Tolino Vision 3 HD

Die namensgebende Retina-Auflösung schafft es beim 3 HD auch erstmals in die Vision-Reihe – und kann überzeugen!

Steckbrief

Der Tolino Vision 3 HD wurde offiziell zur Frankfurter Buchmesse 2015 vorgestellt. Wie schon die beiden Vorgänger besitzt der eBook Reader ein sehr modernes Design mit durchgehende Vorderseite (wie bei einem Tablet). Die wichtigste Neuerung im Vergleich zum Vorgänger ist der hochauflösende Bildschirm.

Das Display besitzt nun eine Pixeldichte von 300 ppi („Retina“-Auflösung), sodass die Schrift aussieht wie gedruckt. Die Bedienung des Geräts erfolgt weiterhin über einen kapazitiven Touchscreen. Mit Hilfe der eingebauten Frontbeleuchtung kann man auch bei Dunkelheit lesen.

Eine Besonderheit gegenüber vielen anderen eReadern ist der integrierte Wasserschutz. Die Elektronik des Tolino Vision 3 HD ist mit einer Nano-Versiegelung versehen, sodass Flüssigkeit zwar ins Innere eindringen kann, dort allerdings keinen Schaden anrichtet. So kann man auch sorgenfrei in der Badewanne oä. lesen.

Die Software ist intuitiv aufgebaut und einfach zu bedienen. Dennoch besitzt sie alle wichtigen Funktionen. Der Vision 3 HD bietet eine gute Schriftbildanpassung, Notiznehmung und Wörterbuchfunktion. Mit Hilfe des direkt integrierten eBook-Shops kann man Bücher über WLan direkt am Gerät kaufen und herunterladen. Fortgeschrittene Nutzer können den neuen Vision außerdem rooten und so auch eigene Apps installieren.

Zwischenfazit: Der Tolino Vision 3 HD stellt im Vergleich zum Vorgänger eine behutsame Modellpflege dar. Man könnte sagen, dass die Tolino-Partner gutes noch besser gemacht haben. Die Tugenden des Vorgängers wurden beibehalten, das Display aber noch weiter verbessert. Damit befindet sich der neue Vision auf Augenhöhe mit dem Kindle Paperwhite und anderen HD-Modellen.

Testbericht

Wir wussten schon mehrere Wochen vor der offiziellen Vorstellung, dass der Tolino Vision in im Jahr 2015 eine neue Auflage erhalten würde. Der auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellte Vision 3 HD ist die dritte Generation der Modellreihe und bringt, ebenso wie die Konkurrenz, ein hochauflösendes E-Ink Carta Display mit.

Das „Retina“-Display mit einer Pixeldichte von 300 ppi sorgt dafür, dass die Schrift wie gedruckt aussieht. Soweit zur technischen Neuerung am Papier. Die im Vorfeld gestellte Frage, wie sich der neue eBook Reader im praktischen Alltag schlägt, beantworten wir nachfolgend im ausführlichen Test.

Verarbeitung & Austattung

Während der gleichzeitig vorgestellte Tolino Shine 2 HD optisch große Änderungen mitgebracht hat, sieht das beim Vision 3 HD ganz anders aus. Das neue Gerät sieht nämlich tatsächlich exakt gleich aus wie der Vorgänger.

Das ist in diesem Fall allerdings kein Nachteil, denn die Vision Modellreihe zeichnet sich ohnehin durch eine gefällige Optik aus. Mit der durchgehenden Plastik/Glas-Front erinnert das Design an Tablets und Smartphones. Das sieht nicht nur gut aus, sondern erweist sich auch in der Handhabung als angenehm. Die grundsätzlichen Vor- und Nachteile einer planen Gehäusefront haben wir in einem separaten Artikel beleuchtet.

Auch der Neue besitzt eine plane Gehäusefront

Die Maße betragen kompakte 163 x 114 x 8,1 mm. Das Gewicht ist mit 174 Gramm ausgesprochen niedrig, sodass der eBook Reader bestens in der Hand liegt. Auch längeres Lesen ist damit völlig mühelos möglich.

