Tolino Page 2, Shine 3 & Vision 5: Root, ADB und Apps installieren [Anleitung]
Indem du die nachfolgende Anleitung befolgst, kannst du Root-Zugriff auf dem Tolino Page 2, Shine 3 bzw. Vision 5 erlangen. Der Zugriff kann dabei direkt am Gerät mit Superuser-Rechten erfolgen, oder mit Hilfe von Root-ADB vom PC aus.
Der Root-Zugriff erlaubt es dir eigene Android-Apps zu installieren, sowie auch tiefgreifende Änderungen am System vornehmen. Der Tolino eBook Reader muss dafür nicht geöffnet werden.
Diese Anleitung wurde für Tolino Page 2, Tolino Shine 3 und Tolino Vision 5 erstellt und mit Firmware 15.3.2 erfolgreich getestet. Stand 16.07.2022
Apps ohne Root installieren
Die Installation von Android-Apps aus dem Gerätespeicher klappt bei Tolino eReadern mit aktueller Firmware auch ohne Root-Zugriff und ohne ADB. Per Sideloading lassen sich – über einen kleinen Trick – Anwendungen auch ohne tiefgreifende Systemänderungen vornehmen.
Das ist aber keine reguläre Funktion der Tolino Software, sondern mit einem Umweg über das versteckte Debug-Menü (zu deutsch: „Fehlersuch-Menü“) möglich. Findige Nutzer in unserem Forum haben diese Möglichkeit entdeckt.
Der Vorteil der rootlosen App-Installation liegt darin, dass du kein Boot-Image flashen musst. Es sind somit keine systemkritischen Komponenten betroffen. Damit handelt es sich unterm Strich um eine relativ unproblematische Option, eigene Apps auf Tolino Page 2, Shine 3 oder Vision 5 zu installieren.
Als möglicher Nachteil ist allerdings zu nennen, dass das Debug-Menü in späteren Updates eventuell nicht mehr abrufbar sein könnte und die Möglichkeit dann nicht mehr besteht. Ohne Root-Zugriff kann man außerdem keine Systemkomponenten ändern. Zumindest letzteres ist meistens aber kein Problem, weil „normale“ Android-Apps keinen Zugriff auf kritische Systemteile oder Root-Zugriff benötigen.
Wenn du Android-Apps ohne Root-Zugriff installieren möchtest, folge der Anleitung auf dieser Seite.
Nachfolgend wird ausschließlich die Option mit Root-Zugriff beschrieben.
Wissenswertes, bevor du loslegst
Wie schon bei den Vorgängern lässt sich der Root-Zugriff am Tolino Page 2, Shine 3 und Vision 5 mit Hilfe des Fastboot-Service erlangen. Diese Schnittstelle ist für Entwicklungszwecke reserviert und erlaubt das Ausführen verschiedener Entwicklungs-Funktionen. Das Flashen eines Boot-Images ist ein Teil dieser Funktionen.
Dies ist hier nötig, denn das angepasste Boot-Image, das in dieser Anleitung genutzt wird, gewährt den Root-Zugriff über ADB am PC und direkt über die Android Benutzeroberfläche.
Wissenswertes: Um Root-Zugriff über ADB zu erlangen, musste die originale ADBD-Datei manipuliert werden. Das Patchen der Datei erfolgte nach dieser hervorragenden Anleitung.
Die nachfolgende Schritt-für-Schritt-Anleitung habe ich mehrmals ausführlich auf jedem der gennannten Geräte getestet. Es lassen sich aber leider nie alle möglichen Probleme und potenzielle Auswirkungen eruieren, daher folgt an dieser Stelle der Hinweis:
Von unserer Seite wird keine Verantwortung für etwaige Probleme übernommen und kein Support geboten. Die nachfolgenden Schritte können einen Garantieverlust zur Folge haben. Daher: Alles auf eigene Gefahr!
Das reine Befolgen der Anleitung dauert unterm Strich nur wenige Minuten. Im Sinne einer möglichst einfachen Fehlerfindung bei Problemen, wurde die Anleitung sehr detailreich geschrieben, was dazu führt, dass der erstmalige Root-Versuch mit Treiberinstallation höchstwahrscheinlich etwas mehr Zeit in Anspruch nimmt.
Auch wenn mit dem Rooten kein Zugriff auf den eBook-Speicher vorgesehen ist, solltest du zur Sicherheit trotzdem alle wichtigen Dateien am Gerät vorab sichern.
