Tolino Tab 8 im ausführlichen Test

Geschätzte Lesezeit: 18:01 min.

Im vergangenen Jahr hat die Tolino-Allianz mit zwei Tablet-Vorstellungen für eine Überraschung gesorgt. Ein 7 Zoll und ein 8,9 Zoll Modell wurden im Herbst 2013 auf den Markt gebracht und sollten das eReading- und Multimedia-Angebot vervollständigen.

Besonders dem Hauptkonkurrenten Amazon wollte man damit natürlich auf die Pelle rücken, wobei aber auch diverse Umfragen zum digitalen Leseverhalten, wonach häufig auf Tablets und Smartphones gelesen wird, ebenfalls zur Entscheidung zwei Flachcomputer auf den Markt zu bringen, beigetragen haben dürften.

Rausgekommen sind zwei ordentliche Geräte, deren Erfolg am hart umkämpften Tablet-Markt aber wohl nicht ganz den Erwartungen der Buchhandelspartner entsprochen haben dürfte. Die Konsequenz: Heuer wurde nur noch ein neues Gerät vorgestellt: Das Tolino Tab 8″. Das Tablet verfügt über einen neuen Intel-Chipsatz und bringt – wie der Name verrät – ein 8 Zoll Display mit. Damit liegt es von der Größe fast genau zwischen den beiden bisherigen Geräten. Es ist neben den üblichen Vertriebspartnern (Thalia & Co.) heuer außerdem beim neuen Tolino-Partner eBook.de bzw. Libri erhältlich.

Wie sich das Tab 8 schlägt und ob sich der Kauf lohnt, zeigt der nachfolgende Testbericht.

Unboxing & Verarbeitung

Die Verpackung des Tolino Tab 8 hat sich im Vergleich zu den Vorgängern im Grunde nicht verändert und auch der Packungsinhalt ist gleich geblieben. Im Lieferumfang befinden sich neben dem Tablet somit auch ein Micro-USB-Kabel und ein 2 Ampere starkes Ladegerät. Letzteres ist immer eine willkommene Beigabe, denn nicht alle Tablet-Hersteller liefern ein Ladegerät mit. Damit lässt sich das Tab 8 deutlich schneller aufladen als über USB 2.0 (500 mA) bzw. USB 3.0 (900 mA).

Die Optik des Geräts wurde grundlegend überarbeitet und erinnert dabei sofort an den ebenfalls kürzlich vorgestellten eBook Reader Tolino Vision 2. Am auffälligsten ist dabei der kapazitive Home-Button unter dem Display, der in gleicher Größe, Farbe und Form auch am Vision 2 zu finden ist. Aber auch abseits des Knopfes ist die Verwandtschaft unübersehbar – auch der Gehäuserahmen ist quasi identisch.

Zwei ungleiche Brüder, Tolino Tab 8″ (links) und Tolino Vision 2 (rechts)

Das neue Design ist damit nicht nur konsequent an das des eReaders angelehnt, sondern weiß dank der minimalistischen Optik auch zu gefallen. Die Verarbeitung des Tolino Tab 8 ist dabei ebenfalls tadellos, wobei die kleinen Kritikpunkte der Vorgänger hier ausgeräumt wurden. Außerdem wirkt das Tablet ausgesprochen solide und haptisch sehr ansprechend.

Niedriges Gewicht und flache Bauform

Besonders auffällig ist auch das niedrige Gewicht von nur 308 Gramm. Zum Vergleich: Das kleinere Tolino Tab 7 bringt 335 Gramm auf die Waage und das als Leichtgewicht geltende, knapp 8 Zoll (7,9 Zoll) große iPad Mini ebenfalls 308 Gramm. Das Tolino Tab 8 Zoll gehört in dieser Hinsicht also zu den Besten seiner Klasse. Besonders bei längerer Handhabung macht sich das niedrige Gewicht (in Kombination mit dem sich kaum erwärmenden Gehäuse (siehe Seite 2)) positiv bemerkbar.

Neben dem niedrigen Gewicht ist außerdem die sehr geringe Gerätetiefe positiv zu erwähnen. Mit nur 8 mm ist das Tablet sehr flach. Die abgerundeten Kanten sorgen dafür, dass es trotz der geringen Tiefe aber sehr angenehm in der Hand.