Die schwarze Gehäusefront glänzt zwar ein wenig, störende Spiegelungen muss man aber nicht fürchten. Die Oberfläche wurde sinnvoll entspiegelt, ohne dass die Ablesbarkeit darunter leidet. Dadurch ist das Display auch relativ unempfindlich auf Fingerabdrücke und Fetttapser. Die Verarbeitung ist tadellos.

Wie schon der Vorgänger verfügt auch der neue Tolino Vision über einen kapazitiven (berührungsempfindlichen) Homebutton. Dieser befindet sich zwar grundsätzlich gut platziert mittig am unteren Rand, kann aber besonders zu Beginn etwas störend sein. Unbeabsichtigte Berührungen kamen hier zumindest bei mir gelegentlich vor, was zur Folge hatte, dass der eReader während des Lesen wieder auf den Startbildschirm gesprungen ist.

Der kapazitive Knopf unter dem Bildschirm kann anfang etwas unpraktisch sein

Fairerweise muss man allerdings dazu sagen, dass mir dies nur mit dem ersten Vision passiert ist. Bei den nachfolgenden Modellen (d.h. auch beim Vision 3 HD) war ich bereits an die Knopfplatzierung gewöhnt. Daher gab es hier keine Fehleingaben mehr.

Der neue Vision verfügt wieder über einen eingebauten Wasserschutz per Nanoversiegelung. Die Elektronik des Geräts wird vor dem Zusammenbau in ein spezielles Flüssigkeitsbad gelassen. Das verhindert im weiteren Verlauf, dass es zu Wasserschäden kommen kann. Außerdem werden alle Steckverbindungen nochmal zusätzlich mit einem Kleber versiegelt. Im Gegensatz zum Kobo Aura H2O ist der Tolino Vision damit zwar nicht wasserdicht (d.h. ins Gehäuse kann weiterhin Flüssigkeit eindringen), aber flüssigkeitsbeständig. Somit kann man auch in der Wanne oder im Schwimmbad in Wassernähe unbesorgt lesen.

Ein weniger erfreulicher Nebeneffekt ist die fehlende Speicherkartenerweiterung. Bereits beim Vision 2 wurde diese eingespart, sodass man mit dem rund 2 GB großen internen Speicher (und der kostenlosen Telekom-Cloud) auskommen muss. Immerhin passen auf den eReader trotzdem rund 2.000 eBooks, sodass die meisten Nutzer vermutlich vor keine allzu großen Probleme gestellt werden.

WLan ist selbstverständlich ebenfalls wieder mit dabei, sodass man über den eingebauten Shop eBooks kaufen und herunterladen kann. Auch der eingebaute Internetbrowser eignet sich hierfür (siehe unten).

Display & Beleuchtung

Der Tolino Vision 3 HD besitzt weiterhin ein 6 Zoll großes Display. Die Auflösung ist jedoch deutlich höher als bei den Vorgängern: Mit 1448×1072 Pixel löst der neue eReader auf. Damit ergibt sich eine hohe Pixeldichte von 300 ppi. In der Marketing-Sprache von Apple nennt man das auch „Retina“-Auflösung, denn bei normalem Betrachtungsabstand sind keine einzelnen Pixel mehr erkennbar.

Gestochen scharfe Schrift dank 300 ppi Pixeldichte

Wie immer, stellt sich aber natürlich auch hier die Frage, wie gut die praktische Umsetzung gelungen ist. Denn auch wenn die Technik am Papier vielversprechend klingt, bedeutet das nicht automatisch, dass die Änderungen im praktischen Alltag sichtbar sind.

