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reMarkable Paper Pro Move im Test: Kompakt mit Farbe – aber zu teuer?

Geschätzte Lesezeit: 11:58 min.

Auf den ersten Blick scheint das reMarkable Paper Pro Move das ideale digitale Notizbuch für unterwegs zu sein: Kompakte Bauweise, ein hochwertiges Design, gute Farbdarstellung dank E-Ink Gallery 3 und nun endlich sogar mit Suche für die handschriftlichen Notizen. Doch bei genauerem Hinsehen zeigt sich schnell: All das kommt nicht ohne Nachteile.

Das Gerät ist deutlich teurer als es sein sollte, die Handhabung fällt zeitweise unergonomisch aus, und das ungewöhnlich schmale Displayformat wirkt beim Schreiben im Hochformat schnell beengt. Dennoch bleibt viel von dem typischen reMarkable-Charme erhalten – durchdachte Software, gute Stift-Performance, solide Akkulaufzeit (im Schreibbetrieb).

Doch für ein Premium-Produkt, das sich ganz auf das Schreiben konzentriert, trifft das reMarkable Paper Pro Move dennoch auch schwer nachvollziehbare Entscheidungen.

Videotest (Englisch)

A Beautiful Misstep? Honest reMarkable Paper Pro Move REVIEW

Hardware & Design

Die Hardware ist – zumindest optisch – sehr gelungen. reMarkable hat das große Paper Pro erfolgreich geschrumpft, ohne dessen Charakter zu verlieren. Das Move ist zwar minimal dicker, aber bleibt mit nur 230 Gramm angenehm leicht – vergleichbar mit einem Kindle Colorsoft.

Handlich aber nicht unbedingt klein

Der Aluminiumrahmen macht einen hochwertigen Eindruck und erinnert mit seinem stufenartigen Aufbau an einen Notizblock. Der aktive Stylus haftet magnetisch an der Seite, lädt dabei automatisch und weckt das Gerät beim Abnehmen direkt ohne weiteres Zutun auf. Nutzer müssen sich um Akkulaufzeit beim Stift im Alltag also keine Sorgen machen.

Allerdings zeigt sich schnell, dass das reMarkable Paper Pro Move an anderen Stellen gespart hat. Die Rückseite besteht nun nämlich aus strukturiertem Kunststoff statt Aluminium (wie beim Paper Pro). Sie wirkt zwar nicht billig, aber im Vergleich zur großen Variante weniger hochwertig und klingt stellenweise hohl. Auch das Display vermittelt beim Schreiben – vor allem im unteren Bereich – ein leicht hohles Gefühl. Kein gravierender Mangel, aber bei einem Gerät dieser Preisklasse doch ein nerviger Makel.

Die Rückseite ist dieses Mal aus texturiertem Plastik, das sich stellenweise eher hohl anfühlt.

Ergonomie & Format

Trotz Gummifüßen für stabilen Halt auf dem Tisch, fällt die Handhabung insgesamt weniger überzeugend aus als erwartet. Im Hochformat lässt sich das Gerät auf dem Schreibtisch nur schwer ergonomisch nutzen wenn die Hand beim Schreiben angewinkelt ist. Die Bedienung in dieser Position wirkt einfach etwas unnatürlich. Deutlich angenehmer ist der Einsatz, wenn man das Tabletunterhalb der Augenhöhe hält und mit der Hand umfasst. In dieser Haltung ist das Move gut ausbalanciert.

Wenn man das reMarkable Paper Pro Move weit unter Augenhöhe hält und darauf hinunterschaut, hält es sich gleich viel besser

Im Querformat bietet der breite Kinnbereich eine natürliche Griffzone, doch auch hier ist das Handling nicht merklich komfortabler als bei anderen Geräten. Das schmale 16:9-Displayformat bringt somit zumeist keinen spürbaren Vorteil gegenüber klassischeren Formaten wie 4:3. Im Gegenteil: Beim Schreiben im Hochformat fühlt sich das Display recht beengt an. Geräte wie das Supernote Nomad oder Boox Tab Mini C mit 4:3-Seitenverhältnis sind in dieser Hinsicht klar im Vorteil.

Das schmale Seitenverhältnis des Paper Pro Move (mitte) ist im Vergleich zu den Mitbewerbern (links: Boox Tab Mini C; rechts: Supernote Nomad) ein deutlich spürbarer Nachteil was die Zeilenlänge angeht

Auch die angeblich höhere Mobilität durch das schlankere Format ist in der Praxis fragwürdig. Ja, das Move passt in große Jackentaschen – aber in Jeans passt es nicht oder nur mit Mühe. Und da es den gleichen Platz wie ein Smartphone beansprucht, ist der reale Gewinn an Mobilität letztendlich tatsächlich eher gering. Der vermeintliche Vorteil des schmäleren Displays entpuppt sich im Nutzungsalltag somit nur selten als Vorteil, aber häufig als unnötige Limitierung.