Die Vorderseite des Tablets wird wie üblich vom Display dominiert. Etwas unschön ist die minimal höhere Fingerabdrucksanfälligkeit, im Vergleich zu einigen anderen High-End-Geräten. Direkt über dem Bildschirm befindet sich die 2 Megapixel Frontkamera und der fast unsichtbare Lichtsensor, sowie das Tolino-Logo.

Am rechten Geräterand findet man den Power-Knopf und die Lautstärkentasten, am linken Rand sitzen der MicroSD-Karteneinschub und der Micro-USB-Anschluss. Oben befindet sich das Mikrofon und der 3,5 mm Klinkenanschluss für Kopfhörer und externe Lautsprecher. Am unteren Rand sitzt der eingebaute Mono-Lautsprecher.

Dank sinnvoller Gestaltung ist die Rückseite sehr unempfindlich auf Fingerabdrücke

Die Rückseite des Tolino Tab 8 ist schlau gestaltet. Durch das eingearbeitete Muster ist die Oberfläche nämlich (im Gegensatz zur Front) relativ unempfindlich gegen Fingerabdrücke, was im Vergleich zu so manchem Konkurrenten eine sehr willkommene Abwechslung ist. Wie auch beim Vision 2 sitzt hier das glänzende Tolino-Logo.

Unterm Strich präsentiert sich das neue Tablet auf den ersten (und zweiten) Blick von seiner besten Seite: Die Verarbeitung ist ausgezeichnet, die Bauform ansprechend und das Gewicht sehr niedrig. Besser geht’s im Grunde kaum. Damit braucht sich das Tab 8 auch nicht vor der prominenteren Konkurrenz von Google oder Amazon zu verstecken.

Austattung

Die Hardwareausstattung des Tab 8 wurde im Vergleich zu den Vorgängern ein wenig verändert. Die Displaygröße beträgt nun 8 Zoll, mit einer Auflösung von 1920×1200 Pixel. Erstmals kommt ein Intel Atom Chipsatz zum Einsatz, der eine deutlich bessere Performance verspricht (und liefert – siehe Seite 2) als die Chipsätze der älteren Geräte.

Wie bereits erwähnt, sitzt auf der Vorderseite eine 2 Megapixel Kamera, auf eine rückseitige Kamera muss man weiterhin verzichten. Als Drahtlosverbindungsoptionen stehen WLan b/g/n und Bluetooth 4.0 zur Verfügung. NFC und GPS sind nicht dabei. Kabelgebundene Verbindungen sind über Micro-USB möglich. Der interne Speicher ist 16 GB groß, wobei 10,46 GB für den Nutzer zur Verfügung stehen. Bei Bedarf kann man den Speicher mit einer MicroSD-Karte erweitern.

Knöpfe am Geräterand

Eine weitere Änderung hat sich beim Lautsprecher ergeben. Beim Tab 8 kommt nun nur noch ein einzelner Mono-Lautsprecher zum Einsatz. Die Tonqualität ist zwar gut (und ausreichend laut), allerdings waren die Stereo-Lautsprecher der Vorgänger (inkl. der vorderseitigen Platzierung) etwas besser.

Als Betriebssystem kommt Android 4.4.4 zum Einsatz, das praktischerweise auch über eine Google-Zertifizierung verfügt und somit einen problemlosen Zugang zum vorinstallierten Play Store bietet und die Installation beliebiger Apps ermöglicht.

Display

Wie auch beim eBook Reader gehört der Bildschirms auch beim Tablet zu den wichtigsten Bauteilen. Neben der Displayauflösung sind Farbechtheit und Betrachtungswinkel besonders wichtig.

In den vergangenen Jahren haben sich die verschiedenen Hersteller regelrechte Rennen um die höchste Pixeldichte geliefert, wobei Apple mit dem iPhone den Marketingbegriff „Retina“-Display geprägt hat. Hier gelten rund 320 ppi als „magische“ Grenze, wonach man mit dem freien Auge keine einzelnen Pixel mehr wahrnehmen kann. Das stimmt zwar nur ab einem bestimmten Betrachtungsabstand, nicht von der Hand zu weisen ist aber auf jeden Fall, dass eine so hohe Pixeldichte im üblichen Betrieb zu einer gestochen scharfen Darstellungsleistung führt. Mit einer Auflösung von 1920×1200 Pixel bei einer Displaydiagonale von 8 Zoll, liegt die Pixeldichte beim Tab 8 mit 283 ppi zwar nicht ganz so hoch, aber dennoch auf einem ausgezeichneten Niveau.

Damit verfügt das Tolino Tablet über eine gestochen scharfe Abbildleistung, wobei die Betrachtungswinkel dank IPS-Technik sehr hoch sind. Tatsächlich verfügt das Tab 8 in dieser Hinsicht über eines der besten Displays das ich bisher unter die Lupe genommen habe. Selbst bei steiler Draufsicht gibt’s keine nennenswerte Abdunkelung und keine Farbveränderungen. Der Bildschirm bleibt damit bei jedem alltäglichen Betrachtungswinkel bestens ablesbar. Lichthöfe und Verfärbungen sucht man dabei ebenfalls vergeblich.

Scharfes Display mit ausgezeichneten Betrachtungswinkeln

Die maximale Bildschirmhelligkeit bewegt sich mit 315 cd/m² auf durchschnittlichem Niveau, was für den normalen Gebrauch aber völlig ausreicht. Damit bewegt es sich am Niveau des ersten Nexus 7, kann aber nicht mit aktuelleren Modellen mithalten. Zum Vergleich: Kindle Fire HDX 7 (Modell 2013; 430 cd/m²) oder Google Nexus 7 (Modell 2013; 550 cd/m²). Die minimale Bildschirmhelligkeit liegt mit 15 cd/m² ebenfalls auf einem durchschnittlichen Niveau und sollte für den alltäglichen Betrieb ausreichend dunkel sein, um auch lichtempfindliche Personen bei absoluter Dunkelheit nicht zu blenden.

Der kapazitive Touchscreen kann bis zu 10 Berührungen gleichzeitig erkennen und reagiert auch auf leichtes Antippen absolut zuverlässig. Das Sensorgitter ist auch bei genauem Hinsehen völlig unsichtbar. Hier kommt offensichtlich ein sehr hochwertiges Bauteil zum Einsatz.

Unterm Strich kann das Display fast in jeder Hinsicht überzeugen. Die Auflösung ist sehr hoch und sorgt für eine sehr scharfe Bilddarstellung, wobei besonders die enorm hohen Betrachtungswinkel für eine problemlose Handhabung im Alltag sorgen. Der Touchscreen reagiert bestens und Darstellungsfehler sucht man vergeblich. Die maximale Bildschirmhelligkeit könnte zwar etwas höher sein, ist aber letztendlich nicht schlechter als bei vielen anderen Tablets in der Preisklasse und ausreichend gut um das Tablet auch bei heller Lichteinstrahlung problemlos nutzen zu können.

Leistung und Benchmarks

Auf die Benchmarkergebnisse des Tolino Tab 8 durfte man ganz besonders gespannt sein. Einerseits weil schon die letztjährigen Tablets der Tolino-Partner zwar gut abgeschnitten haben, aber im praktischen Alltag mit kleinen Performanceschwächen aufgefallen sind.

Andererseits weil das Tab 8 nun einen neuen Intel Atom Z3735 Chip (64 bit) mit bis zu 1,83 GHz und vier Kernen nutzt. Die GPU taktet mit bis zu 646 MHz, 2 GB Arbeitsspeicher stehen zur Verfügung. Der Chip-Exot verspricht eine Leistung im Bereich eines schnellen Snapdragon 600 Chips, der in vielen Smartphones zum Einsatz kommt.

Und tatsächlich kann der neue Chipsatz in allen Bereichen überzeugen. Die Benchmarkergebnisse liegen weit über dem Tablet-Durchschnitt, womit das Tolino Tab 8 zu den Schnellsten überhaupt gehört. Der größte Vorteil ist aber, dass sich die ausgezeichneten Testergebnisse auch in den Alltag übertragen: Das Tab 8 reagiert in allen Lebenslagen völlig unangestrengt – Ruckler oder Wartezeiten muss man nicht in Kaufen nehmen. Alles läuft butterweich, was in Anbetracht des hochauflösenden Displays auch heute keine Selbstverständlichkeit ist. Oftmals liefern MediaTek und Rockchip Tablets zwar ebenfalls sehr gute Benchmarkergebnisse und 3D-Leistungen, schwächeln aber bei der Alltagsnutzung (ruckelige Animationen, längere Wartezeiten beim App-Start usw.). Das ist hier jedenfalls nicht der Fall – alles bestens beim Tab 8″.

Damit ist das neue Tablet in Hinblick auf die Geschwindigkeit im Vergleich zu den Vorgänger nicht nur ein sehr deutlicher Schritt vorwärts, sondern auch für zukünftige Anwendungsbereiche bestens gerüstet. Ein weiterer Pluspunkt: Das Gerät erwärmt sich auch bei intensiver Nutzung kaum.

Nachfolgend die Ergebnisse der Benchmarks:

Sunspider (niedriger ist besser)

  • Tolino Tab 8″: 787
  • Kindle Fire HD 7 (2013): 936
  • Kobo Arc 7 HD: 1008
  • Surfpad 2: 1096
  • Surfpad 3 (7,85″): 1314
  • Tolino Tab 7″: 1510
  • Kobo Arc: 1512
  • Nexus 7 (2012): 1717
  • Kindle Fire HD 7 (2012): 1789

Linpack Multi-Thread (höher ist besser)

  • Tolino Tab 8″: 581,609
  • Surfpad 3 (7,85″): 190,584
  • Kobo Arc 7 HD: 157,780
  • Nexus 7 (2012): 130,126
  • Tolino Tab 7″: 112,972
  • Kindle Fire HD 7 (2013): 92,218
  • Kobo Arc: 90,244
  • Surfpad 2: 76,389
  • Kindle Fire HD 7 (2012): 73,756

AnTuTu 4 (höher ist besser)

  • Tolino Tab 8″: 31512
  • Tolino Tab 7″: 18268
  • Kobo Arc 7 HD: 16091
  • Kindle Fire HD 7 (2013): 14531
  • Surfpad 3 (7,85″): 13271

Quadrant (höher ist besser)

  • Tolino Tab 8″: 14672
  • Tolino Tab 7″: 5345
  • Surfpad 3 (7,85″): 4931
  • Kobo Arc 7 HD: 4817
  • Nexus 7 (2012): 3600
  • Kindle Fire HD 7 (2013): 3059
  • Surfpad 2: 3055
  • Kobo Arc: 3040
  • Kindle Fire HD 7 (2012): 2177

Epic Citadel HQ (höher ist besser)

  • Kobo Arc: 58,9
  • Tolino Tab 8″: 58,4
  • Kindle Fire HD 7 (2013): 57,6
  • Nexus 7 (2012): 52,1
  • Surfpad 3 (7,85″): 50,3
  • Tolino Tab 7″: 38,8
  • Surfpad 2: 34,7
  • Kindle Fire HD 7 (2012): 31,2
  • Kobo Arc 7 HD: 29,7

Allgemeine Bedienung; Benutzeroberfläche

Als Betriebssystem kommt Android 4.4.4 zum Einsatz, was mittlerweile zwar nicht mehr die aktuellste Version ist, aber jedenfalls zu den modernsten gehört. Das Tolino Tab 8″ verfügt über eine eine Google Zertifizierung, was bedeutet, dass man auch Google Apps problemlos verwenden kann und der Play Store bereits vorinstalliert und ohne Einschränkungen nutzbar ist. So soll es sein. Damit hat man gegenüber den Fire Tablets von Amazon einen bedeutenden Vorteil.

Die Ersteinrichtung funktioniert unkompliziert: Man wählt die Sprache, verbindet sich (optional) mit einem lokalen Drahtlosnetzwerk (WLan), durchläuft den restlichen Android-Einrichtungsprozess (inkl. Google-Konto-Anmeldung) und landet danach in einer automatisch durchlaufenden (und nicht zu überspringenden) Gerätevorstellung.

Die Softwareanpassungen am System halten sich unterm Strich in Grenzen, was darin resultiert, dass man eine sehr „Stock“-nahe Bedienoberfläche nutzen kann.

Tolino App Startbildschirm

Tolino-Launcher

Der Startbildschirm unterscheidet sich somit im Grunde nicht von einem regulären Nexus-Tablet. Am unteren Bildschirmrand befinden sich Verknüpfungen zu vorinstallierten Apps, die man nach Belieben auswechseln kann. Ein Klick auf das mittlere Symbol öffnet den App-Launcher – hier findet man alle am Gerät installierten Applikationen.

Wie von Android gewohnt, sitzt am oberen Bildschirmrand die Statusleiste die zweigeteilt für Benachrichtigungen und Einstellungen bedient werden kann. Am unteren Rand findet sich die virtuelle Navigation mit folgenden Verknüpfungen:

  • Zurück
  • Home
  • Offene Apps

Die einzige nennenswerte Änderung am Android-System kommt zum Vorschein wenn man vom Startbildschirm aus nach rechts wischt. Mit dieser Geste wechselt man direkt in die Tolino-Applikation, die man bereits von den Vorgängern kennt. Im Gegensatz zu früher soll die Applikation offenbar nicht mehr als Ersatz für den regulären App-Launcher dienen, sondern als Zusatz verstanden werden.

Dies wird einerseits durch die leicht veränderte Menüstruktur und andererseits durch die Verknüpfung mit dem neuen, kapazitiven Home-Button klar. Während man das Tab 8 mit den virtuellen Tasten (Zurück, Home, Offene Apps) wie jedes andere aktuelle Android Tablet bedienen kann, führt eine Betätigung des kapazitiven Knopfes unter dem Display immer zur Tolino App. Was für Android-Puristen wohl weniger erfreulich ist, erweist sich allerdings als guter Komprimiss zwischen einem unveränderten Android-System und der Einbindung eines fremden Ökosystems.

Anstatt den Nutzer etwas aufzuzwingen (wie dies bei den stark angepassten Amazon-Tablets der Fall ist), präsentiert sich der Tolino-Anteil hier deutlich bekömmlicher und ist weit weniger aufdringlich. Die reguläre Android-Navigationsleiste am unteren Bildschirmrand wird innerhalb der Tolino-App nun außerdem nicht mehr ausgeblendet (außer beim Lesen), sodass man nahtlos zwischen Android-Oberfläche und Tolino-Oberfläche hin- und herwechseln kann.

Besser, aber (noch) nicht perfekt

Öffnet man ein eBook, verlässt man die App nicht. Die gesamte Interaktion läuft über die Tolino-Anwendung. Dabei wurden die Kinderkrankheiten, denen ich noch beim Tab 7 und Tab 8.9 begegnet bin, ausgebessert, sodass die Blättergeschwindigkeit nun deutlich schneller ist. Allerdings gibt’s gelegentlich weiterhin geringe Verzögerungen, was in diesem Fall definitiv nicht an der Performance des Tablets liegt, sondern einzig an der Applikation. Hier gibt’s also noch immer Verbesserungspotential. Immerhin ist die Anwendungsgeschwindigkeit nun aber so gut, dass man von den gelegentlichen minimalen Verzögerungen nicht mehr genervt wird.

Nicht ganz verständlich ist mir allerdings, warum die Anpassungsmöglichkeiten zur Textanzeige teilweise verringert wurden. Zwar kann man weiterhin sieben Schriftgrößen wählen und hat nun neuerdings die Möglichkeit fünf Schriftarten zu nutzen, allerdings sind die Anzeigemodi Sepia und Nacht (weiße Schrift auf schwarzem Hintergrund) verschwunden. Besonderes ein Nachtmodus ist bei Tablets oftmals beliebt um bei Dunkelheit zu lesen.

Auf Zeilen- und Randanpassungsoptionen muss man weiterhin verzichten.

Am Tolino Vision 2 (rechts) liest es sich dank größerem Funktionsumfangs besser

Die restliche Funktionalität entspricht dem bereits Bekannten: Wie schon zuvor, steht innerhalb eines Buches eine Suchfunktion zur Verfügung, mit der man von Fundstelle zu Fundstelle springt. Bleibt man lange mit dem Finger auf einem Wort, öffnet sich nach kurzer Wartezeit ein Kontextmenü, um das Wort permanent zu markieren. Die Auswahl kann man mit zwei Textmarkern verändern, was zwar besser funktioniert als früher, aber noch immer nicht perfekt umgesetzt wurde. Wörterbuch- oder Notizfunktionen stehen nicht zur Verfügung.

Sehr gut funktioniert die Shop-Synchronisation. Beim Aufruf der Bibliothek wird man aufgefordert, sich beim angeschlossenen Shop anzumelden (in unserem Fall eBook.de). Ist das geschehen, werden die dort gekauften eBooks direkt angezeigt und können mit einem einfachen Antippen heruntergeladen werden. Das funktioniert genauso einfach und zuverlässig wie es sich anhört. Außerdem kann man mit der Shop-Verknüpfung auch direkt am Gerät einkaufen.

Die Tolino-Macher haben die App seit unserem letzten Test auf jeden Fall verbessert – daran gibt es keinen Zweifel. Besonders die damals nervige, langsame Performance ist nun weitestgehend Geschichte, sodass man das Programm auch normal und ohne Frust verwenden kann.

Allerdings wurde der Funktionsumfang der Leseapp nur geringfügig erweitert. Zwar ist es im Tablet-Bereich keineswegs ungewöhnlich, dass die Lese-Programme weniger Optionen bieten als die entsprechenden eReader Gegenstücke, allerdings sollte im Fall der Tolino-Allianz eine Übertragung der App von Vision 2 und Shine eigentlich schon im Bereich des Möglichen liegen. Immerhin nutzen die beiden dedizierten Lesegeräte ebenfalls Android, sodass eine Portierung ohne allzu großen Aufwand möglich sein sollte. Das wäre in Anbetracht der besseren Performance und des größeren Funktionsumfanges der eReader jedenfalls nur zu begrüßen.

Warum dies dennoch nicht geschieht, darüber kann man nur spekulieren. Vielleicht will man den eigenen eBook Readern keine Konkurrenz machen, oder es arbeiten zwei völlig unterschiedliche Programmierteams an den Apps, oder es ist wegen Veränderungen am Android-Framework bei den eReadern doch zu aufwendig die Portierung durchzuführen, oder, oder, oder …

Was auch immer dahinter steckt, aus Kundensicht ist’s jedenfalls schade, dass dies nicht geschieht.

Wenn man darüber hinwegsehen kann, dann bekommt man nun jedenfalls eine weitestgehend gut funktionierende Applikation, mit guten Synchronisationsmöglichkeiten, die aber weiterhin Verbesserungspotential besitzt.

Android KitKat 4.4.4

Die reguläre Android Oberfläche gibt sich auch dieses Mal versöhnlicher und liefert genau das ab, was man sich erwartet. Wie bereits erwähnt, haben die Tolino-Partner auf besondere Anpassungen verzichtet, sodass man sich als Google Nexus Nutzer sofort zurechtfindet. Die Unterschiede zum Google-Tablet muss man schon mit der Lupe suchen bzw. lassen sich letztendlich nur anhand der zusätzlich installierten Apps direkt erkennen.

Die vorinstallierte „Bloatware“ hält sich in Grenzen bzw. wird dieses Mal überhaupt nur auf Nachfrage installiert. Folgende Apps stehen somit optional zur Verfügung:

  • AccuWeather
  • Andoku 2 Lite ApkInstaller
  • Evernote
  • Focus Online
  • Hotspot (Telekom)
  • Kids Place
  • OfficeSuite
  • Spotify

Die einzigen Apps die abseits des regulären Google-Angebots immer installiert werden sind:

  • ES Datei Explorer
  • Tolino

Ressourcenfressende Systemapplikationen von Drittanbietern gibt es somit glücklicherweise nicht. Weggefallen sind außerdem die Tolino-Widgets, die es noch bei den Vorgängern gab.

Wie bereits mehrfach erwähnt, ist auch der Google Play Store vorinstalliert, sodass man ohne weitere Hindernisse darauf zugreifen kann. Damit besitzt das Tolino Tablet einen deutlichen Vorteil gegenüber der Konkurrenz von Amazon.

Root-Zugriff kann man ebenfalls erlangen, wie in dieser Anleitung ausführlich beschrieben wird.

Akkulaufzeit

Die Akkulaufzeit des Tolino Tab 8 wird offiziell mit bis zu 12 Stunden angegeben, was überdurchschnittlich gut ist. Die Kapazität beträgt laut Android Systeminformation 4.980 mAh (offiziell wird die Akkugröße nirgendwo angegeben), was ebenfalls mehr ist als viele Tablets in der Größen- und Preisklasse bieten. Im Praxisbetrieb leistet das Tablet damit auch sehr gute Dienste, sodass sich keine Auffälligkeiten gezeigt haben.

Laufzeiten von bis zu 10 Stunden waren im Test möglich, wobei man den Akku je nach Nutzungsprofil natürlich auch schneller oder langsamer entleeren kann. Der Akkuverbrauch im reinen Standby-Betrieb ist, wie bei anderen vernünftig angepassten Tablets, auch hier sehr gering, sodass man über mehrere Tage mit einer Akkuladung auskommen kann, wenn man das Tablet nicht allzu lange am Stück verwendet.

Unterm Strich kann der neue Atom Chipsatz somit überzeugen und liefert nicht nur eine sehr gute Leistung ab, sondern auch ein vernünftiges Powermanagement.

Tolino Tab 8″ (links) im Vergleich zum Google Nexus 7 (2012). Trotz größeren Displays ist das Tolino Gerät spürbar leichter.

Fazit

Mit den beiden von TrekStor gefertigten Vorgängern hat die Tolino-Allianz erste Erfahrungen am Tablet-Markt gesammelt und dabei schon eine gute Vorstellung abgeliefert. Es gab zwar noch ein paar Ecken und Kanten die geschliffen werden mussten, aber unterm Strich waren es gute Geräte. Mit dem Tolino Tab 8″ zeigen TrekStor und die Tolino-Partner nun, dass man es noch besser kann.

Das neue Tablet ist in allen wichtigen Bereichen besser als seine Vorgänger: Das Display kann mit einer hohen Auflösung, fehlerfreien Darstellung und guten Farbtreue überzeugen, die Performance ist über jeden Zweifel erhaben, die Akkulaufzeit gut und Verarbeitung und Haptik (mit dem niedrigen Gewicht und der flachen Bauform) sind absolut tadellos. In diesen Bereichen geht’s aktuell im Grunde kaum besser.

Ebenfalls gut gelungen ist dieses Mal auch die Einbindung der Tolino-App bzw. des Ökosystems. Mit der nun dedizierten Tolino-Taste, landet man ohne Umweg direkt in der Tolino-App. Puristen (die gerne eine unveränderte Android-Oberfläche wünschen) begrüßen diese Änderungen höchstwahrscheinlich zwar nicht, allerdings ist es in meinen Augen die bisher gelungenste Umsetzung eines Anbieters das eigene Ökosystem stärker in den Mittelpunkt zu rücken, ohne das restliche Android-System allzu stark anpassen zu müssen.

Das Tolino Tab 8″ kann in vielen Bereichen überzeugen und liefert eine sehr gute Vorstellung ab. Unterm Strich präsentiert sich das Gerät damit als hervorrgander 8 Zöller und tolle Alternative zu Google Nexus 7 und den Amazon Fire Tablets.

Perfekt ist das neue Tablet aber nicht und es gibt auch hier ein paar Punkte die man besser machen könnte: Der Wegfall von GPS ist bedauerlich und auch die fehlenden Stereolautsprecher sind im Vergleich zu den Vorgängern ein Rückschritt. Außerdem ließe sich die Tolino App an verschiedenen Stellen ebenfalls noch deutlich ausbauen und verbessern. Warum man nicht einfach die Funktionalität der eBook Reader kopiert, ist mir ein Rätsel – immerhin läuft der Vision 2 ebenfalls mit Android, sodass die Übertragung zum Tablet ja keine allzu großen Verrenkungen nötig machen sollte.

Wenn man davon absieht, dann gibt’s am neuen Tablet aber wirklich nichts auszusetzen. Tatsächlich macht es in vielen Bereichen alles richtig und kann dementsprechend auch einen deutlich besseren Eindruck hinterlassen als die beiden Vorgänger. Auch im Vergleich zur Tablet-Konkurrenz anderer Anbieter ist das Gesamtpaket des Tolino Tab 8″ eines der gelungensten. Mit einem Preis von rund 200 Euro ist es zwar nicht das Schnäppchen, das die Vorgänger zuletzt waren, liefert aber dank der hervorragenden Vorstellung in den Kernbereichen dennoch ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Damit erhält das Gerät die sehr gute Note 1,4 und eine Kaufempfehlung für all jene die ein hochperformantes Tablet, mit niedrigem Gewicht und Speicherkartenerweiterung zum guten Preis suchen.

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Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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