USA: Laut Best Buy CEO bricht der Tablet-Markt ein, das Ende?

Geschätzte Lesezeit: 3:32 min.

Tablets haben in den USA mit der Vorstellung des Apple iPad im Jahr 2010 schnell einen wichtigen Platz am mobilen Elektronikmarkt eingenommen. Die Neuvorstellungen und Verkäufe – insbesondere auch vieler billiger Geräte – sind förmlich explodiert, sodass der Tablet-Anteil in der US-Bevölkerung innerhalb weniger Jahre bei 42 Prozent angekommen ist. Das sagt zumindest eine repräsentative Umfrage von Anfang des Jahres.

Mit den jüngsten Apple Umsatzzahlen kündigte sich allerdings schon ein Wandel des explosionsartigen Wachstums an, denn erstmals seit Start des iPad musste der Elektronikkonzern einen Rückgang bei den Verkaufszahlen hinnehmen. Gleich 16 Prozent weniger Geräte konnte Apple im Jahresvergleich absetzen, was einen durchaus drastischen Rückgang darstellt, der sogar noch größer ausgefallen ist, als es die Analysten vorhergesagt haben. Und wie es aussieht, scheint sich die Situation noch weiter zu verschlechtern.

Der CEO der Elektronikfachmarkt-Kette BestBuy spricht in einem Interview mit Recode sogar davon, dass der Tablet-Markt eingebrochen ist und sich weiter am absteigenden Ast befindet. In den vergangenen Monaten seien die Verkaufszahlen deutlich zurückgegangen, wobei die Verkäufe von Notebooks ein wenig angezogen haben. Dabei spart man aber auch nicht mit dem Hinweis, dass die Abgrenzung zwischen diesen beiden Geräteklasse immer weiter verwischt.

Geringer Mehrwert beim Ersatzkauf

Mit Geräten wie dem Microsoft Surface (RT) verwischen die Grenzen zwischen Tablet und Notebook …

Ein wichtiger Punkt der ebenfalls angesprochen wird, ist die Tatsache, dass der Mehrwert für bestehende Tablet-Besitzer bei einem möglichen Neukauf immer weiter sinkt. Während die Hardware der Tablets in den Jahren 2011 und 2012 wichtige Verbesserungen gebracht hat, sind die jüngsten technischen Fortschritte für den Otto-Normal-Verbraucher nicht mehr so deutlich sichtbar. Es besteht also kein Grund ein bestehendes Gerät auszuwechseln.

Kommt dir bekannt vor? Sollte es auch, denn ganz ähnlich verhält es sich beim eBook Reader. In den Jahren 2010 und 2011 sind die Kindle-Verkaufszahlen in den USA explodiert und der Anteil an Digitallesern ist schnell in die Höhe geschossen. Seit dem gehen die Verkäufe dedizierter Lesegeräte stetig zurück, weil für viele Kunden kein Bedarf besteht, ein zufriedenstellend funktionierendes Gerät auszuwechseln.

Tablets und eBook Reader gekommen um zu bleiben

Und damit komme ich auch zur im Titel gestellten Frage: Ist es das Ende der Tablets? Nein natürlich nicht. Niemand käme auf die Idee zu behaupten, dass die multifunktionalen Flachcomputer wieder aus dem Alltag verschwinden könnten. Sie haben sich einen fixen Platz am Markt für mobile Unterhaltungselektronik gesichert und werden diesen auch nicht so bald räumen. Ganz gleich verhält es sich meiner Meinung nach mit den immer wieder totgesagten eBook Readern. Auch wenn die Verkaufszahlen sinken, die Marktposition der dedizierten Lesegeräte wird durch die Tablets am Ende des Tages genauso wenig gefährdet, wie die Tablets die Marktposition von Fernsehgeräten gefährden. Man kann mit den Multifunktionsgeräten zwar auch eBooks lesen und Filme ansehen, aber zum stundenlangen Medienkonsum sind die anderen Geräte eben weiterhin besser geeignet.

… und Android-betriebene eReader (hier: Onyx Boox T68) verschwischen die Grenze zum Tablet

Dieser Umstand lässt sich auch aus der eingangs erwähnten Umfrage ablesen. Der Anteil an „Tablet-Lesern“ hat sich bis zum Jahr 2014 auf 55 Prozent mehr als verdoppelt – 2011 lag der Anteil bei nur 23 Prozent. Gleichzeitig ist aber auch der Prozentsatz der Digitalleser bei dedizierten Lesegeräten von 41 Prozent auf 57 Prozent gewachsen, d.h. der Tablet-Boom hat sich hier nicht negativ auf die eReader-Nutzung ausgewirkt.

Zu guter Letzt sprechen natürlich auch die Verkaufszahlen der „Buchhandels-Tablets“ eine klare Sprache. Barnes & Noble musste sich nach den katastrophalen letzten Monaten von der Tablet-Entwicklung zurückziehen und nutzt für die nächste Gerätegeneration lieber Samsung als Zulieferer. In Deutschland scheinen die Tablet-Verkäufe bei der Tolino-Allianz und bei Amazon ebenfalls hinter den Erwartungen zurückzubleiben.

Abschließend kann man jedenfalls festhalten, dass das ungestüme Tablet-Wachstum nun offenbar ein jähes Ende nimmt, was aber eigentlich niemanden wirklich überraschen sollte. Wenn die Marktsättigung hoch ist, dann ist eben auch Höhepunkt der Wachstumsphase erreicht. Das bedeutet aber nicht, dass die Geräteklasse wieder verschwindet – das gilt für Tablets genauso wie für eBook Reader.

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Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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