Remarkable Paper Pro revolutioniert den E-Ink Markt mit echtem Farb-E-Ink-Display
Lange hat es gedauert, nun ist die Revolution da: Das norwegische Unternehmen Remarkable, das mit dem „Paper Tablet“ quasi die eigene Geräte-Kategorie der digitalen E-Ink-Notizbücher begründet hat, schickt mit dem heutigen Tag ein neues Gerät ins Rennen: das Remarkable Paper Pro.
Das neue Tablet bringt dabei zahlreiche Neuerungen mit, wobei die wohl wichtigste das Vorhandensein von Farbe ist.
Videozusammenfassung (Englisch)
Nachfolgend eine Zusammenfassung des Artikels als englischsprachiger Video-Bericht:
Dieses Video wird unabhängig von den gesetzten Cookie-Einstellungen mit einem Klick auf das Bild bzw. den Play-Button extern von YouTube geladen. Siehe unsere Cookie- und Datenschutzerklärung für weitere Details.
E-Ink Gallery 3 kommt im Mainstream an
Farb-E-Ink schlägt bereits seit rund einem Jahr relativ große Wellen. Mit dem Marktstart von E-Ink Kaleido 3 kamen bis zuletzt unzählige eReader und Tablets auf den Markt, die mit ihrem Farb-E-Ink-Display bis zu 4.096 Farben darstellen können.
Das Remarkable Paper Pro setzt nun auf die nächste Technologiestufe, die sich E-Ink Gallery 3 nennt.
Diese kennt man bereits vom Bigme Galy, einem 2023 per Crowdfunding gestarteten E-Ink-Tablet, dessen Start allerdings alles andere als rund verlief. Mutmaßlich gab es Schwierigkeiten in der Produktion der revolutionären Farb-E-Ink-Displays, was indirekt auch damit bestätigt wurde, dass PocketBook den Farb-eReader Viva kurz darauf auf unbestimmte Zeit verschoben hat.
Revolutionär ist Gallery 3 deshalb, weil es anstelle von schwarz-weißen E-Ink-Partikeln nun farbige Partikel nutzt, um Farben zu erzeugen. Das funktioniert anstelle der RGB-Matrix bei E-Ink Kaleido 3 mit vier unterschiedlichen Farbpartikeln (Cyan, Magenta, Gelb, Weiß), wodurch sich bis zu 50.000 Farben erzeugen lassen.
Nach dem missglückten Start wurde es aber wieder ruhig um E-Ink Gallery 3. Bis jetzt.
Adaptierte Technik für schnellere Reaktionszeiten
Das Remarkable Paper Pro Tablet nutzt eben diese Technik in einer angepassten Variante. Anstelle von 300 ppi löst das 11,8 Zoll große Display „nur“ mit 229 ppi auf. Das ist zwar niedriger als z. B. beim Kindle Scribe, aber entspricht dem lange Zeit gängigen Standard in dem Größensegment.
Ebenso beträgt die Farbtiefe nur bis zu 20.000 Farben, anstelle der theoretisch möglichen 50.000 Farben.
Ich nehme an, dass beide „Downgrades“ (Auflösung & Farbtiefe) einen Kompromiss darstellen, um die Reaktionszeit des Displays zu verbessern. Das bestätigt sich auch darin, dass die Eingabeverzögerung mit dem Stift bei nur 12 Millisekunden liegt. Andere E-Ink-Tablets mit E-Ink Carta schaffen es bisher nur auf 20 bis 30 ms.
Also kurz gesagt: Das Schreiberlebnis des neuen „Papier-Tablets“ soll trotz der neuen Anzeigetechnik noch besser sein.
Noch ein Stück mehr Signifikanz bekommt der Start des Remarkable Paper Pro dadurch, dass es wohl den Startschuss für eine weitere Nutzung von E-Ink Gallery 3 am E-Ink-Markt einläutet.
Nicht so schnell
Bis es nun aber wirklich so weit ist und es zu einer weiteren Verbreitung der Technik kommt, wird es allerdings noch einige Zeit dauern.
Das Remarkable Paper Pro kostet nämlich zumindest 650 Euro (inkl. Stift). In einem solchen Preisbereich bewegen sich nur sehr wenige E-Ink-Tablets und für eReader ist das ein Bereich, den man nur schwer argumentieren kann.
Dementsprechend müssen die Preise für die E-Ink Gallery 3-Panele erst mal fallen, bis es zu einer größeren Marktdurchdringung kommen kann. Ich schätze, der erste Schritt am eReader-Markt wird wohl durch Amazon erfolgen, mit der Nachfolge des kürzlich eingestellten Kindle Oasis im Hochpreissegment.
Unabhängig davon, wie schnell sich die Technik nun letztendlich verbreitet, mit dem Start des Remarkable Paper Pro ist klar, dass sie im Mainstream angekommen ist, um zu bleiben.
Das Remarkable 2 Paper Tablet hat sich schließlich über 2 Millionen Mal weltweit verkauft und das neue Farb-Tablet wird dementsprechend auch schnell Fuß fassen können – trotz des hohen Einstiegspreises.
Schreiben im Fokus
Remarkable setzt mit dem Paper Pro weiterhin ganz klar auf die Notiznahme. E-Pub-Dateien lassen sich zwar weiterhin öffnen, das ganze Setup ist allerdings eher rudimentär und zum Lesen von ganzen Büchern ist ein dedizierter eReader die bessere Wahl.
Damit das Schreiben besonders gut und natürlich klappt, hat Remarkable aber kaum Kosten und Mühen gescheut.
Das zeigt sich z. B. in der integrierten Frontbeleuchtung, die besonders niedrig aufbaut. Denn obwohl nun eine zusätzliche Lichtträgerfolie am Bildschirm sitzt, beträgt der Abstand zwischen der obersten Display-Schicht und dem E-Ink-Bildschirm nur 0,92 Millimeter. Es sieht dann also beinahe so aus, als ob die elektronische Tinte wirklich aus dem Stift kommt.
Ebenso gibt es wieder eine texturierte, raue Oberfläche, die eine Bleistiftnutzung imitieren soll. Das klappte bereits beim Remarkable 2 besonders gut, könnte mit dem neuen Glas (anstatt Plastik) aber noch einen Tick besser ausfallen. Ebenso soll die neue Glasoberfläche für weniger Blendeffekte und Reflexionen sorgen.
Verbesserte Technik
Abseits des Displays wurde das Remarkable Paper Pro auch an einigen anderen Stellen verbessert: Es besitzt nun eine Quad-Core-CPU, der 2 GB Arbeitsspeicher zur Seite stehen, und ist damit deutlich schneller als der Chip im Remarkable 2. Der interne Speicherplatz hat sich auf 64 GB verachtfacht.
Auch bei der Stifteingabe geht Remarkable neue Wege: Anstelle der passiven WACOM-Technik, die in beinahe jedem E-Ink-Tablet zum Einsatz kommt (inkl. Kindle Scribe), setzt das Remarkable Paper Pro dieses Mal auf einen aktiven Stift. Das bedeutet, dass dieser geladen werden muss. Das geschieht automatisch und drahtlos, indem man den Stift magnetisch auf die Seite des Tablets klemmt.
Mit der Wahl zu einem aktiven Stift wird der Displayaufbau (siehe oben) wohl niedrig gehalten und man spart sich die EMR-Beschichtung, die für WACOM ansonsten nötig wäre.
Und lange überfällig und jetzt glücklicherweise auch mit dabei: eine Sleep-Funktion des Covers.
Ab sofort erhältlich
Mit nur 24 Stunden Vorlaufzeit zwischen Ankündigung und Marktstart ist das Remarkable Paper Pro ab sofort erhältlich und kann für mindestens 650 Euro in der günstigsten Konfiguration erworben werden.
Der Preis lässt sich mit der Plus-Variante des Eingabestifts und dem Keyboard-Cover – der das Remarkable Paper Pro zu einer E-Ink-Schreibmaschine macht – auf bis zu 900 Euro steigern.
Das sind ohne Frage sehr hohe Preisbereiche, allerdings muss dabei festgehalten werden, dass man dafür aktuell einzigartige E-Ink-Technik bekommt und Remarkable über Jahre hinweg Softwareupdates liefert.
Auch wenn man sich das Tablet nicht leisten möchte, darf man sich mit dem Start des Geräts jedenfalls auf einen neuen Impuls am E-Ink-Markt freuen, der wohl bald auch am eReader-Markt ankommen dürfte.