Kommen wir also zunächst zum Kontrastverhältnis ohne Beleuchtung. Die bisherigen Vision-Modelle waren hier zwar bereits ganz gut, allerdings immer etwas schlechter als die Konkurrenz. Das gehört mit dem neuen Tolino Vision nun endlich der Vergangenheit an: Der Bildschirm des neuen eBook Readers präsentiert sich ebenso kontrastreich, scharf und knackig wie bei den Mitbewerbern. Mit einem praxisnah gemessenen Kontrastverhältnis von 7,88:1 liegt das Gerät etwas besser als der Konkurrent Kindle Paperwhite 3 und knapp hinter dem Kobo Glo HD. Den Tolino Shine 2 HD übertrumpft der Vision knapp.

Wie man im nachfolgenden Bild erkennen kann, ist der Bildschirmhintergrund des neuen Shine etwas heller. Gleichzeitig ist aber auch der Schwarzton geringer, sodass unterm Strich fast identische Kontrastwerte stehen.

Der Bildschirmhintergrund am Vision 3 HD (links) ist etwas dunkler, dafür ist aber auch der Schwarzton besser. Im Vergleich zum Tolino Shine 2 HD (rechts).

In diesem Zusammenhang ist es erwähnenswert, dass sich dieser Testbericht genau deshalb verspätet hat. Andere Tests haben dem Tolino Vision 3 HD ein noch besseres Kontrastverhältnis bescheinigt, das nahe am Kobo Aura H2O und Kindle Voyage liegt. Mit meinem Testgerät ließ sich eine solche Nähe zu den beiden noch teureren Modellen allerdings nicht feststellen – weder mit freiem Auge noch per Messung.

Aus diesem Grund habe ich auf ein zweites Vision-Modell gewartet, um zu sehen, ob es sich um einen Ausreißer handelt. Dieses ist mittlerweile angekommen – und auch wenn der zweite Vision 3 HD ebenfalls hervorragend ablesbar ist, an die beiden Spitzenreiter kommt aber auch das neue Gerät nicht ran.

Der Kontrast am Kindle Voyage (rechts) ist weiterhin etwas besser

Somit bietet der neue Vision zwar sehr gute Kontrastwerte, aber nicht ganz so gut wie bei den teureren Premium-Modellen von Kobo und Amazon.

Anmerkung: Um die Unterschiede zwischen den einzelnen Modellen noch besser sichtbar zu machen, wurde das Messverfahren erneut angepasst, sowie eine andere Lichtquelle verwendet. Die nachfolgenden Zahlen wurden neu ermittelt und sind nicht direkt mit den alten (aus früheren Tests) vergleichbar. Es handelt sich um eine praxisnahe Messung, nicht um das maximale Kontrastverhältnis.

Kontrastverhältnis X:1, ohne Beleuchtung (höher ist besser)

Mit Beleuchtung sieht die Lage ähnlich aus. Der Tolino Vision 3 HD liegt mit einem Kontrast von 9,36:1 vor dem Shine 2 HD. Auch vor den Konkurrenten von Kobo und Amazon kann sich der eReader schieben. Damit befindet sich der Vision auf Augenhöhe mit den anderen 6 Zoll Mainstream-Modellen.

Beleuchtung im Vergleich zum Kobo Glo HD (rechts). Die Kontrastwerte sind sehr ähnlich.

Kontrastverhältnis X:1, mit voller Helligkeit (höher ist besser)

  • Bookeen Muse Frontlight 10.78
  • Kindle Voyage 10.5
  • Kobo Aura H2O 10.0
  • PocketBook Touch Lux 3 9.54
  • Tolino Vision 3 HD 9.36
  • Kindle Paperwhite 3 9.33
  • Kobo Glo HD 9.21
  • Tolino Shine 2 HD 9.1
  • Kindle Paperwhite 2 9.0
  • Tolino Vision 2 7.4
  • Tolino Vision 1 6.5

Abschließend kann man in Hinblick auf das Kontrastverhältnis somit festhalten, dass sich der Vision 3 HD nahtlos in die Riege der restlichen 300 ppi eReader einreiht. Mit freiem Auge sind kaum Unterschiede feststellbar. Damit macht der neue eBook Reader im Vergleich zu den Vorgängern einen großen Sprung nach vorne.

