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Smartwatches ziemlich dumm, bis auf wenige Ausnahmen [Kommentar]

Geschätzte Lesezeit: 3:05 min.

E-Mails auf der Uhr verfassen? Kurz drüberschauen, klar – schreiben, nein.

Gleiches gilt natürlich auch für andere Hersteller, z.B. Apple. Der Elektronikkonzern hat seine Smartwatch vor Kurzem im Zuge der iPhone 6 Vorstellung präsentiert und dabei auf die tollen Interaktionsmöglichkeiten hingewiesen. Dabei war es Apple auch wichtig festzuhalten, dass man alle wichtigen Funktionen besonders einfach erreichen und bedienen kann. Z.B. auch die Bildergalerie.

Wirklich Apple? Genauso wie es in 99,999 Prozent der Fälle völlig sinnfrei sein dürfte E-Mails am kleinen Display am Handgelenk zu verfassen, genauso wenig will man irgendwelche Fotoalben auf der Smartwatch präsentieren. Wozu hat man ein Handy? Noch dazu sind die Bildschirmdiagonalen der Smartphones mittlerweile so riesig, dass man Bilder hier auf die Schnelle tatsächlich vernünftig zeigen kann. Welchen Nutzen hat diese Möglichkeit auf der Armbanduhr? Die Fotos sind viel zu klein und das Mobilfunktelefon hat man ohnehin in der Hosentasche.

Man kann natürlich darüber streiten, welches Format eine Armbanduhr haben soll. Das reicht nämlich ohnehin schon am regulären Uhrenmarkt von winzig und leicht bis groß und schwer. Die bisherigen Smartwatches setzen der Groß-und-Schwer-Fraktion in meinen Augen aber die Krone auf, denn wenn man sich das Profil diverser Smartwatches mal ansieht, dann scheint das schon deutlich über das gängige Maß auch großer Uhren hinauszugehen.

Weniger ist mehr

In meinen Augen gehen damit fast alle Hersteller völlig falsch an das Smartwatch-Konzept ran. Eine smarte Armbanduhr zeichnet sich nicht dadurch aus, dass sie besonders viele Funktionen im kleinen Gehäuse vereint und man möglichst viele Dinge machen kann, die man am Handy sowieso hat. Nein – sinnvoll ist eine Smartwatch erst, wenn sie den Alltag erleichtert und man sich keine Gedanken machen muss, ob der Akku noch bis zum Ende des Tages durchhält.

Immerhin gibt’s einen Silberstreifen am Horizont, denn nicht alle Hersteller setzen auf diesen völlig unnötigen Funktionsreichtum mit stromhungrigen Displays im viel zu dicken Gehäuse. Der Pionier Pebble hat schon von Anfang an erkannt, dass es eben nicht darum geht, eine optisch ähnliche Präsentation zu liefern wie am Tablet oder Smartphone, sondern dass eine sinnvolle Kosten-Nutzen-Rechnung im Vordergrund stehen muss. Pebble nutzt ein monochromes Sharp LCD-Display das besonders wenig Strom verbracht. Das ist auch ohne Zweifel mit ein Grund, weshalb die Kickstarter-Kampagne so erfolgreich war.

Aber auch Sony hat mit seiner SmartBand Talk Armbanduhr einen sinnvollen Begleiter im Programm. Die Uhr nutzt ein flexibles (d.h. gebogenes) 1,4 Zoll großes E-Ink Display mit einer Auflösung von 296×128 Pixel (192 ppi). Die Funktionen des Geräts umfassen das Aufzeichnen von Schlafphasen und -bewegungen bis hin zum typischen Fitness-Programm. Telefonieren kann man auch, wenn es sein muss, wobei Sony die Anwendung dafür z.B. beim Sport oder während des Kochens sieht, wenn man das Smartphone nicht in der Hand oder zum Ohr halten möchte.

Der Funktionsumfang dieser Sony Uhr ist zweifellos geringer als bei der Konkurrenz von Samsung, Apple usw. aber in meinen Augen ist das die deutlich sinnvollere, schlauere und letztendlich nützlichere Umsetzung einer Smartwatch. Mit der Zeit mag sich meine Einstellung dahingehend durchaus ändern, wenn es schnelle Farbdisplays mit niedrigem Stromhunger gibt und die Akkutechnologien dann auch mehrtägige (oder wochenlange) Laufzeiten ermöglichen. Zum aktuellen Zeitpunkt ist das aber nicht der Fall.

Das ist jedenfalls der Grund, warum ich die aktuelle Smartwatch-Entwicklung bis auf wenige Ausnahmen für völlig verfehlt halte.

Was denkst du? Ist eine Smartwatch mit möglichst großen Funktionsumfang sinnvoll? Oder denkst du wie ich und sieht keinen großen Mehrwert in einer smarten Armbanduhr die jeden Tag an den Strom muss und bei Sonnenlicht nur schwerlich ablesbar ist?

Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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