Niederlande: Kundendaten von eBook-Käufern sollen mit Anti-Piraterie-Organisation und Rechteinhabern geteilt werden, Datenschutz adé

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eBook Piraterie ist nichts Neues und seitdem sich die Szene professionalisiert hat, können die Hintermänner kaum noch belangt werden. Damit eBooks aber dennoch über einen gewissen Schutz verfügen, wird häufig auf die Verwendung von DRM gesetzt, oder zumindest digitale Wasserzeichen genutzt.

Mit digitalen Wasserzeichen sollen nun auch die eBooks von verschiedenen Händlern in den Niederlanden versehen werden. Dabei wird der eBook-Datei ein eindeutiger Code angefügt, der wiederum zum Käufer zurückverfolgbar ist. Das ist keine neue Technik und findet besonders in der Musikindustrie weite Anwendung. Soweit also nicht ungewöhnlich.

Datenschutz in Gefahr

Der nächste Schritt sorgt allerdings für Kopfkratzen. Die Buchhändler und Verlage, welche die eBoekhuis Wasserzeichen nutzen möchten, verpflichten sich dazu die Kundendaten von eBook-Käufern zumindest für 2 Jahre zu speichern und in einer Datenbank den Rechteinhabern und der Anti-Piraterie-Organisation BREIN verfügbar zu machen. D.h. wenn ein eBook mit digitalem Wasserzeichen illegalerweise im Internet per Torrent oder im Usenet auftaucht, kann BREIN und der Rechteinhaber einfach nachsehen, wer das eBook gekauft hat und ggf. rechtliche Schritte einleiten.

Das Problem dabei? eBoekhuis wird schon bei ca. 75-80 Prozent der niederländischen eBooks eingesetzt. Sich als eBook-Händler dagegen zu entscheiden bedeutet auch, dass man auf einen großen Teil der verfügbaren niederländischen eBooks verzichten müsste.

Indem eine Schnittstelle zwischen Händlern und Rechteinhabern eingerichtet wird, brauchen letztere im Falle eines eBook-Sharings bzw -Uploads nicht mehr den Weg über das Gericht zu gehen, um an die Personendaten zu kommen. Durchaus problematisch. Besonders auch deshalb, da nicht klar ist, wie weit die Zugriffsrechte auf die Kundendaten reichen werden.

Damit das auch alles rechtens ist, werden die Kunden natürlich über die Weitergabe der Daten beim Kauf der eBooks (vermutlich in Form einer AGB-Zustimmung) informiert. Inwieweit die AGB allerdings tatsächlich gelesen werden, steht dann auf einem anderen Blatt.

Ehrliche Kunden zahlen den Preis

Ob eine solche Maßnahme der Kundengewinnung förderlich ist, darf ebenso bezweifelt werden, wie die Effektivität zur Eindämmung von Piraterie. Digitale Wasserzeichen lassen sich nämlich ebenso einfach entfernen (oder durch verschiedene Maßnahmen manipulieren) wie DRM-Schutz und das wird von den üblichen Piraterie-Plattformen natürlich auch routinemäßig durchgeführt, womit die Maßnahme für die großen Portale letztendlich keinerlei Konsequenzen haben wird. Stattdessen werden Kundenrechte weiter ausgehöhlt, indem man präventiv alle Daten speichert und Dritten zugänglich macht.

Somit zahlen dann im Grunde wieder die ehrlichen Käufer drauf, während eBook-Piraten keinerlei Hürden in Kaufen nehmen müssen …

Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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