Tolino Vision 1

Tolino Vision 1

Neue Technik, neue Optik, höherer Preis: Der erste Vision setzt dazu an, der Kindle-Killer zu werden.

Der Tolino Vision 1 war das erste Modell der Vision-Reihe und wurde 2014 vorgestellt. Mittlerweile gibt's bereits den Tolino Vision 4 HD als aktuelles Modell in der vierten Generation. Dieses verfügt über hervorragende Technik mit ausgewogener Beleuchtung, Blaulichtreduktion, Retina-Display und Wasserschutz. Die Optik hat sich im Vergleich zum ersten Vision nur geringfügig verändert, sodass es einen hohen Wiedererkennungswert gibt. Hier geht's zum neuen Modell. Die nachfolgende Gerätebeschreibung bezieht sich auf die erste, nicht mehr erhältliche Tolino-Vision-Generation.

Zur Kaufberatung

Video


Dieses Video wird unabhängig von den gesetzten Cookie-Einstellungen mit einem Klick auf das Bild bzw. den Play-Button extern von YouTube geladen. Siehe unsere Cookie- und Datenschutzerklärung für weitere Details.

Steckbrief

Der Tolino Vision ist der zweite eBook Reader der Buchhandelsallianz bestehend aus Thalia, Weltbild und Hugendubel, sowie Club Bertelsmann und der deutschen Telekom. Nachdem der Tolino Shine besonders im Weihnachtsgeschäft 2013 mitunter dank des günstigen Preises ein großer Erfolg war und die Marktanteile der Tolino-Allianz rasant wachsen hat lassen, folgt der Tolino Vision als Premiumgerät mit neuem Design, verbesserter Technik und etwas höherem Preis. Der neue eBook Reader ersetzt den Tolino Shine allerdings nicht, sondern wird zusätzlich angeboten.

Der Tolino Vision ist der erste eBook Reader nach dem Kindle Paperwhite, der mit einem 6 Zoll E-Ink Carta Display ausgestattet ist, das eine Auflösung von 1024×758 Pixel besitzt und 16 Graustufen darstellen kann. Mit dem Vision hat die Exklusivität für diese Technik offiziell geendet (Amazon nutzte die Bildschirmtechnologie rund 6 Monate exklusiv im Kindle Paperwhite, kein anderer Hersteller hatte in dieser Zeit die Möglichkeit ein ähnliches Gerät auf den Markt zu bringen). Der neue Bildschirm verbessert die Ablesbarkeit in den allermeisten Situationen deutlich, sodass das Display im Vergleich zum Vorgänger schärfer und kontrastreicher wirkt. Eine genaue Funktionsbeschreibung zur E-Ink Carta Displaytechnologie, inklusive praktischer Demonstrationen wie sich die Lesbarkeit im Alltag verbessert, lässt sich hier nachlesen.

Verbesserte Beleuchtung mit kleinen Abstrichen

Tolino Vision vs. Kindle Paperwhite

Die Beleuchtung des Tolino Vision (rechts) leuchtet nun weiß-gelblich, allerdings nicht so gleichmäßig wie beim Kindle Paperwhite (links)

Um bei allen Lichtverhältnissen eine gute Ablesbarkeit zu gewährleisten, ist natürlich wieder eine integrierte, stufenlos regelbare, Beleuchtung mit dabei. Diese wurde ebenfalls deutlich verbessert und ist nun gleichmäßiger als beim Tolino Shine. Allerdings gibt es am unteren Bildschirmrand einen deutlich sichtbaren hellen Lichtschein, der nicht ganz so hübsch ist. Glücklicherweise ist die Ausleuchtung des Displays im Hauptanzeigebereich (d.h. wo sich der Textkörper befindet) sehr homogen. Ein weiterer Pluspunkt ist die deutlich wärmere Farbtemperatur der Beleuchtung. Das Licht geht eher ins Weiß-Gelbliche, was die Ablesbarkeit subjektiv deutlich angenehmer macht. Kritik muss man allerdings an dem sich erhellenden Schriftbild üben, wenn man die Beleuchtung aktiviert. Je heller das Licht eingestellt ist, desto heller wird auch die Schrift. Dieser Effekt tritt zwar auch bei anderen eBook Readern auf, allerdings ist der Effekt beim Tolino Vision verhältnismäßig stark ausgeprägt.

Ebenfalls neu ist der kapazitive Touchscreen. Die Vorderseite des Tolino Vision ist nun plan, d.h. ohne irgendwelche Kanten rund um den Bildschirm. Die Bauform kennt man bereits vom Kobo Aura und natürlich den meisten Tablets. Die Ablesbarkeit wird durch die neue Bauform nur unwesentlich beeinflusst, sodass der Tolino Vision auch bei direkter Sonneneinstrahlung genauso gut ablesbar ist, wie andere Lesegeräte.

Auch der Home-Button ist nun berührungsempfindlich, was bedeutet, dass man besonders zu Beginn aufpassen muss, dass man ihn bei ungünstiger Haltung nicht unbeabsichtigt betätigt. Allerdings sieht die Positionierung am unteren Geräterand danach aus, als hätten sich die Designer genau darüber Gedanken gemacht, sodass nach kurzer Eingewöhnung keine allzu großen Probleme mehr auftreten sollten. Das hat sich auch in unserem Test bestätigt, wo es nach kurzer Zeit keine Fehleingaben mehr gab.

Schnelle Hardware, gute Software

Unter der Haube hat die Tolino Allianz ebenfalls Hand angelegt und an den Spezifikationen geschraubt. Der Tolino Vision verfügt über einen Freescale i.MX 6 Solo Lite Chip der mit 1 GHz getaktet wird und dem großzügig bemessene 512 MB Arbeitsspeicher zur Seite stehen. Die Bedienung geht damit spürbar schneller und flüssiger von der Hand als beim Tolino Shine. Der Kindle Paperwhite 2 verfügt ebenfalls über den gleichen Prozessor, allerdings nur über 256 MB RAM.

Tolino Vision Verarbeitung

Der Tolino Vision ist gut verarbeitet und dank abgerundeter Kanten und Ecken haptisch sehr ansprechend

Die Maße des Tolino Vision sind mit 163 x 114 x 8,1 mm kleiner als beim Tolino Shine (175 x 116 x 9,7 mm). Das Gewicht konnte auf 178 Gramm ebenfalls minimal gesenkt werden. Damit ist der Vision einer der leichtesten beleuchteten eBook Reader am Markt. Zusammen mit dem durchdachten Gehäusedesign, das genau an den richtigen Stellen abgerundet ist, sorgt das für ein ausgezeichnetes haptisches Erlebnis, sodass der eReader auch beim längeren Lesen nie unangenehm auffällt. Der 2 GB große interne Speicher lässt sich per MicroSD-Karte erweitern, sodass man im Grunde die gesamte eBook-Bibliothek mitführen kann.

An der Software wurden hingegen nur ein paar wenige Verbesserungen vorgenommen. Neu ist eine einstellbare Zahlensperre, die das Gerät vor unbefugtem Zugriff schützt. Außerdem lassen sich Notizen, Markierungen und Lesezeichen jetzt in einer TXT-Datei exportieren, was für die weitere Verwendung besonders praktisch ist. Ansonsten bietet der Tolino Vision die bekannte Bedienung und die gleichen Funktionen wie der Shine. Damit steht er den eBook Readern von Pocketbook und Amazon zwar weiterhin nach, allerdings sind die wichtigsten Funktionen mit dabei und weitestgehend gut umgesetzt und vernünftig nutzbar. Dabei sind die Schriftbildoptionen positiv hervorzuheben, die sich in Größe, Schriftart, Zeilen- und Randabständen und Textausrichtung einstellen lassen.

eBooks können direkt über den integrierten Store gekauft werden. Man muss dafür nur mit einem WLan-Netzwerk verbunden sein und einen Account beim entsprechenden Buchhändler besitzen (und eingeloggt sein). Der voreingestellte eBook-Shop lässt sich zwar nicht verändern (und hängt davon ab, wo das Gerät gekauft wurde), allerdings kann man die Bibliotheken von Thalia, Weltbild, Gugendubel & Co. miteinander verknüpfen, sodass die in diesen verschiedenen Shops gekauften Bücher trotzdem alle am Tolino Vision landen.

Zusammenfassung

Der Tolino Vision ist in unseren Augen schon alleine dank des besseren Bildschirms und der angenehmeren Beleuchtung den Aufpreis zum Tolino Shine wert. Wenn man noch die ansprechendere Optik, die kompakteren Maße, die bessere Haptik und die schnellere Bedienung mitrechnet, dann sollte die Wahl zum neuen eBook Reader der Tolino-Allianz nicht schwer fallen. In unserem Test konnte der Vision die sehr gute Note 1,5 holen.

