Boyue Shine T63 als JDRead: Android eReader mit 300 ppi

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Update 2. April 2016: Na, erinnert sich noch jemand an den Boyue Shine T63? Der eReader tauchte im Juni 2015 erstmal auf der Homepage des chinesischen eReader-Spezialisten auf, kam dann aber nie auf den Markt (siehe unten). So wird es auch bleiben, denn der Shine T63 wird zumindest unter diesem Namen offenbar nicht mehr erscheinen. Das Lesegerät wurde durch ein baugleiches ersetzt, das vor kurzem per Crowdfunding unter neuem Namen finanziert wurde: Jetzt heißt der eReader JDRead.

Die technischen Spezifikationen haben sich nicht geändert, sodass man weiterhin ein 300 ppi Display mit E-Ink Carta Technik und Frontbeleuchtung bekommt. Die Auflösung des 6 Zoll Bildschirms beträgt 1440×1072 Pixel. Der interne Speicher ist 8 GB groß und kann per MicroSD-Karte erweitert werden. Die Akkukapazität beträgt 2.800 mAh.

Die Gehäusefront ist auch beim JDRead plan, mit der Ausnahme der beiden neben dem Display sitzenden Blättertasten, bei denen es sich um normale Knöpfe mit Druckpunkt handelt (siehe Bild).

WLan ist selbstverständlich ebenfalls mit dabei und als Betriebssystem kommt wieder Android zum Einsatz. Offen bleibt in welcher Version und ob das System App-Installationen erlaubt.

Wie The Digital Reader berichtet, klappt das beim baugleichen Ridibooks Paper offenbar nicht. So wie es sich bei Icarus Illumina und Inkbook Onyx um neu gebrandete Versionen des Boyue T61 handelt, ist aber auch das Ridibooks Paper nur ein Derivat des JDRead. Gut möglich, dass der koreanische Anbieter die freie App-Installation verhindert, während das chinesische Original und andere Reseller diese Möglichkeit sehr wohl bieten.

Boyue als OEM-Anbieter

Wie bei den bisherigen Boyue eBook Readern darf man auch dieses Mal wieder davon ausgehen, dass es das Gerät früher oder später unter anderem Namen nach Europa schaffen wird. Boyue tritt bereits seit geraumer Zeit als OEM-Anbieter auf. Icarus und Artatech (nachdem diese nun nicht mehr mit Onyx zusammenarbeiten) werden den eReader vermutlich irgendwann unter eigenem Branding anbieten.

Mit Speicherkartenerweiterung

Wann das sein wird, bleibt zum aktuellen Zeitpunkt allerdings völlig offen. Letztendlich wird es sicherlich auch vom zu realisierenden Endpreis abhängen: Der JDRead kostet für Early Adopters, die das Gerät per Crowfunding gekauft haben, 799 Yuan, was einem Preis von rund 110 Euro entspricht. Die Stückzahl war allerdings begrenzt. Der reguläre Preis beträgt 1099 Yuan bzw. was 150 Euro entspricht.

Europäische Anbieter werden hier wohl noch ein paar Euro draufschlagen müssen, sodass eine Markteinführung zum aktuellen Zeitpunkt eher unwahrscheinlich erscheint. Die Konkurrenz durch den günstigen und hackbaren Tolino Shine 2 HD ist dafür (meiner Meinung nach) zumindest in Deutschland und einigen anderen Tolino-Ländern zu groß.

Wie so oft, heißt es somit erstmal: Abwarten und Tee trinken. Zum Weihnachtsgeschäft kann die Sache schon anders aussehen.

Update 5. Dezember 2015: Der Boyue Shine ist noch immer nicht erhältlich. Mittlerweile gibt’s aber eine durchaus brauchbare Alternative. Die beiden neuen Tolino Modelle Shine 2 HD und Vision 3 HD lassen sich nämlich mit relativ geringem Aufwand rooten. So bekommt man vollen Zugriff auf das Android-Betriebssystem und kann auch eigene Apps installieren. Hier spart man sich einen möglichen teuren Import und bekommt zudem noch eine hervorragende Anzeigequalität. Einziger Nachteil: Mit dem Root eines Tolino eReaders könnte man die Garantie verlieren.

Originalmeldung 24. Juni 2015: Die Entwicklung des eBook Marktes ist durchaus erstaunlich: Als der Tablet-Boom seinen Anfang genommen hat, stand die Entwicklung der dedizierten Lesegeräte mit E-Paper-Displays fast still. Beinahe jeder Hersteller hat Geräte auf Basis eines E Ink Holdings Referenzdesigns auf den Markt gebracht, sodass die Unterscheidungsmerkmale zwischen den unterschiedlichen Anbietern technisch nur sehr gering ausgefallen sind. Mittlerweile sieht die Sache aber wieder ganz anders aus.

Seitdem eBook Reader quasi standardmäßig mit einer eingebauten Beleuchtung versehen werden, schreitet auch die Entwicklung überraschend schnell voran. Beleuchtungsqualität, Displaytechnik und Auflösung haben sich in den letzten 3 Jahren laufend verbessert und die Hersteller versuchen immer wieder neue Alleinstellungsmerkmale zu implementieren.

