amazon comiXology übernommen, ein Unternehmen, das das digitale Comic-Leseerlebnis mit seiner „Guided View“-Technologie geprägt hat.

Diese Integration ermöglicht jetzt einen einfachen Zugang zu einer riesigen Bibliothek von Comics über den Kindle Store. Viele Comics sind dabei auch über das Kindle Unlimited Abonnement (aktuell 11,75 Euro pro Monat) verfügbar. Dadurch ist das Lesen von Comics oft wesentlich günstiger als wenn man diese einzeln kauft.

Einfaches Reinzoomen mit der Guided Panel View

Die Guided View ermöglicht es mit einem Doppel-Tippen heranzuzoomen und durch einfaches Wischen von Panel zu Panel zu springen. Diese Funktion ist einzigartig im eReading-Bereich und macht das Lesen von Comics auf dem recht kompakten 7-Zoll-Bildschirm zu einem ausgesprochen komfortablen Erlebnis.

Da diese Funktion nativ in die Software des Kindle Colorsoft integriert ist, funktioniert sie auch besser in Bezug auf Ghosting als die Verwendung der Kindle-App auf E-Ink-Geräten mit Android. Ghosting muss man am Colorsoft oft schon mit der Lupe suchen und ist insgesamt sehr unauffällig.

Alternative zur Guided-View kann man auch mit der Pinch-To-Zoom-Geste auf reinzoomen. Das klappt ebenfalls ganz ordentlich, allerdings muss man das Zoom-Level vor dem Seitenwechsel immer zurücksetzen, wodurch am Ende des Tages die comiXology-Technik mit dem Panel-Ausschnitt die komfortablere Lösung bleibt.

Hörbuchunterstützung über Audible

Wie die restliche Kindle-Reihe unterstützt der Colorsoft Hörbücher über Audible. Es gibt jedoch weiterhin keine Möglichkeit Hörbücher aus anderen Quellen zu nutzen. Die Audible-Integration ist dafür komfortabel und einfach zu bedienen.

Audible Hörbuchunterstützung mit externem Bluetooth Lautsprecher

Die Audio-Wiedergabe ist dabei nicht direkt am Gerät möglich, da der Kindle Colorsoft keinen eingebauten Lautsprecher hat. Stattdessen muss man Bluetooth-Kopfhörer oder -Lautsprecher verbinden. Das klappte in meinem Test völlig unkompliziert und zuverlässig.

Eine sehr praktische Funktion der Audible-Integration ist Whispersync for Voice, mit der man nahtlos zwischen eBook und dem entsprechenden Hörbuch wechseln kann. Dabei muss man beide Medien erworben haben. Die Synchronisierung funktioniert ebenfalls problemlos und ist ideal, um ein Buch fortzusetzen, wenn man gerade nicht auf den Bildschirm schauen kann.

Akkulaufzeit

Amazon verspricht eine Akkulaufzeit von acht Wochen bei einer halben Stunde Lesen pro Tag, aktiviertem Flugmodus und einer Displayhelligkeit von 13. Das entspricht einer Laufzeit von 28 Stunden, was durchaus ordentlich ist.

Im Akku-Test überzeugt der Kindle Colorsoft

Allerdings bevorzuge ich eine eher hellere Frontlichteinstellung, also habe ich den Test dahingehend ein wenig modifiziert: Bei meinen Tests mit einer Frontlichteinstellung von etwa 45 cd/m² (Stufe 19 von 24) und einem Seitenwechsel alle 15 Sekunden entlädt sich der Akku um etwa 4 % pro Stunde, was einer Laufzeit von ca. 25 Stunden entspricht. Das ist weiterhin ein sehr guter Wert und liegt nicht weit hinter dem Paperwhite.

Ein Vorteil des Colorsoft ist die Möglichkeit des kabellosen Ladens. Mit der optional erhältlichen Ladestation ist es eine bequeme Lösung, die den Komfort erhöht und die etwas geringere Akkulaufzeit im Vergleich zum Paperwhite ausgleicht.

Fazit

Ist der Kindle Colorsoft also sein Geld wert? Das hängt in erster Linie von deinen Bedürfnissen und Erwartungen ab.