ALLESebook Root-Paket für den Tolino Page 2, Shine 3 & Vision 5
Das hier zur Verfügung gestellte Root-Paket wurde auf Basis der offiziellen Firmware 15.3.2 erstellt und von mir erfolgreich mit folgenden eBook Readern und Firmwares getestet:
- Tolino Page 2, Firmwares: 15.3.2
- Tolino Shine 3, Firmwares: 15.3.2
- Tolino Vision 5, Firmwares: 15.3.2
Eventuell funktioniert die Anleitung auch für den Tolino Epos 2 – allerdings habe ich hierfür kein Gerät zum Testen.
ACHTUNG: Kontrolliere vor dem Start der Anleitung, ob dein oben genannter eReader mit einer der angeführten Firmware-Versionen läuft. Andere Versionen sind möglicherweise ebenfalls lauffähig, wurden von uns aber nicht getestet. Dieses Paket ist nicht für andere als die genannten Tolino-Modelle geeignet.
Bevor es los geht, lade das Root-Paket hier herunter und entpacke die ZIP-Datei in ein beliebiges Verzeichnis auf deinem Windows-PC:
Download: ALLESebook.de_tolino-page2-shine3-vision5_15.3.2_root.zip (31,1 MB)
Das Paket enthält u.a. folgende Dateien und Ordner:
- a_images
- custom_boot.img
- …
- b_usb_driver
- DPInst_x64.exe
- DPInst_x86.exe
- …
- c_adb
- z_daxia.virtualsoftkeys_10.apk (Virtuelle Navigation)
- z_Magisk-v22.1.apk (Root-Companion-App)
- z_org.brandroid.openmanager_212.apk (Datei-Explorer)
- z_simple.ink.launcher.1.2.apk (E-Ink-freundlicher Launcher)
- …
- 1_ANLEITUNG
- 2_INSTALL_usb_drivers.bat
- 3_INSTALL_vendor_id.bat
- 4_FLASH_bootimg.bat
- 5_TEST_adb.bat
- 6_INSTALL_apps.bat
Schritt für Schritt Anleitung
Bevor es am Tolino Lesegerät los geht, musst du die passenden USB-Treiber für die ADB-Schnittstelle am PC installieren. Starte hierfür die Datei „2_INSTALL_usb_drivers.bat„. Hiermit werden die passenden Treiber am Windows-PC installiert. Es wird automatisch zwischen 32 und 64 bit Systemen unterschieden. Klicke die Treiber-Installation bis zum Ende selbst durch. Ist das erledigt, kannst du beide Fenster schließen (Abbildung 1).
Als nächstes musst du die nötige Geräte-ID für den ADB-Zugriff im Betriebssystem hinterlegen. Starte hierfür die Datei „3_INSTALL_vendor_id.bat„. Fehlt die ID, funktioniert die ADB-Verbindung trotz korrekter Treiberinstallation nicht.
Als weiteren Schritt am PC müssen die vorhin installierten ADB-Treiber mit dem Tolino eReader verknüpft werden. Bevor du weitermachst kontrolliere nochmal, ob eine der oben genannten Firmware-Versionen auf deinem Tolino Page 2/Shine 3/Vision 5 installiert ist. Ist das der Fall, stecke den eingeschalteten eBook Reader via USB-Kabel am PC an. Der Akku sollte für die weiteren Schritte am besten (fast) vollständig geladen sein.
Während das Lesegerät am USB-Kabel steckt, schalte es jetzt vollständig ab. Halte dazu den Power-Knopf gedrückt, bis das Popup-Menü am Bildschirm erscheint und wähle dann „Ausschalten“. Warte einen Moment, bis der eReader vollständig heruntergefahren wurde und die LED in der Griffleiste (Vision 5) bzw. im Power-Button (Page 2 und Shine 3) erloschen ist.
Der nächste Schritt erfordert eine schnelle Reaktion, sofern du nicht schon in der Vergangenheit einen anderen Tolino eBook Reader gerootet hast. Denn jetzt mussst du die ADB-Treiber mit dem Gerät verknüpfen. Das Problem dabei ist, dass der Fastboot-Modus aller drei Modelle nur wenige Sekunden aktiv ist, bevor der eReader automatisch neu startet. Aufgrund des schnellen Neustarts, verschwindet das Gerät aus der am PC angezeigten Liste wieder sehr schnell und man kann die Treiber nicht verknüpfen. Gehe also wie folgt vor:
Öffne den Geräte-Manager von Windows.
Egal welches der drei Modelle du rootest, der nachfolgende Vorgang funktioniert bei allen gleich: Drücke den Power-Knopf und halte ihn gedrückt. Die LED im Power-Button bei Page 2 und Shine 3 leuchtet dabei durchgehend, am Vision 5 gibt es keine visuelle Rückmeldung. Gleichzeitig behältst du den Geräte-Manager am PC im Auge. Es dauert ca. 30 Sekunden bis der eReader den Fastboot-Modus aktiviert und dann nach einem kurzen Moment neu startet. Wenn das der Fall ist, taucht in der Liste unter „Andere Geräte“ ein neuer Punkt auf. Dieser kann je nach Gerät verschiedene Bezeichnungen haben, üblicherweise „tolino (?)“, „i.mx6sl NTX Smart Device“ oder „USB Developer“.
Klicke mit der rechten Maustaste auf das neue Gerät, wähle „Eigenschaften“ und folge den Schritten in der nachfolgenden Bildstrecke.
Wenn du nicht schnell genug geklickt hast (ich habe auch mehrere Versuche gebraucht, als ich die Treiber zum ersten Mal verknüpft habe), wiederhole Punkt 6 so lange bis du die Geräteeinstellungen aufgerufen hast. Die nachfolgend gezeigten Schritte klappen auch, wenn das eigentliche ADB-Device nicht mehr verbunden ist. Du kannst den eReader also zunächst ignorieren, sobald du die Geräteeinstellungen öffnen konntest.
Nach der Treiber-Verknüpfung geht’s ans die Änderungen am eReader: Zum Flashen des adaptierten Boot-Image starte die Datei „4_FLASH_bootimg.bat„.
Nach dem Start der Datei, wartet der PC auf eine Verbindung. Schalte den Tolino eReader bei angestecktem USB-Kabel wieder aus. Wenn das Gerät vollständig heruntergefahren ist, starte abermals Fastboot. Keine Sorge, dieses Mal hast du keine Eile. Halte die Powertaste wie vorhin beschrieben für ca. 30 Sekunden gedrückt und lass sie erst wieder los, wenn im blauen Fenster die Erfolgsmeldung erscheint („downloading ‚boot.img'“).
Hat das Flashen geklappt, landest du nach dem Geräteneustart wieder in der bekannten Tolino Bedienoberfläche. Im Gegensatz zu zuvor, ist ADB jetzt allerdings aktiviert. Kontrolliere mit dem Start der Datei „5_TEST_adb.bat„, ob die ADB-Verbindung funktioniert.
Wenn das der Fall ist, siehst du eine zufällige Zeichenkette als Geräte-ID, möglicherweise mit dem Hinweis „unauthorized“. Wenn „unauthorized“ neben der Geräte-ID steht, stecke das USB-Kabel kurz ab und wieder an. Führe die Datei danach nochmal aus. Danach sollte „device“ neben der Geräte-ID aufscheinen, womit gewährleistet ist, dass über ADB auf das Gerät zugegriffen werden kann.
Wenn es im blauen Fenster gar keine Aktivität gibt, und für zumindest 30 Sekunden lediglich „* daemon started successfully *“ zu lesen ist, schließe das Fenster, stecke den eReader kurz ab, wieder an und starte die Datei erneut. Wird nun noch immer kein ADB-Gerät gefunden und die zufällige Zeichenkette fehlt, dann hat die Treiberinstallation höchstwahrscheinlich nicht geklappt. (Punkte 1-6)
Nun kommen wir schließlich zur App-Installation, die auch den Weg zur Android-Bedienoberfläche frei macht: Starte die Datei „6_INSTALL_apps.bat„. Damit laufen die App-Installationen sofort automatisch durch. Danach startet der eReader selbstständig neu.
Abschließende Schritte
Nach dem letzten Schritt startet der Tolino Vision 6 neu und du wirst von einer Launcher-Auswahl begrüßt. Hier wählst du den „Simple Ink Launcher“ und danach „Immer“. Damit ist dieser Launcher nun deine Standard-Bedienoberfläche.
Jetzt musst du die Virtual Softkeys einblenden, damit du zwischen der Tolino-App und dem Simple Ink Launcher hin- und herwechseln kannst. Ohne diese Einrichtung müsstest du den eReader immer neu starten, um zurück zum Launcher zu gelangen.
Virtual Soft Keys aktivieren und einrichten
Die Einrichtung der Virtual Softkeys ist schnell erledigt (erfordert erfahrungsgemäß am Page 2 aber ein wenig Geduld; siehe nachfolgend). Du musst in den Bedienungshilfen lediglich die VirtualSoftKeys aktivieren und kannst sie danach direkt nutzen.
Öffne die App und tippe den unteren, nicht ausgegrauten „Go to Settings“-Knopf an und aktiviere bei den Bedienungshilfen die „VirtualSoftKeys“.
Jetzt kommt der frickelige Teil: Du musst wieder zurückwechseln. Das klappt bei Tolinos ohne Home-Button normalerweise mit einem Wischen vom unteren Bildschirmrand. Hier klappt das aber nicht, weil du dich nicht in der Tolino-App befindest. Da du die VirtualSoftKeys in den Bedienungshilfen aber bereits zugelassen hast, kannst du sie auch ohne weitere Konfiguration der App bereits verwenden.
Versuche also vom untersten Teil des Bildschirms nach oben zu wischen, um die virtuellen Softkeys einzublenden. Ich habe dafür immer mehrere Versuche gebraucht, weil die voreingestellte Fläche relativ schmal ist. Versuche es wiederholt, wenn die Knöpfe am unteren Bildschirmrand nicht erscheinen.
Wenn du es geschafft hast, kannst du einfach den Home-Button anklicken und zum Simple Ink Launcher zurückwechseln.
Sollte es trotz wiederholten Versuchen nicht klappen (besonders der Tolino Page 2 hat sich als störrisch erwiesen, auf Shine 3 und Vision 5 klappte es besser), starte den eReader neu. Dann landest du wieder im Launcher und kannst die VirtualSoftKeys-App einfach öffnen.
Öffne die VirtualSoftKeys-App danach nochmal, mach ein Häkchen bei „Don’t remind“ und klicke das Pop-Up-Fenster mit dem „I knew“-Knopf weg. Nun kannst du die „Gesture height“ vergrößern und den Bereich zum Einblenden der virtuellen Knöpfe erhöhen.
Ich habe Höhe (Gesture height) auf 100% gestellt und und Breite (Gesture width) auf circa 50 Prozent. Damit lassen sich die Knöpfe relativ einfach ein- und ausblenden. Die „Disappear“-Zeit habe ich auf drei Sekunden eingestellt. Damit verschwindet die Knopfleiste nach kurzer Zeit wieder von selbst.
Du siehst deine Auswahl als dunkelgrauen Balken am unteren Bildschirmrand. Mit einem Rauf-wischen in diesem Bereich blendest du die Knopfleiste ein, mit einem Runter-wischen blendest du sie wieder aus.
Magisk Root
Als wartungs- und bedienfreundliche Variante wurde der Magisk-Rootzugriff integriert. Öffne die Magisk-App und kontrolliere, ob du Root-Zugriff hast.
Wenn in der Sektion „Magisk“ bei „Installiert“ der „Wert 22.1 (22100)“ steht, dann hast du Root-Zugriff. Sobald eine App diesen Zugriff anfordert, erscheint ein Pop-Up-Fenster und du kannst den Root-Zugriff gewähren oder ablehnen. Das klappt auch für Superuser-ADB-Zugriff über den PC.
Je nach Gerät und Firmwareversion kann es vorkommen, dass Magisk einen Neustart erfordert, um finale Änderungen am System vorzunehmen.
Was tun bei Fragen oder Problemen?
Wie bereits erwähnt, kann ich abgesehen von der Schritt-für-Schritt-Anleitung leider keine Unterstützung bieten. Dafür sind die Anfragen zu zahlreich und eine Fehlerbehebung üblicherweise sehr zeitaufwendig.
Wende dich bei Fragen oder Problemen bzgl. des Root-Zugriffs daher bitte an unser Forum. Darin lese nicht nur ich mit, sondern auch einige kundige Root-Experten und können mit Tipps zur Seite stehen.
Außerdem findest du im Forum eventuell bereits Antworten auf Fragen, die du vielleicht gerade hast. Daher lohnt es sich auch in älteren Themen nachzulesen und die Suchfunktion zu verwenden.