Die jüngste Änderung betrifft die Pixeldichte: Kobo Glo HD und der neue Kindle Paperwhite folgen dem Kindle Voyage, der erstmals im vergangenen Jahr ein 300 ppi „Retina“-Display auf den eReader-Markt gebracht hat.

Aktuell gibt es somit drei eBook Reader mit einem solch hochauflösenden Display. Tolino und PocketBook werden wohl auch noch irgendwann nachziehen. In der Zwischenzeit bringt das chinesische Unternehmen Boyue den T63 in Stellung, wie die beiden gleichnamigen Kollegen von Ink, Bits & Pixels bzw. The eBook Reader berichten.

Boyue Shine, nicht zu verwechseln mit Tolino Shine

Der neue eBook Reader, der auf den Namen „Boyue Shine“ hört, wird ebenfalls über ein 300 ppi Display verfügen. Mit dem Tolino Shine hat das Gerät trotz der Namensähnlichkeit nichts zu tun.

Das aktuelle Modell Boyue T61 ist hierzulande besser unter dem Namen Icarus Illumina oder Artatech Inkbook Onyx bekannt. Boyue tritt also nicht nur am chinesischen Heimatmarkt in Erscheinung, sondern hierzulande auch als OEM-Hersteller.

Wie auch die anderen Lesegeräte des Unternehmens wird der T63 ein offenes Android 4.2 als Betriebssystem nutzen, sodass man Apps nachinstallieren und die Funktionalität des eReaders erweitern kann. Im Test des Icarus Illumina erweist sich diese Möglichkeit besonders für fortgeschrittene Nutzer und Technikratten als sehr praktisch. Aber auch die Grundfunktionalität ist gut (wenngleich hinter der Mainstream-Konkurrenz).

Die restlichen Spezifikationen abseits der Pixeldichte, Displaydiagonale (6 Zoll) und des Betriebssystems sind allerdings noch unklar.

E-Ink Carta oder Pearl?

Auf einer Händlerseite wird angegeben, dass Boyue Shine über einen E-Ink Pearl Bildschirm mit einer Auflösung von 1440×1080 Pixel verfügt. Dass es sich um Pearl-Technik handelt, ist allerdings unwahrscheinlich – es wäre das erste Gerät mit einem solch hochauflösenden Pearl-Display. Und das obwohl die E-Ink Carta Technologie gerade auf dem Vormarsch ist. Wahrscheinlicher ist also, dass es sich um das gleiche Displaypanel handelt, wie bei Kindle Voyage, Paperwhite 3 und Kobo Glo HD – d.h. mit E-Ink Carta Technologie. Dementsprechend würde die Auflösung ebenso 1448×1072 Pixel betragen.

Die Gehäusefront ist plan, wobei unter dem Bildschirm ein offensichtlich kapazitiver Knopf sitzt, seitlich neben dem Display jedoch reguläre Drucktasten. Bisher wurde vermutet, dass es sich bei den Blättertasten ebenfalls um kapazitive Tasten handelt, wenn man jedoch die Belichtung eines der oben gezeigten Fotos anpasst, ist gut zu erkennen, dass es ein normaler Knopf ist:

Am linken Knopf lässt sich aufgrund der Spaltmaße erkennen, dass es sich um reguläre Knöpfe handelt

Das Gewicht wird mit 160 Gramm angegeben, was extrem leicht wäre. Der einzige beleuchtete eBook Reader der ebenfalls in dieser Region liegt, ist der Pocketbook Sense.

Der 8 GB große interne Speicher wird erweiterbar sein, angetrieben wird das Gerät (vom wohl bekannten) Dual-Core-Prozessor sowie 512 MB Arbeitsspeicher. Außerdem besitzt der eReader einen Audioausgang, sodass man (theoretisch) bei kompatiblen Apps die integrierte Android Text-To-Speech Engine nutzen bzw. Musik und Hörbücher anhören kann.

Erscheinungsdatum ungewiss

Tatsächlich klingen die technischen Daten sehr vielversprechend, aber wie wir wissen, kommt es letztendlich auf die praktische Umsetzung an.

Abgesehen davon wird man sich als Interessent hierzulande noch gedulden müssen, bis es das Gerät zu einem europäischen Händler schafft, bei dem etwaige Garantieabwicklungen einfach(er) handzuhaben sind, als wenn man den eBook Reader aus Asien bestellt.

Möglich, dass der Boyue T63 die aktuellen T61-Abkömmlinge pünktlich zum Weihnachtsgeschäft ablöst oder zusätzlich (zu einem höheren Preis) dazu angeboten wird.

Noch bevor Kindle und Tolino in Deutschland an den Start gegangen sind, hat Chalid seinen ersten eBook Reader im Jahr 2007, aus Begeisterung an der Technik, aus den USA importiert. Als Mitbegründer und Chef-Redakteur hat er seit der Gründung von ALLESebook.de, im Jahr 2010, inzwischen über 100 eReader zahlreicher Hersteller getestet. Mehr erfahren
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