Wird der Kindle Paperwhite 3G durch ein Premiummodell ersetzt?

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Im November haben wir davon berichtet, dass der Kindle Paperwhite 3G bereits kurz nach dem Marktstart vergriffen war. Damals konnte man vermuten, dass die hohe vorweihnachtliche Nachfrage mit ein Grund für die Verknappung des eBook Readers war. Wie sich nun aber herausstellt, ist das wohl nicht der Fall gewesen, denn auch weiterhin – vier Monate nach dem Start – ist das 3G-Modell nur mit deutlichen Lieferverzögerungen zu haben.

Die Lieferprobleme betreffen dabei nicht nur den deutschen Ableger von Amazon, sondern auch alle anderen länderspezifischen Seiten. Selbst die ansonsten bevorzugte US-Seite bleibt nicht verschont und gibt ein voraussichtliches Lieferdatum zwischen 5 und 7 Wochen an. Doch wie kommt’s?

Amazon legt großen Wert darauf online gekaufte Artikel möglichst rasch an den Kunden zu bringen. Dafür hat das Unternehmen vor Kurzem sogar mit einer testweisen Auslieferung am Sonntag begonnen. Um zu zeigen wie wichtig die schnelle Lieferung ist, hat Amazon vor einigen Monaten sehr werbewirksam auf die Entwicklung von automatisierten Mini-Drohnen zur Auslieferung von kleinen Paketen aufmerksam gemacht. Selbst wenn es sich dabei nur um einen PR-Stunt gehandelt haben sollte (eine Umsetzung ist in nächster Zukunft eher unwahrscheinlich), so unterstreicht das Unternehmen damit zumindest den Anspruch sofort an Ort und Stelle sein zu können bzw. zu wollen. Da verwundert es, dass gerade ein Gerät über welches Amazon selbst die Handhabe hat, nicht lieferbar ist.

3G als Alleinstellungsmerkmal nicht mehr zugkräftig

Das macht natürlich neugierig und lädt wieder mal dazu ein, zu spekulieren: Auch wenn der Kindle Paperwhite 3G dank seiner Mobilfunkverbindung quasi ohne IT-Kenntnisse in Betrieb genommen werden kann, dürfte sich die Beliebtheit aufgrund des Preises von 189 Euro (Wifi-Modell 129 Euro) in Grenzen halten.

3G als Alleinstellungsmerkmal um den Aufpreis zu rechtfertigen, zieht möglicherweise nicht mehr so wie früher. Das mag unter anderem daran liegen, dass immer mehr Billig-Tablet-Hersteller ein 3G-Modul in die Geräte integrieren und damit das Preisbewusstsein steigt. Ebenso gut ist’s aber auch möglich, dass die sich ständig nach unten drehende Preisspirale bei den eBook Readern mittlerweile dafür gesorgt hat, dass viele potentielle Kunden eben nur mehr für ganz besondere Funktionen tiefer in die Tasche greifen wollen.

Was auch immer die Hintergründe für den mäßigen Verkaufserfolg sind, klar ist jedenfalls, dass sich der Kindle Paperwhite 3G deutlich schlechter verkauft als die anderen beiden Amazon eBook Reader. In den Top 100 Elektronikcharts ist das Gerät nämlich nicht vertreten, während Kindle Paperwhite WiFi und Kindle NT seit Monaten auf den Plätzen 1 und 2 verweilen.

Ice Wine als Premium-Modell?

Der Kobo Aura HD beweist, dass ein Premium-Modell auch am eBook Reader Markt funktioniert

Die Gerüchte um den neuen Kindle Paperwhite mit dem Codenamen Ice Wine könnten erklären, warum das aktuelle 3G-Modell nicht auf Halde produziert wird, sondern offenbar in gerade ausreichender Stückzahl um die laufende Nachfrage zu decken.

Ich habe beim Aufkommen der Gerüchte zum neuen Gerät vermutet, dass der Kindle DX abgelöst werden soll. Die Gründe lassen sich hier nachlesen. Wenn man sich nun aber die Liefersituation beim 3G-Modell ansieht und die vermeintlichen Spezifikationen zum Ice Wine eBook Reader, dann wäre es ebenso gut möglich, dass der 3G-Kindle durch ein anderes Premiumgerät ersetzt werden soll.

Eine solche Positionierung als Premium-Modell würde auch deshalb Sinn machen, weil die angeblichen Spezifikationen kaum zum aktuellen Einstiegspreis von 129 Euro realisierbar sein dürften. Die Rede ist von einem hochauflösenden Display mit 300 ppi, einem neu gestalteten Gehäuse mit Tasten und einem Helligkeitssensor zur automatischen Anpassung der Bildschirmbeleuchtung.

Dass ein Premium-Modell auch am eBook Reader Markt funktioniert, hat Kobo bereits bewiesen, denn der Aura HD hat sich schnell zu einem beliebten Gerät entwickelt. Der höhere Einstiegspreis war dabei kein Problem für den Verkaufserfolg: In der kurzen Zeit nach seinem Erscheinen hat der Kobo Aura HD 27 Prozent der Geräteverkäufe des Unternehmens ausgemacht.

Es würde mich daher nicht überraschen, wenn Amazon mit dem Ice Wine einen ähnlichen Schritt plant. Laut Techcrunch soll der neue eBook Reader bereits in der ersten Jahreshälfte erscheinen. Man darf gespannt sein.

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Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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