Beleuchtungshelligkeit und -Qualität

Auch die Beleuchtungsqualität des Tolino Vision 3 HD kann sich sehen lassen. Die maximale Helligkeit liegt mit 120 cd/m² fast so hoch wie beim Kindle Voyage. Die hohe Maximalstufe verbessert die Ablesbarkeit auch tagsüber, wodurch die Nutzung des eingebauten Lichts auch in gut ausgeleuchteten Räumen Sinn macht.

Aber insbesondere bei Dämmerung und Dunkelheit ist die Beleuchtung Gold wert.

Ohne Beleuchtung wäre der Bildschirm bei Dämmerung kaum noch ablesbar.

Maximale Bildschirmhelligkeit in cd/m² (höher ist besser)

  • Kindle Voyage 122
  • Tolino Vision 3 HD 120
  • Kindle Paperwhite 3 115
  • Kobo Glo HD 114
  • Kobo Aura 112
  • PocketBook Touch Lux 3 111
  • Kobo Aura H2O 99
  • Kindle Paperwhite 2 91
  • Tolino Shine 2 HD 89
  • PocketBook Sense 70
  • Icarus Illumina 2015 60
  • Tolino Vision 2 53
  • Tolino Shine 41

Mit einer Mindesthelligkeit von 1,7 cd/m² leuchtet der eReader ausreichend dunkel um auch im abgedunkelten Raum nicht zu blenden. Andere Modelle sind zwar noch dunkler, aber üblicherweise sollte man mit dem Vision hierbei ebenfalls keine Probleme haben.

Minimale Bildschirmhelligkeit in cd/m² (niedriger ist besser)

  • Tolino Shine 2.4
  • PocketBook Sense 2.4
  • Tolino Vision 2 2.2
  • Tolino Shine 2 HD 2.0
  • Tolino Vision 3 HD 1.7
  • PocketBook Touch Lux 3 1.6
  • Kobo Glo HD 1.4
  • Kobo Aura H2O 1.2
  • Kobo Aura 1.2
  • Icarus Illumina 2015 0.7
  • Kindle Voyage 0.2
  • Kindle Paperwhite 2 0.2
  • Kindle Paperwhite 3 0.2

Somit lässt sich die Beleuchtung in sinnvollen Grenzen anpassen. Die beiden Testgeräte liegen hierbei fast gleichauf.

Dabei ist es wichtig zu erwähnen, dass sich die Maximalhelligkeit per verstecktem Menüpunkt erhöhen lässt. Wenn man den Tolino Vision auspackt und die Beleuchtung in Betrieb nimmt, dann leuchtet diese mit nur maximal 61 cd/m². Erst wenn man in die Geräteeinstellungen wechselt und dort lange auf dem abgebildeten Symbol drauf bleibt, wird der Modus für erhöhte Helligkeit freigeschaltet.

Die maximale Helligkeitsstufe lässt sich per verstecktem Menüpunkt freischalten.

Dabei erscheint ein Hinweis, dass die Akkulaufzeit leiden könnte – das kann ich aber mit meinem Nutzungsverhalten nicht bestätigen. Zumindest gibt es hierbei keine nennenswerten Auffälligkeiten. Dementsprechend finde ich die Sinnhaftigkeit dieser unsichtbaren Sperre eher zweifelhaft. Besonders tagsüber erweist sich die doppelt so hohe Helligkeit als praktisch.

Nicht nur die Helligkeit ist sehr gut, auch die Beleuchtungsqualität. Die Ausleuchtung des Bildschirms erfolgt über fünf im Rahmen sitzende LEDs und erfolgt ausgesprochen gleichmäßig, ohne störenden Helligkeits- oder Farbverlauf. Die übliche Schattenbildung am unteren Bildschirmrand ist ebenso wie beim Shine 2 HD nur sehr gering vorhanden. Ein wenig auffälliger ist am oberen Rand jedoch ein schmaler Lichtstreifen, der allerdings nicht stört.

