3 neue Kindle Scribe vorgestellt: Neues Design, Farbdisplay und KI-Funktionen

Amazon hat seine Kindle-Scribe-Serie vollständig überarbeitet und stellt gleich drei neue Modelle vor. Statt eines schlichten Facelifts bringt der Konzern eine neue Gerätegeneration mit aktualisierter Hardware, neuem Gehäusedesign, KI-gestützten Softwarefunktionen und erstmals auch einem Farbdisplay auf E-Ink-Basis. Der neue Kindle Scribe Colorsoft markiert dabei das Spitzenmodell und setzt auf ein 11-Zoll-Farbdisplay mit Kaleido-Technik.
Was die neuen Scribe-Modelle technisch leisten, wo die Unterschiede liegen und wie sich Amazons Hardware-Neustart im Markt positioniert, klärt dieser Überblick.
Videozusammenfassung (Englisch)
Neues Design mit größerem Display
Die neuen Kindle Scribe Modelle unterscheiden sich optisch deutlich vom Vorgänger. Statt des asymmetrischen Griffbereichs kommt jetzt eine plane, symmetrische Gehäuseform zum Einsatz, die an typische Tablet-Formate erinnert. Gleichzeitig wächst das Display auf 11 Zoll an – bislang setzte Amazon auf 10,2 Zoll. Trotz größerem Bildschirm sind die neuen Geräte mit 400 Gramm leichter und mit 5,4 Millimetern auch dünner als der Vorgänger.
Ob das neue Format in der Praxis ergonomische Vorteile oder Nachteile bringt, bleibt abzuwarten. In bisherigen Tests hatte die Griffkante des Scribe bei längeren Schreibsessions durchaus funktionalen Nutzen. Der neue Formfaktor muss sich hier im Alltagseinsatz erst beweisen.
Hardware-Upgrade mit spürbaren Verbesserungen?
Alle drei Modelle basieren auf einer neuen Plattform mit schnellerem Quad-Core-Prozessor, erweitertem Arbeitsspeicher und laut Amazon um 40 % gesteigerter Reaktionsgeschwindigkeit beim Schreiben und Blättern. Wie belastbar diese Aussage ist, bleibt offen – der bisherige Scribe war bereits einer der flottesten Stiftgeräte auf E-Ink-Basis. Sollte Amazon die Stiftlatenz dennoch weiter verbessert haben, wäre das ein durchaus bemerkenswerter Fortschritt.
Auch die Displaytechnik wurde überarbeitet: Amazon spricht von einer verringerten Distanz zwischen Glas und E-Ink-Layer sowie einer neu strukturierten Oberfläche mit höherem Schreibwiderstand. Das soll für ein direkteres, papierähnlicheres Schreibgefühl sorgen.
Drei Modelle – drei Preisklassen
Amazon bringt gleich drei neue Varianten:
- Die Einstiegsversion ohne Frontlicht kommt Anfang 2026 und kostet 449,99 Euro. Sie bietet das neue Display, den Premium-Stift und die gleichen Softwarefunktionen, verzichtet aber auf Beleuchtung.
- Die mittlere Version mit integriertem Frontlicht und Farbtemperaturanpassung startet noch 2025 zu einem Preis von 519,99 Euro.
- Das Topmodell Kindle Scribe Colorsoft ist ebenfalls für 2025 angekündigt und wird stolze 649,99 Euro kosten.
Letzteres ist das erste großformatige Amazon-Gerät mit Farb-E-Ink. Zum Einsatz kommt ein Panel mit 300 ppi für Schwarz-Weiß- und 150 ppi für Farbinhalte – vermutlich ein Kaleido-3-Display mit Oxide-Backplane, wie es auch im Kindle Colorsoft verbaut ist. Der Zusatz „Colorsoft“ im Produktnamen signalisiert wieder, dass die Farbwiedergabe bewusst zurückhaltend bleibt. Laut Amazon soll ein speziell abgestimmtes Frontlicht die Farben dennoch kräftiger wirken lassen – eine Behauptung, die sich beim kleinen Schwestermodell durchaus bewährt hat.
Dieses Mal wurde die Frontbeleuchtung aber ebenfalls deutlich überarbeitet – mehr als 70 kleine LEDs beleuchten den Bildschirm und sollen für eine homogenere Ausleuchtung sorgen.
Stiftbedienung mit Detailverbesserungen
Der mitgelieferte Premium-Stift bleibt weitgehend unverändert und benötigt somit keinen Strom, hat laut Amazon aber stärkere Magnete zur Befestigung am Gehäuserand. In der Praxis könnte das den Kritikpunkt des leicht abfallenden Stifts beim Transport entschärfen.
Neu ist beim Kindle Scribe Colorsoft außerdem ein Schattierungstool für feinere Farbverläufe und ein Farbspektrum mit 10 Zeichenfarben und 5 Textmarker-Optionen.