Testbericht

Im vergangenen Jahr hat die damals neu ins Leben gerufene Tolino-Allianz den deutschen eBook Reader Markt gehörig durcheinander gebracht. Der Tolino Shine – der erste eReader der Buchhandelspartner – war eine klare Kampfansage an Amazon. Spätestens nach dem kleinen Hardwareupdate im Herbst 2013 und der deutlichen Aufwertung bei den Softwarefunktionen, ist der Tolino Shine zum Erfolg geworden.

Nun legen die Tolino-Partner nach und bringen den Tolino Vision auf den Markt. Der neue eBook Reader will alles besser machen als sein Vorgänger – und natürlich auch als die Konkurrenz. Der Neuankömmling verfügt als erstes Gerät abseits Amazons über ein E-Ink Carta Display, hat den schnelleren Chipsatz, die schönere Beleuchtung, ist kleiner und leichter als sein Vorgänger.

Die große Frage die sich dabei aber natürlich stellt: Kann es der Tolino Vision mit dem Kindle Paperwhite aufnehmen? Ob der Tolino Vision das Zeug zum Kindle-Killer hat, erfährst du im nachfolgenden Test.

Sieht auf den ersten Blick schon mal sehr vielversprechend aus. Von links nach rechts: Tolino Shine, Tolino Vision und Kindle Paperwhite 2

Unboxing & Verarbeitung

Schon an der Verpackung lässt sich erkennen, dass der Tolino Vision deutlich kleiner geworden ist, denn auch die Schachtel hat abgespeckt. Im hochwertig bedruckten Karton befinden sich der eBook Reader, ein textilumflochtenes Micro-USB-Kabel und eine Kurzanleitung in deutscher Sprache.

Der erste Eindruck beim Auspacken des Tolino Vision ist sehr gut: Die neue Optik des eBook Readers weiß sofort zu gefallen. Besonders die kleinere Bauform sticht beim Auspacken ins Auge. Der Tolino Vision misst nur noch 163 x 114 x 8,1 mm und ist damit deutlich kleiner als der Shine (175 x 116 x 9,7 mm). Auch der Griff zum Gerät kann überzeugen, denn die Oberflächen und Rundungen sorgen für ein gutes haptisches Erlebnis. Die Gehäuseränder sind zwar schmal, aber weiterhin breit genug um das Gerät bequem halten zu können.

Der Tolino Vision (rechts) kleiner und mit neuer Optik, im Vergleich zum Tolino Shine (links)

Die Verarbeitung kann weitestgehend überzeugen: Die Spaltmaße sind gleichmäßig, nicht wackelt und das Gerät liegt dank abgerundeter Kanten sehr gut in der Hand. Einen kleinen Kritikpunkt gibt’s an dieser Stelle allerdings doch, denn der Vision neigt beim beherzten Zugreifen ein wenig zum Knarzen. Ein solches Problem hatte der Tolino Shine nicht und auch der bauformähnliche Kobo Aura ist knarzfrei. Allerdings sollte man diesem Makel nicht zu viel beimessen, denn wenn man nicht gerade danach sucht, dann dürfte es im laufenden Betrieb auch nicht auffallen.

Die Gehäusefront ist schwarz eingefärbt und wirkt damit deutlich moderner als die braune Vorderseite des Vorgängers. Die plane Oberfläche ist matt und entspiegelt. Wie bereits angedeutet, erinnert die Bauform sehr deutlich an den Kobo Aura und wenn man sich beide Geräte genauer ansieht, dann sind die Gemeinsamkeiten kaum von der Hand zu weisen. Mich freut’s jedenfalls, denn der Kobo Aura gehört zu meinen Lieblingsgeräten und auch der Tolino Vision sammelt sich mit der weiterhin ungewöhnlichen Optik ein paar Pluspunkte.

Dabei braucht man sich keine Sorgen über mögliche Spiegelungen oder zu starke Lichtreflexionen machen, denn die matte Oberfläche leistet sehr gute Arbeit und spiegelt nicht mehr als andere kapazitive Touchscreens. Auch Fingerabdrücke sind aufgrund der Oberflächenbeschaffenheit kein Problem.

Unter dem Bildschirm befindet sich der Home-Button, bei dem es sich um einen kapazitiven Eingabeknopf handelt. Im Gegensatz zum Tolino Shine gibt’s beim Vision also kein haptisches Feedback, wenn man den Knopf betätigt. Optisch wird eine Eingabe aber in Form eines kurzen Aufleuchtens bestätigt. Damit man sich als Tolino-Nutzer gleich wohl fühlt, ist das Design des Knopfes an die Optik des Home-Buttons des Shine angelehnt.

Auch wenn der Home-Button vernünftigerweise ein wenig nach unten gerückt wurde, so ist die Positionierung dennoch nicht optimal. Da der Knopf schon bei einer bloßen Berührung (ohne Druck) betätigt werden kann, kommt es im laufenden Betrieb schon mal vor, dass man den Daumen unabsichtlich drüber gleiten lässt und am Startbildschirm landet. Besonders mit großen Händen muss man zumindest zu Beginn ein wenig darauf achten. Ich habe mich aber relativ schnell daran gewöhnt, sodass es nach wenigen Tagen keine unbeabsichtigen Betätigungen mehr gab.

Kapazitiver Home-Button ohne haptisches Feedback

Am unterem Geräterand befindet sich der MicroSD-Karteneinschub und der USB-Anschluss. Im Gegensatz zum Tolino Shine sitzen diese nicht hinter eine Abdeckung, sondern sind immer frei zugänglich, was mir persönlich auch deutlich besser gefällt. Die Klappe beim Tolino Shine ist besonders bei häufiger Nutzung nervig. Das Problem wurde beim Vision somit beseitigt.

Auf der Oberseite des Geräts befindet sich der Einschaltknopf und der Knopf um die Beleuchtung zu aktivieren bzw. deaktivieren. Der Druckpunkt des Einschaltknopfes ist zwar eher weich, aber doch deutlich spürbar. Der Druckpunkt des Beleuchtungsknopfes sitzt bei meinem Testgerät jedoch ein wenig tiefer und ist auch weicher, womit die Betätigung auch nicht ganz so deutlich spürbar ist. Es ist jedoch gut möglich, dass es sich dabei um eine Streuung in der Produktion handelt, denn es erscheint unwahrscheinlich, dass man unterschiedliche Knöpfe für zwei identische Bedienelemente verbaut.

Micro-USB-Anschluss und MicroSD-Anschluss diesmal ohne Abdeckung

Mit einem Gewicht von 178 Gramm muss sich der Tolino Vision nur dem Kobo Aura (174 Gramm) als leichtesten beleuchteten eBook Reader geschlagen geben.  Der Unterschied von läppischen 4 Gramm ist allerdings nicht der Rede wert. Der Tolino Vision liegt dank des geringen Gewichts, der kompakten Bauform und der intelligent abgerundeten Kanten ausgezeichnet in der Hand, was sich sowohl beim kurzen als auch langen Lesen spürbar bezahlt macht.

Ausstattung

Der Tolino Vision verfügt über einen nutzbaren internen Speicherplatz von 2,09 GB, der sich mit einer MicroSD-Karte um bis zu 32GB erweitern lässt. Daneben gehört die eingebaute WLan-Verbindung wieder zum Lieferumfang und ermöglich so den direkten eBook-Shop-Zugriff. Auch im Internet kann man mit dem Tolino Vision surfen, was dank des mitgelieferte Android-Browsers grundsätzlich ganz gut funktioniert (jedoch mit einigen paar Abstrichen – siehe Seite 3).

Als besonderen Bonus bietet die Tolino-Allianz, zu der auch die deutsche Telekom gehört, die kostenfreie Nutzung von über 12.000 WLan-Hotspots in Deutschland. Für Personen die zuhause kein Internet haben, oder die innerhalb des Landes viel auf Reisen sind, ist das auf jeden Fall eine praktische Sache. Der Tolino Vision verbindet sich dabei selbstständig, ohne dass man sich extra anmelden muss. Somit kann man trotz fehlender 3G-Unterstützung auch unterwegs an vielen öffentlichen Plätzen ein eBook kaufen.

Als Betriebssystem kommt Android 4.0.4 zum Einsatz. Allerdings hat man keinen Zugriff auf die reguläre Android-Benutzeroberfläche, sodass man keine Apps installieren oder sonstige erweiterte Funktionen nutzen kann. Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es auch keine Rooting-Möglichkeit.