Der Tolino Vision 3 HD besitzt eine sehr gleichmäßige Ausleuchtung, mit kühler Farbtemperatur.

Die Farbtemperatur der beiden bei mir befindlichen Tolino Vision 3 HD Testgeräte ist quasi identisch und eher kühl bzw. bläulich. Das ist hauptsächlich im direkten Vergleich zum neuen Shine auffällig, denn der besitzt eine neutralere bzw. wärmere Ausleuchtung. Für sich genommen ist das allerdings nicht störend und somit nur der Vollständigkeit halber erwähnenswert.

Auch wenn man die Bildeigenschaften manipuliert, zeigen sich keine störenden Unregelmäßigkeiten der Beleuchtung. Sehr gut!

Zu guter Letzt ist auch der ausgesprochen geringe Ghosting-Effekt zu nennen. Üblicherweise erfordern E-Ink Displays nach mehreren Blättervorgängen eine vollständige Aktualisierung der Seite. Nicht so die neue Tolino-Serie: Der Vision 3 HD (und Shine 2 HD) zeigen während des Lesebetriebs quasi überhaupt kein Ghosting. Im Einstellungsmenü ist die „Bildschirmauffrischung“ dementsprechend standardmäßig auf „nie“ gestellt. So gering ist das Ghosting bei bisher keinem anderen Hersteller. Die Blättervorgänge kommen somit ohne den manchmal als störend empfundenen Flackereffekt aus, ohne dass die Anzeigequalität darunter leidet.

Unterm Strich präsentiert sich der Bildschirm des jüngsten Tolino Vision von seiner besten Seite. Die Kontrastwerte sind sehr gut, die Ausleuchtung gleichmäßig und die Farbtemperatur angenehm. Der quasi nicht vorhandene Ghosting-Effekt im Lese-Modus rundet das sehr gute Gesamtbild ab.

Lesen & Benutzerfreundlichkeit

Besitzern eines Tolino eReaders wird die Software des Vision 3 HD sofort vertraut vorkommen: Die Ersteinrichtung funktioniert ebenso einfach wie bisher. Sprachauswahl, WLan-Einstellung (optional) und die optionale Shop-Anmeldung sind schnell durchgeführt. Danach folgt eine kurze Einführung, die den Nutzer mit den wichtigsten Funktionen vertraut macht und schon landet man am bekannten Startbildschirm.

Bedauerlicherweise bedeutet das allerdings auch, dass die Shop-Empfehlungen weiterhin nicht ausblendbar sind. Beinahe die Hälfte des Homescreens wird somit durch die eBook-Empfehlungen des eingebauten Stores eingenommen.

Die Buchempfehlungen am Startbildschirm lassen sich leider weiterhin nicht ausblenden.

Auch die sonstige Bedienung erfolgt ohne Überraschungen oder besondere Änderungen. Die Reaktionsfreudigkeit der Benutzeroberfäche ist sehr gut und der übersichtliche Aufbau bereits von den Vorgängermodellen bekannt. Die höhere Pixeldichte des Vision 3 HD (und Shine 2 HD) erforderte allerdings eine Anpassung der Programmsymbole. Diese nutzten anstatt der bisher zur Anwendung gekommenen Pixelgrafiken nun einen Vektorfont. Dadurch sind die Icons bei jeder Pixeldichte gestochen scharf.

Bibliothek und Lesebetrieb

Die Bibliotheksfunktion bleibt ebenfalls gleich. eBooks lassen sich in einer Listen- und Kachelansicht anzeigen. Außerdem kann man sie nach Aktualität, Titel, Autor und Zuletzt hinzugefügt ordnen.

Übersichtliche Bibliothek

Wieder zum Einsatz kommt das proprietäre Sammlungssystem. eBooks können in eigens erstellte Sammlungen einsortiert werden, was am Gerät für eine bessere Übersicht sorgt. Leider ist das Tolino-System nicht mit dem Schlagwortsystem des beliebten Open-Source-Programms Calibre kompatibel.