Ob Druckempfindlichkeit und Neigungserkennung auf dem Niveau des bisherigen Scribe bleiben, bleibt abzuwarten – die Erwartungen sind aber hoch, da Amazon diesbezüglich bereits gut aufgestellt war.
KI-Funktionen und bessere Integration
Mit der neuen Scribe-Generation zieht auch eine ganze Reihe softwareseitiger Neuerungen ein. Am auffälligsten sind die KI-gestützten Tools für Notizen: Handschrift lässt sich automatisch zusammenfassen, durchsuchen oder in schönere Schrift umwandeln. Ein späteres Alexa-Feature soll sogar Gespräche über eigene Notizen ermöglichen.
Für den Lesebereich gibt es ebenfalls zwei neue Funktionen: „Story So Far“ zeigt eine spoilerfreie Zusammenfassung des gelesenen Buchs, „Ask This Book“ erlaubt interaktive Rückfragen zu markierten Passagen – eine Art GPT-ähnliche Texterklärung innerhalb des Buchinhalts. Beide Features starten zunächst in der Kindle-App und sollen 2026 auch auf die Hardware kommen.
Eine lang erwartete Funktion ist die Cloud-Integration mit Google Drive und OneDrive, einschließlich Export zu OneNote. Damit wird der Scribe erstmals für produktive Anwendungen jenseits der Amazon-Welt interessant. Zusammen mit dem Quick-Note-Feature und den reorganisierten Notizfunktionen entwickelt sich Amazons Plattform damit in Richtung echter digitaler Notizgeräte – ein Bereich, in dem Anbieter wie Remarkable, Supernote oder Onyx Boox bisher stärker aufgestellt waren.
Akku und Sicherheit
Die Akkulaufzeit variiert je nach Modell und Nutzung. Amazon nennt für den Colorsoft 8 Wochen Lesedauer oder 2 Wochen Schreiben (bei 30 Minuten täglicher Nutzung). Die beleuchtete Version kommt auf 12 Wochen, das Modell ohne Licht sogar auf bis zu 16 Wochen Lesedauer. Ob diese Werte realistisch sind, hängt stark vom Einsatzszenario ab – insbesondere die KI-Funktionen und größere Bildschirmfläche dürften den Energiebedarf erhöhen.
Erwähnenswert ist auch der offizielle Hinweis zur Datensicherheit: „Die Daten auf deinem Gerät und solche, die von Amazon-Servern verarbeitet werden, sind vollständig verschlüsselt“, heißt es dazu auf der Amazon-Webseite.
Inwieweit dies auch für KI-Funktionen gilt, bleibt aber offen – bei aktiver Handschriftanalyse und Cloud-Zusammenfassungen könnten datenschutzrechtliche Fragen noch nachträglich an Bedeutung gewinnen.
Einordnung & Ausblick
Amazon liefert mit dem neuen Scribe-Lineup das größte Update der Kindle-Serie seit Jahren. Besonders der Kindle Scribe Colorsoft bringt mit seinem 11-Zoll-Farbdisplay und den KI-Funktionen ein Alleinstellungsmerkmal mit, das bislang nur bei Geräten der Konkurrenz zu finden war – dort allerdings mit anderem Fokus. Denn obwohl die Kindle Scribe Modelle mit den erweiterten Softwarefunktionen deutlich in Richtung dedizierte Notiznehmer rücken, bleiben sie im Kern zuerst ein eBook Reader.
Die Einstiegspreise sind tendenziell verhältnismäßig eher höher angesiedelt: 449,99 Euro für das Modell ohne Licht, 519,99 Euro für die beleuchtete Variante und 649,99 Euro für den Colorsoft. Vor allem letzterer dürfte sich im Alltag an vergleichbare Modelle wie das Boox Note Air 4C messen lassen müssen.
Entscheidend wird daher sein, wie gut Amazons Versprechen in der Praxis eingelöst werden – insbesondere im Bereich Schreibgefühl, Farbqualität, Softwareintegration und Akkulaufzeit. Sollte Amazon hier tatsächlich liefern, könnte der Kindle Scrobe Colorsoft die Scribe-Reihe aus ihrer bisherigen Nische herausführen und in Konkurrenz zu echten E-Ink-Notizgeräten treten.
Fazit
Mit dem neuen Kindle Scribe Colorsoft wagt Amazon den nächsten Schritt: Ein großes Farbdisplay, durchdachte Hardwareanpassungen, KI-Integration und zusätzliche Cloud-Anbindung machen aus dem Scribe ein ernstzunehmendes Arbeitsgerät – allerdings zu einem stolzen Preis.
Wer das Gerät vor allem zum Lesen nutzt, dürfte mit der beleuchteten Schwarz-Weiß-Variante besser fahren. Für Vielschreiber, Skizzenliebhaber und technikaffine Nutzer ist der Scribe Colorsoft aber eine interessante Option – sofern die Umsetzung überzeugt. Ein abschließendes Urteil folgt im ausführlichen Test.