Sony PRS-350

Der PRS-350 ist ein handlicher 5 Zoll eReader mit kontrastreichem E-Ink Pearl Display und Infrarot-Touchscreen.

Steckbrief

Der Sony PRS-350 ist der zweite und letzte 5 Zoll eBook Reader des japanischen Elektronikkonzerns. Dabei setzte das Unternehmen mit E-Ink Pearl Technik und einem Infrarot-Touchscreen auf eine ebenso gute Austattung wie bei größeren Bruder PRS-650. Allerdings musste man auf eine Audiounterstützung verzichten und in unserem Test konnte auch die Akkulaufzeit nicht vollends überzeugen.

Im wichtigsten Bereich ließ der PRS-350 jedoch seine Muskeln spielen. Der hervorragende E-Ink Pearl Bildschirm sorgte entsprechend des guten Rufs für ein ausgezeichnetes und entspanntes Lesevergnügen. Dank der kleinen Displaysdiagonale war auch die Alltagsnutzung besonders praktisch. Ebenfalls überzeugen konnte die Darstellung der unterstützen Formate, insbesondere von PDF-Dateien. Somit glänzt der PRS-350 als reiner eBook-Reader im handlichen Format.

Trotzdem ließ uns der PRS-350 etwas enttäuscht zurück. Der Preisunterschied zum größeren, besser ausgestatteten PRS-650 war einfach zu gering, um die Unterschiede und die leichten Abstriche in der Verarbeitungsqualität zum großen Bruder zu rechtfertigen. Der Sony PRS-350 konnte sich zwar ein „gut“ als Testurteil sichern, am Preis-Leistungs-Award rauscht er jedoch deutlich vorbei.

Für all jene, denen der PRS-650 doch etwas zu teuer ist und der reine Lesekomfort bei handlichem Ausmaß im Vordergrund steht, war der PRS-350 aber auf jeden Fall einen Blick wert sein. Insbesondere wenn der eReader als Buchersatz zum Einsatz kommen soll und Extras nicht wesentlich sind, führte 2010 in der Kompaktklasse kein Weg am Sony PRS-350 vorbei.

Mittlerweile ist das Modell nicht mehr erhältlich und bekam auch keinen Nachfolger mehr spendiert. Die nächste Sony eReader-Generation wurde mit dem PRS-T1 eingeläutet, der auch gleichzeitig die einzige Neuvorstellung des Unternehmens war.

Testbericht

Das kleinformatigste Mitglied der aktuellen Sony eBook Reader Reihe stellt der PRS-350 Pocket Edition (mit nur 5 Zoll großem Display) dar. Ob der kleine Bruder mit seinem hervorragenden Vorbild PRS-650 (hier getestet) aus gleichem Hause mithalten kann oder nicht, zeigt unser Test.

Die Vorgängerserie von Sony sollte bereits den Durchbruch einer neuen eReader-Generation mit Touchscreens einleiten. Als kompromissloser Fortschritt konnte diese jedoch nicht bezeichnet werden, denn für die neu hinzugekommene Touchscreen-Funktion musste ein hoher Preis bezahlt werden: ein stark spiegelndes Display mit vergleichsweise schwachem Kontrast, verursacht durch den Touchlayer. Somit war einer der Hauptvorteile der eInk-Displays verloren und viele konnten sich mit der Touchscreen-Innovation nicht anfreunden. Nun startet Sony einen neuen Anlauf mit neuer Technologie, und diesmal scheinen die Weichen auf Erfolg zu stehen …

Sony PRS-350 im Standby

Unboxing

Mit schlichter Ausstattung wird der PRS-350 geliefert. Lediglich ein einsames USB-Kabel findet sich neben dem Reader in der Verpackung. Die Bedienungsanleitung ist bereits auf dem Reader gespeichert, nur ein wenige Seiten umfassender, gedruckter Quickstartguide soll bei den ersten Schritten behilflich sein. Etwas enttäuschend: eine Hülle, ein Einband oder ein Ladegerät für die Steckdose fehlen. Als Draufgabe wären diese Dinge nett gewesen. Der magere Lieferumfang wird branchenweit langsam zur Gewohnheit und so muss Basiszubehör auch beim PRS-350 teuer nachgekauft werden.