Display & Beleuchtung

Eigentlich ist es kaum zu glauben, aber der im vergangenen Jahr erschienene Tolino Shine war der erste eBook Reader aus Deutschland der die namhafte E-Ink Pearl Technik genutzt hat. Schon damals gehörte die Displaytechnik zum Industriestandard und durfte eigentlich in keinem Gerät fehlen. Während man damals auf Anhieb zur Konkurrenz aufschließen konnte, legt die Tolino-Allianz nun nach und stattet den Vision mit E-Ink Carta aus. Es handelt sich um den ersten eBook Reader abseits des Kindle Paperwhite, der diese Technik nutzt. Der Grund: Amazon hatte für rund 6 Monate exklusiven Zugriff darauf. Die Auflösung des Bildschirms ist mit 1024×758 Pixel gleich geblieben. Die Bildschirmdiagonale misst weiterhin 6 Zoll, womit die Pixeldichte bei mittlerweile üblichen 212 ppi liegt.

Die neue Bildschirmtechnik wurde von unserer Seite in der Vergangenheit immer wieder gelobt und zeigt auch im Tolino Vision, dass das Lob durchaus gerechtfertigt war.

Tolle Ablesbarkeit dank E-Ink Carta und Beleuchtung

E-Ink Carta: Vorteil oder kein Vorteil?

Die Kontroverse zu E-Ink Carta sind allerdings recht groß: Die einen sagen, dass die wahrnehmbaren Unterschiede ausgesprochen gering sind, die anderen schwören darauf, dass E-Ink Carta einen deutlich sichtbaren Gewinn darstellt. Wie so oft, liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen. Zwar verspricht die E-Ink Holdings ein maximales Kontrastverhältnis von 15:1 (E-Ink Pearl mindestens 10:1, üblicherweise 12:1), allerdings kommt weder der Kindle Paperwhite, noch der Tolino Vision (unbeleuchtet) an diesen Wert heran.

Trotzdem ist die Ablesbarkeit besser, denn E-Ink Carta zeichnet sich auch durch eine bessere Reflektivität aus, d.h. der Bildschirm reflektiert mehr einfallendes Licht. Da die E-Ink Technik immer auf externe Lichtquellen angewiesen ist, um ablesbar zu sein, gilt hier der Grundsatz: Je mehr einfallendes Licht, desto besser ablesbar. Dieser Grundsatz hat zwar natürlich auch seine Grenzen, aber als einfache Funktionsbeschreibung ist die Aussage passend.

Die E-Ink Holdings gibt einen Reflexionsgrad von 44 Prozent an (Pearl: 40,7 Prozent), was einer Steigerung von rund 8 Prozent entspricht. Für die Praxis bedeutet dies, dass der neue E-Ink Carta Bildschirm des Tolino Vision in verschiedenen Lichtsituationen deutlich heller wirkt, in anderen aber keinen sichtbaren Vorteil gegenüber der E-Ink Pearl Technik bietet. In einem eigenen Artikel habe ich mich den praktischen Vorteilen der E-Ink Carta Bildschirmtechnik gewidmet. Darin wird genau erklärt, wie das neue Display die Ablesbarkeit verbessert.

Der Bildschirm des Tolino Vision (rechts) wirkt im Vergleich zum Kindle Paperwhite (links) ein wenig dunkler. Das ist u.a. auf’s Sensorgitter (siehe unten) zurückzuführen.

Für den genannten Artikel hat der Kindle Paperwhite 2 exemplarisch zur Anschauung gedient. Die meisten Beobachtungen können auch auf den Tolino Vision umgelegt werden, wobei durch das unten gezeigte Sensorgitter der Bildschirmhintergrund für das freie Auge ein wenig dunkler erscheint als beim Amazon-Konkurrenten. Der Vision Bildschirm ist aber weiterhin heller als die gesamte E-Ink Pearl-Konkurrenz.

In klaren Worten: Der Tolino Vision bringt eine deutlich verbesserte Ablesbarkeit an den Tisch und kann sich von den meisten anderen Geräten absetzen.

Tolino Vision Display in der Praxis

Wie bereits erwähnt, kommt die E-Ink Carta Technik in Hinblick auf das maximale Kontrastverhältnis in der Praxis nicht an die Versprechungen der E-Ink Holdings heran. Im Datenblatt wird von einem Kontrast von mindestens (!) 15:1 gesprochen, was ich allerdings nicht bestätigen kann. Die Messung bringt das gleiche Ergebnis wie beim Kindle Paperwhite: 12:1. Das maximale Kontrastverhältnis unterscheidet sich somit nicht von der E-Ink Pearl Konkurrenz. Im Vergleich zum Tolino Shine ist es aber dennoch besser.

Kontrastverhältnis ohne Beleuchtung (höher ist besser)

Der Schärfeunterschied der sich unter dem Mikroskop zeigt, ist mit freiem Auge nicht festzustellen. Dieser kommt im nachfolgenden Bild in erster Linie aufgrund des unterschiedlichen Fokus des Mikroskops zustande, der sich aufgrund der Lichtleiterfolie beim Tolino Vision leider nicht besser einstellen lässt. D.h. im Praxisbetrieb zeigen sowohl Tolino Shine als auch Tolino Vision die gleiche Kantenglättung und -schärfe.

Tolino Vision (links) und Tolino Shine (rechts) unter dem Mikroskop

Wie bereits erwähnt, braucht man sich wegen möglicher Spiegelungen des kapazitiven Touchscreens keine Sorgen zu machen. Auch wenn die Gehäuseoberfläche wie bei einem Smartphone oder Tablet plan ist, so wurde eine sinnvolle Entspiegelung vorgenommen, die störende Lichtreflexionen auf ein Minimum reduziert. So sieht der Tolino Vision auch bei direkter Sonneneinstrahlung genauso gut aus wie andere eReader.

Gute Beleuchtung mit warmer Farbtemperatur

Bei der Beleuchtung ist die Sachlage allerdings nicht so klar, denn während der Tolino Vision zwar eine deutliche Verbesserung in Hinblick auf die Gleichmäßigkeit der Ausleuchtung bringt (gegenüber dem Shine), so muss er sich weiterhin hinter dem Kindle Paperwhite einreihen. Der Vision ist ungleichmäßiger ausgeleuchtet als der Amazon eBook Reader.

Die Beleuchtung erfolgt mit 5 LEDs die im Rahmen unter dem Display sitzen. Die Helligkeitseinstellung lässt sich über einen virtuellen Schieberegler stufenlos vornehmen. Aktivieren und deaktivieren lässt sich das Licht mit dem bereits beschriebenen Hardwareknopf, wobei nun auch sinnvollerweise ein Softwareindikator direkt anzeigt (bei sehr heller Umgebung ist nicht immer erkennbar, ob das Licht aktiviert ist), wenn man die Beleuchtung (de-)aktiviert.

Am unteren Bildschirmrand ist ein deutlicher Helligkeitsverlauf sichtbar, der ein bis zwei Zentimeter ins Bild hineinragt. Das sieht zwar nicht besonders hübsch aus, stört den Lesebetrieb aber zum Glück nicht sonderlich. Am oberen Rand ist ein heller Lichtstreifen erkennbar, der allerdings ebenfalls keine direkten Auswirkungen auf die Ablesbarkeit hat. Die Seitenränder zeigen eine leichte Schattenbildung. Im wichtigsten Bereich des Bildschirms, dort wo sich der Textkörper befindet, ist die Ausleuchtung gleichmäßig ohne besondere Auffälligkeiten.

An den Kontrast und die Gleichmäßigkeit des Kindle Paperwhite kommt der Tolino Vision nicht ran. Die dickere Schrift beim Kindle verstärkt den Unterschied zwar optisch, aber die verschiedenen Schwarztöne sind auch sonst deutlich messbar (und sichtbar).

Der größte Nachteil betrifft die Helligkeit der Schrift: Bei aktivierter Beleuchtung wird die Schrift sichtbar heller, was dem Kontrastverhältnis abträglich ist. Zwar verbessert sich auch beim Vision das maximale Kontrastverhältnis mit Beleuchtung auf 12,5:1, allerdings bleibt er damit deutlich hinter dem Kindle Paperwhite (15:1) und dem PocketBook Touch Lux 2 (14:1) zurück. Mit freiem Auge ist somit kein nennenswerter Unterschied zum Tolino Shine erkennbar.

Kontrastverhältnis mit Beleuchtung (höher ist besser)

  • Kindle Paperwhite 2 15:1
  • PocketBook Touch Lux 2 14:1
  • Tolino Vision 12,5:1
  • Tolino Shine 12:1
  • Kobo Glo 11,5:1
  • Kobo Aura 11:1

Bei der Farbtemperatur der Beleuchtung sieht die Sache wiederum ganz anders aus, denn anstatt ins Bläuliche zu gehen, hat das Licht nun einen gelblichen Schein. Das nun wärmere Licht beim Tolino Vision dürfte den meisten Nutzern besser gefallen als das kalte Licht des Vorgängers und macht auch in meinen Augen einen deutlich besseren Eindruck.

