Pebble Time Smartwatch mit Farb E-Paper Display in Rekordzeit finanziert

Geschätzte Lesezeit: 3:23 min.

Es ist noch gar nicht so lange her, da hat eine Smartwatch per Crowdfunding reichlich Staub aufgewirbelt. Pebble konnte das selbst gesetzte Ziel zur Sammlung von 100.000 US-Dollar um den Faktor 100 überschreiten und im Jahr 2012 über 10 Millionen US-Dollar einnehmen. Es war nicht nur für das kleine Unternehmen, das hinter der Smartwatch steht, ein riesen Erfolg, sondern auch für die Crowdfunding-Plattform Kickstarter.

Vor wenigen Tagen ging Pebble mit einem neuen Projekt an den Start und wollte die Pebble Time genannte Smartwatch ebenfalls über Kickstarter finanzieren. Das hat innerhalb weniger Minuten geklappt: Das nun schon deutlich ehrgeizigere Ziel von 500.000 US-Dollar war schnell erreicht. Mittlerweile steht das Projekt wieder über 10 Millionen US-Dollar mit weiteren 29 Tagen zur Nutzerteilnahme. Die Chancen stehen gut, dass man den eigenen Rekord des ersten Versuchs noch übertrifft.

Die Besonderheit der neuen Smartwatch ist neben dem grundauf überarbeiteten Design und Betriebssystem, das Farb E-Paper Display. Hierbei kommt ein transflektiver LCD-Bildschirm zum Einsatz, der auf eine besonders stromsparende Nutzung ausgelegt und auch bei direkter Sonneneinstrahlung gut ablesbar ist. Das Display kann 64 Farben darstellen, die Auflösung beträgt 144x168 Pixel und schnelle Bildwechsel sorgen für teils abgehackte Animationen. Und trotzdem dürfte die Pebble Time wohl schon jetzt die erfolgreichste moderne Smartwatch überhaupt sein. Warum eigentlich?

Weniger ist mehr, bei Smartwatches und eReadern

Schlauerweise haben sich die Macher der smarten Armbanduhr auch die jüngsten Konkurrenten von Samsung, Motorola, Apple & Co. genauer angeschaut. Eine Gemeinsamkeit gibt’s bei fast allen Geräten: Man versucht eine umfangreiche (Smartphone-)Funktionalität auf’s Handgelenk zu verfrachten. Dabei setzen die Hersteller auf schnelle Chips und schöne Displays – auf Kosten der Akkulaufzeit und der Nutzbarkeit. Wenn die Uhren nicht aktiv benutzt werden, schaltet sich das Display zur Stromersparnis nämlich aus. Mehr als 1-2 Tage sind meist aber trotzdem nicht drinnen, bevor man die Smartwatch wieder an den Strom hängen muss.

Pebble verfolgte von Beginn an eine andere Strategie und versucht den besten Kompromiss aus Anzeigequalität, Nutzbarkeit und Akkulaufzeit zu schaffen. Mit der Pebble Time geht man den Weg konsequent weiter. Auch wenn das neue Modell in Hinblick auf die Anzeigequalität schlechter aussieht als die Konkurrenz, spielt das für viele Nutzer offensichtlich nur eine untergeordnete Rolle. Pebble verspricht Akkulaufzeiten von bis zu 7 Tagen – und das Display ist immer aktiviert. Im Alltag werden es aber wohl weniger sein, abhängig davon wie oft man die Smart-Funktionen nutzt.

Eine Lehre sollte der neuerliche Erfolg der neuen Pebble-Uhr insbesondere für die großen Elektronikkonzerne sein. Es ist nicht immer von Vorteil die bestmögliche Technik in ein Unterhaltungselektronikprodukt zu bauen, wenn man im Gegenzug im praktischen Alltag Nachteile in Kauf nehmen muss. Das gilt nicht nur für Smartwatches, sondern ganz besonders auch für eBook Reader.

Dedizierte Lesegeräte erfreuen sich auch heute noch großer Beliebtheit, obwohl viele Analysten der Meinung waren, dass die beschränkte Gerätefunktionalität dafür sorgen wird, dass die Geräteklasse vom boomenden Tablet-Markt kannibalisiert wird. Als besonders fatal hat sich diese Einschätzung für den größten stationären US-Buchhändler Barnes & Noble erwiesen, der seinen Fokus auf die Flachcomputer gerichtet hat und so letztendlich den Anschluss zu Amazon verloren hat. Mittlerweile kämpft die B&N Digitalsparte um’s Überleben.

Es bleibt zu hoffen, dass stromsparende Anzeigetechnologien somit wieder stärker in den Fokus rücken und eventuell auch dem eReader-Markt ein wenig auf die Sprünge helfen, der aufgrund des Quasimonopols der E Ink Holdings seit Jahren keine besonderen Bildschirmrevolutionen mehr hervorgebracht hat. Die Anzeige der Pebble Time stammt vermutlich von Japan Display, die schon Ende 2012 marktreife Produkte für dedizierte Lesegeräte vorgestellt wurde. Nun kommt die Technik in kleinerer Form am Handgelenk zum Einsatz. Mit dem Damoklesschwert Liquavista (Spezialist für stromsparende, reflektive Bildschirme der von Amazon übernommen wurde) das am eReader-Markt über der Amazon-Konkurrenz hängt, bleibt zu hoffen, dass sich die Unternehmen nach ebenso guten Zukunftsalternativen umsehen.

Nachfolgend eine Videodemonstration der 2012 vorgestellten papierähnliche, stromsparenden LCD-Bildschirme von Japan Display:


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Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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