Remarkable Paper Pro: Hands-On Eindrücke des neuen Farb-E-Ink Notizbuches
Das norwegische Unternehmen Remarkable, das die Kategorie der digitalen E-Ink-Notizbücher maßgeblich geprägt hat, bringt mit dem Paper Pro nun sein erstes Farb-E-Ink-Tablet auf den Markt.
In diesem Artikel möchte ich meine ersten Eindrücke mit euch teilen, bevor ich das Gerät in einem ausführlichen Testbericht genauer unter die Lupe nehme.
Was ist neu beim Remarkable Paper Pro?
Das Remarkable Paper Pro setzt auf die neue E-Ink Gallery 3-Technologie, die bis zu 20.000 Farben darstellen kann. Im Gegensatz zu früheren Farb-E-Ink-Displays, die auf eine RGB-Matrix gesetzt haben, arbeitet die Gallery 3-Technik mit vier verschiedenen Farbpartikeln: Cyan, Magenta, Gelb und Weiß.
Diese Technik ermöglicht lebendigere Farben und macht das Remarkable Paper Pro zu einem der derzeit spannendsten Geräte am Markt.
Der erste Eindruck beim Auspacken ist vielversprechend: Das Tablet fühlt sich dank des Aluminiumgehäuses sehr hochwertig an und wirkt im Vergleich zum Remarkable 2 noch robuster. Mit seinen flachen Seiten und dem kantigen Design erinnert es ein wenig an ein iPad Pro.
Das Gerät liegt trotz seines Gewichts von 525 Gramm gut in der Hand – nicht zu leicht, aber auch nicht zu schwer, was vor allem der größeren Bildschirmdiagonale von 11,8 Zoll zu verdanken ist. Dadurch wirkt das Gerät subjektiv gut ausbalanciert.
Hochpreisiges Zubehör
Neben dem Tablet selbst habe ich auch das optionale Marker Plus und die schwarze Lederhülle erworben. Womit der Kauf ein sehr teurer Spaß war: 850 Euro wurden für das Gesamtpaket fällig. Da will der Kauf gut überlegt sein.
Verzichtet man auf die Lederhülle und kauft den günstigeren Stift, kann man zumindest 200 Euro sparen. Aktuell gibt es noch keine Hüllen von Dritt-Anbietern, jedoch wird es wohl nicht mehr allzu lange dauern, bis diese erhältlich sind. Hier darf man dann von etwas leichter verdaulichen Preises von 20 bis 50 Euro ausgehen.
Der Marker Plus ist die Premium-Variante des Paper-Pro-Stifts und verfügt über einen Radierer am oberen Ende. Er liegt schwerer in der Hand und bietet eine hochwertige Haptik.
Bemerkenswert ist, dass Remarkable beim Paper Pro nicht mehr auf die WACOM-Technologie setzt, sondern den USI 2.0 Standard verwendet. Das bedeutet, dass auch andere kompatible Stifte mit dem Gerät verwendet werden können (mit Einschränkungen – siehe unten).
Die Lederhülle sieht edel aus und passt perfekt zum Gerät, doch der Preis von 200 Euro erscheint mir übertrieben hoch. Auch wenn Haptik und Verarbeitung sehr gut sind, selbst die 150 Euro inklusive des Bundle-Rabatts sind eine starke Ansage. Zum Vergleich: Die Leder-Hülle des Kindle Scribe schlägt mit 90 Euro zu Buche, was oftmals schon als zu teuer wahrgenommen wurde.
Die Remarkable-Lederhülle verstörmt nach dem Auspacken einen deutlich wahrnehmbaren chemischen Geruch. Ich gehe jedoch davon aus, dass dieser mit der Zeit verfliegt.
Das Display – Farbenpracht mit Kompromissen
Kommen wir zum Herzstück des Remarkable Paper Pro: dem E-Ink Gallery 3 Display. Die Farben wirken auf den ersten Blick kräftig, besonders Gelb sticht sofort ins Auge.
Das Display selbst ist allerdings dunkler als Schwarz-Weiß-E-Ink-Bildschirme, wie man sie vom Remarkable 2, Kindle Scribe und vielen anderen Geräten kennt. Auch wenn es nicht so dunkel ist wie beim Kaleido 3 (z.B. Boox Note Air 3C, Tolino Vision Color), fällt die reduzierte Helligkeit im direkten Vergleich zu herkömmlichen E-Ink-Geräten auf.
Interessant ist auch die Art und Weise, wie gezeichnete Farben in Notizbüchern auf dem Display angezeigt werden: Zuerst erscheint die Linie in Schwarz (bzw. nicht der Zielfarbe), bevor die Farbe nach und nach hinzugefügt wird. Dieser Effekt ist durchaus gewöhnungsbedürftig und könnte für einige Nutzer sogar irritierend wirken.
Comic-Darstellung: Guter Eindruck mit kleineren Schwächen
Besonders spannend ist die Darstellung von Comics auf dem 11,8 Zoll Farb-Display des Remarkable Paper Pro.
Beim Blättern durch einige Comic-Seiten fällt auf, dass die Farben – insbesondere Gelb – sehr kräftig sind. Auch Rot- und Blautöne wirken gut, während Grüntöne etwas schwächer ausfallen. Dieses Verhalten war auch beim ersten Gerät mit E-Ink Gallery 3-Technologie, dem Bigme Galy, zu beobachten.
Trotz kleinerer Schwächen, wie die etwas körnig wirkende Darstellung bei genauer Betrachtung, macht die Comic-Darstellung insgesamt einen guten Eindruck, und das neue Refresh-System von Remarkable sorgt dafür, dass es nahezu kein Ghosting gibt. Das ist eine enorme Verbesserung im Vergleich zur ersten E-Ink Gallery 3 Generation.
Schreibgefühl und Stift-Latenz: Neue Maßstäbe
Eine der größten Stärken des Remarkable Paper Pro ist die extrem niedrige Stift-Latenz. Laut Remarkable liegt die Latenz bei nur 12 Millisekunden, was ein nahezu verzögerungsfreies Schreibgefühl ermöglicht. Ob die Verzögerung tatsächlich niedriger ist, werde ich noch messen, zumindest subjektiv hat sich diese im Vergleich zu anderen E-Ink Geräten durchaus ein wenig gebessert.
Aber nicht alles ist perfekt: Die Oberfläche des Tablets wirkt wesentlich rauer als beim Vorgänger, und das Gefühl wenn man den Stift am Display aufsetzt, erinnert mich eher an die Verwendung eines Apple Pencils auf einem iPad als an das vertraute Gefühl eines WACOM-Stifts auf E-Ink.
Bezüglich der bereits erwähnten USI 2.0 Stiftunterstützung: Stifte von Geräten wie dem Amazon Fire Max 11 funktionieren zwar auf dem Remarkable Paper Pro, jedoch gibt es Probleme mit der Neigungserkennung. Die Neigung des Dritt-Anbieter-Stifts wird zwar erkannt, allerdings setzt das Tablet diese nicht wieder zurück, wenn man den Stift wieder in eine steile Haltung bringt. Somit bleibt vorerst nur die Nutzung des originalen Remarkable-Stifts.
E-Ink Gallery 3: Eine neue Ära für Farb-E-Ink?
Das Remarkable Paper Pro ist das erste Gerät, das E-Ink Gallery 3 in einem Massenmarktprodukt einsetzt.
Diese Generation stellt einen enormen technischen Fortschritt dar und ermöglicht die bessere Darstellung einer größeren Anzahl an Farben (bis zu 20.000).
Allerdings gibt es noch Raum für Verbesserungen. So wirkt der Bildschirm im Vergleich zu Schwarz-Weiß-E-Ink-Displays dunkler, und die Auflösung von 229 ppi ist geringer als bei einigen Konkurrenzprodukten.
Dennoch sehe ich das Remarkable Paper Pro als einen wichtigen Schritt für die Weiterentwicklung der E-Ink-Technologie. Es ist das erste Tablet seiner Art, das Farb-E-Ink in dieser Qualität einem breiten Publikum zugänglich macht, und ich bin gespannt, wie sich diese Technologie in den kommenden Jahren weiterentwickeln wird.
Das Frontlicht: Verbesserungswürdig
Das Remarkable Paper Pro kommt mit einem integrierten Frontlicht, das in fünf Stufen eingestellt werden kann.
Leider fällt schnell auf, dass diese wenigen Helligkeitsstufen nicht besonders fein abgestimmt sind. Der Sprung von Stufe 5 zu Stufe 4 ist besonders deutlich, und hier wäre eine fließendere Abstufung wünschenswert.
Außerdem gibt es leichtes „Light-Bleed“ an den Rändern des Rahmens. Das bedeutet, dass das Licht durch das Gehäuse scheint, was inbesondere an den äußeren Rendern unschön ist. Auch die Gleichmäßigkeit des Lichts über den gesamten Bildschirm gehört nicht zu den Besten am Markt, da ein sichtbarer Farbverlauf von oben nach unten erkennbar ist.
Das Vorhandensein der Frontbeleuchtung ist aber dennoch als klarer Pluspunkt zu werten, denn das Tablet kann man nun auch bei Dunkelheit verwenden, was beim Remarkable 2 ohne externe Lichtquelle nicht möglich ist.
Fazit: Ein beeindruckender erster Eindruck mit kleinen Schwächen
Das Remarkable Paper Pro hinterlässt bei mir einen insgesamt positiven ersten Eindruck. Die Verarbeitungsqualität ist auf höchstem Niveau, und die Farbdarstellung des E-Ink Gallery 3 Displays ist beeindruckend. Besonders die niedrige Stift-Latenz setzen neue Maßstäbe im Bereich der E-Ink-Tablets.
Trotzdem gibt es noch einige Punkte, die verbessert werden könnten – insbesondere die Helligkeit der Frontbeleuchtung und auch das sehr kratzige Schreibgeräusch des Stifts. In meinem ausführlichen Test werde ich noch detaillierter auf die Software, die Farbdarstellung und das Schreibgefühl eingehen.