Die maximale Helligkeit liegt mit 51 cd/m² ein wenig über dem Tolino Shine. Die kleinste Lichteinstellung leuchtet nur noch mit 2,2 cd/m², was auch für Personen mit empfindlichen Augen bei absoluter Dunkelheit kein Problem darstellen sollte.

Maximale Bildschirmhelligkeit in cd/m² (höher ist besser)

  • Kobo Glo 121
  • Kobo Aura 112
  • PocketBook Touch Lux 2 96
  • Kindle Paperwhite 2 91
  • Tolino Vision 51
  • Tolino Shine 41

Minimale Bildschirmhelligkeit in cd/m² (niedriger ist besser)

  • Kobo Glo 4
  • Tolino Shine 2.4
  • Tolino Vision 2.2
  • Kobo Aura 1.2
  • PocketBook Touch Lux 2 1.1
  • Kindle Paperwhite (2013) 0.2

Ghosting und Kratzanfälligkeit

Das Ghostingverhalten des neuen Tolino Geräts ist in vielen Bereichen verbesserungswürdig. Nach vielen Aktionen bleibt in der einen oder anderen Form ein mehr oder weniger deutliches Abbild der alten Seite oder der Bedienelemente zurück, was in dieser Intensität bei einem Premiumgerät nicht auftreten sollte. Ein einfacher Seitenwechsel mit partiellem Bildaufbau sorgt des öfteren nur für ein suboptimales Ergebnis. Auch wenn ein spezieller Effekt den Ghosting-Effekt minimieren soll, so ist innerhalb von Buchstaben oft noch schwaches Ghosting erkennbar.

Besonders schlimm wird das Ganze beim Einblenden von Bedienelementen oder beim Aufwecken des Tolino Vision. Holt man das Gerät. z.B. aus dem Standby so ist das lachende Tolino-Gesicht oft noch mehrere Seitenwechsel relativ gut sichtbar, bevor es langsam verschwindet.

Ghosting ist in verschiedenen Situationen viel zu deutlich sichtbar

Bleibt zu hoffen, dass die Tolino-Macher mit einem baldigen Software-Update nachbessern, denn die aktuellen Einstellungen zum vollständigen Seitenaufbau sind für das Carta-Display des Vision unzureichend. In den Einstellungen lässt sich der vollständige Seitenaufbau auf jede Seiten, jede 10., 20., 40., 60., 80. und 100. Seite stellen, oder ganz deaktivieren. Sinnvoller wären Abstufungen unter der 10-Seiten-Grenze, d.h. nach einer, zwei, drei Seiten usw. Außerdem wäre ein vollständiger Seitenaufbau nach dem Einblenden eines Bedienelements (Notizfunktion, Tastatur etc.) pflicht.

Das zweite Problem betrifft die Hardware und lässt sich nur mit entsprechender Sorgfalt beim Umgang mit dem Gerät vermeiden. Da die Gehäusefront plan ist, ist auch die Fläche über dem Bildschirm anfälliger für Kratzer. Im Laufe des Tests haben sich so am Gehäuse winzig kleine Kratzer gebildet, die den Lesebetrieb zwar noch nicht stören, aber auf jeden Fall als Vorzeichen zu verstehen sind, dass der Vision nach längerer (bzw. sorgloser) Nutzung ein wenig mehr Kratzer haben könnte als vergleichbare Geräte mit eingelassenem Bildschirm. Das Gehäusematerial an der Front scheint also ein wenig weicher zu sein als bei anderen eBook Readern. Das Problem konnte ich beim Kobo Aura Test damals nicht feststellen, allerdings zeigt eine kurze Internetsuche, dass es auch dort vorhanden ist. Generell empfiehlt es sich daher eine Schutzhülle zu verwenden, wenn man den Vision im Rucksack, der Handtasche oä. verstaut.

Zwischenfazit zur Abbildleistung

Auch wenn sich die Displaybeschreibung in einigen Teilen eher durchwachsen anhört, so kann man abschließend dennoch sagen, dass sich die Ablesbarkeit des Tolino Vision auf sehr hohem Niveau bewegt. Das Sensorgitter über dem Display ist zwar ein kleiner Nachteil gegenüber dem Kindle Paperwhite, aber in Natura kein echtes Problem. Es macht den Bildschirm minimal dunkler, aber letztendlich bleibt die Ablesbarkeit dennoch deutlich besser als beim Tolino Shine und anderen E-Ink Pearl Geräten.

Bei der Beleuchtung hat der Tolino Vision ebenfalls einen deutlichen Schritt vorwärts gemacht, denn die leuchtet nun mit warmer Farbtemperatur, was den meisten Personen vermutlich deutlich sympatischer erscheinen dürfte. Mit den genannten Unregelmäßigkeiten an den Bildschirmrändern ist der Vision nicht alleine, die gibt’s in der einen oder anderen Form bei jedem eBook Reader und sind der Frontbeleuchtungstechnik verschuldet. Beim Kindle Paperwhite sieht das zwar im Vergleich besser aus, aber ganz perfekt ist der Amazon-eBook-Reader auch nicht.

Ärgerlich ist lediglich die deutliche Erhellung der Schrift, wenn man die Beleuchtung einschaltet. Das funktioniert beim Pocketbook Touch Lux 2 und Kindle Paperwhite auf jeden Fall besser. Das Ghosting-Verhalten ist ebenfalls unschön, wird aber hoffentlich mit einem baldigen Softwareupdate ausgebessert und die Kratzanfälligkeit liegt in der Natur der Sache: Eine plane Gehäusefront ist nun mal anfälliger für Beschädigungen, besonders wenn das Gerät öfter auf der Vorderseite liegt.

Fazit zum Bildschirm: Ein deutlicher Schritt vorwärts, allerdings ist weiterhin Verbesserungspotential vorhanden.

Lesen & Benutzerfreundlichkeit

Erste Inbetriebnahme und Einrichtung

Die Ersteinrichtung des Tolino Vision klappt schnell und einfach: Man aktiviert den eBook Reader und wählt das gewünschte Land (Hallo, Servus oder Grüezi – Deutschland, Österreich oder Schweiz). Ist das erledigt, wird man zu einer einfachen Schnellstartanleitung weitergeleitet, in der die wichtigsten Funktionen des Geräts kurz erklärt werden. Das war’s. Mehr ist für die Inbetriebnahme des Tolino Vision nicht nötig. Es gibt also keinen Registrierungszwang, sodass man den Reader auch ganz ohne Thalia & Co. bzw. die Cloud benutzen kann – wenn man will.

Als Tolino Shine Nutzer trifft man beim Vision auf eine vertraute Oberfläche. Im Grunde sitzen alle Funktionen am gleichen Platz, sodass sich auch am Startbildschirm ein bekanntes Bild ergibt: Dieser ist weiterhin in zwei Teile unterteilt. Im oberen Bereich befinden sich die drei zuletzt gelesenen oder hinzugefügten Titel, darunter werden eBook-Vorschläge des integrierten Shops angezeigt. Welcher Shop das ist, hängt davon ab, wo das Gerät gekauft wurde.

Den Startbildschirm kennt man bereits vom Vorgänger

Der eingebaute eBook-Store lässt sich nicht verändern und auch nicht ausblenden. Besonderes letzteres ist schade, denn selbst Amazon hat nach Kundenkritik eine Option eingebaut um die eBook-Empfehlungen vom Startbildschirm zu entfernen. Das wäre beim Tolino Vision ebenfalls vorteilhaft – besonders wenn man sowieso nicht andauernd (am Gerät) einkauft. Diesen Punkt habe ich auch schon beim Tolino-Shine-Test vor über einem Jahr kritisiert und gehofft, dass ein Softwareupdate Abhilfe schafft. So heißt es nun: Weiter hoffen.

Bevor man mit dem Tolino Vision eBooks kaufen kann, muss man sich mit einem Drahtlosnetzwerk (WLan) verbinden. Dafür genügt ein Klick auf die „Jetzt anmelden“ Schaltfläche. Das WLan-Verbindungsfenster erscheint daraufhin automatisch und man kann sich mit dem gewünschten Netzwerk verbinden. Ist das erledigt, wird die WLan-Verbindung bei Bedarf automatisch hergestellt. Dies kann man unterbinden, indem man die WLan-Schnittstelle im Einstellungsmenü deaktiviert.

Nun kann man sich im eBook-Shop mit den Benutzerdaten anmelden. Dabei ist es ebenfalls empfehlenswert, das Gerät mit der Adobe ID zu registrieren, damit man DRM-geschützte eBooks öffnen kann. Diese Option ist ebenfalls in den Geräteeinstellungen verfügbar, sodass man zur Autorisierung keinen PC benötigt. Allerdings muss das Adobe-Konto schon bestehen, denn mit der Eingabemaske am Tolino Vision kann man sich lediglich einloggen.

