Adobe Kehrtwende: Digital Editions 3 und DRM Umstellung doch nicht zwingend

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Am Montag haben wir davon berichtet wie Adobe den neuen DRM-Schutz, der mit Content Server 5 Einzug halten wird, ab Juli 2014 mit Zwangsmaßnahmen durchsetzen wollte. In einem Webinar mit Datalogics wurde ursprünglich bekanntgegeben, dass die neue Software für Contentlieferanten ab Juli nicht mehr mit Digital Editions 2 bzw. RMSDK 9.x funktionieren sollte. Ein solcher Schritt hätte zur Folge, dass von Content Server 5 heruntergeladene eBooks nicht mehr auf aktuellen eBook Readern gelesen werden könnten (sofern der Hersteller kein Firemwareupdate zur Verfügung stellt).

Der Aufschrei in der eBook-Szene war natürlich sehr groß, denn damit wären mit einem Schlag Millionen im Umlauf befindlicher eReader unbrauchbar geworden. Außerdem wäre der Supportaufwand für Shopbetreiber und Gerätehersteller kaum abschätzbar. Der Druck auf Adobe war letztendlich groß genug, sodass sich das Unternehmen nun kurzerhand zu einem Kurswechsel genötigt sah und eine Kehrtwende vom bisherigen Zeitplan vorgenommen hat.

Abwärtskompatiblität für ältere Geräte bleibt erhalten

Im Datalogics Blog heißt es dazu:

Nachdem wir Feedback von Kunden und Webinar Teilnehmern erhalten haben, hat Adobe den Zeitplan für die Umstellung überarbeitet. „Adobe wird die Unterstützung für Content Server 4 oder RMSDK 9 nicht einstellen. Content Server 5 eBooks werden auch auf älteren RMSDK 9 basierten eBook Readern lesbar sein“, gibt Shameer Ayyappan, Senior Product Manager bei Adobe zu Protokoll. „Wir werden unsere Reseller und Publisher entscheiden lassen, wann sie die DRM-Einstellung bei Content Server 5 aktivieren wollen, die RMSDK 10 basierte eBook Reader voraussetzt.“

In anderen Worten bedeutet dies, dass Content-Server- und RMSDK-Kunden zum neuen DRM-Schutz […] jetzt wechseln oder in Zukunft umstellen können, nach einem Zeitplan der für sie selbst Sinn macht.

Damit ist der größte Kritikpunkt der vergangenen Tage vorerst ausgeräumt. Ursprünglich hatte Adobe geplant die Abwärtskompatibilität zu aktuellen eBook Readern ab Juli 2014 einzustellen. Unklar bleibt bei der Formulierung des Adobe Mitarbeiters allerdings, ob die Content Server 5 Lieferanten damit vollständig auf den DRM-Schutz verzichten müssen oder einfach weiterhin mit dem alten DRM-System ausliefern können.

In einer E-Mail hat uns eBook.de bereits vor einigen Tagen darauf hingewiesen, dass der Druck auf Adobe aufgrund der fehlerhaften DRM-Auslieferung mit Content Server 4.2 und Digital Editions 3 beträchtlich war, sodass auch recht schnell ein Update nachgereicht wurde. Wie die nun ebenfalls recht rasch erfolgte Kehrtwende zeigt, wurde der Druck nach dem Webinar offenbar nicht geringer.

Somit haben Shopbetreiber und Contentlieferanten nun selbst die Wahl den Schalter zum neuen DRM-Schutz umzulegen, ohne dass sie wegen verschiedener Adobe-Maßnahmen mit dem Rücken zur Wand stehen. Aufgrund der fehlenden Abwärtskompatibilität für den ver(schlimm)besserten Schutz darf man annehmen, dass sich die meisten Shops davor hüten werden vorschnelle Änderungen vorzunehmen.

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Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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