Hat man den Tolino Vision mit dem integrierten Store verbunden, werden auch alle Titel der Cloud eingeblendet und mit einem kleinen Wolkensymbol gekennzeichnet. Mit einem einfachen Klick kann man die Titel unkompliziert herunterladen.

Auch wenn sich der eingebaute Shop nicht ändern lässt (welcher das ist, hängt davon ab wo das Gerät gekauft wurde), so kann man dank der Bibliotheksverknüpfung dennoch andere Tolino-Anbieter direkt synchronisieren. Im Klartext: Hat man den Vision 3 HD z.B. bei Weltbild erworben, aber seine eBooks zuvor vornehmlich bei Hugendubel gekauft, kann man das Hugendubel-Konto direkt einbinden. Dadurch werden die eBooks des Hugendubel-Benutzerkontos ebenfalls synchronisiert.

Vorwärtsblättern mit einem Antippen auf den Geräterücken (Tap2Flip).

eBooks öffnet man mit einem einfachen Antippen. Im Buch kann man mit der bekannten Wischgeste umblättern, oder mit einem Tippen auf die vordefinierten Bildschirmbereiche. Zusätzlich bietet der Vision die Tap2Flip-Funktion. Ein Erschütterungssensor erkennt wenn man auf die Rückseite des Geräts tippt, wodurch vorwärts geblättert wird. Das klappt nach kurzer Eingewöhnung gut und zuverlässig, kann aber auch dafür sorgen, dass vorwärtsgeblättert wird, wenn man das Gerät im geöffneten Buch etwas ruppiger ablegt.

Die Schriftbildoptionen sind gut und entsprechen dem gegängigen Standard. Man kann die Schriftart ändern (Fira, Dosis, Linux Libertine, Droid Serif, Rokkitt und Verlagsschrift stehen zur Verfügung), sowie die Schriftgröße in sieben Stufen und auch Zeilen- und Randabstände in drei Stufen anpassen. Die Textausrichtung lässt sich nach Blocksatz, Flattersatz und Mittelachsensatz ändern.

Schriftbildoptionen

Am unteren Displayrand werden nach einem Antippen die verbleibenden Seiten zum nächsten Kapitel angezeigt.

Markierungen, Notizen & Wörterbuch

Wenn man mit dem Finger einen kurzen Moment auf ein Wort tippt, öffnet sich ein Kontextmenü. Dieses erlaubt die Auswahl zum Setzen von Markierungen oder Notizen, sowie um die Wörterbuchfunktion zu nutzen.

Die Notizeingabe klappt völlig problemlos.

Die Notizeingabe klappt dank der flott reagierenden, virtuellen QWERTZ-Tastatur völlig problemlos. Selbst wenn man schnell auf die Tasten tippt, werden alle Eingaben erkannt, ohne dass Buchstaben „verschluckt“ werden. Notizen werden dunkelgrau hinterlegt, einfache Markierungen hellgrau. Die Notizen werden zudem in einer separaten Text-Datei gespeichert. Diese lässt sich auf den PC kopieren und so einfach weiterverarbeiten und nutzen.

Das Wörterbuch kennt zwei Nutzungsmodi: Einerseits kann man ein Wort im Bedeutungswörterbuch nachschlagen und so die Erklärung eines Wortes in der jeweiligen Sprache erhalten. Andererseits stehen auch Übersetzungswörterbücher zur Verfügung. Folgende sind enthalten:

  • Deutsch
  • Englisch
  • Französisch
  • Italienisch
  • Niederländisch
  • Spanisch
  • Englisch-Deutsch
  • Englisch-Italienisch
  • Französisch-Deutsch
  • Italienisch Deutsch
  • Italienisch Französisch
  • Italienisch-Spanisch
  • Niederländisch-Deutsch
  • Niederländisch-Englisch
  • Niederländisch-Französisch
  • Niederländisch-Nordwegisch
  • Spanisch-Deutsch

Als Datenquelle wird das Wiktionary genutzt. Dabei handelt es sich um eine von Nutzern freiwillig gepflegte Wörterbuch-Seite (ähnlich wie Wikipedia). Die Qualität reicht damit nicht an redaktionell gepflegte Wörterbücher (wie z.B. den Duden) ran, aber dennoch darf man sich über die große Auswahl freuen. Im Gegensatz zu den meisten Konkurrenten funktionieren die Tolino-Wörterbücher nämlich in erster Linie ins Deutsche. Die Mitbewerber bieten meist nur Übersetzungswörterbücher ins Englische.