Einfache und übersichtliche Bedienung

Wie bereits erwähnt, unterscheidet sich die Bedienung des Tolino Vision nicht vom Shine, sodass auch hier die Nutzung ausgesprochen einfach ausfällt. Mit der Home-Taste unter dem Bildschirm kommt man (fast) immer zurück zum Startbildschirm. Gelegentlich unterbricht der Knopf allerdings auch eine gerade aufgerufene Funktion. So wird z.B. bei der Suche die Tastatur geschlossen, anstatt direkt zum Startbildschirm zurückzukehren. Erst eine zweite Betätigung der Taste führt dann zum Homescreen.

Dank Android-Betriebssystem gehört die virtuelle QWERTZ-Tastatur des Tolino Vision zu den besten am eBook Reader Markt. Das Tastenlayout ist gut und dank des neuen, schnelleren Chipsatzes ist auch die Reaktion schnell, sodass selbst bei rascher Eingabe selten Tippfehler passieren und keine Buchstaben verschluckt werden. In dieser Hinsicht steht der Vision dem Kindle Paperwhite in nichts nach.

Am Startbildschirm befindet sich die Verknüpfung zur Bibliothek, die alle eBooks im internen Speicher und auf der Speicherkarte auflistet. Es ist ebenfalls möglich eigene Sammlungen anzulegen, mit der man ein wenig Ordnung in die Bibliothek bringen kann. Allerdings funktioniert das Ganze weiterhin recht simpel und erreicht noch nicht die Komplexität anderer eBook Reader. Das heißt, dass die Sammlungen weiterhin nicht sortier- und filterbar sind. Ebensowenig kann man nach einer bestimmten Sammlung suchen, sondern nur nach einzelnen eBooks. Außerdem nutzt der Tolino Vision ein zu Calibre inkompatibles Sammlungssystem, sodass sich diese nicht mit dem beliebten eBook-Programm am PC verwalten lassen. Hier gibt es also weiterhin reichlich Verbesserungspotential. Besonders für Benutzer die gerne ihre gesamte (große) eBook-Bibliothek direkt am Gerät mitführen und verwalten, ist der Tolino Vision im Moment nicht die richtige Wahl.

Als kleinen Trost kann man immerhin die gut funktionierende Suchfunktion nennen, die den Speicher nach dem gewünschten eBook durchsucht. Die gefundenen Titel werden in einer Suchergebnisliste angezeigt und können von dort aus einfach geöffnet werden.

In der Bibliothek können eBooks nach Aktualität, Titel, Autor und zuletzt hinzugefügt sortieren. Von der standardmäßig eingestellten Coveransicht (hier „Kachenansicht“ genannt) kann man in eine Listenansicht wechseln. In beiden Fällen werden 6 eBooks angezeigt, wobei man am unteren Bildschirmrand mit Pfeiltasten zur nächsten bzw. vorigen Seiten blättern kann, sofern noch weitere Titel am Gerät vorhanden sind. Ein wenig ärgerlich ist, dass die bekannte Wischgeste in der Bibliothek nicht funktioniert. Positiv ist hingegen zu erwähnen, dass alle Buchcover in der gleichen Größe (mit Rahmen) angezeigt werden, was der gesamten Oberfläche ein optische Ruhe und Ordnung verleiht. Bei anderen Geräten, z.B. von PocketBook sieht das ganz anders aus. Zu guter Letzt kann man eBooks auch löschen oder die Detailinformationen zum Titel anzeigen lassen (nur in der Listenansicht), wie z.B. Lesefortschritt, Format, Dateigröße und Aufspieldatum.

Mit der Löschfunktion scheint es aktuell allerdings noch ein Problem zu geben, denn lokal aufgespielte eBooks tauchen einfach wieder auf, wenn man den Vision vom PC trennt.

Im Vergleich zum Shine wurde die Aktualisierung der Bibliothek ein wenig verändert. Anstatt beim Aufspielen eines eBooks in den lokalen Speicher immer die neuen Titel nochmals separat bestätigen zu müssen, bevor sie zur Bibliothek hinzugefügt werden, passiert das nun (endlich) automatisch. Der „Aktualisieren“-Knopf am oberen Bildschirmrand ist somit nur noch dafür da, um den lokalen Speicher mit der Cloud abzugleichen.

Leseoptionen (Schriftbildanpassung)

Ist das gewünschte eBook gefunden, öffnet man es mit einem Antippen auf den Titel oder das Cover. Umgeblättert wird mit der bekannten Wischgeste oder mit einem Tippen in das linke oder rechte Drittel des Displays. Das Optionsmenü wird mit einem Antippen in das mittlere Drittel des Bildschirms aufgerufen. Daraufhin erscheint am unteren Bildschirmrand ein virtueller Schieberegler, mit dem man schnell zu einer anderen Seite wechseln kann. Eine Verknüpfung führt dann praktischerweise auch wieder direkt zur ursprünglichen Seite zurück. Alternativ kann man auch eine direkte Eingabe der Seitenzahl vornehmen.

Am oberen Bildschirmrand werden die Optionen eingeblendet, die folgende Punkte beinhalten:

  • Inhaltsverzeichnis
  • Notizverzeichnis (inkl. Lesezeichen und Markierungen)
  • Schriftbildanpassung
  • Heilligkeitseinstellung
  • Suche

Das Inhaltsverzeichnis zeigt die Kapitel des Buches in einer Listenansicht an. Mit einem Antippen auf den Kapitelnamen springt man direkt an die jeweilige Position im Buch. Ganz ähnlich sieht es mit dem Notizverzeichnis aus. Die erstellten Notizen, Lesezeichen und Markierungen werden in einer Liste angezeigt (siehe Seite 3).

Gute Schriftbildanpassungsoptionen

Auch bei den Schriftanpassungsoptionen zeigt sich der Tolino Vision von seiner guten Seite. Es ist möglich aus einer von sieben Schriftgrößten zu wählen, hat neben dem Verlagsstandard fünf weitere Schriftarten zur Auswahl (Fira, Linux Libertine, Rokkitt, Dosis und Droid Serif) und kann außerdem Zeilenastand, Ausrichtung und Seitenrand in jeweils drei Einstellungen ändern. Bei anderen Geräten von Kobo oder PocketBook gibt’s zwar z.T. noch mehr Optionen, allerdings sollte auch der Tolino Vision für die allermeisten Anwendungsfälle eine ausreichende Variabilität bieten.

Ebenfalls erwähnenswert ist die (nicht deaktivierbare) eingebaute Silbentrennung, über die der Hauptkonkurrent Kindle Paperwhite weiterhin nicht verfügt.

Mit der Suchfunktion kann man innerhalb des Buches nach Wörtern und auch größeren Textausschnitten suchen. Dies funktioniert schnell und zuverlässig, wobei auch der Tolino Vision keine Ergebnisliste liefert. D.h. man muss von Fundstelle zu Fundstelle springen, was besonders bei oft genannten Begriffen mühsam sein kann. Dabei ließe sich eine Ergebnisübersicht vermutlich sogar relativ einfach umsetzen, denn der Vision durchsucht ohnehin das gesamte eBook, bevor man zur ersten Fundstelle springt.

Am unteren Bildschirmrand wird im geöffneten Buch die aktuelle Seitennummer zusammen mit der Gesamtanzahl der Seiten angezeigt (in Form von z.B. „244 / 512“). Eine Fortschrittsanzeige (mit Zeitvorhersage) wie beim Kindle gibt’s zwar nicht, aber so kann man die aktuelle Position im Buch dennoch einschätzen.

Lesezeichen, Markierungen und Notizen

Indem man mit dem Finger für einen kurzen Moment auf ein Wort tippt, öffnet sich ein Kontextmenü. Hieraus kann man zwischen folgenden Optionen wählen:

  • Markieren
  • Notiz erstellen
  • Nachschlagen (siehe unten)
  • Übersetzen (siehe unten)

Die Textauswahl lässt sich mit Hilfe zweier Cursor verändern, was schnell und tadellos funktioniert – ohne unnötiges Gefummel wie bei einigen anderen Geräten.

Erstellte Markierungen und Notizen werden im Text grau hinterlegt, wobei der Farbton bei einer Notiz geringfügig dunkler ist. Ein weiterer Hinweis zur besseren Unterschiedbarkeit wäre aber praktisch, da der Farbunterschied eigentlich nur im direkten Vergleich gut erkennbar ist.

Kontextmenü

Tippt man auf eine vorhandene Notiz, lässt sich diese bearbeiten oder löschen. Tippt man auf eine Markierung, kann man diese löschen, oder ihr eine Notiz hinzufügen.

