Welcher eReader funktioniert mit der Onleihe? Worauf man achten muss

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Einer der größten Vorteile von eBook Readern ist ohne Zweifel die große Unabhängigkeit mit der man sie grundsätzlich benutzen kann: Man muss keine Ladenöffnungszeiten beachten, man muss nicht außer Haus gehen und man kann in völliger Ruhe nach dem nächsten Titel stöbern und üblicherweise dank verfügbarer Leseproben auch schmökern. Aber nicht nur zum eBook-Kauf ist das Digitalangebot praktisch, denn zusätzlich gibt’s auch eine reichhaltige Auswahl an kostenlosen eBooks und Verleihservices, wo man üblicherweise die gleichen Vorteile genießt.

Die in Deutschland, Österreich und der Schweiz populärste eBook-Ausleihe hört auf den Namen „Onleihe“ (zusammengesetzt aus Online-Ausleihe). Doch nicht jeder eReader unterstützt den Bibliotheksservice. Da ich immer wieder Anfragen bekomme, worauf man beim Kauf eines Lesegeräts achten muss, damit man den beliebten Verleihservice auch problemlos nutzen kann, schauen wir uns die Antwort heute gemeinsam an.

Im Grunde ist’s eigentlich ganz einfach, denn als Faustregel kann man zunächst anmerken, dass quasi jeder eBook Reader der nicht von Amazon stammt, mit der Onleihe klarkommt. Es gibt hier zwar ein paar exotische Ausnahmen (wie z.B. der Sony DPT-S1), aber grundsätzlich sind alle ePub-fähigen Modelle mit Adobe DRM Unterstützung auch für die Onleihe geeignet.

Inzwischen nutzt die Onleihe darüber hinaus eine zweite Methode zum Schutz der Dateien. Diese hört (unter anderem) auf den Namen CARE-DRM. Aktuelle Tolino und PocketBook-Modelle unterstützen den Standard bereits, wobei es in der Umsetzungsqualität aber Unterschiede gibt (siehe unten).

Die Onleihe unterstützt somit zwei unterschiedliche Systeme, die je nachdem, mit welchem Gerät man das eBook runterlädt, automatisch die passende Datei bereitstellt. Eine Hilfe-Seite klärt dazu über die wichtigsten Fragen auf.

Begriffserläuterungen

ePub ist das am weitesten verbreitete, offene Dateiformat für eBooks, das abseits des Kindle-Systems alle Anbieter direkt ohne Umwandlung unterstützen. Tolino, Kobo und PocketBook, sowie diverse andere Hersteller setzen allesamt auf diesen Standard. Weitere Informationen zu eBook-Formaten findest du hier.

Als Adobe DRM wird das Kopierschutzsystem bezeichnet, das ebenfalls von quasi jedem eReader (ausgenommen Kindle) unterstützt wird. Hier findest du weiterführende Informationen zu DRM und zur Adobe ID Registrierung.

CARE steht für „Content & Author Right Environment“ und basiert auf der europäischen DRM Lösung Readium LCP (Licensed Content Protection). CARE wurde von der französischen Firma TEA (The Ebook Alternative) entwickelt. Mittlerweile hört das Unternehmen auf den Namen Vivlio. Mit CARE bzw. LCP braucht man kein zusätzliches Benutzerkonto um DRM-geschützte eBooks zu öffnen. Das macht die Handhabung einfacher und ist datenschutzrechtlich auch weniger problematisch.

Adobe DRM oder CARE/LCP, sowie eine ePub-Unterstützung sind also die Grundvoraussetzungen, um die Onleihe auf einem dedizierten Lesegerät nutzen zu können. In unserem eBook Reader Vergleich lässt sich die Übersicht ganz einfach auch nach der Onleihe-Unterstützung filtern. So kannst du schnell sehen, welche Geräte im Speziellen mit dem Ausleiheservice nutzbar sind.

Herstellerspezifische Unterschiede

Wie so oft, liegt der Teufel aber im Detail. Auch wenn man bei der eigentlichen Wahl für einen Onleihe-eReader einfach abseits der Kindle-Geräte fündig wird, sind die Möglichkeiten zwischen Tolino, Kobo, PocketBook und anderen Herstellern z.T. doch sehr unterschiedlich.

Nachfolgend beschreibe ich daher die drei wichtigsten Optionen zur Nutzung der Onleihe mit dem eReader. Je nach bevorzugter Vorgehensweise, kann man sich dann den besten Anbieter aussuchen.

Möglichkeit 1: Über den PC

Download am PC

Fangen wir zunächst mit Kobo an: Die eReader des japanisch-kanadischen Herstellers unterstützen zwar Adobe DRM, erlauben allerdings keinen direkten Download von ACSM-Dateien direkt am Gerät.

ACSM ist das Containerformat, mit dessen Hilfe das kopiergeschützte eBook erst heruntergeladen werden kann. Wenn der Internetbrowser des eReaders dieses Format nicht verarbeiten kann, dann lässt sich die Onleihe nur über den Umweg am PC nutzen:

  1. Man lädt sich das eBook am Computer herunter,
  2. öffnet es per Adobe Digital Editions (ADE) und
  3. überträgt es dann per USB auf das Lesegerät.

Hinweis: Natürlich kann man auch jeden anderen onleihefähigen eBook Reader (nicht nur jene von Kobo) über den PC mit ausgeliehenen Titeln versorgen!