Nicht optimal gelöst: Die Wortdefinition wird bildschirmfüllend angezeigt.

Weniger gut gelöst ist hingegen die bildschirmfüllende Anzeige der Wortdefinition. Dadurch ist es nicht möglich den Text direkt nachzulesen und das Wort im Kontext zu verstehen. Bei anderen Herstellern wird die Wortdefinition nur in einem kleinen Fenster angezeigt, sodass der Text im Hintergrund weiterhin ablesbar bleibt. Eine solche Lösung wäre auch hier wünschenswert.

Im gleichen Zug wäre es dann auch sinnvoll, das Wörterbuch direkt einzublenden, ohne dass ein zusätzlicher Tastendruck notwendig ist.

PDF-Anzeige

Die PDF-Anzeige besitzt, wie so oft, einige Vorteile, aber auch ein paar Nachteile. Positiv ist zunächst zu erwähnen, dass die hohe Pixeldichte eine gestochen scharfe Abbildleistung ermöglicht. Auch großformatige DIN A4 Dokumente lassen sich in der Originalgröße lesen. Der Text ist dann zwar winzig, aber eben doch erkennbar.

Mit Hilfe des Querformatmodus kann man die Anzeige noch ein wenig verbessern. Die Textgröße lässt sich dann in weiterer Folge auch mit der Pinch-To-Zoom-Geste schrittweise vergrößern, sodass die Ablesbarkeit nochmal zunimmt. Die Anzeige großer (bis 100 MB), bildreicher PDF-Dateien, klappte in unserem Test zuverlässig. Je nach Aufbau und Formatierung der Datei muss man aber mit Ladezeiten rechnen. Grundsätzlich präsentiert sich die PDF-Funktion des Tolino Vision 3 HD aber als sehr performant. Zusätzlich steht ein Text-Reflow-Modus zur Verfügung.

Der größte Nachteil ist wiederum die fehlende Auswahl an sonstigen Anzeigemodi. Randbeschnitt, Spaltenmodus, Kontrastverstärkung etc. sucht man vergeblich.

Sonstiges

Ein verstecktes Highlight des Vision ist ohne Zweifel der ausgezeichnete Internetbrowser. Auf einem Lesegerät mit E-Ink Display kann man zwar nicht so gut surfen wie auf einem Tablet, allerdings erweist sich der Android-basierte Browser des Tolino-Systems als beste Lösung am eBook-Markt. Er ist schnell, reaktionsfreudig und stellt Seiten fehlerfrei dar. Das klappt bei sonst keinem anderen Mainstream-Hersteller so gut.

Der Internetbrowser ist dank Android-Unterbau hervorragend.

Damit lassen sich bequem News-Seiten ansurfen und lesen, sowie alternative Shops und die Onleihe direkt am Gerät nutzen. Auch Lesezeichen kann man ablegen, wodurch auch die Nutzung des Browsers unterm Strich sehr bequem ist.

Fazit

Mit dem Vision 3 HD hat die Tolino-Allianz auf der Frankfurter Buchmesse 2015 die dritte Vision-Generation vorgestellt. Die ersten beiden Modelle waren zwar bereits sehr gut, aber im direkten Vergleich zur Konkurrenz musste man doch eingestehen, dass die Displaydarstellung einfach schwächer war. Damit ist nun endlich Schluss.

