Qualcomm Mirasol wird dank SMI-Technik deutlich besser
Schon eine gefühlte Ewigkeit arbeitet Qualcomm an der Mirasol Bildschirmtechnik. Nach einigen Verzögerungen kam irgendwann der Kyobo eReader auf den Markt, der allerdings recht bald wegen mangelnden Erfolgs eingestellt wurde. Das Problem: Die Bildschirmdarstellung war quasi in jeder Hinsicht einem üblichen E-Ink Display unterlegen: Die Reflektivität war schlechter, die Betrachtungswinkel niedriger und der Preis höher. Kein Wunder also, dass kein anderes Unternehmen die Technik aufgegriffen hat.
Zwischenzeitlich sah es sogar danach aus, als ob Qualcomm das Displaygeschäft hinter sich lassen will, doch so weit kam es dann doch nicht. Das Unternehmen arbeitete stattdessen fortwährend an der Verbesserung der Technik und hat dann schließlich als Technikdemonstration für den praktischen Alltag eine Smartwatch auf den Markt gebracht, die trotz des hohen Preises gleich am ersten Tag ausverkauft war.
Auch wenn noch kein großer Elektronikhersteller auf den Mirasolzug aufgesprungen ist, so gibt es doch ganz offensichtlich einen Markt dafür. Wie Nikkei zur SID 2014 berichtet, hat Qualcomm die Technik mit der jüngst vorgestellten Verbesserung außerdem noch deutlich interessanter gemacht.
Einzelne Spiegel für eine bessere Farbsättigung
Die Rede ist von der SMI-Technik. SMI steht für „Single Mirror Interferometric Modulator (IMOD)“ und verspricht deutliche Verbesserungen in der Farbdarstellung und vermutlich auch bei den Betrachtungswinkeln. Im Gegensatz zur bisher verwendeten IMOD-Technik, bei der die Farbdarstellung mit einer üblichen RGB-Anordnung der Subpixel realisiert wurde, funktioniert die SMI-Technik ohne RGB-Subpixel.
Anstatt die Tiefe der reflektierenden Oberflächen für jeden Subpixel einzeln festzulegen, wird bei der SMI-Technik nur noch eine spiegelnde Oberfläche bewegt. Auch wenn es bisher nicht explizit genannt wurde, so sollte diese Art des Panel-Aufbaus auch das leidige Problem mit den Betrachtungswinkeln lösen (oder zumindest verbessern). Bei der IMOD-Technik haben sich die Farben je nach Betrachtungswinkel verändert, weil je nach Blickwinkel die Reflexion des Lichts von den anderen Subpixeln in unterschiedlicher Intensität sichtbar war. Dieser Nachteil entfällt bei der SMI-Technik, denn die Farbe wird pro Pixel mit einem einzelnen Spiegel erzeugt.
Marktstart liegt mehrere Jahre in der Zukunft
Klingt kompliziert? Ist es vermutlich auch, was dann auch den relativ hohen Preis der bisherigen Mirasol-Endgeräte erklären dürfte. Immerhin arbeitet Qualcomm aber nicht nur an einer grundsätzlichen Verbesserung der Technik, sondern auch an einer Erhöhung der Pixeldichte. Auf der SID 2014 hat Qualcomm zwei Prototypen mit der neuen Bildschirmtechnik ausgestellt, die es mit einer 5,1 Zoll Displaydiagonale und einer Auflösung von 2.560×1.440 auf unglaubliche 577 ppi bringen – ganz ohne RGB-Matrix. Laut Beobachtern resultiert dies in einer deutlich besseren Ablesbarkeit des Displays und natürlich in einer viel besseren Farbdarstellung. Das unten gezeigte Bild ist dabei allerdings nur bedingt aussagekräftig, solange man keinen Vergleich zu anderen handelsüblichen Displays oder Druckseiten sieht.
Aber auch ohne den Vergleich ist die Mirasol-Technik dank SMI nun um ein gutes Stück interessanter geworden. Qualcomm hat mit der neuen Ausrichtung ganz klar den Smartphone-Markt im Blick. Das ist für eBook-Liebhaber allerdings nicht zwingend ein Nachteil, sondern rückt den Markt eher weiter in Richtung kombinierter Geräte. Sollte sich die Mirasol-Technik durchsetzen, könnte sie auf (sehr) lange Sicht eine ähnliche Veränderung bewirken, wie Smartphones am Markt für Kompaktkameras oder Navigationsgeräten. Dank des All-In-One-Pakets haben Smartphones vielen traditionellen Herstellern der genannten Branchen zu schaffen gemacht. Bis dahin ist es allerdings ohne Zweifel noch ein weiter Weg. Auf der SID 2013 gab Qualcomm zu verstehen, dass man den Marktstart der damals neu vorgestellten HD-Displays erst in mehreren Jahren anpeilt. Daran hat sich nach derzeitigem Stand nichts verändert.
Bildquelle: Nikkei, Pocketlint