Möglichkeit 2: Direktdownload

Eine zusätzliche Option bieten Tolino, PocketBook und Onyx: Im Gegensatz zu Kobo unterstützen die Internetbrowser der eReader dieser drei Anbieter den Download und die Verarbeitung von ACSM-Dateien. Somit kann man nicht nur alternative eBook-Stores direkt am Gerät nutzen, sondern auch die Onleihe:

  1. Man öffnet die Onleihe-Homepage im Internetbrowser am eReader
  2. und lädt das gewünschte eBook direkt herunter.

Im Browser des Onyx Boox C67ML

Früher galt der Internetbrowser von PocketBook-Modellen als vergleichsweise langsam, was die Nutzung manchmal etwas hakelig machte. Inzwischen hat sich die Reaktionsfreudigkeit mit schnelleren Prozessoren merklich gebessert. Auch wenn die androidbasierten Browser von Tolino und Onyx noch einen Tick schneller sind, ist der Unterschied inzwischen zu vernachlässigen.

PocketBook bietet inzwischen außerdem eine eigene Onleihe-Anwendung an. Dabei handelt es sich um einen extra aufbereiteten Browser, der nur für die Onleihe-Nutzung vorgesehen ist. Das macht die Handhabung noch einen Tick einfacher.

Eine Schritt für Schritt Anleitung, wie man die Onleihe direkt am Tolino Vision (und anderen Modellen) nutzen kann, findest du hier.

Möglichkeit 3: Android-App

Die dritte Möglichkeit besteht in der Verwendung der Onleihe-App für Android. Mit InkBook und Onyx Geräten hat man die Option eigene Android-Applikationen zu installieren. Hier lässt sich dann unabhängig vom Internetbrowser (Möglichkeit 2, siehe oben) ebenfalls der Direktdownload vornehmen. Lesen muss man den ausgeliehenen Titel wie üblich mit der regulären eBook-App.

  1. Man installiert die Android Onleihe-App
  2. und leiht das eBook darin aus.

Android-App in Aktion am Icarus Illumina

Die Nutzung der App ist ein willkommener Bonus für Android-Nutzer und auf jeden Fall eine brauchbare Alternative zur Browser-Nutzung. Etwas problematisch kann der möglicherweise nicht ganz fehlerfreie Betrieb sein, denn die Google Play Nutzerbewertungen zeigen, dass das Onleihe-Programm offenbar nicht immer problemlos läuft.

Hinweis: Obwohl die Tolino eBook Reader ebenfalls Android als Betriebssystem nutzen, ist die hier beschriebene dritte Option (App-Installation) auf den Modellen der deutschen Buchhandelsallianz nicht möglich.

CARE-DRM: Tolino vs. PocketBook

Wie bereits erwähnt, unterstützen sowohl Tolino als auch PocketBook das neuere CARE-DRM der Onleihe.

Bei Tolino erfolgt diese Unterstützung über das sogenannte „tolino Leseerlebnis (beta)“, das eine separate Lese-App darstellt. Diese lässt sich in den Einstellungen aktivieren. Leider ist der Beta-Name durchaus Programm, denn diese Anwendung hat sich in den letzten Jahren leider nicht als sonderlich stabil erwiesen. Nutzer berichten in verschiedenen Foren immer wieder von diversen Problemen. Abgesehen davon bietet diese Beta-App auch generell weniger Funktionen als die normale Lese-Anwendung.

Bei PocketBook klappt die CARE-DRM-Unterstützung wesentlich reibungsloser. Ebenso bieten neue PocketBook-Modelle, wie bereits erwähnt, sogar eine eigene Onleihe-Anwendung an, mit der man direkt auf den Verleihservice zugreifen kann. Damit ist nicht nur der Lesebetrieb unproblematischer, sondern auch der Download komfortabler. Ebenso zeichnet sich PocketBook durch eine verlässlichere Update-Politik aus, bei der auftretende Fehler üblicherweise schnell behoben werden.

Als zukunftssichere Investition ist ein PocketBook-eReader zur primären Nutzung der Onleihe daher aktuell die bessere Wahl.

Zusammenfassung

Unterm Strich kann man also folgendes festhalten: Alle aktuellen eReader von Tolino, Kobo und PocketBook, sowie jene diverser anderer Hersteller (Bookeen, Onyx, InkBook, …) funktionieren mit der Onleihe. Indem man die eBooks am PC herunterlädt und dann per USB oder Speicherkarte auf den eReader übertragt, lässt sich jeder dieser Hersteller nutzen.

Kindle Modelle unterstützen die Onleihe aufgrund der fehlenden Unterstützung für das Dateiformat (ePub) und den Kopierschutz (Adobe/LCP) nicht.

Will man die Ausleihe aber auch direkt am eReader verweden, ohne immer den Umweg über den Computer gehen zu müssen, muss man die Auswahl eingrenzen und nur jene Geräte einbeziehen, die das ACSM-Format direkt verarbeiten können (Tolino, PocketBook, Onyx) bzw. LCP unterstützen (neuere Tolino- und PocketBook-Modelle)

In allen Fällen (egal worüber man die Ausleihe vornimmt) wird das eBook nach zwei Wochen (in manchen Fällen auch nach drei oder vier Wochen) retourniert und ist nach dieser Zeitspanne nicht mehr nutzbar. Will man einen Titel vorzeitig zurückgeben, kann man das über Adobe Digital Editions erledigen.

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Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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