Mit dem neuen 7 Zoll Farb-E-Ink-Display ist der Kindle Colorsoft eine ausgezeichnete Wahl für Comic-Liebhaber und Personen die sehr viele Notizen nehmen. Er bietet jetzt mehrere Farboptionen für Markierungen, womit man diese farblich kodieren kann.

Aber besonders für Comic-Fans ist der Kindle Colorsoft eine hervorragende Wahl – nicht nur wegen der Farben auf dem eReader selbst, sondern vor allem aufgrund der comiXology-Integration.

Das Kindle-Ökosystem spielt hier wieder seine Stärken aus und erlaubt einen einfachen, oft kostengünstigen Zugriff auf ein riesiges Sortiment an Comics. Mit dem Kindle Unlimited Abo bekommt man Zugriff auf unzählige Comics (und eBooks) die im Einzelerwerb oft bereits ab dem zweiten Kauf wesentlich teurer wären.

Einfacher und günstiger Zugriff auf zahlreiche Comics dank des umfangreichen Kindle-Ökosystems mit comiXology-Integration

Unerwähnt darf aber natürlich nicht bleiben, dass das Kindle-Ökosystem trotz aller Vorteile natürlich auch einen gewissen Lock-In-Effekt erzeugt. Das bedeutet, dass man mit Nutzung eines Kindle primär bei Amazon einkauft und es abseits davon komplizierter ist, Inhalte auf das Gerät zu bringen bzw. auch auf andere Nicht-Kindle-Modelle zu transferieren.

Unabhängig vom Ökosystem ist der Colorsoft selbst aber natürlich ebenfalls besser geeignet zum Lesen von Comics als der schwarz-weiße Paperwhite.

Auch wenn die Farbdarstellung eher pastellartig ist und nicht die hochgesättigten Farben eines Smartphones oder Tablets bietet, bleiben die Farben ein klarer Pluspunkt. Und sobald man aufhört, den Colorsoft direkt mit einem iPad oä. zu vergleichen, sind die gedämpften Farben auch völlig in Ordnung.

Allerdings erfolgt der Farbzusatz nicht ganz ohne Kompromisse: Ohne das Frontlicht hochzudrehen, ist der Bildschirm spürbar dunkler – eine Einschränkung, die alle Farb-eReader mit E-Ink Kaleido 3 Technologie haben.

Wenn man ausschließlich reine Text-eBooks liest, ganz ohne Comics oder Anmerkungen zu nutzen, bleibt der Paperwhite also die bessere Wahl. Was wahrscheinlich auch der Grund ist, weshalb  Amazon die Paperwhite-Reihe mit der Einführung des Colorsoft nicht eingestellt hat.

Allerdings lässt sich der dunklere Bildschirm durch das Hochdrehen des Frontlichts unkompliziert und schnell beheben. Im täglichen Gebrauch kann eine leichte Anpassung der Beleuchtung ein ähnliches Leseerlebnis wie beim Paperwhite bieten.

Farbe verbessert das Nutzungserlebnis generell

Ist der Colorsoft also sein Geld wert? Ja und nein.

Die Frage lässt sich mit einem klaren Ja beantworten, wenn man in Büchern häufig Markierungen vornimmt oder man gerne Comics liest. Für diese Anwendungsfälle ist der eBook Reader hervorragend und insbesondere was die Comicnutzung angeht in dem Größensegment dank der „Guided Panel View“, die für viele comiXology-Comics zur Verfügung steht, kaum zu schlagen.

Wenn man allerdings ausschließlich reine Text-eBooks liest, bleibt der Kindle Paperwhite (Signature Edition) aber die bessere Wahl. Zwar ist es schön, farbige Buchcover in der Bibliothek zu haben, aber allein dafür lohnt sich der Umstieg meiner Meinung nach derzeit noch nicht.

Unterm Strich ist das Farb-Kindle-Debüt mit dem Colorsoft jedenfalls gelungen. Amazon hat sich mit der Einführung zwar Zeit gelassen, aber wie heißt es so schön: Gut Ding will Weile haben. Und damit hat sich das Warten mit der sehr guten Hardwareumsetzung und den bekannt komfortablen Softwarefunktionen jedenfalls ausgezahlt.

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Abruf der Informationen am 9. Dezember 2024 um 11:32. Die Preise werden regelmäßig aktualisiert. Alle Angaben sind ohne Gewähr.

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Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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