Schreibt man eine Notiz, geschieht das in einem neuen Fenster. Im Gegensatz zum Shine gibt es hier sinnvollerweise auch nur noch ein Eingabefeld, sodass man die Notiz direkt eingeben kann, ohne sich einen Titel ausdenken zu müssen (beim Shine muss man zwingend einen Titel für die Notiz eingeben).

Lesezeichen können mit einem Antippen in die rechte obere Ecke erstellt werden, wobei immer ein Lesezeichen-Indikator vorhanden ist und dieser beim Setzen schwarz ausgefüllt wird. Die permanente Einblendung ist in meinen Augen eher unnötig, da sie ein wenig vom Text ablenken könnte bzw. auch unnötig Platz am oberen Bildschirmrand einnimmt.

Erstellte Notizen, Markierungen und Lesezeichen werden gesammelt im Notizverzeichnis (siehe Seite 2) aufgelistet. In der Übersichtsliste wird sowohl Art (Notiz, Markierung, Lesezeichen), als auch Seitennummer, Datum und Uhrzeit aufgelistet. Genau so soll das aussehen – übersichtlich und klar strukturiert. Bedauerlicherweise gibt es allerdings keine Such- oder Filterfunktion um das Verzeichnis schnell zu ordnen. Immerhin gibt es die Option Einträge einzeln zu löschen oder zu bearbeiten.

Beim Tolino Vision gibt es zwar weiterhin keine gesammelte Notizübersicht für alle eBooks, allerdings ist eine mindestens ebenso praktische Option vorhanden: Alle Notizen, Markierungen und Lesezeichen werden wie beim Kindle in einer TXT-Datei gespeichert und können so auch ganz einfach auf den PC exportiert werden. Die Datei muss man dafür nur kopieren und kann sie danach entsprechend weiterverwenden.

Wörterbuchfunktion

Aus dem vorhin genannten Kontextmenü (einen kurzen Moment mit dem Finger auf einem Wort draufbleiben), kann man auch die Wörterbuchfunktion starten. Dabei hat man die Wahl zwischen „Nachschlagen“ und „Übersetzen“.

Nachschlagen öffnet ein einsprachiges Bedeutungswörterbuch in einer der folgenden Sprachen:

  • Deutsch (75,4 MB)
  • Englisch (108,6 MB)
  • Italienisch (13,3 MB)
  • Französisch (110,7 MB)
  • Spanisch (51,4 MB)

Mit der Option Übersetzen kann man zweisprachige Übersetzungswörterbücher nutzen. Dabei stehen folgende zur Auswahl:

  • Englisch-Deutsch-Englisch (96,3 MB)
  • Italienisch-Deutsch-Italienisch (8,0 MB)
  • Französisch-Deutsch-Französisch (12,1 MB)
  • Spanisch-Deutsch-Spanisch (2,6 MB)

Als Quelle für die Wörterbücher kommt das Wiktionary zum Einsatz. Das „Wikiwörterbuch“ ist ebenso wie Wikipedia ein gemeinschaftliches Projekt, das die Befüllung der Inhalte den aktiven Nutzern der Plattform überlässt. Das Ziel: Frei zugängliche, mehrsprachige Wörterbücher in jeder Sprache zu verfassen.

Das ist insofern ein Nachteil, als dass der Umfang der verschiedenen Sprachen ausgesprochen stark schwankt (siehe Größenangaben zu den einzelnen Wörterbüchern) und die Qualität in erster Linie von den aktiven Nutzern des Wiktionary abhängt. Das macht sich in der Praxis bemerkbar, wenn man z.B. ein Wort nachschlägt und anstatt der Grundform nur die deklinierte bzw. konjugierte Form angezeigt wird, ohne Erklärung was das denn nun überhaupt bedeutet. Bei den Übersetzungswörterbüchern, die vom Umfang dann auch etwas geringer sind, werden manche Wörter gar nicht gefunden.

Ein Vorteil besteht wiederum darin, dass der Tolino Vision für die Wörterbücher das QuickDic-Format verwendet, das als Open Source frei genutzt werden kann. Das bedeutet, dass man Wörterbücher mit ein wenig Aufwand auch selbst zusammenstellen und nachrüsten kann.

Der größte Vorteil besteht aber ohne Zweifel darin, dass die Übersetzungswörterbücher der Tolino eBook Reader vom und ins Deutsche funktionieren. Alle anderen Geräte am Markt besitzen ab Werk bestensfalls fremdsprachige Wörterbücher, die nur ins Englische übersetzen. Da ist die Qualität aufgrund von professionell erstellten Wörterbüchern dann zwar besser, aber das ist für Personen die nicht Englisch sprechen aber nur ein schwacher Trost. Hier machen sich die deutschen Wurzeln der Tolino-Allianz jedenfalls bezahlt, denn das Hauptaugenmerk liegt im Gegensatz zur gesamten Konkurrenz ganz klar am heimischen Markt.

Das Wörterbuch öffnet sich immer in einem neuen Fenster

Die Wörterbuchfunktion wird in einem neuen Fenster geöffnet und nicht – wie bei den meisten Konkurrenten – in einem kleinen Fenster innerhalb des regulären Anzeigebereichs eingeblendet. Das ist zwar in Hinblick auf die Funktionalität kein echter Nachteil, aber die nahtlose Integration bei Kindle, Sony & Co. gefällt mir persönlich besser und erlaubt auch das direkte Nachlesen des übersetzten Wortes im Kontext des Textes.

Unterm Strich funktioniert die Wörterbuchfunktion aber ganz passabel und ist damit auch im Lesealltag sinnvoll einsetzbar.

PDF-Funktionalität mit Mängeln

Schon beim Tolino Shine war die PDF-Funktionalität eher ein netter Bonus als eine Kernfunktion, das hat sich bedauerlicherweise auch beim Tolino Vision nicht geändert. Öffnet man eine PDF-Datei, erkennt man das am Optionsmenü, das anstatt der Option zur Schriftbildanpassung einen „TXT“-Menüpunkt und eine Vergrößerungs- und Verkleinerungstaste beinhaltet. Obwohl es beim Browser eine Pinch-To-Zoom-Option gibt, lässt sich diese Geste bei PDF-Dateien nicht nutzen. D.h. Die PDF-Seite lässt sich entweder über die genannten virtuellen Tasten vergrößern oder verkleinern oder mit einem doppelten Antippen zur gewünschten Text-Stelle.

Weiterhin lässt sich eine PDF-Datei in sechs Stufen vergrößern, was selbst für Dokumente mit kleinen Schriftgrößen ausreichend sein sollte. Echte Feinabstimmungen sind aufgrund der fix eingestellten Zoom-Schritte nicht möglich. Mit dem Finger kann man den Bildausschnitt bewegen. Blättern kann man wie gewohnt mit einem Antippen in das linke oder rechte Drittel des Bildschirms. Der Vergrößerungsgrad wird dabei aber nicht beibehalten, sodass man auf der nächsten Seite wieder neu vergrößern muss. Unpraktisch.

PDF-Anzeigeoptionen: Zoomen klappt nur mit den virtuellen Tasten oder mit einem Doppel-Tippen. Pinch-To-Zoom funktioniert nicht.

Einen Querformatmodus gibt es leider ebenfalls nicht. Positiv ist zumindest die hohe Geschwindigkeit der PDF-Anzeige zu nennen, denn dank schnellem Chipsatz lässt sich der Bildausschnitt schnell verändern, ohne dass man lange auf den Bildaufbau warten muss.

Die Reflow-Funktion wurde leider ebenfalls nicht verbessert, sodass sie weiterhin recht unzuverlässige Ergebnisse liefert. Bei manchen PDF-Dateien kann man den Text durchaus vernünftig lesen, bei anderen gibt es Anzeigefehler und wieder andere Dokumente verursachen einen Absturz der Lese-App. Immerhin klappt das Umblättern jetzt schneller, ohne „Bitte warten“-Meldung.

Alles in allem reicht der normale PDF-Modus um kurz etwas nachzulesen, allerdings kaum für einen längeren Text. Insgesamt ist die PDF-Anzeige damit bestenfalls als rudimentär zu bezeichnen und bietet unterm Strich ein eher unbefriedigendes Nutzungserlebnis.

Geräteeinstellungen, Internetbrowser, Zahlensperre

Die Geräteeinstellungen lassen sich über eine Verknüpfung am Startbildschirm öffnen und enthalten folgende Punkte:

  • WLAN
  • Meine Konten und Cloud
  • Einstellungen
  • Geräteinformationen
  • Speicher
  • Wörterbücher
  • Web-Browser
  • Über tolino
  • Sprache / Language

Im Grunde sprechen die einzelnen Menüpunkte für sich selbst, allerdings sind drei Dinge hervorzuheben.

