USA: 70% mehr B&N Nooks verkauft – wird Geschäftszweig tatsächlich verkauft?

Geschätzte Lesezeit: 3:09 min.

Erst gestern haben wir berichtet, dass Barnes & Noble seinen Verlagsteil verkaufen könnte um das NOOK-Business zu forcieren, das ohne Zweifel derzeit wohl die besten Wachstumschancen innerhalb des Konzerns bietet. Nun gibt es jedoch eine weitere Pressemeldung von B&N in welcher auf einmal die Rede vom möglichen Verkauf des NOOK-Segments ist – und dabei wird in der selben Pressemeldung berichtet, dass man in der Weihnachtssaison Rekordverkaufszahlen mit den NOOK-Geräten erzielen konnte.

Steht die Barnes & Noble-Welt Kopf oder plant der Konzern den großen Coup?

Sehen wir uns hierzu erstmals die derzeitigen Fakten rund um Barnes & Noble an:

  • Die NOOK-Geräte (Nook Simple Touch, Nook Color und Nook Tablet) erzielten (wie die Geräte der Konkurrenz auch) heuer in der Weihnachtszeit (9 Wochen) Rekordabsatzzahlen von +70% im Vergleich zum Vorjahr, wobei sich vor allem der NOOk Color und das NOOK Tablet hervorragend verkauften, der NOOK Simple Touch (daher das eInk Gerät) fiel hingegen deutlich zurück.
  • Auch die Absatzzahlen der digitalen Inhalte waren hervorragend: +113% verzeichnete man für diesen Bereich im Vergleich zum Vorjahr.
  • Barnes & Noble plant den Verkauf seines Verlagswesens, welches man erst 2003 durch den Kauf von Sterling um den Betrag von 115 Millionen Dollar erweitert hatte.
  • Barnes & Noble gibt bekannt, dass man überlegt das NOOK Segment von Barnes & Noble zu separieren
  • Gerüchten zufolge plant Barnes & Noble eine Übernahme der britischen Waterstones Buchhandelskette

Wie passt dies alles zusammen? Nun hier bleibt viel Raum für Spekulationen, doch eines scheint klar zu sein: Barnes & Noble plant den Konzern strategisch neu zu positionieren. Hierbei sollen Teile des Konzerns abgestoßen und eventuell andere wieder hinzukommen. Besonders interessant ist vor allem der Bereich der NOOK-Geräte, da hier deutliche Erfolge eingefahren werden konnten. Will man sich nun tatsächlich gänzlich vom eBook-Reader Segment verabschieden? Wohl kaum. Vielmehr ist denkbar, dass dieser Bereich sehr wohl zukünftig forciert werden soll. Um gegen Amazon und weitere starke Konkurrenten anzukommen wäre denkbar, dass neue, finanzkräftige Investoren an Board geholt werden sollen um die Kriegskassen zu füllen und sich mit geballter Kraft gegen Kindle und Co stemmen zu können. Die Neupositionierung könnte demzufolge so aussehen, dass der Entwicklungssektor der NOOK-Geräte ausgelagert wird (vermutlich mit weiterhin deutlicher Beteiligung durch B&N) und Barnes & Noble sich auf den Vertrieb der eBook Reader und der korrespondierenden digitalen Inhalte konzentriert.

Somit könnte B&N auch Geld in die Kassen bringen um neue Märkte zu erschließen – ist der Konzern doch in Nordamerika stark vertreten, in Europa und auf dem asiatischen Markt jedoch noch fast gänzlich unbekannt. Hier könnte sich auch der Kreis mittels des Kaufs von Waterstones schließen – ein bereits bestehendes Distributionsnetz in Großbritannien würde sich hervorragend für einen raschen Einstieg in Europa eignen. Interessant wird jedoch auch sein, wie B&N mit dem großen Erfolg der LCD Geräte umgehen wird, wohingegen der Nook Touch mit eInk Display scheinbar enttäuscht hatte.

Bei oben Geschriebenem handelt es sich natürlich um einen bunten Mix aus Tatsachen, Gerüchten und Mutmaßungen – meiner Ansicht nach könnten sich die einzelnen Puzzleteile aber so (oder so ähnlich) demnächst zusammenfügen. Dass B&N aus dem eBook Markt aussteigen möchte ergibt schließlich wenig Sinn, gerade nachdem man die vergangenen beiden Jahre massiv in die Verbreitung der Hardware investiert hat und nun die Früchte dieser Bemühungen ernten könnte. Auch bei dem vorherrschenden Wachstum des eBook Marktes würde ein Ausstieg aus dem digitalen Segment an das Kodak-Desaster erinnern – damals hatte Kodak den Markt für digitale Fotografie nur wenig forciert obwohl man einer der Pioniere der digitalen Fotografie war, die weitere Entwicklung ist bekannt.

Mehr zum Thema

Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
Anzeige