Verarbeitung

Die Verarbeitung des PRS-350 erweist sich als Sony-typisch gut, jedoch wurden bei der neuen Reihe Kompromisse eingegangen. So wird der Reader nicht mehr vollständig von einem hochwertig anmutenden Alugehäuse umfasst sondern dieses ziert nur noch die Front. Die Rückseite besteht nun aus einem samtigen Kunststoff, der zwar nicht ganz so hochwertig aussieht wie ein Metallgehäuse, sich jedoch umso besser anfühlt. Der Reader liegt durch diese Veränderung nun deutlich besser in der Hand und auch das für manche störende, vom Metall hervorgerufene Kältegefühl beim Halten des Geräts ist verschwunden. Sony hat sich somit eindeutig für die Praxistauglichkeit entschieden – die Design- und Stylefetischisten mögen uns verzeihen – ein Schritt den wir begrüßen.

Leider wurde jedoch auch der Rahmen aus Plastik gefertigt. Hier hätten wir uns auf Grund des doch recht hohen Preises einen verchromten Rahmen ähnlich dem des PRS-650 gewünscht, dies hätte den optischen Gesamteindruck doch deutlich aufgewertet. Hier sei jedoch noch anzumerken, dass primär das uns vorliegende silberne Modell mit einem weißen Plastikrahmen ausgestattet wurde, andere Farbvarianten hingegen eine mit der Front farblich abgestimmte Zierleiste erhalten haben. In den Rahmen eingearbeitet ist auch der Stylus, mit welchem Zeichnungen und Notizen angefertigt werden können oder welcher auch hilfreich bei der akkuraten Selektion von Textstellen ist.

Sony PRS-350 (links) im Vergleich zum Sony PRS-650 (rechts)

Die verarbeiteten Tasten sind in Ordnung, wenn auch nicht auf höchstem Niveau. Der Druckpunkt ist gut, die Tasten selbst fühlen sich jedoch für unseren Geschmack etwas zu sehr nach Plastik an. Die Positionierung der Links-Rechts Tasten (welche auch zum Blättern dienen) links unter dem Display ist Geschmackssache und abhängig von der Lesehaltung. Seitlich gesetzte Tasten wie sie z.B. der Amazon Kindle oder auch Sony PRS-505 besitzt, könnten für die ein oder anderen Leser und Leserinnen Ergonomievorteile mit sich bringen. Durch die Touchscreen Bedienung lässt sich allerdings auch optional an anderen Stellen des Geräts weiterblättern.

Der PRS-350 weist ein sehr geringes Gewicht von nur 155g auf – perfekt um auch bei längerem Lesen nicht zu stören. Aufgrund seiner geringen Größe liegt der PRS-350 auch deutlich besser in der Hand als 6-Zoll-Geräte.

Ausstattung

Der PRS-350 unterscheidet sich in der Ausstattung von teureren Sony-eReadern und zielt eindeutig auf den reinen Einsatz als Lesegerät ab. So wurde auf jegliche Form der Audioausgabe verzichtet, Speicherkartensteckplätze sucht man vergeblich. Die einzige Verbindung zur Außenwelt stellt der obligatorische USB-Anschluss (Micro-USB) dar, auf ein WLan Modul oder gar eine 3G-Anbindung wurde verzichtet. Auch ein Lagesensor ist nicht Teil der Ausstattung.

Die Oberseite bietet ausschließlich einen Einschalt-Schieber, welcher den Reader bei kurzer Betätigung in den Schlafmodus versetzt und durch längeres Halten ein- und ausschaltet.

In der rechten oberen Ecke befindet sich der bereits erwähnte Kunststoff-Stift und die Unterseite zeigt den USB 2.0 Anschluss sowie einen Resetknopf.

Display

Das Highlight des PRS-350 stellt wohl das 5 Zoll große eInk-Pearl-Display mit einer Auflösung von 800×600 Bildpunkten dar. Dieses bietet eine wirklich ausgezeichnete Abbildungsleistung mit einem hervorragenden Kontrast. Schriftbild, Grafiken und Symbole werden (auch bei starker Sonneneinstrahlung) gut lesbar und scharf dargestellt, womit sich die nächste Sektion noch weiter befasst.

Schriftbild Sony PRS-350

Lesen & Usability

Der Sony PRS-350 stellt derzeit für den Einsatz als reines Lesegerät wohl eine der besten Optionen dar. eBooks lassen sich hervorragend dank des guten Kontrasts und der reflexionsarmen Displayoberfläche ohne Ermüdungseffekt lesen. Die Abbildungsleistung kommt einem gedruckten Buch tatsächlich schon täuschend nahe. Ein Sonderlob, wenn auch nicht für alle User relevant, verdient das implementierte Wörterbuch, welches durch doppeltes Antippen von Worten eine Übersetzung anzeigt. Dies funktioniert für Deutsch leider nur mit Englisch. Französisch, Spanisch, Italienisch und Niederländisch lassen sich ebenso jeweils nur ins Englische und retour übersetzen.