Da ist zum Einen der Internetbrowser, der als positive Zusatzfunktion zwar tadellos funktioniert, die Pinch-To-Zoom-Geste beherrscht und dank schnellem Chipsatz auch sehr gut einsetzbar ist, aber dummerweise unnötig und massiv in der Funktionalität beschnitten wurde. Es handelt sich um den Android Browser den man auch von zahlreichen anderen Geräten kennt und der in vielen Smartphones und Tablets einen guten Dienst verrichten. Beim Tolino Vision wurde allerdings jede Einstellungsmöglichkeit entfernt, die Startseite lässt sich nicht verändern und auch Lesezeichen lassen sich nicht anlegen.

Die fehlenden Lesezeichen sind ein besonderes Ärgernis, da man jede Internetadresse so immer wieder aufs neue eingeben muss, anstatt sich Favoriten für alternative eBook Shops, Onleihe, RSS-Reader usw. anlegen zu können. Das war wohl auch der Hintergedanke mit dem die Funktionen entfernt wurden, denn so wird es dem Nutzer schwer gemacht direkt am Gerät alternative eBook-Quellen zu verwenden. Das ist nicht nur sehr schade, sondern steht im Grunde auch in direktem Widerspruch zur „Offenheit“ mit der die Tolino-Allianz wirbt. Ebenfalls wenig Verständnis habe ich für den Wegfall der Text-Reflow-Funktion die beim Tolino Shine noch vorhanden war. Beim Tolino Vision wird der Text nicht mehr automatisch an die Bildschirmbreite angepasst.

Als zweiten Punkt ist die einstellbare Zahlensperre nennen, mit der man den Tolino Vision vor unbefugtem Zugriff schützen kann. Ist die Zahlensperre aktiviert, wird man beim Aufwecken des Geräts aus dem Standby nach der richtigen vier bis achtstelligen Zahlenkombination gefragt. Das Ganze funktioniert auch im Test absolut tadellos und zuverlässig, wie man es sich erwartet. Praktisch: Auch der USB-Zugriff funktioniert erst, wenn die richtige Zahlenkombination am Gerät eingegeben wurde.

Zuguterletzt gibt es nun auch die Möglichkeit die englische Sprache für die Bedienoberfläche auszuwählen, womit der Tolino Vision einem größeren Kundenkreis zugänglich gemacht werden soll. Ob die Tolino-Partner eine Ausweitung ins europäische Ausland planen, oder man einfach nur Personen in Deutschland weitere Optionen bieten will, bleibt offen.

Zwischenfazit zur Funktionalität

Der Funktionsumfang hinterlässt unterm Strich einen guten Eindruck, wenngleich es durchaus noch einige Verbesserungsmöglichkeiten gibt. Positiv zu nennen ist auf jeden Fall die Notizfunktion, die nun auch ohne zwingende Titeleingabe und inklusive der TXT-Exportfunktion für die weitere Nutzung am PC sehr praktisch ist.

Das Fazit zu den Wörterbüchern ist nicht ganz so positiv. Während der Fokus auf den deutschen Markt ein deutlicher Pluspunkt gegenüber der ausländischen Konkurrenz ist, lasst die Qualität der Wörterbücher aufgrund der Wiktionary-Quelle manchmal zu wünschen übrig. Außerdem wäre eine Anzeige direkt im Text als kleine Fenstereinblendung besser, um verschiedene Wortbedeutungen im Kontext auf einem Blick erfassen zu können.

Die Sammlungen zur besseren eBook-Übersicht sind zwar praktisch, aber ohne Calibre-Synchronisierbarkeit und Filteroptionen letztendlich nur eine Schönheitskorrektur und besonders für Power-User mit vielen eBooks nicht besonders hilfreich.

Die Textoptionen können hingegen wieder überzeugen und erlauben umfangreiche Anpassungen von Schriftgröße und -art, sowie Zeilen- und Randabständen, sowie Textausrichtung.

Unterm Strich kann man die Funktionalität in etwa mit der von Kobo vergleichen, wenngleich die Kanadier in einigen Bereichen noch die Nase ganz leicht vorne haben.

Kompatibilität

Bei der Dateikompatibilität beschränkt sich der Tolino Vision auf’s Wesentliche. Der eBook Reader liest lediglich ePub (+ACSM), PDF und TXT-Dateien. Dateien die in diesen Formaten auf den eBook Reader (in den „Books“-Ordner) kopiert werden, landen automatisch in der Bibliothek. Der Vision kann mit Adobe DRM umgehen und alle beteiligten Partnerunternehmen setzen ebenfalls auf diesen Standard.

Allerdings ist der Tolino Vision weit weg davon „mit seinem offenen System eBooks in jedem Format“ zu lesen. Diese Aussage wird im offiziellen TV-Spot gemacht und ist schlichtweg falsch. Weder liest der Vision das Amazon-Format (AZW bzw. Mobi) noch sonstige Dateiformate (CBR/CBZ, FB2, DJVU, HTML, RTF, CHM usw. usf.).

Über die geringe Dateiunterstützung kann man aber dennoch hinwegsehen, da mit dem ePub-Standard der Großteil des Marktes abgedeckt ist. Man sollte sich aber noch von der Werbung in die Irre führen lassen und annehmen, dass man mit dem Vision jede beliebige eBook-Datei öffnen kann.

Akkulaufzeit

Der kurze Testzeitraum lässt in Hinblick auf die Akkulaufzeit (wie so oft) keine detaillierten Erfahrungsberichte zu. Zumindest kann man aber sagen, dass es keine Auffälligkeiten diesbezüglich gibt, d.h. mit dem Tolino Vision sollte man ebenso lange auskommen wie mit jedem anderen beleuchteten eBook Reader auch. Dabei ist allerdings zu erwähnen, dass mit dem Update 1.4.3 Probleme in der Akkuanzeige ausgebessert wurden, sodass man bei etwaigen Laufzeitproblemen am besten das Update einspielt und danach weitersieht.

Generell gilt es natürlich zu beachten, dass die Nutzung von WLan und Beleuchtung die Laufzeit des Geräts entsprechend verkürzt und man je nach täglicher Lesedauer dann auch keine mehrwöchigen Laufzeiten erreicht. Das kennt man allerdings auch von der Konkurrenz.

eBook-Kauf & Synchronisation

Der eBook-Kauf am Tolino Vision gestaltet sich zwar komfortabel, kommt aber nicht ganz an die fast perfekte One-Click-Amazon-Lösung heran. Das liegt insbesondere an der Nutzung des Adobe-DRM-Schutzes der eine vom eBook-Shop separate Autorisierung benötigt. D.h. um am Gerät einzukaufen muss man sich zwei mal einloggen. Beim Kauf eines Buches muss man das Passwort des Benutzerkontos nochmal eingeben.

Wie bereits erwähnt, ist der jeweilige Partnershop direkt integriert, sodass man vom Startbildschirm darauf zugreifen kann. In unserem Fall handelt es sich um den Shop von Thalia, der sehr übersichtlich gestaltet ist und auch tadellos funktioniert. Wie man das von anderen eBook-Stores kennt, kann man in den Kategorien stöbern, oder den Shop durchsuchen. Leider gibt es abgesehen von den vorgefertigten Kategorien keine sonstigen Filter- oder Sortieroptionen (z.B. nach Preis, Autor, Titel auf- und absteigend etc.).

Zur Suche muss man nicht in den Shop wechseln. Die Suchfunktion, die am Startbildschirm und in der Bibliothek geöffnet werden kann, lässt eine Suche direkt im jeweiligen Shop zu. Natürlich muss man dazu mit dem WLan verbunden sein.

Die Cloud ist dabei auch eines der Hauptverkaufsargumente der Tolino-Gemeinschaft. Kurz zur Erläuterung: Bei einer Cloud handelt es sich um einen Serverdienst, der im Internet von einem bestimmten Anbieter zur Verfügung gestellt wird, um die lokale Last oder Arbeit zu minimieren. In diesem Fall handelt es sich um einen Cloud-Speicher, der von der Deutschen Telekom bereitgestellt wird und mit 25 GB mehr als genug pro Kunde bietet. Die gekauften eBooks werden dabei direkt darin gespeichert. Das hat den Vorteil, dass man nicht alle gekauften eBooks immer mit sich führen muss, aber trotzdem Zugriff darauf hat (sofern WLan vorhanden ist). Gleichzeitig bietet die Cloud die Möglichkeit auch von verschiedenen Endgeräten auf die eigene eBook-Sammlung zuzugreifen. Hat man z.B. ein Smartphone oder Tablet mit der Thalia- oder Weltbild-App, kann man die eBooks direkt daraus herunterladen. Die Leseposition wird dabei mitsynchronisiert, sodass man am anderen Gerät einfach dort weiterlesen kann, wo man aufgehört hat. Bis zu 5 unterschiedliche Geräte können auf die Telekom Cloud zugreifen.

