Tolino

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Die Marke Tolino ist der jüngste Neuzugang am deutschen eBook Reader Markt. Es handelt sich um einen Zusammenschluss verschiedener Buchhändler und Unternehmen. Zum Start waren dies großen deutschen Buchhandelsketten Thalia, Weltbild und Hugendubel, sowie Club Bertelsmann und die deutsche Telekom. Die Telekom zeichnet sich für die technische Entwicklung verantworlich.

Im Oktober 2014 wurde der Buchgroßhändler Libri außerdem als neuer Partner der Allianz auf der Frankfurter Buchmesse präsentiert, was zugleich auch der größte deutsche Neuzugang seit dem Start der Marke ist. Damit haben auch unabhängige Buchhändler die Libri für ihren Online-Shop nutzen auch erstmals die Möglichkeit erhalten, die Tolino eBook Reader und das eBook-Angebot anzubieten. Verhandlungen die den unabhängigen Buchhandel als Ganzes in das Tolino-Unterfangen miteinbeziehen sollten, waren zuvor gescheitert.

Der erste eBook Reader der Allianz ist der Tolino Shine. Das Gerät wurde im ersten Halbjahr 2013 vorgestellt und konnte zum Start mit aktueller Hardware und einer eingebauten Beleuchtung überzeugen. Kritik musste sich allerdings die Software gefallen lassen, denn der Funktionsumfang war zum Erscheinen des eReaders vergleichsweise gering. Zur Frankfurter Buchmesse 2013 wurde das Modell bereits aktualisiert, wobei der alte Name aufgrund der nur relativ geringen Neuerungen beibehalten wurde. Der neue Tolino Shine nutzte nun allerdings ein E-Ink Pearl Display mit Regal-Technik (was für weniger Ghosting sorgt). zusätzlich wurde die Software überarbeitet und der Umfang deutlich erweitert. Der größte Kritikpunkt am Geräte wurde damit beseitigt, wenngleich man in Hinblick auf den Funktionsumfang allerdings weiterhin nicht mit den alten Hasen Amazon, Kobo oder PocketBook mithalten konnte. Das sollte aber kein allzu großes Problem werden, denn die Kernfunktionalität war ab diesem Zeitpunkt ordentlich und zusammen mit einer großangelegten Werbekampagne, die den Shine als Kindle-Konkurrent positioniert hat und dem damals relativ niedrigen Verkaufspreis von 99 Euro war der eBook Reader ein großer Erfolg.

eBook Reader ein voller Erfolg

Die Buchhandelsallianz konnte damit schnell an Marktanteilen gewinnen und machte sich auch außerhalb Deutschlands schnell einen Namen. Der Marktanteil bei den eBook-Readern lag im Mai 2014 bei rund 12 Prozent, womit man es in kurzer Zeit direkt auf den zweiten Platz hinter Amazon geschafft hat. Als großer Vorteil gegenüber dem US-Versandriesen hat sich in dieser Hinsicht auf jeden Fall der Verkauf der Lesegeräte im stationären Handel erwiesen. Tatsächlich wurden laut Thalia 80 Prozent der eReader über die Filialen verkauft – ein Kanal den Amazon nicht bedienen kann.

Weniger erfolgreich dürften die zeitgleich mit dem Tolino Shine Facelift vorgestellten Tablets gewesen sein. Das Tolino Tab 7″ und Tab 8,9″ wurden bereits nach relativ kurzer Zeit im Preis gesenkt um schließlich im Sommer 2014 nochmals deutlich vergünstigt abverkauft zu werden.

Im ersten Halbjahr 2014 wurde relativ überraschend ein weiteres eBook Reader Modell vorgestellt, das auf den Namen Tolino Vision hört. Das Gerät nutzt die modernere E-Ink Carta Bildschirmtechnik sowie eine völlig neue Optik. Der Preis von 129 Euro war aber direkt zum Start höher als beim Shine. An der Software wurden abgesehen von ein paar kleineren Optimierungen keine großen Änderungen durchgeführt.

Auch der Vision wurde nach bereits 6 Monaten überarbeitet und auch diesmal wurde das neuere Modell auf der Frankfurter Buchmesse (2014) präsentiert. Dieses Mal behielt das neue Gerät aber nicht den exakt gleichen Namen. Um Verwechslungen zu vermeiden, hört der neue eBook Reader auf die Bezeichnung Tolino Vision 2. Auf den ersten Blick scheinen die Änderungen nicht allzu groß zu sein, letztendlich haben sich aber doch eine Reihe verschiedener Dinge verändert, weshalb der Zahlenzusatz auf jeden Fall seine Berechtigung hat.

Da ist zunächst der Wasserschutz zu nennen: Der Vision 2 nutzt eine Nanoversiegelung um die empfindliche Elektronik vor Wasser zu schützen. Damit kann man auch in Wassernähe lesen, ohne sich allzu große Sorgen machen zu müssen. Als weitere Neuerung ist eine neue Blätterfunktion zu nennen (Tap2Flip) und auch der Bildschirm wurde sichtbar besser.

Zusammen mit dem neuen eBook Reader hat die Tolino Allianz auch ein neues Tablet vorgestellt. Das 8 Zoll große Gerät nutzt die gleiche Optik wie der eReader und ersetzt die beiden bisherigen Modelle. Ganz offensichtlich ist die Umstellung auf ein einzelnen Tablet-Modell ein Zugeständnis an die schwierige Marktsituation.

Wachstum, Aussicht und internationale Expansion

Ein wichtiger Schritt am Weg der Tolino Partner war die Ausweitung des Angebots über die DACH-Grenzen (Deutschland, Österreich, Schweiz) hinaus. Schon zum Start des Unterfangens haben einzelne Tolino-Verantwortliche vorsichtig durchblicken lassen, dass man auch in anderen europäischen Märkten aktiv werden möchte.

Mit dem Angebot des Tolino Shine in Belgien wurde im Juli 2014 schließlich der erste und wohl wichtigste Schritt gemacht. Im September wurde bekannt, dass auch in den Niederlanden durchgestartet werden soll und das italienische Marktdebüt wurde auf der Frankfurter Buchmesse 2014 angekündigt. Ein Start in Frankreich dürfte ebenfalls angedacht sein, denn die Bedienoberfläche des Vision 2 unterstützt Französisch bereits.

Damit entwickelt sich die Tolino-Allianz auch außerhalb Deutschlands zu einem gewichtigen Konkurrenten für Amazon, denn nicht nur hierzulande ist die Kritik am Versandriesen groß. Allerdings gilt für den deutschen Markt zu bedenken, dass die Tolino-Partner trotz der eBook-Zusammenarbeit grundsätzlich weiterhin in Konkurrenz zueinander stehen. Auch wenn der Tolino-Marktanteil insgesamt sehr respektabel in die Höhe geschossen ist, so ist der jeweilige Anteil der einzelnen Anbieter natürlich deutlich kleiner. Im Gegensatz dazu teilt sich Amazon den großen Marktanteil mit niemandem.

Dennoch: In Seattle (Firmensitz von Amazon) wird man die Entwicklung in Deutschland und Europa mit einem wachsamen Auge verfolgen. Es ist das erste Mal, dass ein Konkurrent so schnell an Moment gewinnen konnte und sich damit erfolgreich gegen das wachsende Monopol des Versandriesen am eBook-Markt stemmt.

Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren