TEST: Tolino Tab 7″

Geschätzte Lesezeit: 17:51 min.

Mit dem Tolino Shine ist dem Bündnis aus Telekom, Bertelsmann, Weltbild, Hugendubel und Thalia ein tolles Gerät gelungen, das in den letzten Monaten mit diversen Updates noch verbessert wurde und es bei uns auf eine gute Bewertung von 1,6 bringt. Die Tolino-Allianz will sich aber nicht nur auf einen eBook Reader zum Ausbau des digitalen Angebots verlassen, sondern bietet seit Herbst auch zwei Tablets an.

Das Tolino Tab 7″ ist das kleinere der beiden Geräte und setzt auf den namensgebenden und inzwischen weit verbreiteten 7 Zoll Formfaktor, der sich in den letzten Jahren einerseits als besonders handlich, andererseits aber als noch ausreichend groß zur bequemen Bedienung herauskristallisiert hat.

Das Tolino Tablet verspricht dabei mit einer guten Hardwareaustattung und einem relativ niedrigen Einstiegspreis ein tolles Gerät zu sein. Was an diesem Versprechen in der Praxis dran ist, haben wir im nachfolgenden Testbericht zusammengefasst.

Unboxing

Das Tolino Tab 7″ wird in einer ansprechenden Verpackung aus Karton geliefert, wobei der Lieferumfang neben dem Gerät, ein Micro-USB-Kabel und ein 2 Ampere Netzteil umfasst. Das starke Netzteil ist eine nette Beigabe, die inzwischen nicht mehr selbstverständlich ist. Damit lässt sich das Tablet bis zu vier Mal schneller aufladen, als über einen herkömmlichen USB 2.0 Steckplatz am PC. Außerdem befindet sich eine Kurzanleitung (natürlich in deutscher Sprache) in der Verpackung.

Spätestens da wird dann auch ersichtlich, wer das Tablet für die Tolino-Allianz herstellt: Kein geringerer als das deutsche Hardware-Unternehmen TrekStor zeichnet sich dafür verantwortlich. Das Unternehmen ist bereits mit einer Vielzahl unterschiedlicher Unterhaltungselektronikprodukte am Markt vertreten, die im Normalfall eher dem unteren Preissegment zuzuordnen sind. In der Vergangenheit gab es gelegentlich ein paar kleinere Macken in Hinblick auf die Verarbeitung (z.B. beim eBook Reader 4Ink oder eBook Reader 3.0).

Verarbeitung

Das Tolino Tab 7″ macht sofort beim ersten Handgriff einen ausgezeichneten haptischen Eindruck. Die Gerätekanten sind alle stark abgerundet, sodass das Tablet wunderbar in den Händen liegt, ohne unangenehm zu sein. Auch bei längerer Handhabung bleibt dieser Eindruck bestehen. Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn viel zu oft kommt es vor, dass Tablets kantig gebaut sind (z.B. die Kindle Fire Geräte) und damit das Bedienerlebnis etwas schmälern. Das ist hier jedenfalls nicht der Fall.

Ausgezeichnete Haptik dank stark abgerundeter Kanten, da kann auch die Konkurrenz nicht mithalten. Von links nach rechts: Google Nexus 7 (2012), Tolino Tab 7″, Kindle Fire HD (2013)

Die Vorderseite besteht zum größten Teil aus einer Glasoberfläche, wie man das auch von der Vielzahl anderer Tablets kennt. Am oberen und unteren Rand wird das Glas allerdings von Plastikeinlagen abgelöst, die optisch an Lautsprecherabdeckungen erinnern. Tatsächlich befinden sich darunter auch Lautsprecher, die allerdings (klarerweise) nicht die ganze Breite einnehmen.

Die Verarbeitung ist sehr gut und der Übergang zu den Plastikabdeckungen beinahe nahtlos. Ein wenig Kritik muss man dann aber an der Einfassung der vorderseitigen Kamera üben, denn hier zeigen sich winzige Unregelmäßigkeiten. Den insgesamt sehr guten Eindruck bei der Verarbeitung schmälert das aber nicht.

Die kleinen Unregelmäßigkeiten um die Kamera ließen sich sicher besser lösen

Am oberen Geräterand befindet sich der 3,5 mm Klinkenanschluss für Köpfhörer oder externe Lautsprecher, am unteren Geräterand gibt’s einen Micro-USB-Anschluss, den MicroSD-Karteneinschub und einen Micro-HDMI-Anschluss.

Auf der rechten Seite befindet sich der Standby- und Powerknopf, sowie die Tasten zur Lautstärkeregelung. Die Positionierung entspricht dabei ziemlich genau der gleichen wie beim Google Nexus 7.

Die Rückseite des Tolino Tab 7″ besteht aus einer texturierten Plastikoberfläche, die Fingerabdrücke gar nicht erst zum Problem werden lässt. So sollte das bei allen Tablets aussehen. Im oberen Drittel befindet sich das glänzende Tolino Logo. Ein wenig mehr Zurückhaltung hätte uns da besser gefallen, aber die meiste Zeit schaut man sowieso auf’s Display.

Praktisch: Die Rückseite ist Fingerabdrucksresistent; Nicht so hübsch: Das große, glänzende Tolino Logo hätte nicht unbedingt sein müssen.

Das Gewicht liegt bei 335 Gramm, was für ein 7 Zoll Tablet eher schlechterer Durchschnitt ist. Neuere Geräte anderer Hersteller wiegen meist etwas weniger. Für den täglichen Betrieb ist es aber dennoch kein echtes Problem. Die Maße des Tolino Tablets betragen 196 x 121,4 x 9,6mm, was in etwa der 7 Zoll Konkurrenz entspricht. Gefühlt gibt es hier jedenfalls keine allzu großen Unterschiede.

Ausstattung

Bei der Ausstattung des Tolino Tab 7″ haben die Filialisten bzw. TrekStor nicht gespart, was auch dem Rockchip (3188) zu verdanken ist, der im Gerät seinen Dienst verrichten. Die Vier-Kern-CPU läuft mit maximal 1,6 GHz, wobei 1 GB Arbeitsspeicher zur Verfügung stehen.

Der interne Speicher ist mit 16 GB für diese Preisklasse durchaus großzügig bemessen, wobei rund 12 GB zur freien Nutzung verfügbar sind. Bei Bedarf lässt sich der Speicher mit einer MicroSD-Karte erweitern – ebenfalls etwas, das man bei vielen Anbietern vermisst.

Neben der üblichen WLan-Verbindung gibt’s auch Bluetooth (4.0) und GPS. Ein Lagesensor zur Bildschirmausrichtung darf da ebenfalls nicht fehlen. Als Betriebssystem kommt Android 4.2.2 inkl. Google Play Anbindung zum Einsatz. Im Gegensatz zur Konkurrenz von Amazon muss man also nicht auf das umfangreiche Angebot des originalen App-Markets verzichten.

Unterm Strich bietet das Tolino Tab 7″ damit eine sehr gute Ausstattung für den Gerätepreis von 179 Euro.

Hinter den Plastikabdeckungen befinden sich die Lautsprecher

In der praktischen Nutzung muss man allerdings die recht schwache WLan-Leistung kritisieren. Während das Google Nexus 7 oder die Kindle Fire Tablets keine Probleme damit haben, eine Verbindung in meinem Arbeitszimmer herzustellen, ist die Empfangsleistung des Tolino Tab 7″ dafür nicht mehr ausreichend. Das Tolino-Gerät zeigt zwar eine bestehende Verbindung an, kann diese dann aber nicht nutzen, sodass man weder im Internet surfen, noch sich darauf verlassen kann, dass ankommende E-Mails abgerufen werden.

Die eingebauten Stereo-Lautsprecher verrichten einen guten Dienst, reichen aber nicht ganz an den satten Klang der Lautsprecher eines Kindle Fire heran. Die Positionierung seitlich des Bildschirms ist allerdings sehr gut und sorgt dafür, dass der Sound auch direkt zum Nutzer transportiert wird und nicht irgendwo in eine andere Richtung, wie das bei rückseitigen Lautsprechern oft der Fall ist.

Display

Beim Display geht es nicht ganz so hervorragend weiter, denn der löst „nur“ mit 1440×900 Pixel auf. Andere Hersteller bieten da inzwischen mit Full HD (1920×1080 Pixel) oft mehr. Das Kindle Fire HDX 7 gibt’s trotz deutlich besseren Bildschirms aktuell für nur 20 Euro mehr.

Das ist aber eigentlich kein Beinbruch, denn mit einer Pixeldichte von 243 ppi ist die Bilddarstellung natürlich trotzdem sehr scharf. Im laufenden Betrieb fällt der Unterschied vielen Personen womöglich gar nicht auf. Für den Nachfolger würden wir uns aber trotzdem ein Upgrade wünschen.

Das IPS-Panel garantiert gute Betrachtungswinkel, sodass man auch beim Schräghalten des Geräts keine großen Qualitätsverluste bei der Bilddarstellung in Kauf nehmen muss. Mit dem Google Nexus 7 kann der Tolino-Bildschirm aber nicht ganz mithalten, denn während die vertikalen Betrachtungswinkel ähnlich sind, gibt’s bei den horizontalen Betrachtungswinkeln doch sichtbare Unterschiede. Für den normalen Betrieb dürfte das aber für die meisten Anwender kaum ins Gewicht fallen, da sich die etwas schlechteren Betrachtungswinkel nur durch eine geringe Verdunkelung bemerkbar machen.

Der Bildschirm verfügt über die übliche RGB-Matrix:

Reguläre RGB-Matrix am Tolino Tab 7″

Ein größeres Problem mit dem Bildschirm muss man aber recht deutlich kritisieren. Der Bildschirm hat auf der rechten Seite eine gelbliche Färbung . Diese ist besonders bei weißem Hintergrund auf Webseiten oder beim Lesen deutlich sichtbar und als klarer Mangel einzustufen. Von solchen Problemen hört man zwar auch immer wieder bei anderen Tablet-Herstellern, das macht die Sache aber nicht besser.

Ob dieses Problem bei einer größeren Zahl an Geräten auftritt, lässt sich von unserer Seite nicht sagen, da wir nur ein Testgerät zur Verfügung haben. Dieses wurde regulär bei Thalia erworben.

Am Foto nur schwer sichtbar zu machen: Am rechten Bildschirmrand ist der Bildschirm sichtbar gelb verfärbt …

… indem man die Sättigung des Bildes erhöht, sieht man die Unregelmäßigkeit in der Ausleuchtung deutlich; Sättigung +90

Und zu allem Überfluss gibt’s bei unserem Testgerät dann auch noch einen deutlich sichtbaren Lichthof. Bei dunklen Bildschirminhalten (z.B. Videos) oder auch entsprechender Einstellung der Lese-App, fällt das besonders stark auf. Bei hellen Bildschirminhalten sieht man den Lichthof zum Glück nicht.

Sichtbarer Lichthof, links unten

Die maximale Helligkeit befindet sich mit durschnittlich 310 cd/m² auf dem Niveau vieler anderer Geräte, kann aber nicht mit dem Kindle Fire HD 7 (Modell 2013; 465 cd/m²) oder Google Nexus 7 (Modell 2013; 550 cd/m²) mithalten. Die minimale Helligkeit liegt bei 30 cd/m², was relativ viel ist. Das Kindle Fire HD 7 schafft es auf einen Minimalwert von 6 cd/m², das Google Nexus 7 auf 10 cd/m².

Ein weiterer Kritikpunkt ist der manchmal hängende Helligkeitssensor. Im Normalfall dauert es rund 10 Sekunden bis die Helligkeit des Bildschirms angepasst wird, andere Male wartet man aber wiederum vergeblich, denn es passiert trotz veränderter Lichtverhältnisse einfach nichts. Erst wenn sich der Lichteinfall wieder ändert, scheint der Sensor wieder anzuspringen bzw. die neue Veränderung zu registrieren.

An der Touchscreen-Empfindlichkeit gibt es hingegen nichts auszusetzen. Das kapazitive Panel reagiert wunderbar auf jede Eingabe, sodass die Bedienung auch flott von der Hand geht. Allerdings gibt es auch hier einen kleinen Kritikpunkt, denn man sieht die Sensorpunkte des kapazitiven Touchscreens, selbst wenn der Bildschirm aktiv ist, leicht schimmern. Bei den Amazon Tablets oder dem Google Nexus 7, sieht man diese Pünktchen nur im ausgeschalteten Zustand – und selbst da nur wenn man genau hinsieht.

Unterm Strich hinterlässt der Bildschirm bei mir also eher gemischte Gefühle. Einerseits punktet das Display mit einer relativ hohen Pixeldichte und generell guten Bilddarstellung, andererseits sind die restlichen Werte aber zweifellos verbesserungswürdig. Die minimale und maximale Helligkeitsstufe könnte besser sein, ebenso wie der Helligkeitssensor oder das Touchscreenmuster. Auch der Lichthof ist ein unschönes Detail. Für sich genommen sind diese Dinge zu verkraften, aber in Summe fällt das dann doch ins Gewicht. Besonders auch deshalb, da die gelbliche Verfärbung hinzukommt, die als klarer Minuspunkt zu werten ist.

Leistung und Benchmarks

Mindestens ebenso wichtig wie die Bildschirmdarstellung ist für ein Tablet auch die Leistung im täglichen Betrieb. Benchmark-Apps geben hier einen ersten Einblick darüber, was man zu erwarten hat, wobei man solch synthetische Messungen immer mit Vorsicht genießen muss.

So auch beim Tolino Tab 7″, denn während die Benchmarkergebnisse in den meisten Fällen sehr gut sind, hakt es an manchen Stellen bei der täglichen Nutzung trotzdem sichtbar. Das fängt an, wenn man den Sperrbildschirm entsperrt, denn das dauert schon mal eine Gedenksekunde, wenn man in die Tolino-App wechselt. Dann ist auch das Scrollen der Buchcover nicht ganz flüssig, bleibt aber zum Glück problemlos bedienbar. Öffnet man ein eBook, kommt es dann auch immer wieder vor, dass die Seite in Kachelform aufgebaut wird und man dabei zusehen kann. Der Seitenwechsel dauert mit bis zu zwei Sekunden ebenfalls viel zu lange. Von einem Quad-Core-Prozessor erwartet man sich jedenfalls mehr.

In der regulären Android-Oberfläche zeigen sich solche Performance-Ausrutscher dann glücklicherweise nicht mehr, sodass man hier ohne Einbußen arbeiten bzw. multimediale Inhalte konsumieren kann. Erst beim Chrome-Browser (und anderen ressourcenhungrigen Apps) der ebenfalls leicht ruckelig seine Arbeit verrichtet, merkt man den Unterschied zu namhaften Chipherstellern von Qualcomm oder Nvidia wieder.

Unsere Kritik soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich das Tolino Tab 7″ im Alltag völlig problemlos nutzen lässt. Die zeitweise stockende Performance ist zwar im direkten Vergleich zu anderen Geräten sichtbar, aber wird in den meisten Fällen vermutlich kein Problem darstellen.

Nachfolgend die Ergebnisse der Benchmarks:

Sunspider (niedriger ist besser)

  • Kindle Fire HD 7 (2013): 936
  • Surfpad 2: 1096
  • Tolino Tab 7″: 1510
  • Kobo Arc: 1512
  • Nexus 7 (2012): 1717
  • Kindle Fire HD 7 (2012): 1789

Linpack Multi-Thread (höher ist besser)

  • Nexus 7 (2012): 130,126
  • Tolino Tab 7″: 112,972
  • Kindle Fire HD 7 (2013): 92,218
  • Kobo Arc: 90,244
  • Surfpad 2: 76,389
  • Kindle Fire HD 7 (2012): 73,756

AnTuTu 4 (höher ist besser)

  • Tolino Tab 7″: 18268
  • Kindle Fire HD 7 (2013): 14531

Quadrant (höher ist besser)

  • Tolino Tab 7″: 5345
  • Nexus 7 (2012): 3600
  • Kindle Fire HD 7 (2013): 3059
  • Surfpad 2: 3055
  • Kobo Arc: 3040
  • Kindle Fire HD 7 (2012): 2177

Epic Citadel HQ (höher ist besser)

  • Kobo Arc: 58,9
  • Kindle Fire HD 7 (2013): 57,6
  • Nexus 7 (2012): 52,1
  • Tolino Tab 7″: 38,8
  • Surfpad 2: 34,7
  • Kindle Fire HD 7 (2012): 31,2

Allgemeine Bedienung; Benutzeroberfläche

Auch wenn das Tolino Tab 7″ über eine fast unveränderte Android 4.2.2 Oberfläche verfügt, so gestaltet sich die Ersteinrichtung doch ein wenig anders als bei Stock-Android und erinnert stark an die des Tolino Shine. Nachdem man das Gerät wahlweise mit einem WLan-Netz verbunden hat, wird man aufgefordert das Land zu wählen (Deutschland, Österreich, Schweiz). Danach lädt das Tablet einen Moment und schließlich landet man am Startbildschirm der Tolino-App.

Tolino App für eBooks, Videos und Musik

Dabei handelt es sich um eine eigens programmierte Anwendung, die den regulären Launcher von Android ersetzt bzw. zusätzlich als Bedienoberfläche dient. Der Fokus liegt dabei auf Videos, Musik und eBooks, d.h. von hier aus gibt’s keinen Zugriff auf Apps. Dabei wird unpraktischerweise auch eine eigene Navigationsleiste am unteren Bildschirmrand eingeblendet, sodass man nur über das Menü zum regulären Jelly-Bean-Launcher wechseln kann (bzw. wenn man die Benachrichtungsleiste runterzieht). In den Einstellungen lässt sich die Tolino-App für Adobe DRM autorisieren.

Wie gesagt, liegt der Fokus auf den drei unterschiedlichen Medien, wobei drei Bereiche zur Verfügung stehen, wo eBooks, Videos und Musik getrennt geordnet wird. eBooks können nach Aktualität, alphabetisch und nach zuletzt hinzugefügt geordnet werden, wobei von Beginn an (mit Version 1.1.7) Sammlungen angelegt sind (Bücher und Dokumente). Weiter könne auf Wunsch unkompliziert hinzugefügt werden.

Außerdem lässt sich die Anzeige zwischen einer Listen- oder Coveransicht umschalten. Auf dem „Letzte Aktivitäten“-Bildschirm werden alle zuletzt genutzten Inhalte in einer Coveransicht gesammelt angezeigt.

Öffnet man ein eBook, verlässt man die App nicht. Die gesamte Interaktion läuft über ein und dieselbe Tolino-Anwendung. Die App scheint aber jedenfalls nicht besonders sauber programmiert zu sein, denn wie bereits erwähnt gibt es hier sehr deutlich sichtbare Performanceprobleme. Wenn man einen Buchtitel öffnet, dann baut sich das Cover in einer Kachenansicht vor den Augen des Nutzers auf. Das dauert zwischen ein und fünf Sekunden. Zwar hat sich das Verhalten mit dem ersten Softwareupdate schon verbessert, sodass der Kachelaufbau nun nur noch selten sichtbar ist, die Ladezeit hat sich allerdings kaum verbessert.

Blättert man weitert, dauert es ebenfalls bis zu zwei Sekunden bis der Seitenwechsel erfolgt. Hier wurde mit dem ersten Update ebenfalls nachgebessert, sodass die Blättergeschwindigkeit nun meist eher im Bereich um eine Sekunde liegt. Für ein 1,6 GHz Quad-Core-Tablet ist das aber jedenfalls weiterhin keine gute Vorstellung. Zudem nervt auch noch, dass die Tolino-App jedes mal neu lädt, wenn man die Statusleiste runterzieht.

Die Einstellungs- und Anpassungsmöglichkeiten bleiben auch relativ beschränkt. Man kann im Text suchen, die Schriftgröße in sieben Stufen ändern, die Helligkeit des Bildschirms ändern und den Seitenhintergrund zwischen Weiß, Sepia und Schwarz auswählen. Die Suchfunktion liefert zwar das gewünschte Ergebnis, aber auch hier lädt die App immer wieder nach, wenn man von einer Fundstelle zur nächsten springt.

Bleibt man lange mit dem Finger auf einem Wort, öffnet sich nach kurzer Wartezeit ein Kontextmenü, um das Wort permanent zu markieren. Die Auswahl kann man mit zwei Textmarkern verändern, was allerdings sehr hakelig funktioniert und oft zur Folge hat, dass sich unerwünscht das Android-Textvergrößerungsfenster öffnet. Außerdem wird viel zu häufig das falsche Wort am Zeilenbeginn markiert.

Generell reagiert die ganze Leseapp sehr zeitverzögert (und manchmal fehlerhaft) auf viele Eingaben. Hier hat sich die Tolino-Allianz offenbar (zum Glück) stärker auf die Weiterentwicklung des eBook Readers konzentiert, wobei der Zustand der App aber trotzdem mangelhaft ist. Man kann damit zwar lesen, aber sonstige Interaktionen sind relativ mühsam. Hier muss man als Nutzer und Interessent also auf alternative Leseapps zurückgreifen (die man ja problemlos über den Google Play Store installieren kann), oder auf ein Update warten, das die Probleme behebt.

Android Jelly Bean 4.2.2

Die reguläre Android Oberfläche gibt sich da schon versöhnlicher und funktioniert deutlich besser. Glücklicherweise hat die Tolino-Allianz hier auf besondere Anpassungen verzichtet, sodass man sich als Google Nexus Nutzer sofort zurechtfindet. Die Unterschiede zum Google-Tablet muss man dann schon mit der Lupe suchen bzw. lassen sich letztendlich nur anhand der zusätzlich installierten Apps direkt erkennen.

Glücklicherweise hält sich die „Bloatware“ aber in Grenzen. Mit dabei sind:

  • AccuWeather
  • Andoku 2 Lite ApkInstaller
  • Das Erste
  • ES Datei Explorer
  • Focus Online
  • Hotspot (Telekom)
  • Leo
  • Tolino
  • TripAdvisor
  • TV Spielfilm
  • ZDFheute

Als netten Bonus darf man zudem das Vorhandensein des Android Stock Browsers sehen, der den Chrome Browser in Sachen Performance weiterhin deutlich überlegen ist und auch einen praktischen Text-Reflow-Modus besitzt. Zoomt man eine Webseite heran, wird der Text automatisch an die Bildschirmbreite angepasst. So wird sichergestellt, dass man nicht dauernd hin- und herscrollen muss, um einen Artikel zu lesen.

Am Startbildschirm befinden sich drei Tolino-Widgets. Eines davon erlaubt den direkten Wechsel zu einer Tolino-App-Kategorie, eine andere zeigt die letzten Aktivitäten an und die dritte erlaubt das Abspielen von Musik. Auf Wunsch kann man die Widgets natürlich auch entfernen.

Ressourcenfressende Systemapplikationen von Drittanbietern gibt es glücklicherweise nicht.

Wie bereits mehrfach erwähnt, ist auch der Google Play Store vorinstalliert, sodass man ohne weitere Hindernisse darauf zugreifen kann. Damit besitzt das Tolino Tablet einen deutlichen Vorteil gegenüber der Konkurrenz von Amazon.

Akkulaufzeit

Der Testzeitraum mit dem Tolino Tab 7″ liegt bei rund einer Woche, sodass wir einen guten Eindruck von der Akkulaufzeit bekommen haben. Generell gilt hier natürlich wieder zu sagen, dass die Laufzeit letztendlich immer sehr stark vom jeweiligen Nutzerprofil abhängt. Die Tolino-Allianz gibt eine maximale Laufzeit von bis zu 12 Stunden an, die wir allerdings bei normaler Nutzung nicht erreicht haben. Das ist allerdings auch keine Überraschung, denn die angegebenen maximalen Herstellerwerte beziehen sich immer auf die Minimalnutzung des Geräts.

Letztendlich konnten wird im Schnitt Laufzeiten von sechs bis sieben Stunden aus dem Tablet rauskitzeln, was zwar von den angegebenen 12 Stunden relativ weit entfernt ist, aber auf dem Niveau der meisten anderen Tablets in der Preisklasse liegt.

Im reinen Standby-Modus ist der Stromverbrauch so gering, dass man das Tablet problemlos mehrere Tage rumliegen lassen kann, ohne viel Ladestrom zu verlieren. So ist es dann auch möglich das Tablet mehrere Tage am Stück ohne Wiederaufladung zu benutzen, wenn man es nicht durchgehend verwendet.

Fazit

Nicht nur ein, sondern gleich zwei Tablets hat die Tolino-Allianz auf den Markt gebracht. Ich muss zugeben, dass ich zunächst sehr skeptisch war, ob der Schritt einerseits wirklich sinnvoll ist (immerhin ist Barnes & Noble in den USA am Tablet-Geschäft kläglich gescheitert) und andererseits ob die Qualität der Geräte stimmt.

Aber auch wenn die Tolino-Allianz nicht den gleichen Barnes-&-Noble-Fehler wiederholt und die Geräte nicht in völliger Eigenregie entwickeln und herstellen, wird sich dennoch zeigen müssen, ob die Tablets auf lange Sicht profitabel sind.

Das Tolino Tab 7″ ist ein tolles Gerät, allerdings fehlt der Feinschliff an einigen Stellen, weshalb es letztendlich nicht zu einer sehr guten Bewertung gereicht hat

Zumindest das zweite große Fragezeichen können wir mit unserem Test beantworten: Das Tolino Tab hinterlässt unterm Strich einen guten Eindruck und punktet besonders mit der ausgezeichneten Haptik, der offenen Android Oberfläche und der umfangreichen Ausstattung. Unbeliebte Bloatware hält sich zum Glück in Grenzen, womit man relativ nah am Bedienerlebnis eines reinen Google Nexus Geräts ist.

Allerdings gibt es auch zwei sehr gewichtige Negativpunkte, die zu einer Abwertung des Geräts führen: Die gelbliche Bildschirmverfärbung (neben den anderen kleineren Problemen) und die schwache WLan-Leistung. Da es sich sowohl beim Bildschirm, als auch bei der Drahtlosverbindung, um Kernfunktionen eines Tablets handelt, haben wir das Gerät insgesamt um 0,5 Punkte abgewertet. Gäbe es diese zwei Probleme nicht, wäre eine sehr gute Wertung drin gewesen – so reicht es dann letztendlich „nur“ für eine gute Wertung von 2,0.

Das ist aber kein Beinbruch, denn letztendlich ist nicht gesagt, dass alle Tolino Tabs die gleichen Displayprobleme besitzen. Darüber hinwegsehen können wir allerdings in Anbetracht der offensichtlichen Fehler unseres Testgeräts auch nicht.

An der Tolino-Software müssen die Programmierer ebenfalls noch schrauben, denn mit Version 1.0.0 war diese in einem katastrophalen Zustand. Mit Update 1.1.7 hat sich bereits einiges gebessert, aber im Vergleich zur Kindle-Oberfläche oder zu anderen freien Leseapps bleibt sie dennoch verbesserungswürdig.

Unterm Strich können wir aber dennoch eine Kaufempfehlung für das Tolino Tab 7″ aussprechen. Zum Preis von 179 Euro ist es zwar kein Schnäppchen, bietet aber ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und eine gute Ausstattung. Der erste Versuch der Tolino Allianz ein Tablet auf den Markt zu bringen ist also genauso geglückt wie beim eBook Reader, was für einen Neuankömmling durchaus bemerkenswert ist. Generell würden wir aber empfehlen, die gekauften Geräte auf die genannte Displayverfärbung zu prüfen und ggf. gleich umzutauschen. Wenn es wieder ein 149 Euro Aktionsangebot gibt, wie beim Thalia Cyber Monday, dann kann man auf jeden Fall zuschlagen.

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Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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