Das klingt zwar ganz gut, aber eine automatische Synchronisation mit der Cloud scheint es weiterhin nicht zu geben. Wird ein eBook z.B. am heimischen Computer gekauft, muss man den Titel dann manuell aus der Cloud laden. Das ist zwar kein großer Aufwand, aber wie man am Beispiel des Kindle-Systems sieht, geht das auch etwas einfacher.

Immerhin wurde die Löschfunktion verbessert. Anstatt vom Gerät gelöschte Titel auch aus der Cloud zu entfernen, wie dies beim Tolino Shine geschehen ist, werden die eBooks nun tatsächlich nur vom eBook Reader gelöscht und lassen sich später aus dem Einstellungsmenü wiederherstellen.

Ein weiterer Pluspunkt des Tolino-Systems ist die Synchronisation der Bibliotheken bei verschiedenen Tolino-Anbieter. Ist man Kunde bei mehreren Tolino-Partnern (z.B. Weltbild, Thalia und Buch.de), kann man die Konten so miteinander verknüpfen, dass die eBooks allesamt in der Cloud landen und mit dem Vision synchronisiert werden können.

Größtes deutsches eBook-Angebot

Was das eBook-Angebot angeht, so gibt es nichts auszusetzen. In einer Erhebung von Media Control im Jahr 2012 haben sowohl Thalia als auch Weltbild eine gute Verfügbarkeit bei aktuellen Spiegel-Bestsellern gezeigt:

Verfügbarkeit Spiegel Bestseller Top 25 Weltbild:

  • Krimis: 92%1
  • Belletristik: 72%1
  • Kinder-Jugendbücher: 48%1
  • Sachbuch: 72%1

Verfügbarkeit Spiegel Bestseller Top 25 Thalia:

  • Krimis: 92%1
  • Belletristik: 72%1
  • Kinder-Jugendbücher: 48%1
  • Sachbuch: 68%1

Inzwischen dürfte sich das aber noch weiter verbessert haben, denn mittlerweile liegt die eBook-Auswahl bei den beiden Anbietern bei fast 1,1 Millionen Titeln, wovon allerdings mehr als die Hälfte anderssprachige Bücher sind (rund 540.000 Englisch, rund 51.000 sonstige Sprachen). Zum Vergleich: Bei Amazon gibt’s aktuell ca. 243.000 deutschsprachige eBooks. Dabei gilt allerdings anzumerken, dass der große zahlenmäßige Vorteil der Tolino-Allianz in erster Linie durch die größere Menge an Sach- und Fachbüchern entstehen dürfte. Unterhaltungsliteratur bieten sowohl Amazon als auch die Tolino-Allianz in etwa in gleicher Anzahl.

1: Top 25 Spiegel Bestseller Krimis, Sachbuch, Kinder-/Jugendbücher und Belletristik; “Ermittett von media control GfK International für die Kalenderwoche 12/ 2012″, Quelle: Computerbild Heft 10/2012, 21.04.2012, S. 38 f.

Fazit

Mit dem Tolino Shine wurde vor über einem Jahr der erste ernstzunehmende Konkurrent (mit einfacher Bedienbarkeit, günstigem Preis und großem Vertriebsnetz) des Kindle auf den Markt gebracht, der mit bekannter Technik und guter Ablesbarkeit punkten sollte. Damals gab es aufgrund des äußerst geringen Funktionsumfangs noch häufig Kritik, allerdings sind die kritischen Stimmen zusammen mit den vergangenen Softwareupdates immer leiser geworden. Mittlerweile verfügt die Tolino-Plattform über die sinnvollsten Softwarefunktionen, sodass die meisten Personen bei der Softwarenutzung keine großen Abstriche mehr machen müssen.

Der Tolino Vision stellt nun die zweite eBook-Reader-Generation der Tolino-Allianz dar und setzt sich dank moderner Technik z.T. sehr deutlich von der Konkurrenz ab. Besonders auffällig war zum Start des neuen Tolino Geräts auch das große Medien-Echo, das dem Gerät den nötigen Bekanntheitsgrad gibt, um es gegen den Kindle Paperwhite positionieren zu können. Bisher nahm diese Rolle der Tolino Shine ein, der aber ehrlicherweise in fast jeder Hinsicht deutlich schlechter ist als der Amazon-Konkurrent. Mit dem Tolino Vision ändert sich das nun aber glücklicherweise.

Ist der Tolino Vision der lächelnde Kindle Killer?

Der neue eBook Reader schließt mit dem E-Ink Carta-Bildschirm zum Kindle auf und kann mit der warmen Farbtemperatur der weitestgehend gleichmäßigen Beleuchtung in den wichtigsten Bereichen überzeugen. Die moderne Optik, das sehr geringe Gewicht und die kompakten Maße sorgen für ein sehr gutes visuelles und haptisches Erlebnis.

Was die Software angeht, muss man zwar weiterhin Abstriche gegenüber der Konkurrenz von Amazon und PocketBook machen, allerdings hat die Tolino-Allianz weitestgehend zu Kobo aufgeschlossen. Dabei wurde die Notizfunktion mit einer praktischen TXT-Exportmöglichkeit sinnvoll erweitert, was einen echten Mehrwert gegenüber der weiterhin fehlerhaften Notizsynchronisation von Adobe ADE darstellt. Die beim Vision verfügbare Zahlensperre ist ein ebenfalls oft gewünschtes, praktisches Feature.

Echte Schwächen leistet sich der Tolino Vision im Grunde nur beim Ghostingeffekt, der zu oft viel zu deutlich sichtbar ist. Die erhellte Schrift ist ebenfalls eine unschöne Eigenschaft die sich bedauerlicherweise auch nicht mit einem Softwareupdate beheben lassen wird (wie der Ghosting-Effekt). Empfindliche Personen könnten sich daher am leicht „milchig“ wirkenden Abbild stören. Allerdings muss man an der Stelle auch klar sagen, dass die Ablesbarkeit trotzdem sehr gut ist und dieser Effekt bei vielen anderen eBook Readern ebenfalls auftritt. Die Ablesbarkeit ist jedenfalls in allen Beleuchtungssituationen absolut problemlos möglich.

Unterm Strich hinterlässt der Tolino Vision trotz der Kritik einen sehr guten Eindruck und kann sich die sehr gute Note 1,5 verdienen. Kindle-Killer ist der Tolino Vision damit zwar (noch) keiner, aber eine sehr gute Alternative liefert die Tolino-Allianz mit dem neuen eBook Reader allemal. Der Aufpreis von 30 Euro gegenüber dem Tolino Shine macht sich wegen des besseren Bildschirms, der wärmeren Farbtemperatur der Beleuchtung und der kompakteren Gehäusemaße in meinen Augen auf jeden Fall bezahlt.

Nun darf man gespannt sein, ob zukünftige Softwareupdates weitere Funktionen nachliefern und bestehende verbessern. Nur so kann man die noch bestehende Lücke zum Amazon-Konkurrenten schließen.

Fotos

Datenblatt

Technische Daten: Tolino Vision 1
AllgemeinHerstellerTolino
Markteinführung2014
Verfügbare FarbenSchwarz/Braun
Wassergeschütztnein
GrößeMaße163 x 114 x 8,1 mm
Gewicht178 g
DisplayDisplaytechnologieE-Ink Carta
Displaygröße6 Zoll
Displayauflösung1024x758 Pixel
Pixeldichte212 ppi
Farbtiefe16 Graustufen
Touchscreenja, kapazitiv
Eingebaute Beleuchtungja
Blaulichtreduktionnein
Plane Frontja
VerbindungenUSBja
Bluetoothnein
WLanja, 802.11b/g/n
GSM / UMTSnein
SpeicherInterner Speicher2GB
Speicherkartenerweiterungnein
FunktionenBetriebssystemAndroid
Lautsprechernein
Text-to-Speechnein
Blättertastennein
Unterstützte Dateiformate

ePub, PDF, TXT

Unterstützte DRM-Dateiformate

Adobe DRM

SonstigesAkkulaufzeit / Akkukapazitätbis zu 7 Wochen (1.500 mAh)
Lagesensornein
Integrierter eBook Storeja
Sonstiges

Tolino Vision 1 –
Vorteile und Nachteile

  • E-Ink Carta Display
  • Freie Shopwahl (abseits des Geräts)
  • Moderne Optik und gute Haptik
  • Speicherkartenerweiterung
  • Ausleuchtung könnte besser sein
  • Starker Ghosting-Effekt
  • Touchscreen mit sichtbaren Gittereffekt
Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren