EBook.de reagiert auf wachsenden Tolino Shine Marktanteil

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Der eBook Markt in Deutschland ist in den letzten Jahren konstant gewachsen. Dabei erreichen digitale Bücher zwar noch bei weitem nicht den Marktanteil den sie in den USA oder Großbritannien bereits haben, allerdings sieht es danach aus, als ob es nur eine Frage der Zeit ist, bis der deutsche eBook-Markt aufgeholt hat.

Im Gegensatz zu den USA ist der Kampf um den deutschen Digitalmarkt aber noch lange nicht entschieden. Während Amazon in den USA mittlerweile ein Quasimonopol innehat, ist der Kampf um die Kundengunst hierzulande noch in vollem Gange. Insbesondere seit 2013 die Tolino-Allianz ins Leben gerufen wurde und mit der Rückendeckung der Filialisten ein Gegengewicht zu Amazon aufstellen sollte, ist die heimische Marktentwicklung offen.

Tolino Shine krempelt Markt nicht nur für Amazon um

Tolino Shine und Tolino Vision machen nicht nur Amazon Konkurrenz

Dass der Tolino Shine im vergangenen Weihnachtsgeschäft eine wichtige Rolle gespielt hat, wusste man bereits, denn die Tolino-Allianz konnte den Marktanteil laut GfK deutlich steigern, sodass es die Tolino-Allianz aus dem Stand auf Platz 2 geschafft hat. Einen Dämpfer dürfte die Entwicklung aber nicht nur Amazon verpasst haben, sondern auch einem anderen Mitbewerber: eBook.de.

Im Oktober 2012 wurde Libri.de zu eBook.de umgewandelt. Noch im gleichen Jahr konnte der Händler mit dem Sony PRS-T2 einen tollen Erfolg einfahren: Der eBook Reader hat sich (völlig zu Recht) sehr gut verkauft. Obwohl es zu dem Zeitpunkt bereits eReader mit eingebauter Beleuchtung gab, war die Frontbeleuchtungstechnik zum damaligen Zeitpunkt zumindest teilweise durchwachsen. Besonders die Probleme mit dem ersten Kindle Paperwhite dürfte so manchen Interessenten vor der unausgereiften Frontbeleuchtung abgeschreckt haben. Gleichzeitig haben laufende Preisaktionen und die weihnachtliche Partnerschaft mit Tchibo dabei geholfen, den Sony PRS-T2 attraktiver zu machen.

Doch dann kam im Jahr 2013 der Tolino Shine zum Kampfpreis von nur 99 Euro auf den Markt. Im April musste eBook.de den Preis des Sony PRS-T2 dann ebenfalls notgedrungen auf 99 Euro senken (von ohnehin schon reduzierten 119 Euro).

Nachdem es keine offiziellen Verkaufszahlen zum 2013 erschienenen Sony PRS-T3 gibt, lässt sich natürlich nur mutmaßen, dass die Verkaufszahlen in Anbetracht der deutlich härteren Konkurrenz von Tolino, aber auch wegen der verbesserten Frontbeleuchtung (insbesondere von Amazon), schlechter ausgefallen sind als beim Vorgänger. Zumindest anhand der Klickrate hier auf ALLEsebook.de deutet sich diese Marktverschiebung aber recht klar an.

eBook.de stellt sich auf den neuen Mitbewerber ein

Im Grunde kam dann im Januar 2014 auch die Bestätigung dafür, denn während eBook.de den eBook-Absatz im Jahr 2013 um 80 Prozent steigern konnte, wurde der Tolino Shine in einer Kundenumfrage bereits am zweithäufigsten als beliebtestes Lesegerät genannt. Obwohl der Tolino Shine ePub-Dateien verschiedener Anbieter nutzen kann, so sollte man doch meinen, dass Inhalte in erster Linie bei der Tolino-Allianz gekauft würden. Dass es der Tolino Shine sogar den länger aktiven Mitbewerber Kobo hinter sich lässt, der das deutlich kleinere deutschsprachige eBook-Angebot hat, spricht Bände.

Tolino Shine Einrichtung bei eBook.de – sogar mit Video. Eine ähnliche Hilfe zu den PocketBook Geräten sucht man vergeblich.

Dass eBook.de den schnell gewachsenen Marktanteil des Tolino Shine zu spüren bekommt, zeigt die Einrichtung einer eigenen Hilfe-Seite im Servicebereich. Dort wird beschrieben wie man den Tolino Shine (und Tolino Vision) einrichtet und man damit bei eBook.de einkaufen kann. Dabei ist erstaunlich, dass es für die im Sortiment befindlichen PocketBook-Geräte keine solche Hilfe-Seite gibt.

Wie lange die Tolino-Seite bereits online ist, kann ich nicht Sicherheit sagen, allerdings ist das darauf befindliche YouTube Video seit 2. April 2014 verfügbar und im Quelltext der Seite lässt sich als Datum für die zuletzt stattgefundene Modifikation der gleiche Tag ablesen. Auch im Web-Archive existiert die Seite erst seit April. Man darf also annehmen, dass die Tolino-Hilfe noch nicht allzu lange existiert.

Unpraktisch: Am Tolino Shine (und Vision) gibt’s keine Möglichkeit Lesezeichen im Browser anzulegen. Die Funktion wurde wohl genau aus dem Grund entfernt (eigentlich gehört es zur Basisfunktionalität des Android-Browser), damit man sich als Tolino-Nutzer nicht auch schnell bei anderen Shops mit Lesestoff eindecken kann.

Sony PRS-T4 oder ein anderes Zugpferd für 2014?

Update: Sony hat sich vom Buchmarkt verabschiedet, sodass der PRS-T3 der letzte eReader des Unternehmens war. Weitere Informationen dazu findest du hier

Libri bereitet in nächster Zeit in Zusammenarbeit mit dem unabhängigen Buchhandel einen eBook-Shop vor, der insbesondere als Gegengewicht zu Amazon aufgestellt werden und den kleineren Buchhändlern bessere Möglichkeiten bieten soll. Da das Ganze aber wohl auch in Konkurrenz zur Tolino-Allianz steht, sollte man die eigens eingerichtete Tolino-Seite nicht als Hinweis deuten, dass eBook.de den Shine oder Vision ins Sortiment aufnehmen könnte. Stattdessen sollte man die Sache als das sehen, was sie ist: Eine Reaktion auf die neuen Marktgegebenheiten.

Man darf gespannt sein, wie die Sache weitergehen wird, denn sollte Sony in diesem Jahr wieder auf einen beleuchteten eBook Reader verzichten, dann wäre das auch für eBook.de ein harter Schlag. Das gesamte Angebot ist im Grunde auf den Verkauf der Sony Geräte ausgerichtet. PocketBook spielt (wie erwähnt) offensichtlich nur eine untergeordnete Rolle und ansonsten gibt es nicht viele konkurrenzfähige Alternativen.

Bildquelle: eBook.de

Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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