Nicht nur der vor wenigen Wochen getestete Tolino Shine 2 HD erweist sich in der Displayfrage als Glücksgriff, auch der neue Vision kann in diesem Bereich punkten. Der Bildschirm des Tolino Vision 3 HD ist nun mindestens ebenso gut wie bei der Konkurrenz, wodurch der größte Kritikpunkt der Vorgängermodelle ausgeräumt wurde.

Mit 300 ppi ist die Schrift gestochen scharf, der Schwarzwert ist hervorragend und die Beleuchtung sehr gleichmäßig. Außerdem ist der Ghostingeffekt quasi nicht vorhanden.

Der Tolino Vision 3 HD ist der bisher beste eBook Reader der deutschen Buchhandelsallianz.

Während die Hardware einen riesigen Schritt vorwärts gemacht hat, bleibt die Software bedauerlicherweise ein wenig zurück. Zwar ist die Funktionalität unterm Strich gut und die Bedienung einfach und intuitiv. In direktem Vergleich zur Konkurrenz entpuppen sich einige Lösungen aber weiterhin als verbesserungswürdig. In erster Linie sollte die Wörterbuchfunktion verbessert werden (siehe oben) und auch die Sammlungsfunktion bräuchte (zur Calibre-Unterstützung) eine Überarbeitung. Eine umfangreichere PDF-Funktion wäre zwar ebenfalls nett, dürfte für das Gros der Nutzer aber nicht ganz so wichtig sein.

Letztendlich kann man festhalten, dass der Tolino Vision 3 HD trotz kleinerer Unzulänglichkeiten ein wirklich hervorragendes Lesegerät ist. In unserem Test kann der eBook Reader dank des Wasserschutzes, der Tap2Flip-Funktion und der etwas besseren Kontrastwerte (gegenüber dem Tolino Shine 2 HD) die ausgezeichnete Note 1,3 erreichen. Damit liegt das Gerät gleichauf mit dem Kobo Glo HD und Kindle Paperwhite.

Abschließend muss man aber festhalten, dass der Abstand zum deutlich günstigeren Tolino Shine 2 HD sehr gering ist. Als Interessant sollte man daher auf jeden Fall auch einen genaueren Blick auf den Shine werfen – sofern man auf den Wasserschutz und die Tap2Flip-Funktion verzichten kann.

Vorgänger

Der Tolino Vision 3 HD folgt dem Vision 2 und bringt erstmals eine höher auflösende „Retina“-Anzeige. Mit dieser Änderung wurde die Schrift nicht nur sichtbar schärfer, sondern auch kontrastreicher.

Datenblatt

Technische Daten: Tolino Vision 3 HD
AllgemeinHerstellerTolino
Markteinführung2015
Verfügbare FarbenSchwarz
Wassergeschütztja
GrößeMaße163 x 114 x 8,1 mm
Gewicht174 g
DisplayDisplaytechnologieE-Ink Carta
Displaygröße6 Zoll
Displayauflösung1448x1072 Pixel
Pixeldichte300 ppi
Farbtiefe16 Graustufen
Touchscreenja, kapazitiv
Eingebaute Beleuchtungja
Blaulichtreduktionnein
Plane Frontja
VerbindungenUSBja, Micro USB
Bluetoothnein
WLanja, 802.11b/g/n
GSM / UMTSnein
SpeicherInterner Speicher2GB
Speicherkartenerweiterungnein
FunktionenBetriebssystemAndroid
Lautsprechernein
Text-to-Speechnein
Blättertastennein
Unterstützte Dateiformate

ePub, PDF, TXT

Unterstützte DRM-Dateiformate

Adobe DRM

SonstigesAkkulaufzeit / Akkukapazitätbis zu 7 Wochen (1.500 mAh)
Lagesensornein
Integrierter eBook Storeja
Sonstiges

Tolino Vision 3 HD –
Vorteile und Nachteile

  • Gute Haptik und Verarbeitung
  • Moderne Optik
  • Schrift wie gedruckt
  • Wasserschutz
  • Keine Speicherkartenerweiterung
Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren