Autor Selim Özdogan veröffentlicht eBook exklusiv auf Buchpiraten-Seite

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In den vergangenen Wochen und Monaten gab es ja schon allerhand Diskussionen um die Buchpiraten von b***.to. Den Anfang nahmen die jüngsten Kontroversen mit den stark gestiegenen Downloadzahlen des Portals, gipfelten dann in zwei Anzeigen aufgrund unzensiert veröffentlichter Interviews bei zwei deutschen Zeitungen und endete schließlich damit, dass die Buchpiraten beschuldigt wurden ihre Besucherzahlen zu fälschen.

Wie Kollege Ansgar von E-Book-News berichtet, bietet nun Autor Selim Özdogan seinen neuen Erzählband „Freikarte fürs Kopfkino“ exklusiv und kostenlos bei b***.to an. Dass dieser Schritt in einer schon aufgeheizten Stimmung durchaus weiter Öl ins Feuer gießen könnte, weiß Özdogan: „Mir ist bewusst, dass man auf diesen Schritt emotional reagieren kann. Ich sehe aber nicht so richtig, wem ich damit weh tue, wenn ich etwas verschenke. Ich habe ja auch in der Vergangenheit schon Möglichkeiten des Netzes genutzt, um Sachen kostenfrei anzubieten. Das einzige, was jetzt anders ist, ist die Plattform.“

„Nutzer zu kriminalisieren, löst das Problem nicht“

Natürlich kommt hier aber noch hinzu, dass es sich nicht bloß um eine andere Plattform handelt, sondern diese in weiten Teilen illegal Inhalte ohne Zustimmung der Rechteinhaber verteilt. Wie die Macher der Homepage bereits mehrmals kundgetan haben, strebe man eigentlich sogar eine legale Zusammenarbeit mit der Buchbranche an. Dass es in nächster Zeit irgendwann so weit kommt, ist aber unwahrscheinlich. Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins Alexander Skipis hat das entschieden abgelehnt.

Jedenfalls ist sich auch Özdogan dieser Tatsache bewusst, stellt sich aber gegen eine schwarz-weiße Betrachtung der Lage: „Ja, das sind nach deutschem Recht Kriminelle, aber wir kommen nicht weiter, wenn wir sie nur kriminalisieren. Man muss nicht mit ihnen zusammenarbeiten, aber sie und auch die große Anzahl von Nutzern dieser Plattform zu kriminalisieren, löst das Problem nicht. Oder erst, wenn wir eine flächendeckende Zensur des Internets oder die totale Überwachung einführen“. Das vollständige Interview mit Özdogan findest du hier.

Ein Marketing-Geniestreich?

Auch wenn sich Özdogan als Verfechter der Netzfreiheit präsentiert (dabei möchte ich die Ehrlichkeit gar nicht in Frage stellen!), muss man den Schritt aber auch als genialen Marketingzug ansehen. Aktuell wurde die Meldung noch nicht von allzu vielen Seiten aufgegriffen, aber es würde mich nicht wundern, wenn auch regionale und bundesweite Tages- und Wochenzeitungen in Kürze über den ungewöhnlichen Schritt berichten. Der Marketingwert könnte also durchaus unglaubliche Höhen erreichen, womit das eBook einen Bekanntheitsgrad erlangen würde, das es ohne diesen Schritt vermutlich nicht erreicht hätte.

Aber selbst wenn die Massenmedien diese Meldung nicht aufgreifen, im Social-Web wird sich das Ganze ohne Zweifel in Windeseile verteilen. Dazu muss man natürlich auch so selbstkritisch sein und festhalten, dass auch ALLESebook.de mit dazu beiträgt. Ich denke allerdings, dass die Sache durchaus interessant ist und vielleicht für konstruktive Gespräche und Schritte in der Buch- bzw. eBook-Branche führen kann.

Wie denkst du über die exklusive Veröffentlichung des Erzählbandes auf der Piratenseite? Ein Schritt in die richtige Richtung, oder ein Schlag ins Gesicht für andere Autoren und Verlage? Oder beides? Lass es uns in einem Kommentar wissen!

Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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