Kindle Paperwhite weiterhin die bessere Wahl?

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Amazon hat vor wenigen Tagen mit dem Kindle Voyage einen neuen eBook Reader vorgestellt und ganz besonders in Hinblick auf den hohen Preis viele Wartende überrascht. Es war zwar schon im Vorfeld spekuliert worden, dass das nächste Lesegerät des Unternehmens im Premium-Segment angeordnet sein würde, allerdings ging zumindest ich dabei eher von einem Preisbereich um 159 Euro aus – bzw. allerhöchstens gleich viel wie PocketBook für den Ultra ausruft. Tja – so kann man sich täuschen. Mit 189 Euro ist der Voyage der teuester aktuell erhältliche 6 Zoll eReader.

Dabei muss man zwar natürlich sagen, dass eBook-Veteranen ein solcher Preispunkt nicht unbekannt ist – früher waren die Geräte sogar noch deutlich teurer – aber eigentlich wurden die Lesegeräte in den vergangenen Jahren kontinuierlich billiger, sodass ein Preissprung wie er jetzt stattgefunden hat, eben nicht erwartet wurde.

So stellt man sich als Kaufinteressent eines Amazon eBook Readers dann natürlich auch unweigerlich die Frage: Ist der Kindle Voyage das Geld wert, oder greift man besser weiterhin zum Paperwhite?

Neue Funktionen auch wirklich (viel) mehr Wert?

Der Voyage stellt ohne Zweifel eine sinnvolle technische Weiterentwicklung zum Kindle Paperwhite dar. Das Display löst höher auf, es gibt eingebaute Tasten, das Gewicht wurde deutlich reduziert und die Beleuchtung ist nicht nur heller, sondern wird auch automatisch reguliert. All das sind jedenfalls klare Pluspunkte gegenüber dem älteren (aber kürzlich aktualisierten) Leuchtmodell von Amazon.

Wenn man sich allerdings das Preis-Leistungs-Verhältnis ansieht, dann verblassen diese Vorteile ein wenig, denn im Grunde handelt es sich dabei zum Großteil um „Nice-To-Have“-Funktionen, die den digitalen Lesealltag zwar sicherlich komfortabler werden lassen, aber wohl kaum so wichtig sind, dass man sie unbedingt brauchen würde. Bisher ist man auch gut ohne einen Helligkeitsensor ausgekommen und die höhere Auflösung wird wohl nur bei kleinen Schriftgrößen oder geringem Leseabstand einen wirklich nennenswerten Vorteil bringen.

Dem gegenüber steht der Kindle Paperwhite zu einem weiterhin sehr günstigen Preis von 109 Euro. Hier spart man sich gegenüber dem Voyage über 40 Prozent des Kaufpreises. Die Abstriche die man dabei im reinen Lesebetrieb machen muss, sind überaus gering, denn weiterblättern kann man mit dem Touchscreen ebenfalls sehr komfortabel, die Ablesbarkeit ist dank E-Ink Carta und gleichmäßiger, kontrastreicher Beleuchtung ausgezeichnet und der Funktionsumfang ist ohnehin fast ident. Bleibt im Grunde noch das höhere Gewicht und die niedrigere Auflösung gegenüber dem neuen Premium-Modell. Ob das den Aufpreis von 80 Euro wert ist?

Kindle Paperwhite führt die Charts an

Ganz offensich nicht für das Gros der Kunden, denn der Kindle Paperwhite befindet sich wieder auf Platz 1 der Elektronikcharts. Nachdem der eReader kurzzeitig vom Fire TV verdrängt wurde, führt das bewährte Leucht-Modell die Liste wieder an. Der Voyage befindet sich seit wenigen Tagen unverändert auf Platz 3. Ob er den Sprung auf den ersten Platz noch irgendwann schafft, darf zumindest zum aktuellen Preis bezweifelt werden.

Es wird jedenfalls interessant sein zu sehen, wie Amazon weiter mit dem eBook Reader Portfolio verfahren will und ob sich das Hochpreissegment einen festen Platz am Markt sichern kann. Immerhin ist der Versandriese nicht alleine mit der Preissteigerung: Der Kobo Aura H2O liegt mit 179 Euro ebenfalls in einer ähnichen Preisregion und auch der PocketBook Ultra ist mit 169 Euro vergleichbar teuer. Ganz offensichtlich sind die Hersteller nicht mehr bereit die Lesegeräte um jeden Preis zu subventionieren, was am gesättigten US-Markt nicht verwunderlich ist, für den deutschen Wachstumsmarkt aber irgendwie schon.

Dementsprechend darf man auch gespannt sein, ob die Tolino-Allianz zur Frankfurter Buchmesse ebenfalls einen (oder zwei) neuen eBook Reader präsentieren wird, der abseits der bisherigen Preisstruktur positioniert sein wird. Sinnvollerweise wäre das einerseits ein günstiges Einsteigergerät (wie der Kindle mit Touch für 59 Euro) und eben ein Premium-Modell mit besonderen Spezifikationen.

Um abschließend die eingangs gestellte Frage zu beantworten: Der Kindle Paperwhite ist in meinen Augen zumindest in Hinblick auf das Preis-Leistungs-Verhältnis weiterhin die bessere Wahl. Spielen die Kosten keine Rolle, dann wird man mit dem Voyage sicherlich ebenso glücklich, wobei unser Testbericht zum Gerät aber noch aussteht. Der folgt aber natürlich rechtzeitig zum Marktstart.

Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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