Weiters bietet das Display eine ausgezeichnete Leistung hinsichtlich der Eingabe. Stellte der Touchscreen des Vorgängers auf Grund des stark spiegelnden Touchlayers noch eher einen Rückschritt denn Fortschritt dar, so wird nun eine neue Technologie eingesetzt, welche deutlich besser geeignet ist. Seitlich in den Rahmen eingearbeitete Infrarotsensoren ermitteln die Eingabeposition und vermeiden somit die Notwendigkeit einer drucksensiblen oder kapazitiven Zusatzschicht. Diese Technik hat sich im Test als durchaus akkurat erwiesen. Mit den Touchscreens moderner Smartphones oder Tablets, welche über kapazitive Touchscreens verfügen, ist das Handling natürlich nicht zu vergleichen, für den Einsatz als eBook Reader jedoch mehr als ausreichend.

Verchromte Knöpfe

Der Seitenwechsel erfolgt sehr schnell durch betätigen der Tasten auf der Vorderseite oder einer kleinen Wischgeste über den Touchscreen. Ebenso einfach lässt sich das Schriftbild vergrößern und verkleinern oder unterschiedliche Anzeigeoptionen wie Kontrast und Helligkeit einstellen. Weiters kann sehr einfach über das Optionsmenü von Hochformat auf Querformat gewechselt werden.

Natürlich besitzt auch das PRS-350 die obligatorischen Lesezeichen- und Notizfunktionen. Diese sind sehr gut in das System implementiert und das Tippen auf dem Touchscreen ist zwar anfangs ungewohnt, geht aber unerwartet leicht von der Hand. Hier kann der PRS-350 eindeutig punkten.

Ergänzend zu diesem Unterpunkt im Test, empfehlen wir auch denselben Unterpunkt im Testbericht des PRS-650 zu lesen. Die Funktionalität ist, ausgenommen der Audiofunktion, gleich.

Kompatibilität

Der Sony PRS-350 unterstützt einige der gängigsten eBook-Formate, wobei lediglich ePUB und BBeB für Digital Rights Management (DRM) geschützte Inhalte von dem Reader angezeigt werden können. Liegen Inhalte ohne DRM vor, so liest der PRS-350 auch PDF-, Word-, TXT- und RTF-Dateien. Die Unterstützung von Grafikdateien im JPEG-, GIF-, PNG- und BMP-Format komplettieren das Gesamtpaket.

Hier zeigt der Reader zwar keine überdurchschnittliche Kompatibilität, punktet aber vor allem mit der Qualität der Anzeige. So meistert er das Sony-eigene BBeB Format sowie ePUB spielend, aber besonders positiv sticht der Umgang mit PDF-Dateien hervor.

Bei der PDF-Reflow-Funktion wird das absolute Layout der PDF-Datei aufgebrochen und an die Bildschirmgröße des Readers angepasst, sodass Zeilenumbrüche wie auch bei anderen Dateiformaten automatisch erfolgen. Jedoch wird noch das ein oder andere Wort unappetitlich abgeteilt. Reicht die Displaygröße z.B. nicht mehr für das „r“ des Wortes „jeder“, wird dieser Buchstabe einfach in die nächste Zeile gesetzt. Logischerweise stört dieser Umstand bei einem 5 Zoll Gerät stärker den Lesefluss als bei dem doch deutlich größeren PRS-650, welcher über die selbe PDF-Reflow Technik verfügt. Wir wollen hier jedoch trotzdem nicht allzu viel an der PDF-Darstellung aussetzen, da diese zur Zeit wohl die Referenz unter den eReadern darstellt und in der Praxis sehr brauchbare Resultate erzielt. Ist es jedoch angedacht eine Vielzahl von PDF-Inhalten mit Tabellen und Bildern auf dem Reader wiederzugeben, so raten wir zu einem größeren Gerät wie z.B. dem Sony PRS-650 oder gar zu einem Kindle DX.

Akkulaufzeit

Die Laufzeit des PRS-350 ist eInk typisch deutlich höher als bei Geräten mit LCD-Technologie. Im Vergleich zu anderen eInk-Readern liefert der PRS-350 jedoch eine schwache Leistung ab. In unseren Test hielt der Reader teilweise nur ein Drittel der Zeit, verglichen mit Vorgänger- oder Konkurrenzprodukten. Dies bedeutet zwar immer noch 2000-4000 Blättervorgänge, reicht aber daher in der Regel nicht mehr für zwei umfangreiche Romane.

