Gerücht: Chinesischer eReader Hersteller Boyue vor dem Aus
Update: Die Spekulationen in der Originalmeldung (siehe nachfolgend) haben sich inzwischen weitestgehend bestätigt. Auch wenn es keine offizielle Kommunikation seitens Boyue gab, so sind deren eReader mittlerweile nicht mehr über die üblichen Kanäle bei Aliexpress oder Amazon erhältlich.
Anstatt der Marke „Likebook“ gibt’s nun allerdings als „Meebook“ zumindest ein neues E-Ink Gerät als Alternative. Unklar ist allerdings, ob hinter der neuen Marke die neuen Firmeninhaber stecken, oder ein Teil der alten Belegschaft von Boyue.
Originalmeldung von 02.01.2022: Der eReader Markt ist seit jeher hart umkämpft und im Laufe der Jahre ist bereits der eine oder andere Hersteller am harten Wettbewerb gescheitert. Das prominenteste Beispiel dafür ist mit Sicherheit Sony.
Der japanische Elektronikhersteller war zwar einer der ersten überhaupt, der dedizierte Lesegerät entwickelt und (halbwegs) massentauglich gemacht hat. Die PRS-genannte Modellreihe (Portable Reader System) erfreute sich im späteren Verlauf auch in Deutschland durchaus großer Beliebtheit, weshalb das Aus für viele Fans ebenso schmerzlich wie überraschend kam.
Boyue gibts angeblich nur noch wenige Wochen
Nun könnten Fans von eBook Readern mit offenem Android-Betriebssystem bald ähnlich betroffen sein. Das legt zumindest ein inzwischen gelöschter Blog-Beitrag der englischsprachigen eReader-Seite Goodereader nahe, in dem das Ende des chinesischen eReader-Herstellers Boyue thematisiert wird.
Gleich vorweg: Die genannte Seite hat eine ausgesprochen schlechte Erfolgsbilanz, was Gerüchte angeht.
Wie man der genannten Meldung aus dem Google-Cache entnehmen kann, hat Goodereader offenbar eine offizielle Bestätigung erhalten, dass Boyue verkauft wurde und den Betrieb in wenigen Wochen einstellen wird.
Der Artikel wurde aber kurz nach der Veröffentlichung kommentarlos entfernt. Nur der Tweet ist noch online.
Das spricht dafür
Die ursprüngliche, ohnehin nicht sonderlich zuverlässige Quelle, ist also nicht mehr verfügbar und sonst berichtet niemand anderes darüber. Das sind keine guten Vorzeichen dafür, dass an der Behauptung etwas dran ist.
Ich kann mir aber trotzdem gut vorstellen, dass das Gerücht aus den nachfolgenden Gründen dennoch stimmt.
Denn die Tatsache, dass der Artikel, völlig untypisch für die Webseite, sang- und klanglos kurz nach der Veröffentlichung wieder entfernt wurde, lässt mich vermuten, dass die Information (noch) nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war.
Laut eigener Aussage ist der Goodereader Shop der größte offizielle Vertriebspartner von Boyue. Durchaus möglich, dass die Informationsweitergabe über die Vertriebskontakte erfolgt ist, aber nicht für die Veröffentlichung bestimmt war.
Dass im Originalartikel außerdem bereits ein konkreter Käufer des Unternehmens genannt wurde, deute ich ebenfalls dahingehend, dass der Artikelinhalt stimmt. In unserem Forum wird darüber ebenso diskutiert, wobei der Verweis eines Forenmitglieds auf den deutschen Vertriebspartner „eReader Store“ ebenfalls nahelegt, dass am Gerücht etwas dran ist. Dort wurde der Boyue Likebook Alita eReader offenbar erst kürzlich entfernt.
Das spricht dagegen
Da es abgesehen vom gelöschten Blog-Artikel aber sonst keine Meldung zum Ende von Boyue gibt, ist dem Ganzen aber natürlich trotzdem mit einer gesunden Portion Skepsis zu begegnen.
Gegen das Ende von Boyue spricht, dass das Unternehmen auf Facebook und Twitter weiterhin aktiv ist. Diese Aktivitäten können aber natürlich automatisiert vonstattengehen – auch wenn der restliche Betrieb bereits eingestellt wurde.
Ebenso sind die Likebook eReader bei Aliexpress weiterhin erhältlich und werden, den Kundenbewertungen nach zu urteilen, auch noch ausgeliefert.
Wer ist Boyue?
Wie eingangs erwähnt, ist Boyue ein chinesischer Hersteller von eBook Readern. Zunächst trat das Unternehmen außerhalb Chinas als OEM-Hersteller in Erscheinung. Das bedeutet, dass deren Geräte nicht unter der eigenen Marke, sondern mit dem Branding anderer Anbieter erschienen sind.
Icarus Illumina und InkBook Onyx sind beispielsweise zwei Modelle, die über solche Vertriebskanäle nach Europa gekommen sind.
Im Laufe der Zeit wurden die Geräte aber auch unter der Boyue-eigenen Likebook-Marke über Aliexpress und Amazon einem größeren Publikum in Europa verfügbar.
Den eReading-Mainstream hat man hierzulande damit natürlich bisher nicht erreicht und die Chancen, dass „Likebook“ dem Otto-Normal-Verbraucher neben Kindle, Tolino oder PocketBook ein Begriff wird, stehen wegen dieser Vertriebswege ohnehin schlecht. Von einem Boyue-Ende wären damit in erster Linie Enthusiasten betroffen, die offene Android-eReader ohne Anbieter-Bindung bevorzugen.
Wobei ein Ende von Boyue natürlich nicht automatisch das Ende von deren eBook-Reader-Reihe bedeuten muss. Denn der angebliche Käufer von Boyue könnte die Aktivitäten auch fortsetzen, sodass die Likebook-Reihe unter einer anderen Marke weiterhin erhalten bleiben könnte.