Schreiberlebnis & Displayqualität

Die Notizfunktion ist aber grundsätzlich sehr solide, doch das Displayformat bleibt auch hier die zentrale Schwäche. Mit 16:9 wirkt das Display nicht nur klein, sondern schränkt auch die Nutzbarkeit im Hochformat ein. reMarkable hat zwar Zoomen, Scrollen und Drehen sehr gut umgesetzt – besser als quasi alle Konkurrenten – aber der Platz bleibt einfach begrenzt.

Das Schreibgefühl ähnelt dem des größeren Paper Pro. Die leicht raue Oberfläche erzeugt ein nettes, analog anmutendes Kratzgefühl. Anfangs etwas laut, gewöhnt man sich schnell daran.

Vom Platz abgesehen, lässt es sich ordentlich schreiben

Auch die Präzision des Stifts ist hoch: Selbst kleine Schrift bleibt gut lesbar und klar. Im Vergleich zu Geräten wie dem Boox Go 7 ist die Eingabe deutlich präziser. Die bekannten „wackeligen“ diagonalen Linien, die durch die kapazitive USI-Technik entstehen, treten allerdings auch hier auf – teils sogar stärker als beim großen Modell das ich hier habe.

Für den Schreiballtag zwar kein Beinbruch, aber wenn man gerne zeichnet ist das ein klarer Nachteil. Die Eingabelatenz ist mit ca. 20 Millisekunden dagegen ausgezeichnet und vermittelt ein sehr direktes Schreibgefühl.

Marker und Marker Plus

Farb-Display im Detail

Das 7,3-Zoll-Display setzt auf E-Ink Gallery 3 Technology. Im Gegensatz zu Kaleido filtert es keine normale Monochromanzeige, sondern mischt Farben direkt über CMYW-Mikrokapseln (Cyan, Magenta, Gelb, Weiß). Dadurch sind durch „Mischen“ der Kapseln rund 20.000 Farben darstellbar – ähnlich wie das im Druckbereich funktioniert. Das führt allerdings auch zu mehr E-Ink-„Flackern“ bei Bildwechseln, insbesondere auffällig bei Stiftstrichen: Farbige Linien erscheinen zunächst in einem Mischton und wechseln danach zur finalen Farbe. Schwarz hingegen benötigt kein solches Update und wirkt in der Verwendung deshalb ruhiger.

Die Farben der Linien werden in zwei Schritten finalisiert

Die Farben unterm Strich zwar sind nicht besonders kräftig, aber deutlich natürlicher als bei Kaleido. Ohne Frontlicht ist der Unterschied zur Schwestertechnologie zugunsten von Gallery 3 besonders auffällig.

Mit einer Pixeldichte von 264 ppi ist die Auflösung des kleinen reMarkable Paper Pro Move höher als beim großen Paper Pro, was sich im Nutzungsalltag besonders bei PDFs bemerkbar macht – und auch farbige Inhalte wie z.B. Comics profitieren sichtbar davon.

Aber natürlich darf man bei einem E-Ink-Display – auch mit Gallery-3-Technik – keine OLED-ähnliche Farbsättigung erwarten. Im Vergleich zu klassischen LCD- oder OLED-Bildschirmen bleiben die Farben auch beim Paper Pro Move insgesamt eher zurückhaltend. Doch: Im Alltag fällt das kaum negativ auf. Nach den ersten paar Stunden nutzt man das Gerät intuitiv als das, was es ist – ein digitales Notizbuch – und vergleicht es nicht mehr ständig mit LCD-Tablets. Dadurch relativiert sich der Eindruck der „blassen“ Farben deutlich.

Blasse Farbdarstellung mit E-Ink Gallery 3 im Vergleich zu einem LCD-Bildschirm, aber trotzdem sehr angenehm

Ein Detail, das beim Schreiben oder Blättern auffällt, ist das sogenannte Coil Whine: Ein leichtes, hochfrequentes Pfeifen bei Bildschirmaktualisierungen. Dieses Geräusch ist ebenso wie beim großen Bruder auch beim Move vorhanden. Man hört es allerdings nur in sehr stiller Umgebung. Im normalen Einsatz ist es kaum bzw. oft gar nicht wahrnehmbar.