Software & Synchronisation

Dieser Abschnitt entspricht jenem des PRS-650: Die Installation der Synchronisationssoftware verläuft unkompliziert direkt vom eReader. Die Übertragung der Dateien erfolgt wie gewohnt über USB. Liegt das eBook bereits in einem für das Gerät verwertbarem Format vor, verläuft der Transfer sehr schnell. Müssen Dokumente umformatiert werden (z.B. PDF-Dateien werden zur besseren Lesbarkeit aufbereitet), kann man sich je nach Umfang schon vorab auf Wartezeiten von evtl. sogar mehreren Minuten einstellen.

Das Management über die Sony Reader Library ist denkbar einfach. Es können einzelne Dateien oder ganze Ordner auf das Gerät exportiert werden. Als eBook Store wird deutschen Kunden bzw. Kundinnen Thalia, Libri oder mayersche Buchhandlung vorgeschlagen. Dabei erfolgt der Kauf der eBooks immer über die Homepage des jeweiligen Buchhändlers und nicht direkt über die Sony Software.

Die Verwendung der Synchronisationssoftware ist allerdings nicht zwingend erforderlich, die Dateien können bei bestehender USB-Verbindung auch direkt über den Arbeitsplatz, wie von jedem USB-Stick gewohnt, übertragen werden können. Wir empfehlen jedoch insbesondere bei Einsatz vonPDF-Dateien die Synchronisationssoftware zu verwenden, da dies die Prozessorauslastung des Readers zumindest beim ersten Öffnen und der Schriftgrößenumschaltung verringert und folglich den Akku schont.

Der PRS-350 passt gut in eine Jacken-, Sakko-, oder Handtasche

Fazit

Der PRS-350 ist wahrlich kein Ausstattungswunder und präsentiert sich trotz des hohen Preises mit mageren Extras. So sucht man vergeblich nach WLan, 3G, Audiosupport oder Lagesensor und auch die Akkuleistung weiß nicht zu begeistern. Im Hauptaufgabenbereich lässt er jedoch seine Muskeln spielen. Ein hervorragendes eInk-Display mit Touchsensoren bringt ausgezeichnetes und entspanntes Lesevergnügen bei guter Nutzbarkeit im Alltag mit sich. Besonders überzeugen konnte die Darstellung der unterstützen Formate, insbesondere von PDF-Dateien. Somit glänzt der PRS-350 als reiner eBook-Reader im handlichen Format.

Trotzdem lässt uns der PRS-350 etwas enttäuscht zurück. Der Preisunterschied fällt einfach zu gering aus, um die Unterschiede in Ausstattung und die leichten Abstriche in der Verarbeitungsqualität zum großen Bruder PRS-650 zu rechtfertigen. Der PRS-350 kann sich zwar ein „gut“ als Testurteil sichern, am Preis-Leistungs-Award rauscht er jedoch deutlich vorbei.

Für all jene, denen der PRS-650 doch etwas zu teuer ist und der reine Lesekomfort bei handlichem Ausmaß im Vordergrund steht, sollte der PRS-350 aber auf jeden Fall einen Blick wert sein. Insbesondere wenn der eReader als Buchersatz zum Einsatz kommen soll und Extras nicht wesentlich sind, führt in der Kompaktklasse zur Zeit wohl kein Weg am Sony PRS-350 vorbei.

Fotos

Datenblatt

Technische Daten: Sony PRS-350
AllgemeinHerstellerSony
Markteinführung2010
Verfügbare FarbenBlau, Silber, Pink
Wassergeschütztnicht bekannt
GrößeMaße145 x 104,3 x 8,5 mm
Gewicht155 g
DisplayDisplaytechnologieE-Ink Pearl
Displaygröße5 Zoll
Displayauflösung800 x 600 Pixel
Pixeldichtenicht bekannt
Farbtiefe16 Graustufen
Touchscreenja, Infrarot
Eingebaute Beleuchtungnicht bekannt
Blaulichtreduktionnein
Plane Frontnicht bekannt
VerbindungenUSBja, USB 2.0 (Micro USB)
Bluetoothnein
WLannein
GSM / UMTSnein
SpeicherInterner Speicher2 GB
Speicherkartenerweiterungnein
FunktionenBetriebssystemLinux
Lautsprechernein
Text-to-Speechnein
Blättertastennicht bekannt
Unterstützte Dateiformate

EPUB, PDF, Word, TXT, RTF, BBeB (*2), JPEG, GIF, PNG, BMP

Unterstützte DRM-Dateiformate

EPUB (Adept), BBeB (Marlin)

SonstigesAkkulaufzeit / Akkukapazität~2000-4000 Seitenwechsel oder 2 Wochen
Lagesensornein
Integrierter eBook Storenicht bekannt
Sonstiges

Integriertes Wörterbuch

Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren