Erster Mirasol eBook Reader in Südkorea erschienen; Kyobo eReader
Gestern haben wir davon berichtet, dass Mirasol-Displays wohl noch eine Weile auf sich warten lassen. Tja, das scheint nun doch nicht der Fall zu sein – zumindest nicht in Südkorea. Dort wurde heute ein eBook Reader mit Mirasol-Display vorgestellt.
Das Gerät nennt sich Kyobo eReader und hat einen 5,7 Zoll großen berühungsempfindlichen Bildschirm mit einer Auflösung von 1024×768 Pixel. Die Pixeldichte ist mit ca. 223 ppi noch eine Spur besser als beim sowieso schon hervorragenden iriver Story HD Display (213 ppi). Der Reader verfügt sogar über eine Displaybeleuchtung, was ein enormer Zugewinn für einen eBook Reader ist.
Der Kyobo eReader wird von einem 1GHz Qualcomm Snapdragon S2 Prozessor angetrieben, wobei unklar ist, um welchen es sich genau handelt. Als Betriebssystem kommt eine angepasste Version von Android in Version 2.3 Gingerbread zum Einsatz (der Sony PRS-T1 lauft mit Android 2.2.1). Mittels WLan wird man auf den integrierten eBook-Store zugreifen können. Der 2GB große interne Speicher kann mit einer Speicherkarte erweitert werden. Es gibt außerdem eine Audiounterstützung über die integrierten Lautsprecher, sowie den 3,5 mm Klinkenausgang.
Das Gerät misst 174 x 119 x 12,9 mm und bringt stattliche 338 Gramm auf die Waage. Der Akku ist mit einer Kapazität von 1800mAh größer bemessen als bei anderen Geräten (Sony PRS-T1 & Kobo Touch: 1000 mAh). Die Akkulaufzeit wird bei 25 prozentiger Displaybeleuchtung, deaktiviertem WLan und 30 minütigem Lesen pro Tag mit „Wochen“ angegeben. Der Preis des im Moment einzigartigen Readers liegt bei umgrechnet ca. 230 Euro und damit deutlich über aktuellen eBook Readern.
Wie es aussieht, handelt es sich beim Kyobo eReader um ein Referenzmodell von Qualcomm. Das würde bedeuten, dass das Gerät zukünftig vielleicht unter anderem Namen auch außerhalb Südkoreas erhältlich sein wird.
Wenn man der gestrigen Meldung noch Glauben schenken darf, dann wird das aber wohl noch bis Mitte 2012 dauern, wenn die Displayproduktion auf voller Kapazität läuft.
Jedenfalls sehen wir hier erstmals ein fertiges Endprodukt mit Mirasoldisplay … und wenn ich mir die Promotionsvideos dazu ansehe, dann kann ich es gar nicht erwarten, selbst so einen in die Finger zu bekommen! Der Kontrast sieht gut aus, der Displayhintergrund scheint deutlich heller als bei aktuellen eInk-Displays zu sein und die Farben sind ausreichend kräftig.
Es scheint aber auch Nachteile zu geben. Ich zähle aktuell drei Stück:
- Der Kyobo eBook Reader wiegt doppelt so viel wie ein Sony PRS-T1 (!).
- Der Stromverbrauch scheint wohl nicht so niedrig zu sein, wie bei eInk-Displays – andernfalls hätte man wohl keinen so großen Akku verbaut.
- Offenbar ist ein kapazitiver Touchscreen mit Glasoberfläche verbaut. Damit dürfte die Ablesbarkeit bei direkter Sonnensintrahlung massiv leiden und auch im sonstigen Betrieb ist dies als Nachteil zu werten.
Zumindest den letzten Negativpunkt könnte man mit der bekannten Infrarot-Touchscreen-Technik, welche bei Sony, Kobo und Amazon zum Einsatz kommt, beheben. Auch beim Gewicht sind mit Wegfall der Glasoberfläche eventuell deutliche Einsparungen möglich. Einzig die Akkulaufzeit wird sich hier noch beweisen müssen. Die Laufzeit wird in der Pressemeldung mit „Wochen“ angegeben, womit man zumindest auf zwei Wochen hoffen darf. Da das Gerät allerdings eine Displaybeleuchtung besitzt und dank Android auch einen potenten Internetbrowser, wird man den Akku mit großer Wahrscheinlichkeit auch deutlich schneller leer bekommen.
Bleibt zu hoffen, dass die großen eBook Reader Hersteller diese Technik spätestens zum nächsten Produktzyklus aufgreifen. Damit würde sich auch die Lücke zwischen eBook Reader und Tablet weiter schließen.