Doch das Display des Move bringt auch klare Verbesserungen gegenüber dem größeren Modell. Der Bildschirmhintergrund wirkt spürbar neutraler, das gesamte Panel hat einen deutlich geringeren Gelbstich. Gemessen habe ich dabei zwar eine nur marginal höhere Helligkeit (L* = 63 gegenüber 62 beim Paper Pro), aber in Kombination mit der neutraleren Darstellung ergibt sich ein sichtbar angenehmeres Gesamtbild. Das Resultat ist ein Display, das auf Anhieb sympathischer wirkt – auch wenn man es auf Basis der Zahlen nicht unbedingt vermuten würde.

Angenehm neutraler Bildschirmhintergrund beim Paper Pro Move (rechts) gegenüber dem Paper Pro (links)

Diesen Fortschritt erkauft man sich allerdings mit einem leichten Rückschritt bei der Farbsättigung. Mit Spektralmessung zeigt das Move rund 7 % weniger lebendige Farben, vor allem bei Magenta und Rottönen. Die restlichen Farben bleiben im Vergleich zum großen Modell gleich oder sind minimal besser. Für den Alltagsgebrauch ist das meiner Meinung nach ein durchaus lohnenswerter Kompromiss, denn das Nutzungserlebnis ist insgesamt trotzdem angenehmer.

Ein weiterer, messbarer Unterschied betrifft die Darstellung von Schwarz. Einige Nutzer haben beim großen Paper Pro eine gewisse Blaufärbung der Schwarzwerte bemängelt und das Paper Pro Move ist in der Hinsicht leider noch einen kleinen Ticken schlechter. Der Schwarzwert verschiebt sich um etwa sieben Grad näher an reines Blau auf der Farbskala, mit einem Delta-E von 0,94 – unter normalen Bedingungen also knapp unter der Grenze der Wahrnehmbarkeit. Unter optimalen Bedingungen ist das aber trotzdem sichtbar, im Alltag meiner Meinung nach aber trotzdem kaum relevant und mich hat dieser Punkt zu keinem Zeitpunkt gestört.

Schwarz am Paper Pro Move ist minimal bläulicher

Das integrierte Frontlicht nutzt die neue Helligkeitsregelung, die reMarkable vor wenigen Monaten eingeführt hat. Mit maximal rund 9 nits ist es zwar noch immer deutlich dunkler als bei anderen Herstellern, verbessert die Nutzbarkeit aber dennoch spürbar – vor allem bei diffusem Licht oder im Halbschatten. Farben wirken mit aktivierter Beleuchtung klarer und kräftiger.

Besonders auffällig ist, wie gleichmäßig das Frontlicht verteilt ist. Während das größere Modell noch durch ungleichmäßige Ausleuchtung und sichtbare Farbabweichungen negativ auffiel, ist das beim reMarkable Paper Pro Move spürbar besser gelöst. Das Licht wirkt homogen, ohne störende Helligkeitsschwankungen oder sichtbare Farbtemperatur-Unterschiede. Ein klarer Fortschritt.

Ein Nachteil bleibt aber trotzdem erhalten : Es gibt keine einstellbare Farbtemperatur. Das Frontlicht ist fix auf etwa 4.500 Kelvin eingestellt – ein recht neutraler Wert. Doch gerade in dieser Preisklasse sollte es selbstverständlich sein, dass Nutzer zwischen warmem und kaltem Licht wählen können.

Homogenes Frontlicht, allerdings ist es mit nur maximal 9 bis 10 nits vergleichsweise dunkel

Beim Thema Ghosting verhält sich das Move weitgehend wie sein großer Bruder. In PDFs tritt es kaum auf, in der Benutzeroberfläche lassen sich gelegentlich Überbleibsel von Icons oder Vorschaubildern erahnen – diese verschwinden jedoch ohne aktiven Refresh nach wenigen Sekunden von selbst wieder.

Software & Handschriftensuche

Das Paper Pro Move läuft auf Codex OS – dem bereits bekannten Linux-basierten System von reMarkable. Die Bedienung lässt sich als reduziert, aber durchdacht zusammenfassen. Es gibt Tags, Ordner, Seiten-Vorlagen und eine gute Stiftwerkzeugauswahl. Neu ist die Handschriftensuche – ein oft gewünschtes Feature, das jetzt endlich implementiert wurde. Die Erkennung ist zuverlässig, aber die Navigation zwischen Treffern ist noch ausbaufähig.

Codex OS ist einfach zu bedienen und übersichtlich

Kritisch ist allerdings, dass die Funktion nur im Rahmen des kostenpflichtigen Connect-Abos verfügbar ist. Für 3 €/Monat oder 30 €/Jahr erhält man zusätzliche Templates, Cloud-Backups, mobile Apps und längere Garantie – aber dass eine Grundfunktion wie Handschriftensuche extra kostet, hinterlässt einen faden Beigeschmack. Insbesondere beim ohnehin sehr hohen Gerätepreis.

Notizen werden automatisch synchronisiert, aber die Indexierung der Handschrift erfolgt (soweit ich das beurteilen kann) nicht direkt auf dem Gerät. Handschrift-zu-Text funktioniert zuverlässig, muss aber manuell angestoßen werden. Text der mit Hilfe der virtuellen QWERTZ-Tastatur eingegeben wird, lässt sich weiterhin nicht frei platzieren, was die Nutzung eingeschränkt wirken lässt.

Handschriftliche Suche nur mit Abo

Sicherheit & Systemfunktionen

Positiv ist, dass das System standardmäßig verschlüsselt ist. Wer das passwortgeschützte Gerät verliert, muss sich also keine Sorgen machen, dass die Daten am Tablet einfach zugänglich sind. Was allerdings fehlt, ist eine biometrische Entsperrung – gerade bei einem Preis von rund 500 Euro wäre ein Fingerabdrucksensor wünschenswert gewesen.

Kompatibilität & Lesefunktion

Als E-Reader ist das Move nur bedingt geeignet. Zwar lassen sich EPUBs und PDFs öffnen, aber es gibt keinen integrierten E-Book-Shop, keine Drittanbieter-Apps wie Kindle, und die E-Book-Funktionen sind allerhöchstens als rudimentär. Textdarstellung ist aber in Ordnung, jedoch wirken feine Fonts etwas weicher als auf reinen Schwarzweiß-E-Ink-Displays.

PDFs sind zwar ordentlich lesbar, man muss aber relativ viel zommen und scrollen

Die gute Zoom- und Verschiebe-Funktion gleicht das kleinere Display beim Lesen großformatiger PDFs etwas aus.

Akkulaufzeit & Ladezeiten

In meinem Akkutest schafft das reMarkable Paper Pro Move im durchgängigen Schreibbetrieb rund 5,5 Stunden (Frontlicht aus), bei maximaler Beleuchtung etwa 4,5 Stunden. Damit liegt das Move unter dem großen Paper Pro (etwa 6 bis 7 Stunden), aber ist für ein Gerät in diesem Größensegment absolut in Ordnung.

Akkulauftest mit einem Schreibroboter

Anders sieht die Sache im Lesebetrieb aus: Beim Lesen farbiger PDFs beträgt die Laufzeit nur ca. 5 Stunden. Bei reinen Text-PDFs kommt das Move auf rund 7 Stunden. Beide Werte liegen nicht nur deutlich unter dem großen Paper Pro, sondern sind auch im Vergleich zur E-Ink Konkurrenz ausgesprochen niedrig. Als Lesegerät eignet sich das reMarkable Paper Pro Move somit weniger.

Immerhin: Dank Schnellladefunktion ist das Gerät in unter 45 Minuten wieder zu 90 % aufgeladen.

Fazit: Schön, aber zu teuer

Das reMarkable Paper Pro Move ist stilvoll, leicht und softwareseitig durchdacht – aber es richtet sich mit dem schmalen Formfaktor an eine sehr kleine Zielgruppe. Ab 479 Euro mit dem normalen Marker und ohne Hülle ist das Gerät einfach zu teuer für das, was es bietet.

Das reMarkable Paper PRo Move ist zwar ein insgesamt ordentliches Gerät, der Formfaktor bringt aber durchaus nicht zu unterschätzende Nachteile mit sich und der Preis ist für das Gebotene meiner Meinung nach zu hoch. Der Aufpreis zum größeren Paper Pro ist gut investiert.

Mit Marker Plus und Leder-Folio landet man bei 629 Euro. Das ist viel Geld für ein Gerät, das eher Ergänzung als Hauptgerät ist. Wer ein leichtes, fokussiertes Notizgerät mit Farb-E-Ink sucht, bekommt mit dem reMarkable Paper Pro Move aber trotzdem ein interessantes Nischenprodukt. Für die breite Masse ist es meiner Meinung nach aber schlicht zu teuer. Der Aufpreis zum größeren Paper Pro ist da schon so gering, dass sich der Griff dazu schnell lohnt.

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Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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